Kollege Thorsten ist ein netter. Wie sein h-loser Namensvetter aus Paderborn. Neulich sind wir am Stand jedoch fast aneinandergeraten. Also jetzt nicht ernsthaft. Es begann damit, dass wir an meinem Auto standen, Thorstens Wagen stand ein drei Plätze weiter vorne in der Schlange. Ein älterer Mann kam an und fragte, wer von uns ein Fahrrad mitnehmen könnte. Ich hab auf meinen Wagen gedeutet und einfach reflexmäßig geantwortet, dass bisher alle reingepasst hätten, man es aber einfach versuchen müsste, da es immer schwierig sei.
„Ja wissense, ich muss nach Müggelheim.“
Yeah! 30 €! Da moserte Thorsten:
„Naja, eigentlich steh ich ja vor Dir …“
Was eher als kleiner Neck gedacht war, sorgte nun dafür, dass der etwas ratlose Kunde sofort umschwenkte und mit Thorsten fahren wollte. Der Fairness halber. Jetzt, ein paar Tage später, kann ich da sehr gut drüber lachen. Klar, so eine gute Tour hab ich in der ganzen Schicht nicht mehr bekommen. Aber es war ja nicht aller Tage Abend. Am vergangenen Samstag stand ich dann an der Pole Position, Thorsten hinter mir. Wir quatschten und es kamen drei Mädels an. Mit einer nicht schlechten Tour nach Charlottenburg. Thorsten und ich unterstützten uns gegenseitig bei der Preisfindung, woraufhin die Mädels bei Thorsten mitfahren wollten. Der – vielleicht noch schuldbewusst vom letzten Mal – verwies darauf, dass ich erster sei, sie es sich aber aussuchen konnten.
Ich hatte das Gefühl, ich wäre den Mädels etwas unheimlich, weswegen ich gleich gesagt habe:
„Hey, es ist eure Wahl. Ihr könnt gerne mit meinem Kollegen fahren, wenn ihr wollt.“
„Hmm, ja uns ist es auch egal. Entscheidet ihr euch!“
Während ich überlegte, wie wir das nun angehen sollten, ohne dass wir wie streitlustige Taxler oder wie unwillige Dienstleister aussehen, trat eine junge Frau an mich heran:
„Sagen sie, was kostet es denn nach Fürstenwalde?“
Ich hab – als Umland-Unwissender – Thorsten angesehen und der antwortete recht beiläufig:
„100 Euro so in etwa.“
„Und das wird auch nicht mehr?“
„Nee, hundert sind schon ok.“
„OK, gut.“
Sprach’s und ging zu meinem Auto. Ich hab von Thorsten nur noch eines gehört an dem Abend:
„Orrr nee!“
Aber hey, er hatte schließlich auch eine gute Tour … 😉
Die Fahrt nach Fürstenwalde war letztlich sehr entspannt und hat mir einen echt bombastischen Schichtabschluss geliefert. Ein wenig schade war, dass die Tour natürlich nur aus der Not geboren wurde und die junge Frau alles andere als gute Laune hatte. Nicht nur das – kurz bevor wir ankamen, stellte sich sogar heraus, dass die Fahrt im Grunde völlig umsonst war. Zu meiner Freude allerdings eben nicht kostenlos. Die 100 €, die Thorsten genannt hatte, waren auch ein guter Wert. Da ich lieber schnell als kurz gefahren bin, hatte ich am Ende ein paar Kilometer über, aber nicht dramatisch viele. Und meiner Kundin war das letzten Endes ohnehin alles zu viel …
Ich nehme jetzt als Moral der Geschichte einfach mal raus, dass man sich nicht um Fahrgäste rangeln sollte 😉
ach wie geil 😀
der Blog ist ziemlich unterhaltsam, auch wenn ich weder Taxifahrer noch Mitfahrer bin 😉
Stimme dir voll zu, Sash. Ich steh‘ auf dem Standpunkt: Wer sich um Fahrgäste rangelt, den hat das Schicksal in Form von Frau Fortuna irgendwann einfach nicht mehr lieb und verurteilt einen zu kurzen Fahrten.
Mag ja eine sich selbsterfüllende Prophezeiung sein, aber ich habe irgendwie den Eindruck gewonnen über die Jahre, wenn ich nicht nach Fahrten geiere wie blöd, obwohl die Geleegnheit sich bietet, krieg ich binnen kurzem so ein richtiges Zuckerbonbon von Tour geliefert. 🙂
Hachja, manchmal muss man Glück haben 🙂
@Dean:
Danke! 😀
@MsTaxi:
Das ist sicher selbsterfüllend, bzw. ein Wahrnehmungsfehler. Aber immerhin heißt es auch, dass man solche Fahrten trotzdem irgendwann bekommt. Und das ist doch auch schon mal schön 🙂
@Blogolade:
Eben. Arül – weil muss! 🙂
[…] gesagt: Die Tour nach da draußen war – abgesehen von der Laune – recht nett. Ich hatte allerdings, wie ich unterwegs […]
So schnell wird eine gute Tour zu „einmal um die Ecke“ 😀
Solange du so bleibst, wie du hier im Blog schreibst, wird Frau Fortuna dir glaub ich immer mal wieder eine Fahrt vom Ostbahnhof nach Babelsberg rüber wachsen lassen. (Wie wäre es mit Frankfurt/Oder; natürlich mit garantierter Rückfuhre?)
Wieviel sind denn ‚ein drei‘ Plätze?
Ist das wieder so ne unangenehme Situation, wo das Raum-Zeit-Kontinuum mitten in ner Raucherpause reisst?
Passiert mir auch nie ständig oft.
@Michi:
Allerdings. Kann den Kollegen da auch voll verstehen. 😉
@Dicker Mann:
Hoffen wir es mal …
@Nick:
So in etwa.
da brauchst du dich nicht zu bedanken 😀
ich habe schon einige blogs gelesen, aber keiner war so unterhaltsam, und für mich exotisch, wie GNIT 😉
[…] hatte dann nur beiläufig erwähnt, dass ich vor kurzem auch in Fürstenwalde gewesen wäre, leider mit einer eher unzufriedenen Kundin, die dem Hunni sehr hinterhergeweint hätte. Der Sieg […]