Dreisprung

„Six people?“

Diese Anfrage ist immer schön. Bedeutet sie doch, dass selbst die stursten Kollegen nicht sauer sind, wenn ich diese Tour von hinten in der Schlange annehme. Aber gut, es war am Berghain, da geht es ohnehin fast immer schnell.

6 Spanier, alle guter Laune, dennoch voll der Fragen, weswegen sie nicht in den Club gekommen sind. Naja, man gewöhnt sich dran …
Sie wollten zum Club der Visionäre, was dank Großraumzuschlägen und der gesperrten Oberbaumbrücke sogar eine recht annehmbare 12€-Tour war.

Dort angekommen waren sie voller warmer Dankesworte, aber natürlich ohne deswegen an Trinkgeld zu denken. Ich nahm es gelassen und freute mich lieber darüber, dass am Club der Visonäre nur ein weiteres Taxi stand und hab mich eingereiht. Vielleicht würde ja gleich …

Ich konnte kaum zu Ende denken, denn plötzlich stand die Truppe wieder vor mir. Auch hier wollte man sie nicht reinlassen, ob wir nicht zum Matrix fahren könnten. Na klar! Nochmal locker 8 € und auf dem Silbertablett serviert noch dazu. Das lief doch gleich ganz anders als mit dem Typen zum Ostbahnhof ein bisschen früher!

Als mir bei all der Hektik ums Rauslassen der hintersten Reihe, die Bezahlung und die abartige Verkehrssituation vor Ort gleich wieder Leute eingestiegen sind, wollte ich zunächst noch protestieren – sah dann aber, dass alle Kollegen dort plötzlich auch schon besetzt waren. Das kann man mal Glück nennen! Waren dann zwar nur noch 5 €, aber alles in allem nicht schlecht für eine halbe Stunde. Viele glauben wahrscheinlich, dass es bei uns immer so läuft. Schön wäre es …

Dicke Luft

…und zwar ganz dicke.

Ich war froh, in der Nacht noch Winker zu haben, so häufig waren sie nämlich nicht. Diese beiden allerdings waren eher speziell. Man kriegt im Taxi ja eine Menge mit von den Leuten, auch vieles, das man eigentlich nicht unbedingt hätte mitkriegen wollen.

Aber gut, zunächst stiegen sie ein und er nannte ein Fahrtziel. Ich schätzte Pi mal Daumen einen Betrag von 10 €, eine angenehme mittellange Tour. Wie üblich fragte ich dann nach, ob für heute die Party schon zu Ende sei, bekam dieses Mal aber statt einer fröhlichen Antwort ein scharfes:

„Keine Nachfragen!“

von ihr an den Kopf geworfen. Alles klar, kein Problem. Bin ich halt ruhig. Auch wenn viele das nicht glauben – auch das kann ich. Und während ich schwieg, begann sie hinter mir zu heulen. Gut, dass ich nicht einmal nachfragen durfte, da hatte ich nämlich auch gar nicht so große Lust drauf. Ich hab mich aufs Fahren konzentriert und gar nicht wirklich mitbekommen, welche Rolle er bei der ganzen Sache gespielt hat. Ein bisschen sah es zwar nach Beziehungskrise aus, aber ich weiß es bis heute nicht.

Eine denkwürdige Szene ereignete sich dann nicht einmal einen Kilometer von ihrem Ziel entfernt. Sie wollte nun, dass ich anhalte, er meinte, wir würden weiter fahren. Wie üblich hab ich klargestellt, dass ich schon irgendeine Form von Kompromiss brauchen würde. Naja, am Ende standen wir da und er ließ sie sogar zu seiner Seite hin aussteigen. Sie beharrte darauf, zu laufen und bezahlte die 9,20 € auf der Uhr auch gleich mit einem Zehner. Für die traurige Nacht sogar ein recht stattliches Trinkgeld. (Ja, war eine miese Nacht …)

Aber er war mindestens so stur wie sie und wollte weiterfahren. Ins Stadium einer vernünftigen Diskussion hat es dieses Gespräch nie gebracht: Sie blieben beide bei ihrer Meinung und am Ende stieg er wieder ein und bat mich, weiterzufahren, ungeachtet ihrer Bitte, doch zusammen den Rest zu laufen. Ich hätte ihm gerne den Tipp gegeben, dass er sich damit ganz offensichtlich erheblichen Ärger einhandelt, aber ich hab dann beschlossen, dass es mich eigentlich nichts angeht.

Also bin ich losgefahren.

Sie trat immerhin nicht gegen mein Auto, sondern blieb bedröppelt und frustriert stehen. Konnte ich ihr nicht verübeln, aber in dem Moment war ich einfach froh, nur Taxifahrer zu sein und nicht verantwortlich für das, was Menschen sich gegenseitig antun. Also los!

Seine Aussagen ließen mich ebenso im Unklaren wie alles andere zuvor:

„Tut mir auch leid, dass Du jetzt Zeuge werden musstest, von dem was hier passiert ist.“

Am Ende stand die Uhr bei 10,20 €.

„Wat kriegste?“

„Na mindestens 20 Cent. Aber im Ernst: Der Rest der Fahrt hat genau einen Euro gekostet.“

„Stimmt so.“

Sprach’s und reichte einen Fünfer herüber. Trinkgeld? Schmerzensgeld? Schweigegeld? Mir egal. Und auf dem Rückweg hab ich versucht, die offenbar in hasserfüllte Selbstgespräche vertiefte und mit den Armen wild umherfuchtelnde Frau zu ignorieren, die mir entgegen kam. Dass sie kein Taxi wollte, wusste ich ja …

„Yeah, Ostbahnhof!“

Das war das letzte was ich dachte – denn vom Berghain aus ist das nur ungefähr so eine gute Tour wie zum Berghain von selbigem aus. Aber das ist simpelste Mathematik und selbst zu der war mein Fahrgast nicht mehr wirklich fähig. Mit Ausnahmen, wie die Geschichte noch zeigen wird.

Er wollte also zum Ostbahnhof. Wie gesagt: Nicht gerade die Tour, die ich mir vom Berghain erhofft hatte – aber sowas passiert einem ja öfter mal. Also nur mal vorsichtig nachgehakt, ob er wisse, dass das nur ein paar Meter ums Eck ist.

„Yeah, Ostbahnhof!“

Wie dem auch sei. Ich sattelte die Pferde und während ich den jungen Kerl so ansah, war mir klar, dass der wirklich gar nix mehr gebacken kriegt. Wie der vom Bahnhof aus weiter wollte – echt keine Ahnung. Aber gute Miene zum bösen Spiel zu machen, lernt man ja schnell.

„Und, Party vorbei für heute?“

„Ostbahnhof!“

„Ja, schon klar. Ach so, wo denn genau? Haupteingang?“

„Yeah, Ostbahnhof!“

Ich hätte ihn wahrscheinlich fragen können, wo er geboren ist und er hätte mit „Ostbahnhof“ geantwortet. Ich hab’s aber nicht ausprobiert. Dort angekommen befürchtete ich erst, er würde versuchen, ohne zu bezahlen, davonzufallen – oder wie immer man diese Fortbewegungsart nennt. Aber er musste nur aussteigen, um an seine Taschen zu kommen. Dann nestelte er los und ich sah gleich, dass er mit einer Bankkarte oder so gleichzeitig einen gefalteten Schein in der Hand hielt, während er weiter suchte. Ich weiß nicht, wie das den Kollegen geht, aber ich bin immer erstmal erleichtert, wenn ICH weiß, wo das Geld ist. Das restliche Graben führte zu nichts, also hielt er mir schwankend den Schein hin und fragte:

„Hammsevleichwexeldings?“

Einhundert Euro.

Sorgen hat mir das gar nicht bereitet, aber dass er nicht mal nachgefragt hat, hab ich ihm auch nur durchgehen lassen, weil er es offensichtlich nicht mehr konnte. Ich hab ihm mitgeteilt, er hätte Glück. Dann hab ich hier und da das Wechselgeld ausgegraben und ihm erstmal die Scheine hingehalten:

„Hier, das sind schon mal 95.“

„Dasisalles?“

„Nee, genau genommen kriegste noch 60 Cent, aber ich muss ja auch erst mal an meine Münzen.“

„Fümmswansich?“

Sprach’s und wedelte mit einem breit gefächerten Bündel, das schon auf den ersten Blick zwei Zwannis und einen Fuffi enthielt.

„Junge, das sind 95. Fünf. Und. Neunzig.“

Hat er dann auch akzeptiert. Kurz hatte mein böses Ich die Überlegung, was ich ihm alles hätte in die Hand drücken können …

Die 60 Cent wollte er dann auch noch. Is ja klar. Hat sich damit gut eingereiht in diese Nacht, in der der Median meiner Trinkgelder bei 20 Cent lag …

Hauptstadtflughafen

oder doch nur Kindergarten?

Dass beim neuen Flughafen in Schönefeld in letzter Zeit alles schief geht, was schief gehen könnte, ist ja kein Geheimnis. Spätestens seit der Eröffnungstermin kurz vorher mal eben um knapp ein Jahr verschoben wurde und ständig herumdiskutiert wird, wer nun woran schuld sei und was das alles wieder kostet, hab ich die Hoffnung ja eigentlich aufgegeben, aus der Ecke noch was sinnvolles zu hören. Und ich hatte Recht, denn die neueste Nachricht ist auch mal wieder herrlich:

Der Landkreis Dahme-Spreewald hat die Taxi-Vereinbarung mit Berlin gekündigt.

(Artikel in der Berliner Morgenpost / in der Berliner Zeitung)

Abseits vom großen Milliarden-Geschacher und den Verschiebungen bei der Eröffnung sorgen ja die Taxifahrer um den Flughafen auch ständig für Publicity. Nur halt nie für gute …

Die Tatsache, dass der Flughafen (auch der alte, bisherige) außerhalb der Stadtgrenze von Berlin liegt, war immer schon ein Streitthema im Gewerbe. Vor allem aber machte die Realität die jetzt aufgekündigte Taxi-Vereinbarung notwendig. Denn das lukrative Flughafengeschäft war für den kleinen Landkreis (LDS), in dem der Airport liegt, schon immer ein bisschen zu viel. Ursprünglich gab es dort nur 40 Taxen, was natürlich zu wenig war, um in Schönefeld einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. Deswegen – und natürlich auch, weil weit die meisten Fluggäste nach Berlin wollen – durften laut Vereinbarung auch die Berliner Taxifahrer dort Fahrgäste aufnehmen.

Was prinzipiell eine gegenseitige Hilfe und eine Win-Win-Situation war, wurde im Laufe der Zeit im Trubel des Alltags zum Problem. Man ersann eine Regelung mit gesonderten Warteschlangen, die zunächst die LDS-Taxen bevorzugte, da es von ihnen weniger gab, sie also schneller vorrückten. Das nervte die Berliner Taxifahrer und mit Ausblick auf gute Geschäfte mit dem neuen Flughafen zogen plötzlich einige Taxiunternehmen von Berlin nach LDS. Inzwischen stehen LDS-Taxen am Flughafen länger als Berliner Taxen, eine vernünftige Regelung hat im Grunde nie existiert und das einzige, wozu der Hickhack am Flughafen scheinbar gut ist, ist Zwietracht zwischen den Fahrern der beiden Gebiete zu säen.

Daneben gibt es bis heute das Problem, dass es zwei unterschiedliche Tarife gibt, so dass die Fluggäste je nach Kennzeichen des Taxis unterschiedlich viel Geld zahlen müssen. Bekloppt war schon immer ein zu schwaches Wort dafür.

Im letzten Jahr rang man sich im Taxigewerbe einen genauso faulen Kompromiss ab: Vom Flughafen aus fahren wir alle zum (für diese Strecke teureren) LDS-Tarif, zum Flughafen hin natürlich weiter zu Berliner Konditionen. Diese Regelung, die eigentlich jetzt schon gelten sollte – wäre der Flughafen fertig – ist für Kunden zwar ähnlich bescheuert, aber selbst dieser hanebüchene Kompromiss war nur zu machen, wenn zeitgleich einigen Brandenburger Taxen erlaubt würde, auch in Berlin legal Kunden aufzunehmen. Das kleine Zuckerchen wäre gar nicht so schlimm, wie manche Berliner Kollegen denken, allerdings hätten die neuen Tarife und die unklare LDS-Regelung auch hier in Berlin dem ohnehin schon grassierenden Betrug im Taxi jede Menge neue Türen geöffnet, ohne dass irgendwer eine Idee zur Kontrolle gehabt hätte. Folglich wurde auch gegen diese einvernehmliche Regelung der Gewerbevertretungen von den Fahrern selbst demonstriert – und gleich nochmal mehr, als dann klar wurde, dass am neuen Flughafen ziemlich happige Gebühren für die Fahrgäste fällig würden.

(Tatsächlich ein Unding, denn der neue Flughafen bietet – so er mal fertig ist – bessere Zuganbindungen an die Stadt und der Tarif sollte ja ohnehin schon höher werden als bisher. Das ist schon die Profiliga im Kundenvergraulen!)

Nun aber kündigt LDS die Vereinbarung zum Jahresende. In Anbetracht dessen, wie die Regelungen aussehen, sollte man fast glücklich darüber sein. Allerdings wirft das natürlich ganz andere Probleme auf. Sollte – und das ist bei den Streithähnen in den Gewerbevertretungen kein unrealistisches Szenario – bis Ende des Jahres keine Lösung gefunden werden, dann sähe es wie folgt aus:

Kein Berliner Taxifahrer darf mehr am Flughafen Schönefeld (und vor allem später am BER) Fahrgäste aufnehmen und kein Brandenburger Kollege irgendwo in Berlin, insbesondere nicht in Tegel, der ja zumindest noch ein paar Monate ein gut frequentierter Flughafen sein wird und für den es für LDS-Taxen bisher auch eine Ausnahmeregelung gab. Im Grunde eine geregelte Situation, noch dazu eine, die so im Grunde überall in Deutschland gilt: An den Stadt- oder Landkreisgrenzen ist Schluss für uns Taxifahrer mit Fahrgastaufnahme.

Vorschnell gutheißen sollte man das allerdings auch nicht unbedingt, denn wie bereits erwähnt sind viele Fluggäste letztlich Berlin-Besucher. Aus der moralischen Ecke will ich gar nicht diskutieren, ob „wir“ Berliner Taxifahrer nicht ein Teil vom Kuchen abhaben müssten, denn es waren ja wiederum Berliner (wenn auch nicht Taxifahrer), die entschieden haben, zwei Flughäfen im Stadtgebiet zu schließen, um einen dritten auf dem Land nie fertigzustellen.
Aber wäre es nicht auch ein wenig absurd, den ganzen Hauptstadtflughafentaxiverkehr von Fahrern erledigen zu lassen, die nie die Ortskunde in Berlin nachweisen mussten? Und wie sinnig ist es für LDS, entweder zu wenige Taxen für den Flughafen zu haben, oder aber hunderte neu zuzulassen, die dann von einer einzigen Location (an der es auch mal schlecht laufen kann) abhängig sind, wenn es ein paar Kilometer weiter jede Menge freie Taxen gibt? Und wie soll man sich die Zukunft als Taxifahrer in Berlin vorstellen, wenn all die Flughafenfahrer ihr Geld künftig auch in der City verdienen müssen?

Es sind also erhebliche Zweifel angebracht, ob das irgendwem einen Vorteil bringen würde: Den Berlinern, den Brandenburgern, den Kunden …

Sicher, eigentlich geht es um Machtpolitik. Der Landkreis will mit diesem Horrorszenario für den Fall einer Nicht-Übereinkunft im Gepäck die Verhandlungen aus einer Position der Stärke heraus beginnen, um selbst aus der zukünftigen Regelung möglichst viele Vorteile herauszuziehen. Das ist – ohne den Streit zwischen den Lagern befeuern zu wollen – wirklich dummes und egoistisches Rumgeprolle und man kommt nicht umhin, Klaus ein wenig Beifall zu klatschen ob der Idee, Schönefeld einzugemeinden. 🙂

Das wäre natürlich etwas zu viel des Guten, aber wir könnten das doch gewerbeintern machen: Pflichtfahrgebiete zusammenschmeißen, ein gemeinsamer Tarif, eine gemeinsame Ortskundeprüfung für beide Gebiete. Um die Ausgestaltung dieser Regelung könnte man ruhig nach Herzenslust streiten – denn dafür würde es sich wenigstens lohnen. Etwas, das ich über den Kindergarten-Hickhack um diesen blöden Flughafen schon lange nicht mehr sagen würde!

Nix besonderes

Ich könnte über die Tour natürlich viel schreiben. Wo sie begann, wo sie hinging, was für Änderungen sich unterwegs ergeben haben. Ja natürlich auch wie die beiden Leute drauf waren, welche Sprache sie gesprochen haben, was sie anhatten.

Mache ich ja immer (zum Teil) so. Heute möchte ich einfach mal erwähnen, dass ich sie mit einem netten Gespräch ständig unterhalten, mich ohne großen Aufwand um sie gekümmert habe und sie mir dafür ein stattliches Trinkgeld von über 5 € haben zukommen lassen. Denn das war alles, was ich letzten Endes an der Tour so toll fand. Sollte es öfter geben, sowas …

Humor ist, wenn man trotzdem kotzt

Ich wurde an der Potsdamer Straße rangewunken. Ein sehr nervös wirkender Mann fragte mich, ob ich vielleicht einen Freund von ihm, aber dem gehe es nicht so gut – aber betrunken sei er nicht! Kreislauf, schlechtes Essen, was auch immer. Wäre auch nicht weit. Ich schaute mir den Typen kurz an. Obwohl er von einer Freundin gestützt wurde, sah er wirklich zurechnungsfähig aus. Hat der Typ wahrscheinlich die Wahrheit gesagt. Naja, irgendwie müssen die ja auch heimkommen. Und es sollte ohnehin nur eine knapp zwei Kilometer lange Tour werden.

Ich war mit meiner Schicht durch, ich war quasi auf dem Weg nach Hause. Das als letzten Abschluss und gut is! Die gute Tat als Ausgleich für einen beachtlichen Umsatz in dieser Nacht …

Kurz nach dem Anfahren meinte ich dann:

„Also wenn Ihnen schlecht ist: Bitte rechtzeitig Bescheid sagen, damit ich …“

„Rechtzeitig? Jetzt!“

„Ist das Ihr Ernst?“

„Ja, schnell!“

200 Meter. Respekt. Ich sollte an meinem Fahrstil arbeiten.

Aber da er eben nicht völlig unzurechnungsfähig war, ging das ohne Probleme und ich machte mir tatsächlich – so heftig das auch immer wieder ist – mal keine großen Sorgen. Und es gehört zu den lustigsten Aktionen, mitten auf der Potsdamer Straße zu stehen, um einen Kunden aus dem Auto kotzen zu lassen. Was man uns Taxifahrern durchgehen lässt … mittlere Spur … – aber anders war es nicht zu machen. In dem Moment war die rechte nicht frei.

Der Rest verlief völlig stressfrei. Kein weiterer Stopp, flotte Fahrt, ein paar Minuten, nettes Danke, gutes Trinkgeld, Ende. Danach hab ich dann aber sogar die Fackel ausgemacht. Damit war der Tag dann wirklich vorbei.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Cash und Nippelbars

„Hallo, ich bin der Pascal, bin 20 Jahre alt und bin das erste Mal hier bei den offensichtlich untervögelten Jungs.“

So hat er sich nicht wirklich vorgestellt, aber gepasst hätte es …

Er saß auf dem Beifahrersitz meines Taxis und versuchte die ausschließlich aus jungen Herren bestehende Gemeinschaft auf der Rückbank darauf einzuschwören, das Fahrtziel zu ändern:

„Nee Jungs, ohne Scheiß: Ich will noch inne Nippelbar!“

Die Adressaten seiner Ansprache nahmen ihn nicht sonderlich ernst. Sie hatten gemeinsam verkündet, ich solle sie zu ihrem Hotel bringen und bloß nicht auf den Spinner hören.

„Aber ich will inne Nippelbar! Herr Taxifahrer, wie sehen Sie das? Nippelbar ist doch besser als Hotel, oder?“

„Für die anderen offenbar nicht …“

(ein erstaunlich oft funktionierender Kniff in der Gesprächsführung, der mir schon manchen Ärger erspart hat)

„Aber … aber … scheiß auf die anderen! Ich hab das Cash, wir fahren inne Nippelbar! Kennste eine?“

„Klärt das erstmal untereinander!“

Natürlich kam von hinten ein mehrstimmiges Nein, außerdem wurde mir versichert, dass sie mich selbstverständlich bezahlen würden.

„Ach, ihr habt euer Geld doch versoffen! Ich hab das Cash, glaubense mir, Herr Taxifahrer!“

„Ich befürchte, Du bist überstimmt. Aber wenn Du willst, fahren wir danach weiter …“

„Ey verdammt, ich will nicht in das verfickte Hotel! Ich will inne Nippelbar!“

So kindisch rummachen hab ich lange niemanden mehr gesehen, der schon ein Interesse für Geschlechtsmerkmale entwickelt hat. Ich blieb brav auf der Hotelstrecke und kam letzten Endes auch dort an, wo die Jungs (außer Pascal) hinwollten.

„So Pascal, jetzt rück Dein Cash raus – wer vorne sitzt, zahlt!“

„Ihr … ihr … ihr könnt mich mal!“

„Zahlst Du oder sollen wir?“

„Nee, ich mach das ja … scheiße hier, nicht mal inne Nippelbar kann man … oh oh!“

„Was is?“

„Ich hab kein Geld mehr.“

Das wäre ja heiter geworden, hätte ich ihn alleine zu irgendeinem Stripclub gebracht …