Dreisprung

„Six people?“

Diese Anfrage ist immer schön. Bedeutet sie doch, dass selbst die stursten Kollegen nicht sauer sind, wenn ich diese Tour von hinten in der Schlange annehme. Aber gut, es war am Berghain, da geht es ohnehin fast immer schnell.

6 Spanier, alle guter Laune, dennoch voll der Fragen, weswegen sie nicht in den Club gekommen sind. Naja, man gewöhnt sich dran …
Sie wollten zum Club der Visionäre, was dank Großraumzuschlägen und der gesperrten Oberbaumbrücke sogar eine recht annehmbare 12€-Tour war.

Dort angekommen waren sie voller warmer Dankesworte, aber natürlich ohne deswegen an Trinkgeld zu denken. Ich nahm es gelassen und freute mich lieber darüber, dass am Club der Visonäre nur ein weiteres Taxi stand und hab mich eingereiht. Vielleicht würde ja gleich …

Ich konnte kaum zu Ende denken, denn plötzlich stand die Truppe wieder vor mir. Auch hier wollte man sie nicht reinlassen, ob wir nicht zum Matrix fahren könnten. Na klar! Nochmal locker 8 € und auf dem Silbertablett serviert noch dazu. Das lief doch gleich ganz anders als mit dem Typen zum Ostbahnhof ein bisschen früher!

Als mir bei all der Hektik ums Rauslassen der hintersten Reihe, die Bezahlung und die abartige Verkehrssituation vor Ort gleich wieder Leute eingestiegen sind, wollte ich zunächst noch protestieren – sah dann aber, dass alle Kollegen dort plötzlich auch schon besetzt waren. Das kann man mal Glück nennen! Waren dann zwar nur noch 5 €, aber alles in allem nicht schlecht für eine halbe Stunde. Viele glauben wahrscheinlich, dass es bei uns immer so läuft. Schön wäre es …

5 Kommentare bis “Dreisprung”

  1. Bernd K. sagt:

    Was meinst du woran lag es, dass die Gruppe nicht reingelassen wurde. Voll? falsche Kleidung (sind die genannten Etablissements nicht eher tolerant?)?

    Ich wundere mich immer über die relativ kurzen Strecken, die in Berlin so mit dem Taxi zurückgelegt werden. (Wenn ich daran denke, was ich bei meinen Besuchen als Touri für Strecken zu Fuß zurücklege – was zugegeben nicht ganz vergleichbar ist.) Bei dem hohen Grundpreis sind 5-6 € eine Strecke, die ich normalerweise laufe. In meiner kleinen Stadt komme ich, bei meinen seltenen Fahrten, mit Trinkgeld meist schon an 10 € hin. Aber gut, dass nicht Alle so (geizig) sparsam sind wie ich, sonst würde es dem Taxigewerbe noch schlechter gehen 😉

    Eben zufällig gefunden im 25-Jahre-Rückblick des Tagesspiegels:
    Das Taxigewerbe nennt als Richtwert für eine Taxi-Fahrt von West- nach Ost-Berlin 130 DM West, inklusive Zwangsumtausch (25 DM) des Fahrers. Anlass ist die Beschwerde einer Kundin, die vom Flughafen Tegel in die City Ost 180 DM zahlte, was als „überhöht“ bezeichnet wird. Möglich sind diese Taxifahrten nur für Ausländer und Westdeutsche, die das Einreisevisum direkt an der Grenze erhalten. West-Berliner müssen erst im Reise- und Besucherbüro einen Visumberechtigungsschein für einen bestimmten Tag beantragen.

    Ich erinnere mich an meine erste Taxifahrt in Berlin von Tegel zum Übergang Bornholmer Straße, da haben wir 1983 unter 20 DM gezahlt (Auf der anderen Seite warteten dann die Verwandten).

  2. Nicolas sagt:

    @Bernd K: Der Hauptgrund wird aller Wahrscheinlichkeit nach gewesen sein, dass es eine Gruppe von 6 Leuten war. Gruppen über 3 werden in den Clubs am Einlass nicht so gerne gesehen.

  3. Sash sagt:

    @Bernd K.:
    Beim Club der Visionäre hab ich keine Ahnung, beim Berghain herrscht wohl ohnehin eine gewisse Willkür vor. Da sag ich jedem, er soll sich keinen Kopf machen, weswegen er nicht reingelassen wurde.
    Was die kurzen Strecken angeht: Vergiss nicht, dass das vielfach Touris sind, die einfach nicht wissen, wo was ist und das als bequemen Weg sehen. Und 6 € sind fast 2 Kilometer – die muss man auch erstmal laufen und wenn man eh zu viert ist, ist der Preis ja auch – man wagt es kaum zu sagen – Konkurrenzlos.
    Zum Tagesspiegel-Rückblick: Krasse Zeiten damals. Aber klar, wenn eine Grenze dazwischen ist. Das mag man sich heute nicht mehr vorstellen. Ich würde ja heute für unter 40 € bis nach Marzahn kommen – und das liegt trotz Inflation unter dem von Dir zitierten Preis 🙂

    @Nicolas:
    Mag sein. Beim Berghain wäre ich aber nicht einmal da sicher 😉

  4. Tom sagt:

    Sash, ich habe eine Anregung für ein Blog-Artikel: Die Wirkungen verschiedener Drogen aus Sicht eines Nichtkonsumenten. Du fähst ja viele Konsumenten der legalen Droge Alkohol einerseits. Und andererseits vom Berghain eher Konsumenten illegaler Drogen wie Ecstasy. Wie sind die Leute jeweils so drauf, wenn sie drauf sind? Wie wirkt die Wirkung auf Dich? Und wer ist eine größere Gefahr für andere: Besoffene oder Verstrahlte?

    Aufgrund Deiner großen Erfahrung mit beiden Gruppen hast Du da glaube ich relevante Einblicke.

  5. Sash sagt:

    @Tom:
    Da kann ich drüber nachdenken, aber ganz so einfach isses leider nicht. In den meisten Fällen hab ich keine Ahnung, was die Leute genommen haben – und mangels eigener Erfahrungen eigentlich auch nur sehr vage Hinweise. Alk vs. andere Drogen würde vielleicht hier und da noch gehen, ist aber eigentlich auch ein bisschen arg billig.

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