Übertrieben – aber nett.

Betrunken und ehrlich: eine nette Mischung. Wenn es von beidem zuviel ist, kann es aber auch nach hinten losgehen.

Meinen Fahrgast bekam ich am Bahnhof ins Auto gesetzt, es handelte sich um einen stark angetrunkenen Mann, mindestens 10 Jahre älter als ich war er. Dazu bekam ich – offensichtlich von seinem Sohn – noch zwanzig Euro zugesteckt. Die Fahrt ginge zwar bis Grünau, aber den Rest des Geldes würde ich von seinem alten Herrn bekommen.

Na klar!

Der hatte bis dato auch scheinbar alles im Überblick. Er lotste mich zu einer Bank, die ich nicht kannte und zu guter Letzt auch problemlos in seine Straße. Das Navi lief zwar mit, aber gebraucht habe ich es dank ihm nicht. Nun kamen wir zum Bezahlen. Das gestaltete sich etwas schwierig, da der Typ völlig vergessen hatte, dass sein Sohn bereits einen Zwanni Vorschuss geleistet hatte:

„Was krissn?“

„Insgesamt sind wir bei 28,20 €. Dann bekomme ich also 8,20 €.“

„Stimmt so.“

Gereicht hat er mir natürlich 30. Große Versuchung … aber nee:

„Die Zwanzig kriegste zurück, die hat dein Sohn bereits gezahlt.“

„Was hat mein Sohn damit zu tun? Der is nich hier!“

„Ich weiß, aber der hat mir vorher 20 € gegeben.“

„Ich muss dir 20 € geben!“

„Nein, eben nicht. Die sind bezahlt!“

„Ich hab die nicht bezahlt!“

„Ich weiß, aber ihr Sohn. Der hat mir 20 € gegeben, deswegen sind von den 28 jetzt nur noch …“

„Ich hab Dir doch 28 gegeben!“

„Ja, aber das …“

„Ich will ja schon ordenlich zahlen! Da steht 28 und ich zahl 28!“

Sagen wir es mal so: Ich habe uns beiden eine lange Diskussion erspart und gutes Trinkgeld gehabt heute Nacht. Ach ja, und falls der Sohn hier mitlesen sollte: Ich hab’s versucht, aber irgendwann musste ich auch mal weiter. Aber der alte Herr wirkte sehr überzeugt von der Richtigkeit der Rechnung!

10 Kommentare bis “Übertrieben – aber nett.”

  1. Lanchid sagt:

    Nun ja… 28€ steht da, also zahl ich 28€ ist ja im Normalfall eine ziemlich sinnvolle Rechnung 😉

    Ich werde ja eher fieser wenn ich trinke. also wenn der Taxifahrer mir dann (warum auch immer) 20€ erlässt würde ich das wahrscheinlich eher betrunken annehmen als nüchtern…

  2. elder taxidriver sagt:

    Dass man bei Betrunkenen ständig Sorge haben muss:

    Wird ihm schlecht?
    Hat er Geld dabei?
    Rafft er noch , dass man korrekt fährt?
    Quatscht er einen voll?
    Kriege ich ihn wieder wach, wenn wir da sind?
    Geht der Zahlungsvorgang in überschaubarer Zeit vonstatten?

    Jetzt in Zeitlupe:Jacke abtasten, ‚Portmanee‘ suchen, finden, Kleingeldtasche öffnen, nix drin,
    Papiergeldfach öffnen, nix drin, nur Kassenbons, überlegen, ah da war doch noch
    was, aber wo?? Und im besten Fall von irgendwo den passenden Schein hervorzaubern..

    Und vielleicht noch zur Tür begleiten, das alles ist eigentlich mit dem Fahrpreis überhaupt nicht abgegolten. Da müsste man ‚ ne Angstpauschale einführen..
    .
    Das war eine höhere Gerechtigkeit, wie es hier gelaufen ist..

  3. leserin sagt:

    besoffenengerecht wäre: „ich bekomme noch xxx €. die weiteren xxx € hat xy bezahlt.“

    wobei, wer weiß… 😛

    nein, unsinn. du hast es versucht, es hat nicht geklappt. freu dich über dein trinkgeld.

  4. Luci sagt:

    Ich find auch, sieh es als Entschädigung für all die anderen Alkoholtouren, die nicht so entspannt liefen 😉

    Sah ich auch so, als ich durch einer ziemlich durchzechten Nacht mit einer Freundin vom Westkreuz nach Hause musste. Muss man dazu sagen, dass ich zwar nach viel Alkohol nicht gerade den sichersten Stand und Gang habe und auch nicht mehr so deutlich spreche (wer schon), aber immer noch sehr klar denke.
    War zu der Zeit, als die S-Bahn so mit die größten Probleme hatte und Spandau in der dem Wochenende folgenden Woche (!) vom S-Bahnbetrieb abgeschnitten werden sollte – was ich wusste. ich wusste allerdings nicht, dass das bereits in den Nächsten so war und stieg ohne auf die Endstation zu gucken (im Plan stand Spandau) mit meiner Freundin im Schlepptau in die Bahn. Die kotzte so vor sich hin (mich animiert sowas ja zum solidarischen Mitmachen, ich konnt mich aber beherrschen), wir führen am Zoo vorbei, wo wir ja noch hätten in Busse nach Spandau umsteigen können, und am Westkreuz war dann Ende.
    Meine Freundin war nah dran an einem furchtbaren Nervenzusammenbruch („ich stinke nach Kotze – und wie komm ich von hier nach Hause?“) weshalb ich dann meinte, dass wir ein Taxi nehmen sollten. Das fand sie auch gut, allerdings wollte sie mir weismachen, dass sie das auch zahlen könnte, zumindest die Hälfte, das würde schon passen. Da sie aber schon in der Bar beim bezahlen erhebliche Probleme gehabt hat, weil ihre Geldbörse nur ganz knapp und mit Kleingeld zusammenkratzen das hergegeben hat, was sie da bezahlen musste, habe ich den Fahrer damals auch mal so ganz vorsichtig gefragt, was er denn denke, was wir für das Anfahren der beiden Adressen (Reihenfolge mir egal) so veranschlagen würde – bzw ob 20 € ausreichen. Er meinte, es würde knapp werden, vermutlich liegen wir 2 € drüber. Naja gut, 30 € hatte ich noch und die habe ich dann darin investiert, dass meine Freundin auch innerhalb unseres wunderschönen Bezirkes noch sicher und ohne Umsteigen nach Hause kommt. Wir haben uns während der Fahrt sogar noch halbwegs angeregt über das Autofahren des Nachts unterhalten und dass sie S-Bahn ihm mit solchen Nummern ja doch eine kleine Freude bereitet. Mich hat er bei mir an der Ecke abgesetzt, da lagen wir bei 11 €, ich sagte, er soll sie einfach nach Hause bringen und den Rest behalten, als Entschädigung für das Häufchen Elend, dass immernoch rumjammernd („Ich riech nach Kotze“) hinter ihm saß, wenn er mir versprach, dass er wartet, bis sie in ihren Haus verschwunden war. Er versprachs, ich war beruhigt.

    Ich dachte mir damals halt auch, dass er keine wirklich Freude an uns (bzw. zumindest am zweiten Teil der Fahrt) haben konnte und nur für den Fall, dass sie noch irgendwas im Magen haben sollte, was auf den paar Kilometern noch raus wollte, er von mir wenigstens ne Anzahlung auf die Reinigung hat…

  5. Aro sagt:

    Ach Sash, du nutzt es doch nur aus, dass er betrunken ist, um ihm seine 20 EUR zu erlassen. Aber sooo besoffen war er dann doch nicht, dass er das nicht gemerkt hätte 😀

  6. Bernd K. sagt:

    @Luci
    Danke an deine Freundin für die vollgekotzte S-Bahn.

  7. Sash sagt:

    @Lanchid:
    Ich vermutete bei ihm eigentlich weder besondere Ehrlichkeit, noch sonstwas. Er hat es vielleicht wirklich nicht mehr gerafft. Aber zum Hinterherrennen und Babysitten bin ich dann ja auch nicht da.

    @leserin:
    Wer weiß, vielleicht hätte es geklappt. Ich werde es nie erfahren 🙂

    @Luci:
    Das ist aber auch ein harter Fall. Da weiß nichtmal ich, ob ich zugesagt hätte. Zwanni hin oder her … 🙁

    @Anonymous:
    Ähm … ja. Kriege inzwischen fast alles mit, was irgendwo rund um Taxen in Deutschland passiert. Aber danke!

    @Aro:
    Äh … irgendwie vielleicht … na gut. Dann war es so!

  8. Luci sagt:

    @ Sash
    Ich hätte auch durchaus verstanden, wenn ers nicht getan hätte, aber ich war ihm seeeeehr dankbar 😉

    @ Bernd K
    Also ohne es weiter ausführen zu wollen, hat sie sich größtenteils auf ihre Jacke und ihre Tasche beschränkt. Und mich auch als Begleitung für solche Akionen verloren ^^

  9. Sash sagt:

    @Luci:
    Glaube ich. Und ich weiß es immer zu schätzen, wenn die Leute das sind. Bei der Fahrt gab es auch wieder Kollegen, die mich verächtlich angesehen haben aus ihren Autos und richtiggehend angewidert geschaut haben, mit was für Abschaum ich mich abgebe …

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