Verdammt! Der ein oder andere Feedleser hat gerade den Artikel für morgen bekommen. Sorry, kann mal passieren, wenn man ein paar Sachen hintereinander wegschreibt 🙂
Mietdöner
Es ist wirklich nicht selten, dass man Pärchen im Auto hat, die unterschiedliche Vorstellungen von der Fahrt haben. Meist damit einhergehend, dass sie unterschiedliche Vorstellungen von der Beziehung oder von ihrem Alkoholpegel haben…
In Friedrichshain hab ich zwei junge Leute aufgegabelt, die laut der ersten Ansage gerne zum Treptower Park wollten.
Sie eher der resolute Typ, er ein bisschen schüchterner, dafür locker 2 Promille mehr als sie.
Dann ging es von seiner Seite aus auch bald los:
„Grünau. Adlerdeschdell!“
„Nee Schatz, wir fahren nur zum Treptower Park.“
„Ichababer kein‘ Bock auf S-Bahn.“
„Ach komm, die paar Minuten hälst du aus!“
„Ich will aber heim!“
„Ja, aber so viel Geld haben wir eh nicht.“
„Nadürlisch! Kann ich hier mit Kaaaarte sahln?“
Schade. Wäre eine nette Tour gewesen. Ich hab die Frage negativ beantworten müssen.
„Schass, du hasdoch die hunnerdfuffßsch Euo von mir. Wo sin ’n die?“
„Schatz, davon bezahle ich die Miete.“
„Pfff, kannsauch so, ich will Döner!“
„Vielleicht hat’s am Treptower Park einen Döner!“
„Neeee! Iwill den, den, den Döner zuause! Lassuns mit Tassi! Biddö!“
„Nein Schatz, das Geld reicht nicht!“
„Sahln wirdie Miiede doch midn Döner!“
„Schatz, du bist betrunken!“
„Schweiss! Iwill heim!“
Am Treptower Park hat sie ihn dann aus dem Auto gezogen. Ich hatte etwas Mitleid 😉
Oh du geschäftliche…
So, wenn ihr das lesen könnt, dann bin ich quasi auf dem Weg zu unserem alljährlichen betrieblichen Weihnachtsessen. Eine – im Übrigen tatsächlich gemütliche – Tradition, die es im Taxigewerbe offenbar nicht mehr allzu oft gibt.
Wie es dieses Jahr wird, ist noch nicht sicher zu sagen, denn offenbar planen meine Chefs noch etwas Besonderes. Zumindest werden wir dieses Mal nicht ewig im Restaurant bleiben – was aber nicht heißen muss, dass ich in zwei Stunden wieder da bin. Abgesehen davon, dass sie nun in neue Räume gezogen sind, steht dieses Jahr auch noch ein rundes Firmenjubiläum ins Haus – vielleicht wird es also eher eine zweite Runde im Hauptquartier geben? Und später werden heute 🙂
Ich freue mich jedenfalls, diese oder jene Kollegen mal wiederzusehen, die ein oder andere Geschichte zu hören – und natürlich auf Speis und Trank. Dieses Mal könnte es sein, dass ich im Nachhinein etwas mehr davon berichte als sonst, mal schauen. Auch wenn ich noch nicht alles mit letzter Sicherheit sagen kann, es wird wahrscheinlich nicht mehr lange dauern bis, ich euch die Leute mal vorstelle, die sich trauen, mich als Arbeitnehmer einzustellen. Dass den ein oder anderen das interessiert, weiß ich ja… aber das wird aluch ales noch eine größere Sache und heute ist doch eigentlich erstmal nur Weihnachtsfeier!
Also: Ich, jetzt, lecker!
Hoffe, ihr habt auch einen angenehmen Abend, bei meinem bin ich mir doch schon im Vorfeld recht sicher 😀
Und wer weiß: Vielleicht bringe ich ja sogar die ein oder andere Kollegengeschichte mit. Soll ja andere Taxifahrer geben, die auch mal erwähnenswerte Kundschaft an Bord haben. Ich werde zwar sicher nicht mit einem Block unterm Arm rumrennen, aber es wären ja nicht die ersten Geschichten, die vom Hörensagen hier im Blog landen. Aber das wird man sehen…
Zueinander gefunden
Die Kundschaft ist ja nach wie vor unberechenbar. Manch mies gelaunte Misanthropen wollen vom Flughafen nur einen Kilometer weiter und am anderen Ende der Skala stehen Kunden wie mein Winker letztes Wochenende.
Ich hätte ihn beinahe übersehen, als er mich im dunkelsten Schatten des Boxhagener Platzes direkt an der Grünberger Straße heranwinken wollte. Ein gut gelaunter Mitdreißiger, wie so viele in letzter Zeit auf dem Rückweg vom Feiern, dass sich auf dem Rückweg von der Weihnachtsfeier noch ergeben hat. Ohne die Miene zu verziehen meinte er:
„Ich würde gerne nach Kleinmachnow.“
Das sind so die Momente, wo man gerne nochmal einen Schluck Tee in den Mund nehmen würde, einfach um ihn prustend an die Scheibe zu spucken. Runde 40 Euro, einfach mal eben so. Noch dazu zu einem Zeitpunkt, an dem kaum was los war in der Stadt. Nochmal zur Erinnerung: Die durchschnittliche Tour in Berlin liegt eher so um die 11 Euro…
Er hat mir eine Route vorgeschlagen, mit der ich eigentlich nicht so ganz glücklich war: Skalitzer, dann den T-Damm runter und auf die Autobahn. Man spart einiges an Weg, wenn man gleich über Schöneberg fährt und nur die letzten Kilometer Autobahn bis nach Steglitz nimmt. Und es ist quasi genauso schnell. Zumindestens nachts um ein Uhr.
Aber er versicherte mir, dass die Route so in Ordnung sei und dann folgte auch gleich ein erstaunlich häufiger Satz:
„Wissen se, ich bin ja damals, ’91 auch in Berlin Taxi gefahren…“
Ich bin zwar überzeugt davon, dass viele sich solchen Schwachsinn nur ausdenken, um Bonuspunkte bei uns Fahrern zu sammeln. Bei ihm entsprach es offensichtlich der Wahrheit, denn obwohl er eine etwas längere Route gewählt hat, haben wir uns anschließend ziemlich ausführlich über den Job unterhalten. Für immer mit der Fahrt verbinden werde ich das Autobahnkreuz Schöneberg, denn dort meinte er, als ich nach Steglitz abbiegen wollte:
„Fahrn ’se mal besser gradeaus. Dann nehmen wir die Avus, dann dauert das nicht so lange…“
Das ist ein Umweg, der sich in ganzzahligen Kilometern messen lässt und neben der an sich schon angenehmen Fahrt meinen Umsatz sicher nochmal einen Fünfer hochgeschraubt hat an diesem Abend. Seinen Erzählungen nach war es bereits die dritte Taxifahrt über 30 Euro an dem Abend, unschwer zu erkennen, dass er inzwischen einen lukrativeren Brötchenerwerb hatte 😉
Am Ziel angelangt wollte er eine Quittung und rundete die 49 € auf 53 auf. Dann stockte er und meinte:
„Ach nee, machen wir 54, hab ich gerade passend da…“
Diese für mich als Fahrer vorbildliche Tour endete mit gegenseitigem Dank, von seiner Seite in die selten schönen folgenden Worte eingekleidet:
„Ich freue mich, dass wir zueinander gefunden haben.“
DAS konnte ich nur sehr ehrlich erwidern.
Kleinode aus Kundenmund
Im Grunde hab ich nicht viel mitbekommen von den Kunden. Ein Paar, irgendwas um die 40 und zur Abwechslung mal nett zueinander. Die beiden haben sich untereinander unterhalten, wenig mit mir. Das war schon ok, aber da ich ja auf Arbeit keine Kopfhörer trage, kann ich nun folgenden Dialog zum Besten geben:
„Schatz, ich hab da ein Problem.“
„Ja?“
„Ich will die Betten umstellen.“
„OK, warum nicht?“
„Ja, aber ich kann das nicht.“
„Wieso, was ist denn, Schatz?“
„Du liegst da immer drin…“
Gewinnspiel-Vollzugsmeldung
So, was lange währt, wird endlich gut! 🙂
Wie heute morgen bereits angekündigt, habe ich sämtliche Gewinne aus den beiden Gewinnspielen heute abgesandt. Die Adressen sollten sauber genug geschrieben sein, die Briefe, Päckchen und Pakete sind ausreichend frankiert – jetzt obliegt es der Post, bzw. der DHL, dass die Bücher und die Süßigkeiten noch vor Weihnachten ankommen. Aber ich bin guter Dinge…
Zum Abschluss gibt es noch ein Foto von Super-Fant vor dem Berg, den ich vorhin eigenhändig zur Post geschleift habe:
Ich wünsche den Bücher-Gewinnern guten Appetit und den Schoki… ach, ihr wisst, was ich meine 😉
Du machst die Ansagen!
Gerade noch schreibe ich übers Gelassensein im Straßenverkehr – und schon ertappe ich mich dabei, sauer zu sein. Manchmal kann man aber auch nicht anders. Aber in dem Fall geht es auch nicht um einen Leichtsinnsfehler beim Bremsen oder Spurwechsel, sondern um absichtliches Arschloch-Verhalten. Und dazu natürlich von Kollegen…
So ausgelatscht das Thema an und für sich auch ist – es will nicht in meinen Kopf, dass Kollegen kurze Fahrten ablehnen!
Natürlich kenne ich den Grund: Wir Taxifahrer verdienen teilweise lächerlich wenig Geld und eine kurze Tour nach einer gewissen Wartezeit senkt den Schnitt. Zum einen ist es natürlich schade, dass wir nicht mehr verdienen, zum anderen aber ist doch nicht der Kunde schuld, der mit uns fährt! Schuld an der Misere im Taxigewerbe ist die Tatsache, dass wir zu wenige Kunden haben. Und wenn man ehrlich sein will: Auch zu wenige, die kurze Strecken fahren – denn kurze Touren bringen pro Zeit und pro Kilometer wesentlich mehr Geld als die langen Fahrten. Was uns eigentlich einschränkt im Verdienst sind die langen Wartezeiten dazwischen!
Oder will hier einer der Kollegen mal erläutern, weswegen er 5 € für zu wenig Geld hält, wenn es ihn 5 Minuten Arbeit und (mit Rückfahrt!) nur zweieinhalb Kilometer Weg kostet?
Aber kommen wir zur wirklich sehr reizenden und lohnenden Tour:
Die Fahrgäste sprachen mich am Ostbahnhof an, ob ich sie in die Lebuser Straße bringen würde. Die liegt wohlwollend anderthalb Kilometer entfernt und ist mit einmal Abbiegen zu erreichen. Sie waren sich der Sache auch bewusst und meinten:
„Tut uns ja leid, dass es so kurz ist! Wir würden auch laufen, aber wir wissen nicht einmal in welche Richtung…“
Denn nicht einmal diesen Gefallen hat ihnen das Arschloch getan, das sie kurz vorher aus dem Taxi geschmissen hat, nachdem sie ihr Fahrtziel genannt haben. Es waren Touristen, zu Besuch eines Konzertes wegen – und durchaus spendabel, wenn ich das mal sagen darf. Am Stand baten sie mich, doch bitte noch fertig zu rauchen – weswegen wir uns überhaupt so detailliert unterhalten konnten. Sie waren wohl schon ein Weilchen da – ich hab den entsprechenden Kollegen nie gesehen – aber dennoch stand ich in erster Position, nach 2 (!) Minuten Wartezeit. Und Kollegen haben mir später berichtet, dass es davor nicht schlechter aussah an meinem Lieblingsbahnhof…
„Aber du nimmst uns mit? Ja? Du musst nicht!“
„Doch, ich muss! Aber ich nehme sie sehr gerne mit!“
„Nee nee, du machst die Ansagen!“
„Das mit dem Machen von Ansagen fällt bei meiner derzeitigen Stimme schwer, aber auch sonst stehe ich da nicht drauf…“
„Wir wissen aber wirklich nicht, wo das ist – du kannst also ruhig auch eine kleine Rundfahrt…“
Es ist deprimierend zu sehen, was netten Kunden nötig erscheint, um in dieser schönen Stadt ein Taxi zu einer nahegelegenen Adresse zu bekommen…
Nach zweiminütiger (beidseitiger) Raucherpause sind wir ins Auto gestiegen, woraufhin ich sie zielstrebig ans Ziel brachte. Da sie die Nummer erst später genannt haben, mussten wir sogar kurz umdrehen. Ihre Reaktion darauf war Freude, weil die Fahrt so etwas länger dauerte… DAS MUSS MAN SICH MAL VORSTELLEN! Das waren die absoluten Lieblingskunden jedes verdammten Fahrers auf diesem Planeten!
Aber – und dafür danke ich den Arschlöchern unter den Kollegen eigennützigerweise dann doch – es hat sich am Ende ja ausgezahlt für mich. Es standen 5,80 € auf der Uhr und die Ansage des einen lautete:
„Gib dem Taxifahrer auf jeden Fall einen Zehner!“
Und so haben sie es auch getan. Widerwillig übernahm ich einmal mehr die Schadensbegrenzung für all die Pisser mit hellelfenbeinfarbenen Gefährten und hab angefügt:
„Vielen Dank und ich hoffe, dass sie nicht noch weitere schlechte Erfahrungen hier sammeln müssen.“
Antwort:
„Schlechte Erfahrungen? Hey, es war eine verdammt gute Erfahrung, dass wir sie als Fahrer hatten! Vielen Dank!“
Dabei hab ich einfach nur meinen Job gemacht. Ohne irgendwelche Extras, und einen „Umweg“ bin ich quasi auch noch gefahren. Keine 8 Minuten später hatte ich meine nächste Tour. Die hat überdurchschnittliche 13 € gebracht. Weniger übrigens als die kurze zuvor, wenn man mal den Nettoverdienst rechnet…