Mit den langen Fahrten beim Taxifahren ist es ja so: Je länger man wartet, desto geringer ist die Chance, eine solche zu bekommen und je mehr in der Stadt los ist, desto eher bekommt man eine Strecke nach außerhalb.
Die vergangene Woche war ja dank Fashion Week umsatzmäßig der Hammer. Es gibt einige Fahrer da draussen, die die Modemessen inzwischen als zweites Silvester bezeichnen, und das trifft es gewissermaßen. Ein normales Wochenende kann da manchmal kaum mithalten. Im Gegensatz zu sonst stehen dann tatsächlich mal die Kunden in der Gegend rum und nicht wir.
Das liegt wohl vor allem daran, dass die Besucher der Fashion Week unglaublich taxi-affine Kundschaft sind. Außerdem schmeißen sie übers Stadtgebiet verteilt eine Menge Parties, viele Clubs machen extra deswegen auf und wenn all das nicht reicht, dann führen die Taxifahrten in die Hotels, zu den Bordellen, zu anderen Kurzzeit-Sexualpartnern oder eben zu irgendeinem total tollen Event. Ob das nun eine Modenschau in der U-Bahn ist oder ein angesagter DJ, der nur Songs mit den Titeln von Kleidergrößen spielt, wen interessiert es? Hauptsache, man ist dabei gewesen 🙂
OK, ihr seht schon, ich bin jetzt kein riesiger Freund der ganzen Veranstaltung (hab ich neulich in meinem privaten Blog auch schon geschrieben), aber geschäftlich ist es der Hammer!
Und so traf ich letzte Woche einmal mehr am Ostbahnhof ein. Nicht, weil ich da eine schnelle Fahrt vermutete, sondern weil ich hoffte, da erst mal Zeit für eine Zigarette zu haben. So mehr oder weniger klappte das auch – und der zweite Kollege, der sich hinter mich stellte (natürlich bin ich als einziger dort gewesen, was glaubt ihr denn?) meinte auch gleich:
„Bleib mal bitte kurz stehen, ich will erstmal eine rauchen…“
Traumhaft. Dann aber kamen die zwei schweigsamen Zeitgenossen, die schon die ganze Zeit – ebenfalls rauchenderweise – am Stand rumgelungert hatten zu mir und verluden ihr spärliches Gepäck.
„Wo darf es denn hingehen?“
„Nach Schönefeld.“
„Zum Flughafen?“
„Genau.“
Na gut. Sie haben nicht einmal auf die Frage geantwortet, ob es eilig sei, und ganz so weit her schien es mit der deutschen Sprache bei ihnen nicht zu sein. Naja. So richtig freuen konnte ich mich über diese 30€-Tour ausnahmsweise kaum. Ich musste immerhin aus der Stadt raus, und so gesehen sah ich meinen Umsatz eher geschmälert als erhöht. Zumal ich meinen bombigen Kilometerschnitt auf der Rückfahrt zweifelsohne wieder kaputt machen würde…
Der Clou kam aber noch. Als wir auf der Autobahn waren, meinte der eine:
„Sag mal, was kostet, wenn du uns bringst zu Truck Stop?“
Äh, keine Ahnung!?
„Da bei Aral.“
„Wo ist die denn genau?“
„Autobahn A10.“
„Welche Richtung, so weit draußen hält sich meine Ortskenntnis in Grenzen…“
„Richtung Frankfurt/Oder, so 30 km nach Schönefeld.“
Ich hab die ganzen Frei-vereinbaren-Geschichte aus der Taxiordnung mal nicht so genau genommen. Der Taxameterpreis wäre so oder so mein allerunterstes Angebot gewesen (Taxi nach JWD kostet in Berlin mehr als in der Stadt), insofern hab ich es nach dem Tarif überschlagen:
„Na, dann sind das komplett etwa 65 €.“
Und sie haben angenommen. Kurzzeitig war mir das gar nicht mehr so geheuer, denn irgendwo ins Umland gelotst zu werden – noch dazu in ziemlichem Widerspruch zum ersten Ziel – war irgendwie strange. Führen die beiden was im Schilde?
Aber binnen weniger Minuten haben sie mit einem Freund telefoniert, und dabei hab ich dann so sinngemäß rausgehört, dass sie nun eben direkt zur Tanke kommen. Offenbar ist ihnen der Kumpel quasi mit dem Auto entgegen gefahren. Puh!
Sie haben sich dann direkt an der Tanke rausschmeißen lassen und der Preis war mit 50,60 € auch bei weitem nicht so hoch wie erwartet. Alles kein Problem! 🙂
Und auf dem Rückweg bin ich froh gewesen, die Ruhe weg zu haben. Als vor mir einer in Zeuthen durch so eine „30 km/h von 22 – 6 Uhr“-Zone gezuckelt ist, dachte ich mir:
„Ach, sei locker! Tempomat und gut is…“
Und einen Kilometer später haben sie gelasert. Und der Blick des Polizisten hat ganz deutlich gesagt:
„Hier ist noch nie ein Berliner Taxifahrer so langsam gefahren!“
Was auch nicht stimmte. Später hab ich einen Kollegen getroffen, der fast zur selben Zeit mit Kundschaft ebenfalls dort vorbeigekommen ist.
„Und da warnt die mich noch: Hier stehen se öfters. Und dann standen die da echt…“
Außerdem hat von meinen Kollegen auch niemand in der Zeit mehr Umsatz gemacht als ich… Wenn mal alles so läuft, wie es sein sollte 😀
DAS Gesicht der Rennleitung kenne ich zu gut. In meiner Heimat gibt es auch Stellen, wo keiner die empfohlene Geschwindigkeit am Wegesrand einhält. Und genau an so einer Stelle bin ich mal vorbeigebrettert – und Trapster sei Dank – wurde ich vorgewarnt. Das Gesicht von dem Wegelagerer war auch köstlich.
@Der Maskierte:
Das war wirklich unglaubliches Glück bei mir, weil es echt eine fiese Straße war. Da hätte ich den Tempomat auch für die 50 brauchen können 😉
Ah,
haben wir jetzt doch festgestellt, wozu so ein Tempomat gut sein kann?
@ednong:
Ja, definitiv.
Also mir fehlen ja beim Tempomaten deswegen ein paar vordefinierte (oder persönlich speicherbare) Geschwindigkeiten. 30, 50, 70, 100 zum Beispiel. Dann könnte man aus der Ortschaft durch zwei mal drücken ohne weiter auf den Tacho zu gucken rausbeschleunigen und fertig.
@Christian:
Stimmt, der Meinung bin ich auch!
… und dann verändert ein Kollege – durch Absicht oder Versehen sei dahingestellt – mal die zweite gespeicherte Geschwindigkeit anstelle von 50 auf 200. Muß irgendwie gut aussehen, wenn du vor dem Ortsschild automatisch auf 50 runter willst und auf 200 hochgehst 😀
Ja, die Modeschau in der U-Bahn. Da hab ich auch jemandem mit dem Taxi hingefahren 😀
Echt zu komisch.
Außerdem hast du gar nicht mehr Umsatz gemacht als ich! (Die neue Eigentumswohnung muss aber noch warten bis nach der nächsten Fashion Week).
@ednong:
Ja, das wäre in der Tat witzig. Muss ich ja zugeben 😉
@Aro:
Ich hatte Kundschaft auf dem Rückweg, die sich ziemlich beschwert haben, dass es bescheuert heiss und stickig gewesen sei.
Und mit Kollegen meinte ich die aus meinem Betrieb, besser so? 😀