Fundsachen: The next level

Da hab ich neulich erst eine Tendenz zu mehr Fundsachen zu erkennen geglaubt. Dann habe ich bei einem iPhone bereits darum gebettelt, dass das wieder vorübergeht. Und jetzt dann eine Strickjacke.

Textilien sind so ein Thema, wenn sie Fundsachen werden. Bei mir waren das bisher immer Schals und Handschuhe – und da hab ich die 10€-Ausnahmeregelung (bis 10 € muss man Fundsachen nicht melden) immer großzügig ausgelegt. Denn selbst wenn irgendwelche H&M-Faustschmeichler einen Zwanni gekostet haben mögen: Wenn ich den Aufwand von mir, dem Fundamt und am Ende dem erfreuten Zurückbekommer addiere, ergibt das nie einen Sinn. Zumal ich bezweifle, dass irgendwer sich wegen eines abgewetzten Schals ernsthaft ans Fundamt wendet. Man möge mich deswegen verurteilen, aber ich hab schon zwei oder drei Dinge einfach in die Tonne gekloppt.

Und jetzt kam diese fucking Strickjacke.

Lag nach der Schicht einfach auf der Rückbank. Ein schwarzes und offenbar mit Parfum imprägniertes Etwas mit erkennbar null Funktion. So ein Bauchfrei-Modell, im Wesentlichen also ein BH mit Ärmeln. Keine Taschen, erkennbar abgenutzt und in meinen Augen ein 1a-Kandidat für Germany’s next Top-Mülltonne. Aber ich bin da nicht vorschnell und hab einfach mal den Hersteller gegoogelt. Nicht, dass das am Ende … HOLY FUCKING SHIT!

Ja, da war ich dann. Auf der Website von Sonia Rykiel. Und hab festgestellt, dass die Oberbekleidung zu Preisen verticken, bei denen meine Peergroup an motorisierte Fahrzeuge denkt.

Ja ja, ok, sie haben auch Klamotten für dreistellige Beträge. Aber trotzdem!

Nun ist es halt so: Ich mag’s noch so obszön finden, dass jemand einen Monatslohn von mir für ein unförmiges Stofftaschentuch ausgibt – ich kann aber nicht in der einen Woche ein zerkratztes iPhone artig melden und in der nächsten ein Kleidungsstück mit demselben „Wert“ in die Tonne hauen. Der Gedanke, dass das jemandem fehlt, drängt sich halt doch auf.

Also hab ich das Ding heute Nacht abgegeben und einen Cop fünf Minuten lang davon abgehalten, sich vor dem PC zu langweilen.

Und Karma, falls Du hier mitliest: Dafür erwarte ich mindestens drei Zehner im Fußraum! 😉

23 Kommentare bis “Fundsachen: The next level”

  1. Daniel sagt:

    Hallo,

    ich lese schon seit längerem Deinen Blog und finde ihn sehr interessant, habe aber bislang noch kommentiert. Daher jetzt erstmal ein allgemeines Lob!

    Zum Thema Fundsachen im Taxi passt vielleicht diese Meldung:
    http://www.spiegel.de/panorama/leute/wolfsburg-profi-max-kruse-verliert-75-000-euro-im-taxi-a-1081980.html

    Nach der Meldung zu Urteilen, hätte sich Dein Berliner Kollege ja mit dem Geld aus dem Staub gemacht. Ohne Konzessionsnummer wird es aber schwer sein, den Taxifahrer ausfindig zu machen oder?

  2. Wolfy sagt:

    jaja… so ein Hauch von Nix kann jede Menge Nix ins Geldbeutelchen zaubern. Ich seh das zweigeteilt. Einerseits mag ich die billigen Billigsthersteller nicht, weil wegen Massenmenschhaltung (anders kann mans ja nicht betiteln), andererseits wäre ich niemals bereit, für ein Kleidungsstück ohne direkte Funktion (bedecken tut ein Strickjacke ja nicht, sie soll in Räumlichkeiten oder bei Mitteltemperaturen warmhalten – also dann, wenn T-Shirt zu kühl aber Jacke zu warm ist – auf eine Jacke, die nicht über die Nieren geht, sehe ich diese Funktion nicht als gegeben an – das sind dann nur noch Acce… Asse… Schmuckteilchen und damit Luxusartikel) mehr als 100 Ömmel auszugeben. Bei Kleidungsstücken mit Funktion (Pullover, Hosen, Unterwäsche, etc. pp.) sieht das nochmal anders aus.

    Aber 899Ömmel für ne Jacke, die selbstgestrickt aussieht? OMFG!

  3. Also bei 3 Zehnern im Fußraum ist das deutlich mehr als 10€, die müßte der Sash dann im Fundbüro abgeben!

    Lieber 3x einen Zehner im Fußraum… 😀

  4. Sancho sagt:

    Ich glaub ja eher du hast die 75.000 € von Max Kruse im Taxi gefunden und lenkst jetzt mit einem Rykiel-Fummel ab!

  5. hafensonne sagt:

    Ich schließe mich der Max-Kruse-Vermutung an 😛

  6. Die Knef sagt:

    Alle Fundsachen immer nach Schichtende unters Auto stopfen. Das fährt sich dann schon alles breit und Sie können befreit in den Feierabend starten

  7. Andy sagt:

    Deponiert billige China Fakes mit sündhaft teuren Labels in Sashs Rücksitzfussraum.

    Treibt ihn (noch weiter) in den Wahnsinn…

    😀

  8. ednong sagt:

    BH mit Ärmeln – geniale Definition.

  9. Sash sagt:

    @Daniel:
    Ja, das wird schwer. Aber zudem gebe ich immer auch zu bedenken, dass wir auch oft mal zwei Fahrten recht kurz hintereinander haben und zwischendrin nicht das Auto checken. Im oben verlinkten Beitrag hat ja z.B. auch eine Kundin ein Bier gefunden – sie hätte es auch einstecken können und ich hätte es nie erfahren. Also wenn sie nicht zufällig einen Fahrer auftreiben, der am Folgetag 75.000 € in bar bei der Bank eingezahlt hat, hätte er im Zweifelsfall sogar eine gute Ausrede.
    (Mir geht’s nicht drum, den Fahrer blind freizusprechen, aber da immer alle sofort daran denken, erwähne ich die andere Möglichkeit auch immer noch.)

    @Wolfy:
    Ich will jetzt auch garantiert nicht pauschal über teure Klamotten urteilen – aber ja, das o.g. bewegt sich außerhalb meiner Alltagswelt, das muss ich zugeben.

    @gedankenknick:
    Was meinst Du, weswegen ich von drei Zehnern und nicht etwa einem Fuffi gesprochen hab? 😉

    @Sancho und hafensonne:
    Hmm, das ist aber kausal nicht sehr stimmig. Denn wenn eine andere Fundsache schon eine Ablenkung sein könnte, dann könnte das Verschweigen von Fundsachen ebenso eine sein. Mit anderen Worten: Es besteht einfach kein vernünftiger Zusammenhang, weswegen sich mit der Idee alles belegen lassen würde. Ich würde empfehlen, lieber auf so Sachen wie drei Monate Urlaub, ein neues Auto oder so zu achten. 😉

    @Die Knef:
    Mich deucht, da ist etwas Zynismus entwichen.

    @Andy:
    Darüber hab ich durchaus auch schon nachgedacht. Das wäre natürlich jetzt echt peinlich gewesen, aber hey, ich kann nicht auch noch Modeexperte sein.

    @ednong:
    Schien mir das Naheliegendste zu sein.

  10. ednong sagt:

    @Sash
    Hm, ist ein BH vor nicht normalerweise geschlossen und wird hinten geöffnet? Ich hab das jedenfalls so in Erinnerung …

  11. ednong sagt:

    *vorn(e) sollte es natürlich heißen ….

  12. @Sash bezüglich des @Wolfy weil das ist auch @Die Unsoziale weil eben:

    Keine Sorge. Für mich auch. Außer es wäre etwas richtig edles, was wo man wirklich gern viel Geld ausgibt (Abendgarderobe, das Kleid in weiß, etc. pp.). Ich meine… das Ding frisst mir auch meinen Monatslohn weg! Mit einen Haps alles weg! O.O

  13. Sash sagt:

    @ednong:
    So detailliert wollte ich das gar nicht analysieren. Mein Gedanke war lediglich: „Bedeckt nichts außer den Brüsten – oh, aber es hat Ärmel“ 🙂

    @Die Unsoziale:
    Keine Frage, dass es Ausnahmen gibt. Wobei ich zugeben muss, dass ich persönlich die Sache mit den Brautkleidern auf eine ganz eigene Art verdammt unnötig finde. Also ja, dass man sich was besonders gutes tun will an so einem Tag, ist schon klar. Aber meinem pragmatischen Verständnis nach sollte man Dinge, die man nur einmal tragen will, zum Sonderpreis bekommen und nicht das Fünffache eines normalen Kleidungsstücks dafür zahlen müssen, das in Sachen Nutzbarkeit (und ja, ich meine nicht Nützlichkeit) locker um den Faktor 100 besser ist.
    Ich hätte bei meiner Hochzeit bei einem entsprechenden Wunsch von Ozie gerne einen Monatslohn auf den Tisch gelegt, aber ich war selten überzeugter davon, dass sie die eine ist, als sie (neben natürlich einigen Neuanschaffungen) über die Schuhe für die Feier gesagt hat: „Guck mal, ich glaub, die alten gehen noch …“ 😀

  14. @Sash:

    Bei Schuhen sieht das ähnlich aus. Ich würde wahrscheinlich weiße Turnschuhe drunter tragen. ;D
    Aber das Kleid! DAS KLEID! Das ist ein Kindheitstraum ohne Ende. Weiß (blau, schwarz, rot – ja ich bin da nicht so), lang, bauschig (am besten mit so nem holzigen Unterteil). Schleppe oder Schleier muss nicht sein, aber das Kleiiiiid! Ja, mir tut das auch weh so viel Geld für ein Kleidungsstück auszugeben. Aber das ist wie… jemand, der ein gut funktionierendes, halbwegs modernes Auto besitzt und trotzdem vom Lambo träumt. Oder anderen ähnlichen Nobelbonzenschlitten. 😉

  15. hrururur sagt:

    @Unsoziale: Männer verstehen das nicht! Ich weiß auch schon sehr exakt wie mein Kleid aussehen muss seit ich vier oder fünf bin. Das wird noch ein Drama… Allerdings weiß ich auch, dass ich es hinterher färben lassen werde und als Abendkleid „auftragen“ werde. Aber leihen oder hinterher verkaufen oder in was anderem heiraten? No way! Dafür will ich keine teure Riesenfeier

  16. hafensonne sagt:

    @Sash: Versuche mal eben 75.000 Öre auf Dein Konto bar einzuzahlen. Da macht Dir das Geldwäschegesetz ganz schnell einen Strich durch die Rechnung. [Aber zuhause ein Beutelchen mit Kleingeld auf Halde zu haben wäre wahrscheinlich auch nicht ganz schlecht. Aber man ist ja zu ehrlich.]

    @hrururur und Unsoziale: Es gibt auch Frauen, die das nicht verstehen 😉

  17. @Hrurururururururururur *war jetzt zu Faul die rurs zu zählen*
    @ Hafensonne

    Daher habe ich ja das Beispiel des Autos gewählt. Das ist ja eher etwas, was Männer verstehen. Nur mit dem Unterschied, das wir Frauen eher an das Kleid kommen als die Männer an den Nobelbonzenschlitten. 😀

    Aber ja, es gibt auch Frauen, die das mit dem Kleid nicht verstehen. Kann ich auch wiederum verstehen. Ist schon irgendwie dusselig, wegen einen Tag ein total überteuertes Kleid zu tragen (selbst wenn man es selbst näht, ist der Stoff ja nicht allzu günstig). Das mit dem neufärben ist dann durchaus charmant, wobei das ja auch nicht bei jeden Kleid funktioniert.
    Aber hey: Ich war mal bei einer türkischen Verlobungsfeier dabei. Da hat die Zukünftige Braut ein Kleid getragen – OMfG das war bestimmt dreimal so teuer wie ein Hochzeitskleid. Ein Monstrum aus rosa Spitze, Verzierungen, Schleppen, Schleifen, Rosen usw. usf. Sie konnte das aber wirklich tragen tragen und sah einfach toll darin aus. Und dann meinte sie nur, dass wäre doch nix, weil sie sich WÄHREND der Hochzeit drei oder viermal umkleiden müsse und jedes mal wäre es wieder so ein teures Kleid.
    Allein der Aufwand des Umziehens wäre mir zu viel. Am späten Abend von eng sitzenden Kleid in elegante alltagstaugliche Kleidung zu wechseln, finde ich ja noch ok – aber da war NIX alltagstauglich.

  18. Sash sagt:

    @Die Unsoziale:
    Ich gestehe Dir da die andere Ansicht durchaus zu, keine Sorge. Hey, erlaub ist, was gefällt!
    Aber ich gebe zu, mir bleibt das immer noch fremd. Um bei deinem Beispiel zu bleiben: Ich bin designmäßig ein großer Freund von Lamborghini. Der Diablo ist in meinen Augen nahe am perfekten Auto gewesen. Aber dann bin ich vor ihm gestanden und hab realisiert, dass ich da nicht reinpasse. Ich hätte mir damals die 1.500 € von meiner Oma erbetteln können, um ihn für einen Tag zu fahren. Hätte ihr und mir nicht wehgetan. Stattdessen hab ich mich geärgert, dass das nicht geht und Lamborghini ein wenig dafür gehasst, nur Autos für Durchschnittsmenschen zu bauen.
    Das interessante daran ist: Mir geht’s seitdem nicht schlechter und ich hab weitaus besseres zu tun als Lamborghini dafür zu hassen.
    Stattdessen freue ich mich einfach, in mein Zafira-Taxi erstaunlich gut zu passen.
    Wenn für Dich ein Kleid hilft, die Hochzeit richtig geil zu machen, dann ist das ok. Ich werde mir auch demnächst einen neuen Computer kaufen, weil der für mich das GTA-Zocken richtig geil machen wird. Und das ist, vergleichsweise freundlich ausgedrückt, auch eine völlig bescheuerte Idee.
    Dennoch, nur mal so zum Nachdenken: Ich werde mehrere hundert Stunden Spaß mit ungefähr 800 € haben. Ist es da nicht trotzdem komisch, 5.000 € (oder was immer Dir vorschwebt) für vielleicht 6 Stunden auszugeben?

    @hrururur:
    Ach komm, das ist sehr pauschalisierend! Männer können sich vielfach an Quatsch ergötzen, der den Materialwert übersteigt. In meinem Fall ist es lediglich der blöde Pragmatismus, der mich bremst. 😉

    @hafensonne:
    Keine Sorge, ich weiß schon, wie ich 75.000 € reingewaschen bekommen würde. Aber bei einem könnt Ihr euch sicher sein: Ich wäre nicht so blöd, dann noch nebenbei von teuren Dingen zu bloggen. 😉

  19. Bernd K. sagt:

    @Hafensonne: 75000 (schwedische) Öre macht genau 80,81 €. Da wird keine Bank zucken.
    Bei 75000 € werden sie sich den Ausweis zeigen lassen und Meldung an ein Amt machen. Ggf. meldet sich dann das Finanzamt.

  20. gedankenknick sagt:

    @sash
    Ach, REIN gepasst in den Lambo hättest Du schon irgendwie… mit ein bischen Quteschen von außen (und ein wenig Gleitgel) auf jeden Fall! Ed von den „Gebrauchtwagenprofies“ hat auch in den Bond-Bug gepasst.

    Die Frage ist, wie man Dich ohne Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr und deren hydralischen Schneid- und Spreizwerkzeugen da wieder RAUS bekommen hätte… 😉

  21. Schorsch sagt:

    Bei Fundsachen in einem Taxi handelt es sich um Verkehrsfundsachen nach § 978.1 BGB. Die Freigrenze zur Abgabepflicht
    von 10,- Euro nach § 965.2 BGB trifft dabei nicht zu (§978.1 BGB: „Die Vorschriften der §§ 965 … finden keine
    Anwendung.“) . Jeder Fundgegenstand außer Nahrungs- und Genussmittel sowie leichtverderblicher Ware muss also
    abgegeben werden. Siehe auch BOKraft §11.

  22. Sash sagt:

    @Schorsch:
    Ui, das wusste ich bislang wirklich nicht. So gesehen danke für die Info. Ob ich das allerdings im Alltag bei Zwei-Euro-Stücken beachten werde, steht dennoch auf einem anderen Blatt. Zumal sich dann die (von mir bislang auch nicht erforschte) Frage stellt, inwiefern ich dafür anfallende Wegstrecken in Rechnung stellen könnte.

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