Eines sollte man als Taxifahrer ja nun wirklich nicht machen, wenn man einen ortskundigen Fahrgast im Auto hat: Einen Umweg fahren. Gut, nach der aktuellen Gesetzeslage sollte man Umwege so oder so nicht fahren, aber mit ortskundigen Leuten wird es gleich viel unangenehmer…
Sollte man meinen.
Viel häufiger allerdings ist es so, dass man von Kunden aufgefordert wird, Umwege zu fahren. Dazu gibt es verschiedenste Anlässe. Am seltensten sind die Fälle, wo es einen Sinn ergibt. Zum Beispiel, wenn man zwischendurch an einer Stelle halten soll, die nicht direkt auf der Route liegt. Seltener sind die Fälle, wo der Umweg dadurch entsteht, dass der Fahrgast einfach einen anderen Weg wünscht. Entweder ist das dann der Lieblingsweg, wo man nebenbei irgendwelche städtebaulichen Attraktionen bewundern kann, oder aber es ist die „Spezial-Abkürzung“ des Kunden, die zwar anderthalb mal länger ist als der kürzeste Weg, dafür aber zu seiner Arbeitszeit (also nicht nachts) der Ampeln oder des Staus wegen im Gegensatz zum naheliegendsten Weg halbwegs passierbar.
Und es gibt Umwege, die so eine sonderbare Begründung haben, dass man sie als Taxiblogger aufgreifen muss…
Meinen Fahrgast habe ich an der Danziger Straße aufgenommen. Irgendwo zwischen der Greifswalder und der Prenzlauer Promenade. Er würde gerne nach Marzahn in die Allee der Kosmonauten. Super!
Das ist eine nicht gerade kurze Strecke, mein Umsatz an diesem Morgen würde locker um 20 € nach oben klettern. Vielleicht auch weiter. Die Allee der Kosmonauten ist lang und schlängelt sich durch den Osten von Berlin, sodass die Straße alleine nicht viele Rückschlüsse zulässt.
„Also erstmal die Landsberger lang?“
„Hmm, ich weiss nicht…“
Das ist kurios gewesen. Mir wäre kein Weg eingefallen, der nicht die Landsberger beinhaltet. Ich hatte durchaus Ideen, wann man letztlich abbiegen könne – aber sonst?
„Obwohl… du kannst ja auch über die Landsberger und dann links ab…“
„Links?“
Ich überlegte mir angestrengt, welchen Sinn es haben sollte, irgendwo an der Landsberger Allee links abzubiegen. Die komplette AdK liegt südlich der Landsberger, also rechts von uns aus.
„Na und dann hier nach Hohenschönhausen. Wie heisst die? Buschallee?“
„Ähm, das ist aber ein ziemlicher Umweg!“
„Naja, so würde ich jetzt fahren.“
„Aber über die Landsberger direkt ist es doch viel kürzer.“
„Ja, aber da stehen die Bullen nie.“
Hä? Ich rase ja nicht wie blöd durch die Gegend. Was will der Kerl mir bitte sagen?
„Immer wenn ich betrunken bin, fahre ich da lang. Dann erwischen die mich nicht. Da stehen die nie!“
„Ja, aber ich bin ja nicht betrunken…“
„Jaja, meinetwegen. Ich wollte es ja nur sagen…“
Während wir also gemütlich die Landsberger Allee entlanggegurkt sind, hat er mir dann weiter ausschweifend erzählt, dass hier manchmal Kontrollen stattfinden, und er deswegen lieber über die Buschallee fährt. Danach auf die Bitterfelder, und schon ist er quasi zu Hause. Könnte ich ruhig auch so machen!
„Aber ich trinke doch nix, wenn ich unterwegs bin.“
„Ich wollte es nur mal sagen!“
Äh, danke?
Falls hier Polizisten mitlesen: Stimmt das, dass ihr nie an der Buschallee oder der Bitterfelder Straße kontrolliert? Wenn ja: Ändert das mal! Ohne Führerschein fahren die noch viel öfter mit dem Taxi 😉