Auswurf, braun-rot

„Eine Leiche gibt’s immer…“

lächelte die junge Dame gequält, als sie einen massiven Typen auf die Rückbank schiebt. Der ist nicht mehr in allerbestem Zustand, grenzwertig auf jeden Fall. Aber lasse ich die Kunden jetzt stehen? Verzichte ich auf das Geld? Vertraue ich den Aussagen, er würde es sicher packen? In diesem – wie in den meisten Fällen – hab ich mich zum Transport entschieden, mit einer Mischung aus Verantwortungsbewusstsein und Geldgeilheit. Wie das beim Taxifahren wohl immer der Fall ist.

„Dann ist es aber nicht so gut, wenn er ganz links sitzt – da geht die Tür nämlich nicht auf!“

„Ach, im Notfall sagen wir Bescheid.“

Jetzt springen sicher gleich ein paar Kollegen auf und meinen, dass ich ja hier schon hätte abbrechen können. Gewiss, eine konkrete Gefahr bestand. Aber ich führe diese Dialoge so oft – und es passiert fast nie was. Ich hab mit solchen Truppen schon lustigste Fahrten und beste Trinkgelder gehabt – meist schafft man im Ernstfall ja noch so eine ganz eigene Art „Gefahrenbremsung“.

In diesem Fall war es ein Fehler. Als ich auf Bitten eines Mitreisenden angehalten habe, hatte „die Leiche“ schon lautlos aus dem Fenster gekotzt und eine ansehnliche Spur auf der Außenseite des Wagens hinterlassen. Es folgte eine kurze Pause, einiges an Abwischerei, und ich war immerhin froh, dass kaum etwas im Auto zu finden war. Die Truppe war zudem recht nett, sie kümmerten sich um ihren Freund und ich bekam auch schon den ersten Zehner „fürs Anhalten“ zugesteckt.

Ich hab das mit einem Verweis auf die laufende Uhr abgetan und gesagt, dass wir mal sehen würden, wie wir das hinkriegen. Bisher sah es zudem wirklich so aus, als ob die Geschichte mit einmal Waschanlage erledigt sein würde.

Den nächsten Kilometer verbrachte die Leiche dann auf der rechten Seite, wo die Türe auch von innen zu öffnen ist. Die Bitte zum abermaligen Anhalten kam auch dieses Mal kurz nach Entleerung des Magens aus dem Fenster. Na danke!
Damit waren das Auto, die Laune und absehbar die Schicht im Arsch. Warum hätte ich sie nicht noch eben bis nach Hause mitnehmen sollen?

„Ist nur um die Ecke.“

Diese Ecke maß etwa 3 Kilometer Fahrtweg. Dann standen wir da, und nachdem der Typ sich – trotz einiger Beherrschung in den letzten Minuten – gleich auf der Straße wieder erbrochen hat, ging es ans Bezahlen. Dem netten Beifahrer hab ich nach dem Herumreichen von Tüchern, kurzem Wischen hier und dort Herumgucken dann auch gesagt, dass jetzt natürlich der unangenehme Teil kommt. Ruhig und sachlich, wie das meine Art ist.

Was denn jetzt auf der Uhr stehen würde?

„15,90 €. Aber es ist wohl klar, dass das nicht der Preis ist, über den wir jetzt verhandeln.“

Völlig entgeistert wurde ich von hier und dort angeschaut. Ob ich etwa mehr haben wollte? Außerdem hätte ich ja schon einen Zehner…

Ich hab meinem Beifahrer mit angemessenem Bedauern erklärt, dass mir klar ist, dass das ein unschönes Ende für einen Partyabend ist, aber dass ich auch mein Geld verdienen muss. Dass ich das Auto jetzt erst einmal sauberzumachen hätte, und das – natürlich ausgerechnet – zu quasi der besten Zeit der Woche, zu der ich an jeder Ecke Kunden mitnehmen könnte. Und bei allem Verständnis für ihre missliche Lage: Ich würde nicht auf mein Geld verzichten, nur weil ihr Kumpel einen über den Durst getrunken hätte.

Etwas zögernd reichte er mir einen Zwanziger und erwartete so etwas wie ein

„Alles klar, schönen Abend noch!“

Das hat er natürlich nicht bekommen. Inzwischen wurden die Stimmen ums Auto herum lauter. Vom unangenehm drohenden

„Meister, du hast jetzt 30 €!“

bis hin zu

„Ey, 15 €! Auf dem Hinweg haben wir 5 € bezahlt! 5!“

war alles dabei. Noch viel besser: Ich hätte sie vorher darüber aufklären müssen, was es kostet, ins Auto zu kotzen. Außerdem sei ich selber schuld, weil ich die Kindersicherung links drin hätte. Im Umkehrschluß – als ich erwähnte, dass die Kindersicherung extra dazu da ist, dass Betrunkene nicht einfach auf die Straße springen, war ich dann selber schuld, weil die Kindersicherung ja schon beweisen würde, dass ich Betrunkene mitnehmen würde. Wir erinnern uns daran, wie froh die Truppe vor einer halben Stunde war, dass sie jemand mitgenommen hat, und dass ich auf die Kindersicherung hingewiesen habe.
Der Vorwurf mit den Kosten für die Fahrt ist auch extrem lustig, da sie mir nie ein Fahrtziel genannt, sondern die Strecke unterwegs angesagt haben. Und etwa 5 km Fahrtweg mit 5 Personen zuzüglich etwa 10 Minuten Wartezeit… kommt mir ziemlich tarifgerecht vor.

Aber gut, während der Großteil der Gruppe entweder kotzte oder mir vorwarf, ich wolle sie übelst über den Tisch ziehen, saß mein Beifahrer möchtegerngelassen da und wähnte sich in einer total guten Position. Die 14,10 €, die er mir nun quasi freiwillig obenauf überlassen hat, waren in seinen Augen unanfechtbarer Beweis, dass die Sache nun geklärt ist. Mit einem süffisanten Lächeln wollte er hören, was ich denn nun noch haben wolle. Ob ich etwa glauben würde, er solle mir nun 50 – oder gar 100! – Euro geben.

„Und ob ich das glaube.“

Die Antworten darauf könnte man als Beleidigung auffassen, aber da bin ich hart im Nehmen. Ich hab ihm nochmal erklärt, dass das nicht einmal sonderlich hochgegriffen ist, und ich wenn es nach meinem Chef ginge, die Kiste jetzt sowieso erst einmal professionell reinigen lassen müsste. Dass das wiederum noch mehr Zeit kostet und schnell mal bei mehreren hundert Euro liegt.

Sein Kumpel meldete sich wieder von der Seite und meinte, das eine Mal Waschanlage sei ja wohl von den 30 € locker mitbezahlt.

„Ach ja? Mit den übrigen 14,10 € komme ich auf Uhr gerade mal bis zur Waschanlage. Ohne zusätzliche Kosten und die Zeit, die das dauert!“

„Hör mal, bevor ich hier 100 € zahle, nehm ich dir dein ganzes Auto auseinander!“

„Gerne. Das ist auch eine Möglichkeit! Dann bleibt nur mein Verdienstausfall…“

Aber natürlich spinne ich total, bin unverschämt, ein Arschloch und dergleichen. Er stellte klar, dass er nicht zahlen werde, und ich, dass ich diesbezüglich nicht einverstanden bin und die Polizei rufen werde. Relativ friedlich eigentlich. Auf die Frage, ob ich irgendeinen Namen bekommen würde, bekam ich die Antwort

„Nimm Karl-Heinz oder so.“

Alles klar. Ich stand vor ihrem Haus, ihr Fenster war als einziges beleuchtet und die Haustüre haben sie gnädigerweise geöffnet gelassen, was die beiden angeforderten Streifenpolizisten auch dankbar nutzten, um zu ihrer Wohnung zu gelangen. Und was soll ich sagen? Selten habe ich zufriedener in ein WTF-Gesicht gesehen als heute morgen um 5 Uhr. 😀

Die Personalien sind also ausgetauscht, und zack – keine halbe Stunde später (etwa der Gegenwert der 14,10 €) – konnte ich mich also ans Putzen machen. Ich hab die Uhr angemacht, mir Putzutensilien von der Tanke und von zu Hause besorgt und die Kiste nach allen Regeln der Kunst bearbeitet und pünktlich zum Schichtbeginn meines Tagfahrers flecken- und geruchsfrei am Abstellort bereitgestellt. 70,60 € standen auf der Uhr, und in Anbetracht der Tatsache, dass ich ihnen eine teure Reinigung und (übers Wochenende!) gleich mehrere Tage Verdienstausfall erspart habe, ist eine Pauschale von 100 € fürs Putzen auch nicht unangemessen. Sind dann also irgendwas um die 170 €. Ich bin ja gespannt, ob darüber ein Gericht entscheiden muss, oder an welchem Punkt sie beschließen, es besser sein zu lassen. Beim netten Brief von mir, bei dem vom Anwalt, beim Mahnbescheid?

Mir soll es egal sein, ich hab Zeit.

27 Kommentare bis “Auswurf, braun-rot”

  1. Mia sagt:

    Manche Leute sind so unglaublich dreist, da fehlen einem echt die Worte. Zum Glück sind sie in den meisten Fällen auch noch so unglaublich dumm, sich bis vor die Haustür bringen zu lassen und sich dann zu wundern, wie man sie doch noch „erwischt“ hat… 😀

    Andererseits rennt so ’ne Alkoholleiche auch nicht wirklich schnell vom „Tatort“ weg. So oder so ziehen die meisten also den Kürzeren, zum Glück.

    Ich drück Dir die Daumen, dass dieses sympathische Grüppchen in nüchternem Zustand wieder (noch) genug Restzellen in der Birne hat, dass Du unproblematisch und bestenfalls mit ’ner ernstgemeinten Entschuldigung zu Deiner Kohle kommst.

    Sowas braucht man auch nicht jedes Wochenende, was? 😉

  2. Daniel sagt:

    Ja, spätestens, wenn es ans Bezahlen des Reinigungsaufwands geht, werden die Leute doch oft unfreundlich.

    Mir fällt ein Fahrgast im Reisebus ein, der die ungewohnte Alkoholmenge zum Abendessen dazu nutzte, lustige Schwerkraft-Experimente mit Biomasse durchzuführen, wobei besagte Masse den Weg vom Panoramafenster über die nadelfilzbezogene Seitenwand bis in die feinen Rillen des Heizkörpers nahm. Nur der Tatsache, dass ich einen Dampfreiniger zur Hand hatte, sorgte dafür, dass ich dem Kerl am nächsten Morgen nur 50 Euro berechnete – worauf er mir recht deutlich klar machte, welchen Körperteil ich ihm mal lutschen könnte. Als ich ihm darauf nur trocken entgegnete, dass das nochmal einen Hunderter extra kosten würde, hat er gelacht, bezahlt und um eine Quittung gebeten (er war auf Geschäftsreise in Deutschland). Habe als Art der Dienstleistung „Sonderaufwand nach Material-Ausatmungs-Zeremonie“ vermerkt, aber natürlich leider nie erfahren, ob bei ihm daheim in den USA irgendeine Buchungsstelle die Quittung ins Englische übersetzt hat 😉

  3. Quacki sagt:

    „Spielen und nicht Aufräumen“ – das ist die nette Umschreibung von diesem asozialen Verhalten der Kotzgastbegleiter. Das hasse ich wie die Pest, wenn da jemand nicht geradestehen will für sein Verhalten. Und da lacht das Herz, wenn die Polizei das macht, wozu sie da ist, nämlich gutes Recht gegen eine Gewaltandrohung durchzusetzen.
    Also, ich hoffe die Asis werden vielleicht doch ein bißchen schlauer sein, man soll ja nie die Hoffnung verlieren.

  4. Aro sagt:

    Du kannst ja sooo gemein sein…
    Da ging es ihnen noch schlecht, du nimmst sie nicht mal umsonst mit und willst dann auch noch Geld, obwohl das Auto sowieso manchmal geputzt werden muss.
    Übelste Abzocke, typisch Taxifahrer 😉

  5. Ana sagt:

    Dass du im Recht bist ist klar, aber man soll doch nicht vergessen, wie man früher selbst war.
    Auf dem Nachhauseweg oral etwas Last abzuwerfen dürfte den meisten passiert sein, oft genug seh ich Zeugnisse davon in der U- oder S-Bahn. Dass Kotzen im (und/oder aus dem) Taxi plötzlich extra kostet haben die Gestalten ja auch eingesehen…
    Nur nen Hunni hat man nich mal eben extra und fühlt sich erstmal verarscht. Dass da vom konfliktfreudigen Jungspunt die Defensivhaltung angenommen wird dürfte auch menschlich sein.

    Dann aber abzuhauen mit ner „Mir doch egal“-Haltung tut nich Not. Ein Adressenaustausch wär sicher freundlicher und billiger gewesen.

  6. Sash sagt:

    @Mia:
    Ich muss dazu noch anmerken, dass die Gruppe bis zu der Frage nach der Bezahlung auch kein bisschen unsympathisch war. Klar, niemand der ins Auto kotzt, ist mein Lieblingsfahrgast! Aber eigentlich waren sie bis dato nett und darum bemüht, den Schaden möglichst gering zu halten. Dass man das nicht jedes WE braucht, stimmt allerdings 😀

    @Daniel:
    Sehr geile Quittung 😀
    Wenn das einer gegengelesen hat, dann ist der sicher auch umgefallen vor Lachen…

    @Quacki:
    Ich bin auch mal guter Dinge, schließlich sagen sich im Suff schnell mal unschöne Dinge, und auch die erste Verärgerung wirkt erst einmal intensiver. Dann sieht man weiter.

    @Aro:
    Ja, ich schlimmer Finger, ich! 😉

    @Ana:
    Ich kann das im Prinzip nachvollziehen, und ich bin da auch bei weitem nicht so verständnislos, wie es vielleicht aussieht. Kann alles mal passieren, und das sage ich, obwohl ich persönlich es noch in jeder Situation zum nächsten Gebüsch gepackt habe.
    Nein, mich hat es wegen der Höhe des Betrages geärgert. Dass der Preis astronomisch ist, weiss ich ja – und nach Möglichkeit sage ich das ja tatsächlich vorher. Und genau in dem Wissen hab ich die Sache so ruhig und sachlich wie möglich angesprochen. Ich hab ihnen erklärt, dass mir nunmal Einnahmen entgehen, und mich das daher Geld kostet, dass das Auto natürlich ordentlich sauber gemacht werden muss – schon alleine des Geruchs wegen, weil die Leute schließlich auch zahlen, um bei mir mitzufahren, etc.
    Ich hätte es akzeptiert, wenn sie es selber sauber machen, und zudem war mein Angebot mit hundert im unteren Mittelfeld. Bei einem ernst gemeinten „Mehr als 80 haben wir gerade nicht da“ hätte ich ein Auge zugedrückt. Aber wenn man darauf als Antwort kriegt, man solle sich nicht so haben, schließlich wäre es ja nur einmal einen Lappen in die Hand nehmen… nee, da schlag‘ ich dann gerne noch was drauf!

  7. @Sash

    Du glaubst gar nicht, was alles auf der Quittung stehen kann, bis da mal einer checkt, was Sache ist. Und speziell bei Auslandsreisen wird alles mögliche als Quittung akzeptiert.

    Soll mir doch mal einer Nachweisen, dass die Taxiquittung, die wie der Beleg einer Table-Dance-Bar aussieht, keine Taxiquittung ist. 😉

  8. Nils sagt:

    Witzige Geschichte mit „akzeptablem“ Ende für Dich. „Gutem Ende“ will ich nicht schreiben denn unangenehm war die Situation insgesamt ja sicherlich trotzdem irgendwie – oder? Oder bist Du da mittlerweile „abgestumpft“?

  9. Lara sagt:

    Hab mich heute gefragt, ob Taxi Fahrer ihre Geschichten ins Internet stellen und mal nach Blogs gesucht und dabei deinen gefunden.. denk mir schon, dass ihr einige interessante Geschichten zu erzählen habts 😀 Werde deine „Abenteuer“ auch weiterhin mitverfolgen!

    Alles Jute,
    Lara

  10. arturo sagt:

    Hi, besitze zufällig einen Reinigungsdienst für „alles“ und muss mich schon wundern über die 170 €.
    Solche preise fürs Auto sauber machen (Ihr wollt garnicht wissen was so alles in einem Wagen rumliegt) hätte ich auch gerne und wäre damit wohl schon längst reich. Bei uns gilt als Höchstpreis 100€ und dann auch wirklich tip top wie ein Neuwagen sauber. Im Schnitt zahlt der Kunde jedoch nur 50 €.
    Ich verstehe dass es ärgerlich ist aber man sollte seine Arbeitskraft auch nicht „überschätzen“.
    gruß arturo

  11. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Ja, solch kuriose Quittungen tauchen sicher weltweit in seltsamsten Zusammenhängen auf. Ich will gar nicht wissen, wie oft Bordelle Quittungen ausstellen sollen, auf denen „Restaurant“ steht oder so 😉

    @Nils:
    Ich hab einmal mehr festgestellt, dass mich die Sache kein bisschen mehr ekelt. Staub, Kalk, Erde, Kotze… ist alles nur Dreck am Auto. Also keine Frage: Es riecht nicht lecker und wenn man sich Gedanken darüber macht, ist es nicht die angenehmste Art von Schmutz. Aber dieses „Da muss ich dann selber gleich kotzen“ hab ich nicht mehr. Praktischerweise 😀
    Ob das Ende gut ist, entscheidet sich aber trotzdem erst dann, wenn gezahlt wird…

    @Lara:
    Und ich bin nicht der einzige 🙂
    In diesem Sinne Willkommen hier!

  12. @Sash

    Du solltest erstmal das Gesicht deiner Kollegen in allen möglichen Ländern sehen, wenn du drauf bestehst, dass die Quittung wie von einem Sexclub aussehen soll. 😉

  13. Nils sagt:

    @Sash: Ich meinte weniger die Kotze direkt, sondern vielmehr die gesamte Situation, den Kunden nun irgendwie verständlich machen zu müssen/wollen, dass das ganze wesentlich teurer ist als sie glauben und dass sie Dich für einen Abzocker halten. Oder hattest Du sogar ein bisschen „Spaß“ daran, da die Fakten alle für Dich sprachen? Ich stelle mir die Gesamtsituation sehr unangenehm vor.

  14. Jungo sagt:

    Als ich den Text gelesen habe, dachte ich auch erst: „Wie jetzt, Fahrpreis + 100% Aufschlag müsste doch reichen, stell dich mal nicht so an.“ Ich hätte im ersten Moment vermutlich genauso wie deine Fahrgäste reagiert.
    Dann habe ich aber wirklich mal darüber nachgedacht und erst jetzt wird mir richtig bewusst, was es kostet, wenn du eine Stunde dein Auto putzt putzen musst. Ich bin ja selbst nicht nur einmal im stark angeheiterten Zustand mit dem Taxi heimgefahren, weil ich mit der S-Bahn immer sonstwo landen würde. Bisher ist aber zum Glück alles ‚gut gegangen‘. 🙂

    Vielleicht solltest du, wenn du dich für die Beförderung solcher Kandidaten entscheidest, ganz am Anfang der Fahrt auf solche Reinigungskosten hinweisen.

  15. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Ob es solche Wünsche wohl gibt – wenn zum Beispiel Vertreter des horizontalen Gewerbes „Bildungsreisen“ machen? 😀

    @Nils:
    Klar, die Gesamtsituation ist mies. Ich freu mich da überhaupt nicht drüber, weil natürlich keiner auf Anhieb kapiert, wie scheiße (also vor allem teuer) die Geschichte jetzt ist. Da hab ich definitiv auch noch nicht die professionelle Coolness – sowas ist immer eine Ausnahmesituation, und ich muss mich diesbezüglich auch beherrschen, sachlich zu bleiben und gut zu argumentieren.

    @Jungo:
    Ich kann diesen Gedankengang durchaus nachvollziehen. Es ist aber eben nunmal so, dass ein Taxi ein gewerbliches Fahrzeug ist, dessen Sinn es ist, Geld zu verdienen – und ebenso bin ich eben im Dienst. Wenn mir ein Kumpel in meinen Privatwagen kotzen würde, wäre das ja auch für umme, oder mit zwei Bier bei der nächsten Party wieder eingerenkt. Aber das sind in dem Fall natürlich nicht die Maßstäbe, schließlich treibe ich mich trotz aller Liebe zum Job nicht zum Spaß auf der Straße rum, sondern um meine Miete zu bezahlen.
    Das mit dem Hinweisen auf die Kosten ist eine schwierige Sache. Ich mache das recht oft – meist mit meinem Standardsatz:
    „5 Minuten halten kostet 2 €, im Auto kotzen 200. Entscheidet euch!“ 🙂
    Auf der anderen Seite sehe ich die Verpflichtung wirklich nicht bei mir. Wenn jemand glaubt, es sei doch irgendwie völlig normal, einem Fremden ins Auto zu kotzen, dass man da nur drauf verzichtet, weil der Preis höher ist als man denkt, dann finde ich, darf der finanzielle Denkzettel auch mal höher ausfallen. Das Wissen, dass ein derartig seltenes und unangenehmes Ereignis auch zu unangenehmen Nebenwirkungen führen kann, das, finde ich, kann man voraussetzen. Zumal es ja nicht um die Frage geht, ob jemand das Geld jetzt sofort bar dabei hat. Wie bei allen Geldproblemen stehen einem ja auch hier spätere Zahlungen, Raten etc. grundsätzlich offen.
    Was ich an der Sache so störend finde, ist, dass offenbar davon ausgegangen wird, sowas passiere halt mal und sei schon irgendwie eingepreist.
    Ich denke mir immer: Wenn ich auf einer Party bei jemandem besoffen auf seine Playstation trete und sie hinüber ist, dann ist doch klar, dass ich die ersetzen muss. Dann diskutier ich doch auch nicht rum, ob ihm 15 € nicht reichen würden, schließlich hätte ich schon 5 € Eintritt gezahlt.
    Meist sind es ja auch noch die gleichen Leute, die einerseits denken, wir verdienen sowieso 100 € in der Stunde, dann aber 30 € Verdienstausfall für denselben Zeitraum als zu hoch einschätzen.
    Insofern: Ich bemühe mich meist vorher – auf jeden Fall aber nachher – um Aufklärung bezüglich der Kosten und/oder der daraus resultierenden Probleme. Mitdenken setze ich allerdings voraus. Und wer dazu betrunken nicht in der Lage ist, der sollte schlicht nicht so viel trinken!

  16. @Sash

    Eine sehr interessanter Aspekt, den es näher zu beleuchten gilt. 😉

  17. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Zumindest wären diese Bildungsreisen sicher nicht unbeliebt 😉

  18. @Sash

    Ich glaube, ich versuche es doch mal mit der Selbst & Ständigkeit. Mir kommt da gerade eine Geschäftsidee. 😉

  19. sachma sagt:

    die werden kein Miglied im KK e.V. 😉

  20. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Na dann ran an den Speck! 😉

    @sachma:
    Nee, keinesfalls!

  21. Felidana sagt:

    Und wer muss das jetzt rein rechtlich gesehen zahlen? Der Besoffene, der vielleicht nicht mal mitgekriegt hat, dass er in ein Taxi gesetzt wurde, und wahrscheinlich auch nicht wirklich ne Willensäußerung dazu abgegeben hat, oder die Begleiter, die ja eigentlich nicht für den Kotzenden verantwortlich sind und selber keinen Schaden verursacht haben? Klar würde es sich für den Besoffenen gehören, das zu zahlen, aber wenn er jetzt ernsthaft nen Rechtsstreit will, wie ginge der dann aus? Wenn er argumentiert, er wollte gar nicht ins Taxi und ihm wurde keine Gelegenheit gegeben, das zu verhindern? Oder dass seine Freunde eigentlich wissen, dass er auch nüchtern gerne seekrank und reisekrank wird?

  22. Sash sagt:

    @Felidana:
    Das ist eine Frage, die wahrscheinlich hier und da von Gerichten (auch zu Recht!) unterschiedlich beantwortet werden wird.
    Ich hab damit bisher auch keine weiterreichenden Erfahrungen, aber ich nehme an, dass auch hier ggf. eine Haftung der gesamten Gruppe vorliegen könnte. Aber ich werde es ja erfahren jetzt 🙂

  23. Sash sagt:

    @arturo:
    Sorry, dass ich jetzt erst antworte. Der Comment von dir ist versehentlich im Spam-Ordner gelandet. Ich wollte ihn keinesfalls abbügeln!
    Es ist auf jeden Fall interessant, diese Aussage zu hören, und ich verstehe, dass dich das vielleicht sogar ärgert, wenn ich hier so rumjammer, wo du dein täglich Brot mit dem Dreck in fremden Autos verdienst.
    Zunächst: Als Kunde würde ich mich über solche Preise natürlich freuen. Schön, dass du sie so anbieten kannst, und wenn du das so schreibst, dann gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass deine Mitarbeiter auch angemessen verdienen.
    Aber es gibt einen enormen Unterschied zwischen den beiden Situationen. Bei dir kommen die Kunden freiwillig – du musst ihnen ja auch notgedrungen mit dem Preis entgegenkommen (ich nehme nicht an, du hättest was dagegen, mit dem Geschäft reich zu werden 😉 )
    Und du bietest diesen Service an. Freiwillig. Für dich ist das Beseitigen von Verschmutzungen dein normales Geschäft. Das ist bei mir nicht der Fall. Und auch wenn ich selber schreibe, dass ich da inzwischen doch recht abgehärtet bin: Es ist eine zusätzliche Belastung, eine unangenehme Situation, auf die ich weder im Alltag vorbereitet bin, noch liegt es eigentlich in meinem Aufgabenbereich, diese Arbeit zu erledigen.
    Ich will auch nicht bestreiten, dass dieser Preis hoch ist, und für mich damit wirtschaftlich sogar „lohnenswert“. Aber wenn ich die Kotze nicht selbst weggemacht hätte, und stattdessen euch beauftragt hätte. Was hätte das gekostet? Kotze innen und außen? Kommen wir da auf den Höchstpreis? Und nicht jeder erledigt das so günstig. Und wer bezahlt nun meinem Chef und mir die entgangenen Kosten? Und zack, würde das ganze den gleichen Preis kosten, bei teureren Unternehmen sogar mehr.
    Ja, ich hab in den 3 Stunden recht gut verdient für meine Verhältnisse – dafür hab ich aber auch eine Arbeit gemacht, die ich definitiv nicht machen wollte oder musste.

  24. […] in erster Linie freundlich grüßen zu nennen. Und nicht ins Auto zu reihern. Wie das enden kann, hat Sash letzte Woche ausführlich beschrieben. Und weil er einen richtig tollen Chef hat, wird das sogar noch doppelt teuer. Ein bisschen […]

  25. Moe sagt:

    Hast du inzwischen eigentlich schon was von dem Geld gesehen?

  26. Sash sagt:

    @Moe:
    Nein, die sind tatsächlich drum herumgekommen. Und willst du auch wissen, wieso? Weil diese Arschgeigen von der Polizei sich mit den Personalien des Typen mit der großen Klappe notiert haben und das für ausreichend hielten. Der konnte natürlich wahrheitsgemäß sagen, dass er es nicht war und bezüglich seiner Freundin lügen, dass er ihren Namen nicht kennt… und zack, kein Schuldiger mehr aufzutreiben…
    Entschuldigung, aber wenn ich drüber nachdenke, regt mich das immer noch furchtbar auf.

  27. […] gab da auch schon Kandidaten, bei denen ich mir gewünscht hätte, dass die Drei-gegen-einen-Situation sich spontan in eine […]

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