Silvester

So, das Jahr neigt sich dem Ende zu. Noch 24 Stunden 2010. In rund 25 Stunden werde ich mich aufmachen, und die Feiernden einladen und heim bringen. Es wird wie jedes Jahr ein gewaltiges Chaos geben und neben Freude und Spaß werden auf der Straße beim Kampf um die Taxen auch Neid und Missgunst zu finden sein, Gewalt und gewaltige Nervenprobleme.

Ich wollte mal im Voraus, bevor alle ihre 2 bis 20 Sekt intus haben, zur Besonnenheit aufrufen.

Taxifahren an Silvester ist genial und abartig zugleich. Die Umsätze klettern aufs manchmal Doppelte eines normalen Wochenendes, dafür steigt die Zahl der betrunkenen Fahrgäste, die Zahl der frustrierten Leute, die lange auf ein Taxi gewartet haben. Zahllose Menschen werden wieder versuchen, ein Taxi zu bestellen, und abermals werden sie alle frustriert sein, weil das komplette System Taxi scheinbar zusammenbricht.

Aber es ist gar nicht anders möglich! Selbst die unter der Woche offenbar viel zu vielen überzähligen Taxen reichen nicht aus, um den Ansturm an Silvester zu bewältigen. Ganz abgesehen davon, dass es auch Taxifahrer geben soll, die an Silvester mit ihren Familien und Freunden feiern wollen. Taxifahren ist auch kein Geschäft, in dem man mal eben hunderte Leiharbeiter anheuern könnte, schließlich erwartet man ja auch zum Jahreswechsel kompetente Fahrer mit Ortskenntnis, die auch an diesem Tag nach Tarif fahren und nicht die Gunst der Stunde nutzen, um ein bisschen mehr zu verlangen – was wir zweifelsohne könnten in dieser Situation der erhöhten Nachfrage.

Ich möchte folgende Tipps loswerden zu dieser für uns Fahrer besonders anstrengenden Nacht:

1. Versucht, vielleicht selbst einen Fahrer im Bekanntenkreis zu bestimmen. Nicht jeder trinkt Alkohol, und es ist die sicherste Möglichkeit, überhaupt nach Hause zu kommen, wenn es mal nicht mit Bus und Bahn geht. Die Taxifahrer auf der Straße werden euch gerne mitnehmen, aber ihr seid nicht alleine. Die Typen 20 Meter vor euch und 30 Meter hinter euch winken auch nach uns.

2. Plant Zeit ein. Ihr werdet nach Mitternacht kein Taxi bestellen können und je nachdem, wo ihr seid, kann es verdammt lange dauern, eines zu bekommen. Verlasst euch nicht zu sehr auf einen Taxistand und nehmt warme Klamotten mit. Die ganz warmen.

3. Seid nett. Die Fahrer, die an Silvester arbeiten, haben genug zu tun und sind die allerletzten, die daran schuld sind, dass ihr lange warten musstet. Außerdem sind Frust und Preisfeilscherei gerade in dieser Nacht Günde, binnen Sekundenbruchteilen vor verschlossener Taxitür zu stehen und überhaupt nicht mitgenommen zu werden.

Trotz allem: Ich freue mich auf die Nacht, und ich freue mich auch auf meine Fahrgäste. Das wird sicher wieder ein Heidenspaß.

Ach ja, noch ein kleines PS an alle Pyrotechniker da draußen: Nichts gegen ein wenig Spaß miteinander, aber versucht bitte, nicht unbedingt die wenigen Taxen dieser Nacht ins Kreuzfeuer zu nehmen und lahmzulegen. Danke 🙂

Kurztrip (2)*

oder: Wie Sash in Rostock ein Taxi nahm

Wenn man Berlin gewöhnt ist, ist Rostock eine beachtlich andere Größenordnung. Das fällt zum einen natürlich an der Größe der Stadt, des Bahnhofes etc. auf, aber auch beim Taxifahren. Es war nämlich gar nicht so leicht, eines zu finden.

Dass wir vom Bahnhof zum Familiendomizil ein Taxi nehmen, war eine spontane Entscheidung, mit dem Tarif oder der Taxiordnung hab ich mich also nicht schon davor auseinandergesetzt. Wie normale Touris eben 🙂

Das Problem bestand, wie eingangs erwähnt, an der Auffindbarkeit. Am Südausgang des Bahnhofs, von uns wegen der geplanten Strecke favorisiert, stand eines, das pünktlich zu unserem Eintreffen mit Kundschaft verschwand. Der Hauptausgang im Norden bot zunächst ein ähnliches Bild, dann herrschte auch dort Taxenmangel. Hmm…

Wir haben die Nummer einer Zentrale aufgetrieben und ein Taxi zum Bahnhof bestellt. Zum Nordausgang. Mein Gott, die paar Meter konnten wir uns gerade noch leisten. Die Zentrale gab an, der Wagen sei unterwegs. Eine Wagennummer, eine Auskunft, wie lange es dauern würde? Fehlanzeige. Naja, nicht so das Wahre.

Dann tauchte ein Taxi auf und fuhr an unserer 4 Personen starken Truppe mit massig Gepäck vorbei. Ich bin zum Taxistand hinterhergetrottet und hab den Fahrer gefragt, ob er den Auftrag angenommen habe.

„Nä!“

erhielt ich als patzige Antwort. Also weiter warten. Vielleicht ist ja des Winters wegen besonders viel los. Ist ja in Berlin zumindest so. Die Zeit verstrich und wir überlegten, ob wir nicht doch bei dem Fahrer… vielleicht kommt ja keiner mehr… da war er aber schon weg. Offenbar ein Funkauftrag.

Letztlich kam dann doch noch ein Wagen, und der Fahrer war nur unwesentlich freundlicher als der erste. Ob wir zu viert in seinem Wagen Platz hätten mit dem vielen Gepäck, fragte ich ihn, worauf ich etwas überrascht folgende Gegenfrage beantworten durfte:

„Wo soll’s denn hingehen?“

„In die Hastenichtgesehenstraße in der Südstadt.“

„Naja.“

Das war die Antwort. Also quasi so eine Art Zustimmung. So ganz verstanden hab ich es nicht, klar ist, dass er nicht sonderlich begeistert war von der Tour. Ob es jetzt an uns lag, daran, dass er aussteigen musste wegen des Gepäcks oder an der Länge der Tour? Keine Ahnung, zu den gesprächigsten Kandidaten hat er nicht gehört.

Während der etwa 5-minütigen Fahrt, bei der er eine vorbildliche Route gewählt hat (die uns nicht einmal eingefallen wäre) hat er auf meine Frage nach einer erhöhten Nachfrage wegen des Schnees und der Tatsache des leeren Standes am Bahnhof zwei Sätze fallen lassen, die in etwa

„Nö, is eigentlich gar nix los.“

und

„Man muss ja nich am Bahnhof stehen, man kann.“

lauteten. Der Rest der Konversation beschränkte sich auf seine Nachfragen nach der genauen Adresse. Dort hat er im Übrigen angenehmerweise so gewendet, dass wir prima auf den geräumten Fußweg kamen.

Der Preis schien mir erst relativ hoch zu sein, nachdem ich jetzt gerade nachgesehen habe, erklärt er sich allerdings mit dem Tarif. Die 2,40 € Einstiegspreis hab ich wahrgenommen, dass allerdings der erste Kilometer mit 2,10 € und die nächsten beiden mit 1,80 € zu Buche schlagen, hätte ich nicht erwartet. Mit unserer kurzen 2,5-km-Tour haben wir also nur die teuren Kilometer gut ausgeschöpft. Der Vierte wäre schon nur noch mit 1,30 € berechnet worden.

Abgesehen von seiner etwas unfreundlich wirkenden Spracharmut kann ich dem Fahrer attestieren, dass er einen guten Job gemacht hat. Er hat beim Ein- und Ausladen geholfen, eine vorbildliche Route genommen, uns ganz genau ans Ziel gebracht, war offenbar sehr ortskundig und auch das praktische Wenden wäre nicht wirklich nötig gewesen.

Folglich gab es für die 7,40 € einen Zehner und ein „Stimmt so“ von mir, den elften  Euro hätte er sich erquasseln müssen 😉

*die anderen Anekdoten zu meinem Rostock-Ausflug finden sich im privaten Blog.

Rauchertaxen

Es gibt sie nicht (mehr).

Rauchertaxen.

Ich als Raucher habe natürlich ein zwiegespaltenes Verhältnis. Aber im Grunde bin ich froh darum. Natürlich wünsche ich mir manchmal im Winter, nicht in die Kälte zu müssen – andererseits rauche ich dann weniger – und für die nichtrauchenden Fahrgäste ist es sicher ein Segen. Zumal selbst ich als Raucher den Geruch nur leiden kann, wenn er nicht übermäßig und vor allem nicht abgestanden und kalt ist.

Dass ich als Nachtfahrer zudem ständig mit Brandlöchern in den Sitzen, brennenden Jugendlichen und nicht zuletzt mit Drogentests dank Passiv-Kiffen zu tun hätte, sind weitere Gründe, weswegen ich das Verbot gar nicht so schlimm finde.

Aber das müssen ja nicht alle so sehen. Mal abgesehen von den vielen Fahrern, die die ganze Zeit im Auto quarzen und glauben, man merkt es nicht, wenn man die Kippe rausschmeisst, sobald der Fahrgast einsteigt – die Fahrgäste sind bisweilen auch mehr als nur durchschnittlich süchtig.

Manche betteln eine komplette fünfminütige Fahrt durch, dass sie doch bitte eine Zigarette rauchen wollen, und sind plötzlich ganz überrascht am Ziel, andere lassen schon am Stand nicht locker. Dann läuft es so wie neulich. Ein potenzieller Kunde tritt – mit den Resten einer brennenden Kippe in der Hand – an mein Auto heran:

„Scheiße, bei dir kann ich nicht rauchen, oder?“

„Nein, leider nicht.“

„Na gut…“

Er wendet sich ab und will zum nächsten Taxi. Ich will noch was für die Aufklärung tun:

„Es gibt keine Rauchertaxen mehr.“

„Wie bitte?“

„Ich sagte, es gibt keine Rauchertaxen mehr.“

„Im Ernst?“

„Ja.“

„Aber manchmal darf ich doch…“

„Aber mit Sicherheit dürfen sie das nicht wirklich, unter der Hand vielleicht.“

„Also darf ich bei dir?“

„Nein.“

„Scheiße!“

Kalle!

„Jetz steig hier ein, ick zahl ditt ja ooch. Als wenn ick keen Jeld für ne Taxe hätte…“

Das kann ja lecker werden. Die Gegend ist eine der letzten Gegenden in Berlin, wo ich Wert auf Einsteiger lege, und nun scheint sich das personifizierte Intelligenz-Prekariat in mein Auto zu ergießen, nur weil diese doofe Ampel rot ist.

Ja, ich gebe es zu: So in etwa habe ich gedacht, als Kalle bei mir eingestiegen ist.

Er war genau so, wie man sich das Leben der HartzIV-ler in all den „Doku-Soaps“ ansehen kann, er wirkte wie gescriptet, fast schon übertrieben. Zu laut, zu grob, zu ungepflegt, zu angetrunken…

Aber es offenbarte sich einmal mehr, dass ein bisschen Hinterherhinken noch keinen schlechten Menschen ausmacht.

Zu Beginn dachte ich noch, Kalle hätte sich eine polnische Prostituierte ins Auto gezerrt, alsbald war aber klar, dass dem nicht der Fall war. Nein, bei weitem nicht. In irgendeiner Form ist eine Party bei ihnen mächtig schief gegangen. Kalles Angetraute scheint wohl für eine Menge Stunk verantwortlich gewesen zu sein, und die nicht deutsch sprechende Begleitung war wohl ihre beste Freundin und am Boden zerstört.

Und Kalle wollte nichts weiter, als sie unbeschadet nach Hause zu bringen.

Er stellte mir gleich in Aussicht, dass es wieder zurückgeht, nachdem wir sie abgesetzt haben, und so kam es dann auch. Dabei war die Tour mit 17 € oneway schon gar kein schlechter Griff für mich.

Am Zwischenziel hielten wir an, Kalle wollte unbedingt sicherstellen, dass seine Bekannte von ihrem Freund auch reingelassen wird – sprich: dass er da ist – und zu diesem Zwecke befahl er eine Zigarettenpause.

Er legte mir gleich einen Fuffi aufs Armaturenbrett, um mir klar zu machen, dass er nicht abhauen werde. Er betonte, dass ich das Taxameter ja laufen lassen sollte – was ich gerne getan habe, aber im Falle einer beidseitigen Zigarettenpause durchaus auch mal eine Ausnahme mache…

Dass er so oft betonte, er habe das Geld ja, hatte auch einen handfesten Grund: Er wollte zunächst bei einem Kollegen von mir einsteigen, dieser hat ihn wohl jedoch recht rüde gefragt, ob er überhaupt Kohle hätte, sonst bräuchte er gar nicht erst einsteigen.

Naja… ganz so übel sah Kalle dann doch nicht aus.

Naja, jedenfalls hatte ich so eine eigentlich relaxte 30€-Tour mit einem aufgekratzten Kalle, der ständig betonte, dass er Probleme habe, von denen ich gar nichts wissen will, und natürlich dass es für ihn eine Selbstverständlichkeit ist, für eine Dienstleistung wie Taxifahren zu bezahlen.

Nicht unanstrengend, aber in Ordnung. Und lukrativ.

Kalle hat mich noch nach meiner Nummer gefragt, und ich hab sie ihm gegeben. Für den Fall aller Fälle. Normalerweise melden sie sich nicht wieder. Normalerweise verlaufen solche Touren aber auch anders.

Verdammte Achs‘! (2)

So, ein Anruf klärt die Lage. Das Autochen ist in den Händen unseres Hausschraubers und bis 19 Uhr kann ich es erlösen. Das sollte ich allerdings auch, denn es ist – wie man erahnen kann – der letzte Feierabend vor den Feiertagen…

Das heißt, ich muss mich mal wieder mit den anderen Öffis ziemlich weit nach Berlin reinwagen. So ganz ohne Auto ist Kreuzberg ja doch ein Stückchen weg von Marzahn. Aber wie haben schon die Fantastischen Vier damals gesagt:

„Immer locker bleiben!“

Immerhin kann ich dann über die Feiertage ein wenig arbeiten. Wobei? Komme ich überhaupt dazu? Ich weiss es ehrlich gesagt nicht. Ich hab mehr als nur einen familiären „Termin“ die nächsten Tage.

Offenbar waren tatsächlich die Stoßdämpfer im Allerwertesten – umso schöner, dass die das mal eben binnen ein paar Stunden beheben können. Ist ja auch schon mal was…

Verdammte Achs‘!

Tja, da bin ich schon wieder! Hallo allerseits!

Eigentlich wollte ich jetzt ja gemütlich bei gar nicht mehr so kalten Temperaturen ein wenig durch die City cruisen. Aber scheinbar will das Auto das nicht so recht. Ich will nicht zu laut jammern: Es fährt noch.
Leider scheint mindestens ein Stoßdämpfer vorne endgültig den Geist aufgegeben zu haben. Dem Auto – und vor allem den Kunden – ist das wohl nicht länger zuzumuten 🙁

Puh, dann hoffe ich mal, dass unser Hausschrauber so kurz vor Weihnachten noch Zeit für die Möhre hat…

Und ich hätte bei 21 € Umsatz auch gleich zu Hause bleiben können!

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Taxi als Fluchtwagen?

Eine Pressemeldung der Polizei hat mich gestern aufmerksam gemacht:

Räuberduo flüchtet mit Taxi – Festnahme

Gut, zugegeben: Eine besondere Rolle hat das Taxi bei der Sache eigentlich nicht gespielt, aber ich hab mir irgendwie meine Gedanken drüber machen müssen, wie ich mir wohl vorkommen würde, wenn bei mir zwei Leute in Eile einsteigen, und ich kurz darauf von der Polizei angehalten werde und meine Fahrgäste verhaftet werden.

Da freut man sich dann sicher auch…

Ich wollte mal wissen, ob einem Kollegen irgend sowas schon mal passiert ist, und – nicht dass das das Wichtigste wäre – hat die Polizei die Fahrgäste die Fahrt bezahlen lassen, oder wie läuft das dann?

Mal ganz abgesehen davon, dass ich solche Idioten nicht im Auto haben will. Also Straßenverkäufer überfallen ist ja fast noch mal eine Niveaustufe unter Taxiüberfällen. Und von denen halte ich bekanntlich schon gar nix!