Kurztrip (2)*

oder: Wie Sash in Rostock ein Taxi nahm

Wenn man Berlin gewöhnt ist, ist Rostock eine beachtlich andere Größenordnung. Das fällt zum einen natürlich an der Größe der Stadt, des Bahnhofes etc. auf, aber auch beim Taxifahren. Es war nämlich gar nicht so leicht, eines zu finden.

Dass wir vom Bahnhof zum Familiendomizil ein Taxi nehmen, war eine spontane Entscheidung, mit dem Tarif oder der Taxiordnung hab ich mich also nicht schon davor auseinandergesetzt. Wie normale Touris eben 🙂

Das Problem bestand, wie eingangs erwähnt, an der Auffindbarkeit. Am Südausgang des Bahnhofs, von uns wegen der geplanten Strecke favorisiert, stand eines, das pünktlich zu unserem Eintreffen mit Kundschaft verschwand. Der Hauptausgang im Norden bot zunächst ein ähnliches Bild, dann herrschte auch dort Taxenmangel. Hmm…

Wir haben die Nummer einer Zentrale aufgetrieben und ein Taxi zum Bahnhof bestellt. Zum Nordausgang. Mein Gott, die paar Meter konnten wir uns gerade noch leisten. Die Zentrale gab an, der Wagen sei unterwegs. Eine Wagennummer, eine Auskunft, wie lange es dauern würde? Fehlanzeige. Naja, nicht so das Wahre.

Dann tauchte ein Taxi auf und fuhr an unserer 4 Personen starken Truppe mit massig Gepäck vorbei. Ich bin zum Taxistand hinterhergetrottet und hab den Fahrer gefragt, ob er den Auftrag angenommen habe.

„Nä!“

erhielt ich als patzige Antwort. Also weiter warten. Vielleicht ist ja des Winters wegen besonders viel los. Ist ja in Berlin zumindest so. Die Zeit verstrich und wir überlegten, ob wir nicht doch bei dem Fahrer… vielleicht kommt ja keiner mehr… da war er aber schon weg. Offenbar ein Funkauftrag.

Letztlich kam dann doch noch ein Wagen, und der Fahrer war nur unwesentlich freundlicher als der erste. Ob wir zu viert in seinem Wagen Platz hätten mit dem vielen Gepäck, fragte ich ihn, worauf ich etwas überrascht folgende Gegenfrage beantworten durfte:

„Wo soll’s denn hingehen?“

„In die Hastenichtgesehenstraße in der Südstadt.“

„Naja.“

Das war die Antwort. Also quasi so eine Art Zustimmung. So ganz verstanden hab ich es nicht, klar ist, dass er nicht sonderlich begeistert war von der Tour. Ob es jetzt an uns lag, daran, dass er aussteigen musste wegen des Gepäcks oder an der Länge der Tour? Keine Ahnung, zu den gesprächigsten Kandidaten hat er nicht gehört.

Während der etwa 5-minütigen Fahrt, bei der er eine vorbildliche Route gewählt hat (die uns nicht einmal eingefallen wäre) hat er auf meine Frage nach einer erhöhten Nachfrage wegen des Schnees und der Tatsache des leeren Standes am Bahnhof zwei Sätze fallen lassen, die in etwa

„Nö, is eigentlich gar nix los.“

und

„Man muss ja nich am Bahnhof stehen, man kann.“

lauteten. Der Rest der Konversation beschränkte sich auf seine Nachfragen nach der genauen Adresse. Dort hat er im Übrigen angenehmerweise so gewendet, dass wir prima auf den geräumten Fußweg kamen.

Der Preis schien mir erst relativ hoch zu sein, nachdem ich jetzt gerade nachgesehen habe, erklärt er sich allerdings mit dem Tarif. Die 2,40 € Einstiegspreis hab ich wahrgenommen, dass allerdings der erste Kilometer mit 2,10 € und die nächsten beiden mit 1,80 € zu Buche schlagen, hätte ich nicht erwartet. Mit unserer kurzen 2,5-km-Tour haben wir also nur die teuren Kilometer gut ausgeschöpft. Der Vierte wäre schon nur noch mit 1,30 € berechnet worden.

Abgesehen von seiner etwas unfreundlich wirkenden Spracharmut kann ich dem Fahrer attestieren, dass er einen guten Job gemacht hat. Er hat beim Ein- und Ausladen geholfen, eine vorbildliche Route genommen, uns ganz genau ans Ziel gebracht, war offenbar sehr ortskundig und auch das praktische Wenden wäre nicht wirklich nötig gewesen.

Folglich gab es für die 7,40 € einen Zehner und ein „Stimmt so“ von mir, den elften  Euro hätte er sich erquasseln müssen 😉

*die anderen Anekdoten zu meinem Rostock-Ausflug finden sich im privaten Blog.

16 Kommentare bis “Kurztrip (2)*”

  1. ednong sagt:

    Wow, hätte jetzt nicht gedacht, dass du derart Trinkgeld-begeistert warst von dem Fahrer.

  2. Sash sagt:

    @ednong:
    Ich gebe eigentlich überall gut Trinkgeld. Für mich waren die 2,60 € nicht viel. Ich weiss zwar beim Taxifahren, dass das ein guter Betrag ist, aber die paar Mal, die ich eine Dienstleistung in Anspruch nehme, ist es mir das wert, dass sich derjenige freut.
    Mein Dönerdealer gegenüber bekommt immer auf den übernächsten Euro aufgerundet sein Geld, die 10% im Restaurant sind auch Pflicht und was wirklich nette Taxifahrer von mir bekommen, das würde bei mir locker für einen Blogeintrag reichen.
    Aber es ist so: Ich bin im Urlaub gewesen und hab es die komplette Zeit nicht geschafft, Geld auszugeben. Die Strecke bin ich später mehrfach täglich gelaufen. In diesem Moment mit dem ganzen Gepäck (und nochmal: Wir waren 4 Leute) kann ich nicht behaupten, dass die Dienstleistung mir keinen Zehner wert war. Und dass der Fahrer ein wenig grummelig war: Ich finde es nicht unbedingt toll, aber unfreundlich war er auch nicht. Und vielleicht war er beim nächsten Kunden etwas lockerer.
    Wenn an der Dienstleistung was nicht gestimmt hätte, wäre das anders gelaufen.

  3. ednong sagt:

    Hm, naja,
    bei mir „gehört“ der Fahrer zur Dienstleistung dazu. Aber gut, er ist ja ordentlich gefahren und hat gewendet. Das ist schon was wert.

  4. Aro sagt:

    Der Norddeutsche an sich ist ja eh recht maulfaul.
    Aber ich bin auch gerne in Rostock, nicht ganz in der Südstadt, aber dafür in einer unaussprechlichen Straße (Lomodingsbums) da unten. Zu einem Rostock-Besuch gehört aber immer ein Besuch am Leuchtturm in Warnemünde.

  5. Sash sagt:

    @ednong:
    Ja, so sehe ich es ja durchaus auch. Aber nur weil er kaum was gesagt hat, wollte ich nicht weniger geben. Wenn er sich beschwert hätte, ok. Aber so war es ok. Kann ja nicht jeder so ein fröhliches Kerlchen sein wie ich.

    @Aro:
    Klar gehört Warnemünde dazu 🙂

  6. […] hat Aro es schon vorweg genommen in den Kommentaren bei GNIT: Zu einem Rostock-Besuch gehört natürlich auch eine Fahrt nach Warnemünde und einmal Vorlaufen […]

  7. @Sash

    Durchschnittsleistung gibt maximal ein durchschnittliches Trinkgeld. Und das wäre bei mir im Bereich von maximal auf den nächsten Euro aufgerundet, mindestens 50 Cent.

    Ist nicht viel, ich weiß. Aber es liegt eben am Dienstleister selbst. Hingegen hab ich auch schon Trinkgelder in Höhe von 100% im Taxi liegen lassen, weil die kurze, gemeinsame Zeit von meiner Stammkneipe bis zu meiner Haustür mir ein gutes Training meines Zwerchfells war.

  8. Marius sagt:

    Norddeutsche sind eben maulfaul. Wenn hier mal einer sein maul aufreißt, isser zugezogn. aber has ja noch nich die brema gehört, das isse krönun der faulheit. un versuch ma, da wörter ausnanderzuhaltn.

    bei meinen taxifahrten hab ich bisher auch selten mehr als „moin“ (antwort auf meine begrüßung), „mhm“ (kommentar zum zielpunkt) und „dankeschön“ (fürs trinkgeld) vernommen. störte mich nich.

    nur zur schulzeit hab ich mich mit dem taxifahrer unterhalten (kein norddeutscher ;)), aber stille hätt bei 3h/tag im taxi eh ziemlich an den nerven gesägt.

  9. Kük Piep sagt:

    Rostock: Bäh!

  10. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Das Durchschnittstrinkgeld unterscheidet sich bei uns beiden. Sonst stimme ich dir ja zu 🙂

    @Marius:
    Das klingt wirklich langweilig. Ich frage mich immer, wie sich die Fahrer beschäftigen, wenn niemand redet. Mir wäre das auf Dauer zu öde. Wenn mal einer nicht quatschen will: OK. Aber dauernd?

    @Kük Piep:
    Geht doch nicht um Architektur! 😉

  11. Taxi 123 sagt:

    Das mußt Du nehmen wie es kommt. Hängt bei mir sehr mit den berühmten ersten 30 Sekunden zusammen. Bei dem einen Kunden bleibe ich am Ziel noch stehen und wir quatschen noch eine Weile und bei dem nächsten sage ich auch nur „Guten Morgen“ und „Auf Wiedersehen“. Alles eine Frage der Sympathie.

  12. Sash sagt:

    @Taxi 123:
    Na und vor allem eine Frage des Mitmachens. Ich kann mich auch mit unsympathischen Menschen unterhalten – wenn sie sich denn unterhalten wollen.

  13. Kük Piep sagt:

    @ Sash: Ich meinte auch mehr Hansa, aber die Architektur ist wahrlich auch nicht so der Hit. Hättest im Sommer 2007 mal die Innenstadt dort sehen müssen 😉

  14. Sash sagt:

    @Kük Piep:
    Hab ich doch. Überall diese vernagelten Fenster… tststs… 😀

  15. SaltyCat sagt:

    Zweimal fiel hier schon das Wort maulfaul – Es gibt einen Witz, der den typischen Norddeutschen recht gut charakterisiert:
    Jeden Morgen begrüßen sich der Bauer und der Knecht auf dem Hof mit „Moin.“ – „Jo, Moin“. Eines Tages jedoch kommt der Knecht mit dem Rad zur Arbeit. Darauf der Bauer: „Oha, neues Fahrrad?“ Antwortet der Knecht: „Ich kündige!“
    Der Bauer ist geschockt. „Warum das denn? Wir haben doch all die Jahre so gut zusammengearbeitet … “
    „Du laberst zuviel.“

  16. Sash sagt:

    @SaltyCat:
    Ah ja, ein Klassiker 😀

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