Viel Spaß damit!

Winker! Schon wieder!

Ich hab gerade einen kurzen Stopp am Hauptbahnhof eingelegt. Da hatte ich zwar am Wochenende in den frühen Morgenstunden nicht vor, mich anzustellen – aber ich konnte mir ein paar Coffees besorgen. Dem Grinsen im Gesicht des Apothekers nach hatte ich sie ziemlich nötig.

Und jetzt, auf dem Weg zu meinen Lieblings-Abstauber-Straßen winkt es schon an einem Hotel in der Invalidenstraße. Auch nicht schlecht. Die Drogenbesorgung hat mich Zeit gekostet, und die ist – wie man allerorten hört – bekanntlich Geld.

Ich wurde gestoppt von einem Haufen reichlich finsterer Gestalten. Finster war allerdings nur ihre Hautfarbe, die Jungs waren allesamt ziemlich cool drauf. Ihr Fahrtwunsch brachte mich etwas ins Schwitzen, denn er betraf einen Club, den ich dereinst mal nicht gefunden habe. Eine unrühmliche Fahrt damals mit ziemlichem Ärger, vermindertem Fahrpreis und einem schlechten Gewissen. Damals hab ich die Clubadresse im Robertha nachgeschlagen, er war allerdings inzwischen umgezogen. Die neue Adresse war nur so ungefähr überliefert, und ich hab ihn seitdem nicht mehr angefahren. Nicht, dass ich aus meinem Fehler nicht gelernt hätte: Die neue Adresse hab ich am selben Tag noch ergoogelt, sie ins Buch eingetragen. Ins alte natürlich. Inzwischen hab ich die neue Ausgabe, und da steht plötzlich schon wieder eine andere Adresse drin. Ob die nun aktuell ist – oder die letzte mir (quasi teilweise) bekannte, die mir die Fahrgäste bestätigt haben, das wollte ich noch irgendwie rausfinden.

Aber in ihrem Übermut waren die Jungs schon dabei, selbst auszuprobieren, wie man die Sitze hinten ausklappt, da sie zu fünft waren, und die Diskussion in breitestem englischen Slang war auch nicht gerade einfach zu führen für 4er-Schüler wie mich.

Sollten die Fahrgäste Recht haben, dann läge der Club übrigens rund 800 Meter entfernt.

In diesem Augenblick, nach rund 2 Minuten Durcheinander und Handy-Googelei von allen Seiten trat ein Kollege auf den Plan. Er hielt an und ich ahnte da schon fast, was kommen würde. Er hielt sich auch nicht lange mit Nettigkeiten auf, als ich ihn fragte, ob er etwa eine Bestellung hat.

„Haste doch gehört, dass ich die vor 3 Minuten angenommen hab!“

Nein, tut mir leid! Funk war leider aus. Aber natürlich klau ich keine Fahrten. Schon gar keine über 800 Meter… (Dank der freundlichen Begrüßung war durchaus etwas Schadenfreude dabei).

Als ob das Durcheinander noch nicht perfekt war, kam jetzt auch noch ein Hotelbediensteter und entschuldigte sich bei mir, er habe leider ein Taxi bestellt. Ich glaub es euch ja! Kein Problem! Ehrlich!

Ich hab dann versucht, mich zu verdrücken, bevor dem Kollegen klar wird, dass er sich um eine 6€-Tour streitet – oder mit 5 Jungs diskutieren muss, warum der Club doch woanders ist. Für mich war der Abflug durchaus ok, Kunden gab es in der Nacht fast überall. Nur die Fahrgäste wollten erst nicht. 20 € Trinkgeld versprachen sie mir, wenn sie mit mir fahren dürften. Ich hab sie nett und in feinstem Schulenglisch darüber aufgeklärt, dass es wirklich unfair wäre, dem Kollegen die Fahrt zu klauen, wo er ganz offensichtlich eine Weile drauf gewartet hat.

Ich bin letztlich 2 Kilometer weiter gefahren, und hatte eine nette 18€-Tour bis nach Wilmersdorf. Den Club (2BE-Club) hab ich danach natürlich nochmal gegoogelt. Ich bin immer noch nicht schlauer. Ist er jetzt in der Heidestr. 73 – wo meine Beinahe-Fahrgäste ihn vermuteten? Oder in der Bornimer 6 in Charlottenburg – was auf einigen Seiten als Adresse zu finden ist. Dass er nicht mehr in der Ziegelstr. ist, weiss ich. Und woher kommt die Angabe Englische Str. im Robertha?

Ich wäre ja froh, das das nächste Mal zu wissen.

Ach ja, und dem Kollegen wünsche ich natürlich trotzdem, dass er eine angenehme Tour hatte 😉

Nachtrag: Hab nochmal im Netz geschaut. In der Klosterstr. 44 soll der Club auch sein. WTF?

Andere Länder, andere Taxis

Ein Blogleser, der anonym bleiben möchte, hat mir zum Zwecke der Veröffentlichung einen schönen Text aus dem Süden gereicht. Das kann ich euch nicht vorenthalten:

Wir kamen in Fiumicino an und begaben uns zielstrebig zum Taxistand. Unser Taxifahrer begrüßte meinen Begleiter und mich mit dem Handy am Ohr. Aufgrund des großen Andrangs und der Tatsache, dass mein Begleiter zielstrebig auf das Taxi zuging, setzen wir uns hinein. Der Fahrer nahm weitertelefonierend das gewünschte Ziel zur Kenntnis, indem mein Begleiter das Reservierungsschreiben des Hotels ihm unter die Nase hielt. Er nickte und los ging die wilde Luzie.

Das rasante Anfahren war noch recht unverdächtig. Viel schockierender fand ich die knarzenden Geräusche hinten rechts aus dem Radkasten. Oder das Singen der Bremse. Und dieses Singen war oft zu hören, denn von Abstand halten hielt unser Fahrer auch nichts. Bei 140 auf der Autobahn, immer noch telefonierend, hielt er vielleicht 30 cm zum Vordermann als ausreichend. Zum Glück machten diese oft genug schnell Platz, sodass der drohende Herzklappenabriss in letzter Sekunde abgewendet werden konnte. Die anschließenden 90 Sachen in einem Wohngebiet waren dagegen recht entspannt, da fast gar kein Verkehr dort mehr war und diese freiwillig dem Henker am Lenker selbst im Überholverbot platz machten.

Die längsten neun* Minuten meines Lebens später kamen wir dann am Hotel an. Dass der Fahrer angeblich kein Wechselgeld mehr hatte auf meinen 50er, mit dem ich die 40 Euro begleichen wollte, sah ich noch als „versuchen kann man es ja mal“ an. Als mein Begleiter sich auf den Weg zur Rezeption zwechs Wechseln aufmachte, tauchte jedoch wie aus dem Nichts ein üppig befülltes Portemonait mit ausreichend Wechselgeld auf…

*Google Maps veranschlagt 22 Minuten für die gefahrene Strecke, die auch die Kürzeste war.

Ich bin ehrlich schon auf die Rückfahrt am Donnerstag gespannt.

Nachwuchs

Wie üblich als letzter, aber besser spät als nie möchte ich auch noch auf den neuen Blog taxistuttgart.wordpress.com verweisen.

Was soll ich sagen: Eine Fahrerin aus meiner alten Heimat hat mit dem Schreiben begonnen, und die Artikel sind richtig schön lang, lesenswert und außerdem aus Stuttgart. Sollte also einen Klick wert sein!

Außerdem teilt sie in einem wichtigen Punkt meine Meinung: Es heißt DER Blog 😉

Muffel

Ja, ich kriege tatsächlich 6 Leute rein in die Kiste. Alles nicht so leicht, denn wir will nach hinten, wer nach vorne, wo ist vorne überhaupt, wo sind die Sitze und warum reden alle gleichzeitig? Eine ganz normale Fragestellung bei jugendlichen Großgruppen am frühen Morgen kurz vor Sonnenaufgang.

Dann, rund zwei Minuten, einige eiligst aufgerauchte Zigaretten und ungelenkes Krabbeln später sitzen wir alle im Taxi. Prima.

„Was kostet es denn zum Hans-Kennsteschon-Platz?“

„Muss ich überlegen… nee ich frag besser das Navi wegen der genauen Strecke.“

„Können wir da nicht irgendwie so einen Preis fest machen und…“

„Nee, geht nicht. Kostet Pi mal Daumen 20 €, vielleicht etwas mehr mit den Zuschlägen…“

„Komm, wir machen 15.“

„Nee.“

„16.“

„Nein. Werde ich nicht machen.“

„Komm schon, 17 €? Ist doch eine Menge Geld. Wir sind arme Studenten.“

„Ja, und ich bin armer Taxifahrer und ihr seid zu sechst und ich alleine.“

„Wir könnten einfach 16 € machen und gut ist.“

„Weisste was? Machen wir doch 22 €!“

„Ey, du hast gerade noch 20 gesagt!“

„Wenn du den Preis nicht zahlen willst, kann ich ja auch einen anderen verlangen. Ist genauso illegal wie deine Idee.“

„Ach, ist schon ok, fahr einfach…“

Man muss dazusagen, dass er inzwischen auch die Mitreisenden ziemlich genervt hat und auch von der Seite aus die Bitte kam, es doch gut sein zu lassen. Der Rest der Truppe war auch super in Ordnung, es war bisweilen sogar vonnöten, die ein oder anderen High Five zu erwidern ob mancher Sprüche. Aber Obernerv-Kandidat Beifahrer war nicht so schnell fertig:

„Ist ok, wenn ich eine rauche?“

„Nee, isses nicht. Aber wir sind ja in zehn Minuten da.“

„Also ist ok?“

„Nein.“

„Und wenn ich Fenster aufmache?“

„Auch dann nicht.“

„Also ist ok, wenn ich Fenster aufmache?“

„Nein!“

„Aber ich mach ja auch Fenster auf!“

„Trotzdem nicht. Hey, ich verkneife mir das Rauchen im Auto, und ich sitze deutlich länger drin. Die paar Minuten bringen einen auch als Raucher nicht um.“

„Also mit Fenster ist ok?“

„NEIN! Es ist nicht ok!“

„Du kannst auch einfach sagen, dass es nicht ok ist, dann passt das. Also? OK?“

„Ich hab doch schon nein gesagt – wie oft willste es denn noch hören?“

Ein paar vom Hintermann angedrohte Schläge später gab er auch das Thema mit dem Rauchen auf. Aber er machte das Fenster runter. Das war mir egal, es war ziemlich warm im Auto. Die Mitreisenden, von der 5°C kalten Zugluft umweht, fanden es nicht so toll. Dann entspann sich eine fünfminütige Diskussion übers offene Fenster, die ich zu schlichten versucht habe, indem ich anbot, dass ich die Heizung ausmache und wir das Fenster ziemlich weit schließen. Letztlich waren es doch wieder die Schläge, die ihn umstimmten.

Mit mir geredet hat der Sympathieentrückte natürlich nicht mehr. Außer beim Zahlen der 20,40 €. Da hat er etwas zerknirscht aber hochanständig

„22, stimmt so.“

gesagt.

Einer der Fahrgäste ist noch ein ganzes Stück weiter mitgefahren und hat größtes Unverständnis geäußert. Die Schlüsselsätze laueteten wie folgt:

„Ey, nüchtern ist der auch ganz anders. Du würdest dich wundern. Ich meine, der hat ja sogar einen Job, bei dem er jedem in den Arsch kriechen muss. Warum der sich jetzt so aufführt…“

Nach oben bücken, nach unten treten – mir schien das nur zu logisch. Primitiv, traurig, aber logisch und verbreitet. Naja, war jedenfalls schön, dass ich die Fahrt noch mit einem netten Gespräch beenden durfte.

Und zum Thema Kartenzahlung…

Falls da draussen tatsächlich jemand hier liest, nicht aber im law blog, verlinke ich noch mal kurz, was Udo Vetter dort gestern geschrieben hat:

Taxifahrer müssen keine Karten akzeptieren

Bei der Kartenzahlung kann man geteilter Meinung sein. Was ich mich jedoch frage: Was für zwei Menschen müssen an einem Flughafen am Taxistand aneinandergeraten, damit diese Frage vor Gericht landet? Peinlich, ehrlich!

Nachtrag:

Peter hat mir noch einen Link dazu gesendet.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Aus zwei mach eins

Die Berliner Polizei kommt mir entgegen. Aus den zwei Taxiüberfällen der letzten Nacht hat sie nur noch eine Meldung gemacht. Ist von der Sache her nicht besser, aber es spart Zeit…

Nee, im Ernst: Da haben wir es wohl echt mal wieder mit einer miesen Zeit zu tun. Die Täter werden zwar wohl kaum übereinstimmen – aber es häuft sich gerade echt übel 🙁