Pricing Fail

Nach Köpenick wollten sie, zum Schloßplatz. Ich hatte den Abend über schon die ganze Zeit Glück mit den Touren. Da fiel mir diese Fahrt vom Matrix aus kaum noch auf. Aufgefallen ist hingegen, dass die Besatzung meines Taxis trotz der Aussage einer Protagonistin (Boah, ich bin derbe voll“) durchaus in angenehmem Zustand war.

Sie quittierten Selbstverständlichkeiten wie Fensteröffnen auf Wunsch und die Wahl des Radiosenders mit Freude und fanden mich deswegen total toll. Schön, wenn man mit so wenig Einsatz so ein Ergebnis erzielen kann.

Was meint ihr, wie die Stimmung war, als ich bei Gefallen der Musik ein wenig lauter gemacht hab? 😀

Wir haben an der Sparkasse gehalten, ein sehr betrunkener junger Mann hat die bisher aufgelaufenen 22 € zuzüglich eines Euros Trinkgeld aus Geldbeutel und Bankautomat zusammengekratzt und eigentlich wäre es das gewesen. Dann kam der Auftritt eines Autofahrers, der ziemlich verzweifelt eine Adresse in Köpenick gesucht hat, und dem ich beim besten Willen erst einmal nicht weiterhelfen konnte, weil die verschachtelte Altstadt auf bei mir eine Aufgabe ist, die gefälligst mein Navi zu lösen hat – und er hatte selber eines. So aus dem Stand konnte ich dazu also gar nix sagen.

Letztlich ist dieser Auftritt nur interessant, weil er mich Zeit kostete. Zeit, die zwei meiner ehemaligen Fahrgäste gebraucht hatten, um festzustellen, dass kein Bus mehr fährt. Sie kamen wild diskutierend auf mich zu, das Geld war knapp und eigentlich wollten sie kein Taxi nehmen, aber weiter wussten sie auch nicht.

Was es nach Friedrichshagen, zum Bahnhof, kosten würde?

Puh, so wirklich gut bin ich da unten in Punkto Ortskunde noch nicht. Also hab ich mein Navi kurz angeschmissen, die 4,3 km hab ich dann wie folgt kommentiert:

„Also, ihr habt jetzt echt das Glück, dass das Taxameter noch nicht weggeschaltet hat. Also meinetwegen könnten wir die Fahrt noch fortsetzen. Dann sind die Kilometer günstiger, und die 3,20 € entfallen auch. So um die 6 € würde ich vermuten.“

„Sie meinen also, wenn wir jetzt noch einen Zehner haben, dann reicht das?“

„Locker.“

Gut, der Rest war schnell bequatscht und sie saßen nach ein paar Späßen mit ihrem betrunkenen Freund wieder im Auto. Ich bin losgefahren und sie haben mir angeboten, mich zu lotsen, wo sie genau hinwollen. Nun, und irgendwo hat sich dabei ein Kommunikationsfehler eingeschlichen, denn als wir den Bahnhof Friedrichshagen Richtung Rahnsdorf passierten, war klar, dass sie das andere -hagen gemeint hatten. Wilhelmshagen. Das sind ein paar km weiter.

Ehrlich gesagt, ich kann nicht mehr nachvollziehen, wer wann wie welchen Namen eingeworfen hatte. Und nun saßen wir im Auto, und die Uhr zeigte die bereits bezahlten 22 €, die vom Freund netterweise bereits angezahlten 2 € und 9 von den 10 € an, die die Mädels noch in der Tasche hatten. Mitten im Wald bei Rahnsdorf.

Ich hab dann gesagt, dass ich bei 34 € die Uhr ausmache, weil ich sie schlecht hier im Wald rauslassen kann.

Ich meine, natürlich hätte ich es können. War trotzdem besser so.

Zumal ich so oder so nicht mehr sagen könnte, ob nur ich mich verhört habe. Naja, letztlich hatte ich noch einen Zehner mehr Umsatz, die beiden sind heimgekommen, und der Weg ist dem Auto sicher leichter gefallen, als den beiden zu Fuß.

Naja, gute Tat für die Woche abgehakt…

11 Kommentare bis “Pricing Fail”

  1. Der Maskierte sagt:

    Das klingt aber eher nach „Genug der guten Taten für den Rest des Jahres“. 😉 Man muss es echt nicht übertreiben.

  2. Leini sagt:

    Sash hör nich auf den. jeden Tag eine gute Tat.

  3. Nick sagt:

    Wer fährt da so spät durch Nacht und Wind…

  4. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Naja, ich find Im-Wald-Aussetzen von Kundschaft blöde. Wenngleich ich im Blog dann natürlich Hänsel-und-Gretel-Witze machen könnte 😉

    @Leini:
    Ob es jeden Tag auf eine reicht, weiss ich nicht. Aber ich bin ja auch manchmal so nebenher nett…

    @Nick:
    In dem Fall der Sash, doch er hat kein Kind 🙂

  5. der Schwob sagt:

    naja mit dem Kind? was nicht ist kann ja noch werden!
    zu der guten Tat, da stehe ich voll hinter dir (also da wo man mich nichtmehr sieht!) denn ich finde es voll ok, lieber auf paar €uro zu scheissen, dafür aber keine menschen am Arschd er Welt rauszuschmeissen…soviel Menschlichkeit, sollte von jedem verlangt werden…und es war von den leuten ja mit sicherheit nicht so geplant!

    Machet jut!

  6. Sash sagt:

    @Der Schwob:
    Zweiteres ist aber natürlich wichtig. Leute, die einsteigen, und dann im Wald sagen: „Ups, jetzt ist unser Geld alle, bringst uns mal noch in die Stadt?“ werden sicher auch bei mir mal rausfliegen. Aber in dem Fall…

    Machet auch jut!

  7. Der Maskierte sagt:

    @Sash

    Wenn du schon nicht an deinen Geldbeutel denkst, denke doch wenigstens an dein Auditorium! Was wäre das für eine Geschichte gewesen. Betrunkene nachts im Wald aussetzen, weil du deine Ohren nicht geputzt hast, und sie von den Bären verspeisen lassen…

    …und die Kommentare erst dazu. Das wäre besser als Kino gewesen. 😉

  8. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Ehrlich gesagt: Ich glaube, dass ein Arschloch-Taxifahrer tatsächlich einen sehr lesenswerten Blog schreiben könnte. Zwar besser anonym, aber sicher lesenswert. Sind wir mal ehrlich: Kundenverfehlungen gibt es ja zur Genüge, man müsste sie nur anders gewichten und darüber herziehen.
    Fände ich von der Sache her nach wie vor scheiße, aber lesen würde ich es wahrscheinlich trotzdem 😉

  9. Der Maskierte sagt:

    @Sash

    Ich finde deine Einstellung auch nur richtig und gut. Schließlich könnte ich als Kunde genauso in die Bredoullie kommen, wenn alle meine Sicherheitsmaßnahmen versagen. Und ich hoffe, dass ich dann in deinem Taxi sitze bzw. dein Kollege ein Bruder im Geiste von dir ist.

    Dennoch, als gemeiner Leser mit Urlaub:

    Ich will Blut sehen. 😉

  10. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Hmm, alle von mir ausgedachten Antworten wären irgendwie ein Aufruf zur Selbstverstümmelung oder Körperverletzung. Also lassen wir das 😉

  11. Der Maskierte sagt:

    @Sash

    Ich hab mir gerade vor Lachen auf die Lippe gebissen und jetzt blutet es. Ziel erreicht. 😉

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