Die Geschichte mit dem Glück

Man vergisst als Taxifahrer oft genug, dass der Umsatz oftmals dem Glück geschuldet ist. Nehmen wir mal exemplarisch Montag und Donnerstag.

Montag:
Ich stelle mich um 23 Uhr an die Halte am Ostbahnhof. Letzte Rücke, es ist schon ziemlich spät um sich so weit hinten anzustellen. Kollegen die ich kenne, sind nicht aufzutreiben. Kein Fahrgast will mich bereits hinten aus der Schlange herauspicken, und so stehe ich tatsächlich eine geschlagene Stunde rum. Es ist langweilig, alle paar Minuten ist die große Abwechslung, den Motor zu starten und 5 Meter vorzurollen. Dann die Welt aus einem etwas veränderten Blickwinkel betrachten und sich weiter langweilen.

Dann, als erster in der Reihe:

„Sagen sie, würden sie uns nach Strausberg fahren?“

Am Ende der Fahrt, ca. 0.30 Uhr:

„Dann wären wir bei 45,80 €.“

„Stimmt so…“

Ergebnis: 50 € in der Tasche.

Donnerstag:
Ich stelle mich um 23 Uhr an die Halte am Ostbahnhof. Letzte Rücke, es ist schon ziemlich spät um sich so weit hinten anzustellen. Kollegen die ich kenne, fahren gleich wieder weg. Kein Fahrgast will mich bereits hinten aus der Schlange herauspicken, und so stehe ich tatsächlich fast anderthalb geschlagene Stunden rum. Es ist langweilig, alle paar Minuten ist die große Abwechslung, den Motor zu starten und 5 Meter vorzurollen. Dann die Welt aus einem etwas veränderten Blickwinkel betrachten und sich weiter langweilen.

Dann, als erster in der Reihe:

„Bringen sie uns in die Muskauer?“

Am Ende der Fahrt, ca. 0.30 Uhr:

„Dann wären wir bei 5,80 €.“

„Stimmt so…“

Ergebnis: 6 € in der Tasche.

10 Kommentare bis “Die Geschichte mit dem Glück”

  1. Anise sagt:

    Dafür bekommst du heute ne gute Tour. Ich hoffe sehr, dass nichts dazwischen kommt.

  2. Aro sagt:

    Donnerstag (ebenfalls OBF): Würden sie mich nach Adlershof fahren? Dort 5 min. Wartezeit und zurück nach Friedrichshain. Sorry Sash, dafür hatte ich am Montag meinen Reinfall (siehe deinen Donnerstag). Glück ist nicht berechenbar.

  3. Sash sagt:

    @Anise:
    Da kommt nichts mehr dazwischen! 😀
    Also ich bin schonmal wach, gesund, hab die Adressen ausfindig gemacht und noch hat mein Tagfahrer nicht angerufen und verkündet, dass er das Auto geschrottet hat. Und um zu jenem Auto zu kommen, habe ich 2 Straßenbahnen und eine S-Bahn zur Auswahl. Straßensperrungen kann ich umfahren, kleinere Unfälle unterwegs werde ich ignorieren… Die Chancen stehen also gut.
    Das einzige, was noch passieren kann, ist dass ich die Fahrt versemmel – aber da bin ich ja für kulante Lösungen bekannt 😉

    @Aro:
    So ist das eben. Aber ich erwähne es gerne immer mal wieder. Kunden und selbst Kollegen haben ja manchmal ganz eigenwillige Vorstellungen von „Taktik“, Wartezeiten, „Können“ etc.

  4. tonari sagt:

    Weil Du so betonst, dass Dich niemand hinten aus der Schlange will, würde ich hier gerne mal (m)eine Frage loswerden.
    Oft passiert es uns am Flughafen Tegel, dass wir nicht den ersten Fahrer möchten und uns einen aussuchen, bei dem wir das Gefühl haben, auch heil anzukommen 😉 Ist ja bis Hellersdorf ein Stückchen…
    Und dann werden wir immer von den davor stehenden aggressiv belehrt, wir hätten das erste Taxi der Reihe zu nehmen. Mitunter haben wir uns schon einen Spaß daraus gemacht, zu warten bis der Taxifahrer unseres Vertrauens an der Reihe war.
    Gibt es diese ungeschrieben Gesetz tatsächlich oder habe ich als Kunde das Recht der freien Auswahl?
    LG
    von Tonari, die sich bei der nächsten Tegeltour gleich nach Sash erkundigen wird 😉

  5. Sash sagt:

    @tonari:
    Du hast das Recht der freien Auswahl, so lange eine Abfahrt auch für hintere Taxen möglich ist. (Gibt ein paar Taxihalten, bei denen rechts und links Bordstein ist, da geht es natürlich nicht. Die Kollegen dürfen einen allerdings auch nicht blockieren!)
    Insofern ist das euer gutes Recht, den Fahrer auszusuchen.
    Ungeschrieben und rechtlich irrelevant existiert diese Regelung aber natürlich in den Köpfen vieler Fahrer, und das hat natürlich den Grund, dass der erste bereits am längsten wartet und es somit natürlich grundsätzlich nett wäre, den ersten in der Reihe zu nehmen.
    Aber wenn euch Fahrer oder Auto nicht zusagen, dann habt ihr als Kunden das Recht, euch einen/eines auszusuchen. Das ist so in der Taxiordnung vermerkt und an diese haben wir Fahrer uns zu halten.
    Zu guter Letzt möchte ich aber noch anmerken, dass ich es deswegen nicht befürworte, wenn man einfach nur zum Spaß Kollegen stehen lässt, weil es witzig ist, wie sie sich aufregen, und ich glaube bei so Sachen wie „Ich will aber keinen Türken“ könnte ich mir auch vorstellen, mich meinerseits zu beschweren.

    Hmm, und das mit dem Erkundigen wird schwer, wenn du es nicht über mein Handy machst 😉

  6. Aro sagt:

    @Sash
    Ne, Sash, so ganz stimmt deine Aussage nicht. In TXL hat der Fahrgast tatsächlich nur die Auswahl an der Ladeleiste, die Wagen von der Rücke dürfen ihn nicht laden. Aber da auf beide Seiten der Leiste je neun Wagen stehen, sollte auch ein Passendes zu finden sein.
    Es gibt ja außer der Sympathie auch andere Kriterien, die eine andere Wahl als das erste Taxi rechtfertigen (Kombi, Kindersitz, Kreditkartenakzeptanz usw.)

    Falls ein Kollege von vorn meckert, sollte man ihn allerdings auf die freie Fahrzeugwahl innerhalb der Leiste hinweisen. Je mehr man sich gefallen lässt, umso öfter werden diese Leute von ihrem nicht vorhandenen Recht Gebrauch machen.

  7. Sash sagt:

    @tonari:
    Ich weiss nicht, ob die Statistik das auch hergibt, aber möglich ist es natürlich. Das mit der unnötigen Diskussion war auch keine Verdächtigung, sondern nur eine allgemeine Feststellung. Ich finde es als Fahrer einfach wichtig, das auch zu erwähnen. Ansonsten freue ich mich auf den Anruf (wenn es mal passen sollte).

    @Aro:
    OK, da hab ich bei Tegel Rücke und Ladeleiste nicht getrennt. Aber das erste Taxi muss man ja eben auch dort nicht zwingend nehmen.
    Das mit den Kriterien ist natürlich ein wichtiger Hinweis, ich hatte das irgendwie zu sehr als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt.
    Und mit letzterem Kommentar hast du definitiv Recht. Und letztlich sollte auch niemand drunter leiden. Mit halbwegs adäquatem Fahrzeug und ohne ins Gesicht geschriebene Aggressivität sollte man am Ende aufs Gleiche rauskommen…

  8. Aro sagt:

    Aber da ich in Tegel eh nicht anstelle, ist es mir sowieso egal 🙂

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