JetPak Hostel

Der Kollege am Matrix wusste nicht weiter. Die potenzielle Kundin kam zu mir.

„Do you know, where the Jetpak Hostel is?“

„Not yet.“

Ich hab das Robertha aufgeschlagen, und ich fand im Grunde genau das vor, was ich befürchtet hatte:

Auswahl, Quelle: Robertha (taxihandbuch.com)

Auswahl, Quelle: Robertha (taxihandbuch.com)

Und so fragte ich skeptisch:

„Which one?“

Ich bot ihr die beiden Alternativen an, aber sie hatte keine Ahnung. Nicht, in welchem Stadtteil es liegt, irgendwelche näheren Erkennungsmerkmale, das Übliche halt. Mir war die Sache da schon ein wenig unangenehm. Das in Wilmersdorf in der Pariser Str. kannte ich so wenig wie das andere, konnte es aber wenigstens örtlich einordnen. Das in Dahlem… sagen wir es mal so: Ja, ich bin schon einmal durch Dahlem durchgefahren! Also wo die Pücklerstr. genau liegt, wie es da drum herum aussieht, keine Ahnung!

Ich habe dann vorgeschlagen, dass ich ja das in Wilmersdorf anfahren könnte, ggf. weiter nach Dahlem. Das wäre etwas teurer als der direkte Weg, aber so würden wir wenigstens gute Chancen haben, sie halbwegs günstig heimzubringen.

Sie stimmte zu, und wir sind losgefahren.

Als wir über die Oberbaumbrücke überquerten, freute sie sich:

„Oh, it’s good, that we are crossing the river! You’re right!“

Ähm, ok? Nach Wilmersdorf sind es von dort aus noch gut 8 Kilometer, etwas befremdlich fand ich es schon. Keine 500 Meter später bat sie mich am Schlesischen Tor links abzubiegen, was ich nur sehr widerwillig tat, aber da sie meinte:

„I’m sure we’re in the right area!“

bin ich dem mal besser nachgekommen. Dann sind wir in die Falckensteinstr. rechts ab, und als sie mich dann gefragt hat, ob am Ende der Straße ein Park wäre, dämmerte auch mir, dass die Fahrt um einiges kürzer werden würde. Und sieh mal einer an: Dem Robertha noch unbekannt liegt in der Görlitzer Str. 38 das „Jetpak Alternative“.

Ich wäre am Ende mit ihr in Dahlem gelandet, sicher eine 25€-Tour mit großem Geschrei und Ärger am Ende. Unverschuldet, sicher – aber angenehmer wäre es deswegen ja nicht gewesen. Und sie hatte (nach einem Besuch im Matrix!) ein so gutes Gedächtnis, dass sie mich – noch dazu auf der kürzesten Route! – zu ihrem Hostel führen konnte. Respekt an sie und ein erleichtertes Ausatmen auf meiner Seite!

Nicht, dass eine 5,80€-Tour jetzt das war, was ich mir gewünscht hatte. Aber besser als Unzufriedenheit auf beiden Seiten war es definitiv. Manchmal braucht es eben zu allem Wissen, zu allen Informationen auch noch ein Quentchen Glück 🙂

PS: Danke an die Erlaubnis der Herausgeber, den Bildausschnitt zu veröffentlichen!

Lieber Gas geben!

Er kam auf mich zugerannt. Ich wollte eigentlich abbiegen, in den Rotlichtbezirk, aber er kam mir zuvor. Er riss ungefragt die Tür auf, lies sich auf den Beifahrersitz sinken und meinte, ich solle ihn zu einer Hauptverkehrsstraße im Osten bringen. Alles klar. Ich bin dann gleich auf der Linksabbiegerspur stehengeblieben und hab auf grün gewartet.

„Mach bitte beide Türen zu.“

hat er gemeint. Ich war reichlich verdutzt und hab die Fensterheber betätigt.

„Bitte bitte, mach die Türen zu!“

Hat der gekokst? Auf was für Drogen ist der bitte? Die Türen sind zu!

„Fahr gradeaus!“

„Ähm, das ist dann aber ein ziemlicher Umweg!“

„Ist mir egal!“

schrie er fast und blickte sich panisch um. Ich folgte seinen Blicken und blieb an einem Typen hängen, der mit ziemlich grimmigem Gesichtsausdruck seine Faust wohlig in die offene Hand gleiten lies, bereit jemanden so richtig aufzumischen. Da ich nicht vorhatte, dass das in meinem Auto passiert, habe ich – aufmerksame Überschriftleser werden es erahnen – besser mal Gas gegeben.

Die Ampel für die Geradeausfahrt war noch grün, im Rückspiegel sah ich niemanden, der mir die Spur streitig machen wollte und in dem Moment war mir alles lieber als gemütlich aufs Abbiegen zu warten. Und ein Umweg – nicht, dass ich in der Situation dran gedacht hätte – lohnt sich ja auch finanziell…

Also sind wir mit quietschenden Reifen davon, und auf einem kleinen Umweg in seine Richtung gefahren.

Schon möglich, dass ich damit dem falschen geholfen habe, in so einer Situation bleibt leider etwas wenig Zeit für eine tiefergehende Analyse der Umstände…

Laut seiner Aussage haben ihn Prostituierte und zwielichtige Gestalten seit dem Geldabheben bedrängt und verfolgt – kann natürlich auch eine billige Ausrede gewesen sein, die ausspart, was er alles von den entsprechenden Personen wollte oder zu ihnen gesagt hat. Immerhin sind Auto und Fahrgast noch heil, Sash auch und ich halte das nach wie vor für eine positive Bilanz.

Hoffe nur mal, dass ich jetzt nicht auf irgendeiner roten Liste in der Branche stehe…

Closed

Die Überschrift ist eine dezente Andeutung, dass die Gespräche mit dem Kunden wie so oft in Englisch stattfanden. Ich hab ihn von irgendwo im nahen Osten (also Berlin zwischen Mitte und Lichtenberg) aufgegabelt und bis zum Kurt-Schumacher-Platz ans Hotel Bärlin gefahren. Irgendwas um die 20 € hatte ich auf der Uhr, einen Euro Trinkgeld gab es auch noch. So weit, so gut!

Als ich noch meine obligatorischen Notizen zur Tour gemacht habe, steht er wieder am Auto. Ich solle ihn in ein anderes Hotel bringen, die hätten zu. Den zugrunde liegenden Irrsinn hab ich erst einmal gar nicht geschnallt, weil ich fieberhaft überlegt habe, wo ein weiteres Hotel ist. Direkt gegenüber ist noch eines, ich hab ihn für eine Kurzstrecke eingepackt. Bevor wir allerdings angekommen sind, hab ich dann dennoch nachgefragt:

„Ähm, Moment mal! Sie haben da ein Zimmer und kommen nicht rein?“

Er bejahte, meinte er hätte keine Klingel gesehen, dumm gelaufen eben. Ich bin dann doch nochmal zum Ausgangspunkt zurück und bin mit ausgestiegen. Es fehlte zwar tatsächlich an irgendwelchen Hinweisen, aber neben der Tür hing verlockend eine Sprechanlage mit einem einzelnen unbeschrifteten Knopf.

In freudiger Erwartung, was ein unbekannter Knopf nachts um 4 alles auslösen könnte, harrte ich der Dinge, die da kommen mochten. Gekommen ist genau eines, nämlich die Stimme einer Frau aus der Sprechanlage:

„Ja bitte?“

„Könnten sie vielleicht die Tür öffnen? Der junge Mann hier hat ein Zimmer bei ihnen, spricht allerdings kein Deutsch…“

„Jetzt ist offen.“

Sieh mal einer an. Der Kunde war zufrieden und im Grunde waren die 4 €, um die ich ihn idiotischerweise noch erleichtert habe, auch ein nur Taschengeld im Vergleich zu einem zweiten Hotelzimmer.

10 €

Landsberger Allee, Ecke Weissenseer Weg.

„Petersburger Platz, machste 10 € Festpreis?“

„10 € Festpreis?“

„Jo!“

„Nee, aber keine Sorge: Wir werden günstiger dahin kommen!“

„Ich weiss, dass wir da günstiger hinkommen. Das war jetzt einfach ein Angebot für dich!“

Da verschlägt es einem dann doch irgendwie die Sprache. Das müssen die Typen sein, die die Zettel mit „Schwarzarbeiter gesucht!“ aufhängen. Ich hab ihn darüber aufgeklärt, dass ich mich mit meinem Chef gut verstehe, und das hat er auch gut gelaunt zur Kenntnis genommen:

„Na dann ist ja super!“

Das Ende vom Lied ist ebenso leicht zu erraten:

„Dann wären wir bei 8,20 €.“

„Hier, kriegste trotzdem nen Zehner!“

Die goldene Dose Mitleid

…geht dieses Wochenende an den armen Tropf, der von einem Kaff etwas außerhalb von Berlin extra mit einem Kumpel in die Stadt gegurkt ist, damit dieser sich vor dem geplanten Disco-Besuch volllaufen lässt, um dann wieder mit dem Taxi heimzufahren. Der geplante Party-Abend bestand für ihn daraus, nach der Ankunft in Berlin einen Cheeseburger beim McDonalds zu essen und dann ins Taxi gezerrt zu werden. Besser geht es nicht!

Die silberne Dose Mitleid

…geht dieses Wochenende an den Typen, der eigentlich fett Party in der Disse machen wollte, aber nach zu viel Vorglühen bereits vor dem Eintritt in selbige einen Großteil seines Geldes in ein Taxi investieren musste, um menschenwürdig (das heisst: Mit Pausen zum Kotzen) heimgebracht zu werden.

Die bronzene Dose Mitleid

…geht dieses Wochenende an die unbekannte Person, die wahrscheinlich froh war, zwei Trunkenbolde für einen Abend los zu sein, und dann letztlich gezwungen wurde, die beiden mitten in der Nacht in den Gemütszuständen „leicht verärgert“ sowie „nicht mehr ansprechbar“ an einem S-Bahnhof abzuholen.

Der Sonderpreis für Contenance

…geht dieses Wochenende wie immer an Sash. Der wurde am Ostbahnhof von einem netten jungen Mann angequatscht, wie weit er ihn für 25 € bringen könnte. Später wurde sogar klar, dass das Budget 45 € sind. Sash hat völlig uneigennützig einen Festpreis von 40 € bis zum endgültigen Ziel ausgemacht, da der junge Mann ganz offensichtlich hilfsbedürftig war. Nachdem der Fahrgast während der Fahrt mehrmals zum Erbrechen neigte und dafür entweder planmäßige Stopps erbat, sowie auch gelegentlich ein Öffnen der Tür für ein adäquates Bremssignal hielt, wurde ihm dank eines grummeligen aber nüchternen Mitreisenden die Tour drastisch verkürzt. Obwohl der Fahrgast für den nunmehr verminderten Fahrtpreis von nur 24,00  € durchaus bereit schien, mal eben 45 € abzudrücken, kassierte Sash dank eines entsprechenden Hinweises keinen Cent Trinkgeld für die nervenaufreibende Fahrt…

Umweg

So können unterhaltsame Abschiede am Ziel aussehen:

„So, dann sind wir bei 42,20 €.“

„Das ist ja was. Die Hinfahrt hat aber 42 Komma Null gekostet!“

„Autsch! Da haben sie mich aber erwischt. Ja, ich bin einen Umweg gefahren. Waren wohl 80 Meter oder so…“

@Anise: Ja, es war die Tour. Und nur unter uns: Man schafft das auch für unter 41 €, aber ich höre aus eben diesem Grund gerne auf die Kundschaft 😉
Im Ernst: War eine wirklich heitere Tour. Ich hoffe, die andere Seite bewertet das ähnlich. Ich bin offen für Kritik, falls es nicht so sein sollte.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Wer dann doch laufen muss…

Morgens nach etlichen Kilometern Leerfahrt sind Winker immer erfrischend. Auch Kurzstrecken! An der Ecke Revaler / Modersohn hab ich sie aufgegriffen und sie wollten eben mit einer Kurzstrecke zum Strausberger Platz. Das kam mir ein wenig weit vor. Aber ich bin erst einmal losgefahren, viele Kunden fahren die Strecken ja mehrmals, ich muss jedes Mal aufs Neue abschätzen. Man wird schließlich kaum jemals am gleichen Platz in die gleiche Richtung zu einer Kurzstrecke rausgewunken.

Am Frankfurter Tor hab ich dann aber mal nachgefragt:

„Seid ihr die Strecke schon öfter mit Kurzstrecke…“

„Ja!“

„Also reicht es?“

„Also bisher hat der Taxifahrer immer irgendwann ausgemacht.“

„Also reicht es nicht…“

Tja, da haben die Jungs – im Übrigen ohne zu protestieren – noch geschätzte 800 Meter zu Fuß zurücklegen müssen. Wunder der Kommunikation: Mit dem Satz „Nee, reicht nicht ganz, den Rest laufen wir.“ wären ihre Chancen rapide angestiegen, dass ich ein Auge zugedrückt hätte.