Eierlikör

Ich selbst werde zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung wahrscheinlich gerade dabei sein, einen ordentlichen Rausch auszuschlafen und einen unschönen Kater auszubrüten.

Welcher Zeitpunkt könnte passender sein, um zurückzublicken auf eine Fahrt in den letzten Wochen, die eindrucksvoll gezeigt hat, welch kuriose Auswirkungen Drogen haben können.

Zum einen musste ich auf der Oberbaumbrücke recht scharf bremsen, da ein junger Mann die Straße in bedenklichem Zustand zu überqueren gedachte. Er hatte zwar vor, mich zunächst passieren zu lassen, aber seinen Bewegungen nach war das für mich zu riskant. Ein Ausfallschritt seinerseits, und er wäre mir direkt vor dem Auto gelandet, und so hielt ich und gab ihm ein Handzeichen, er möge gehen.

Er war reichlich irritiert, wirkte fast schon verärgert darüber, dass ich seiner Koordinationsfähigkeit ganz offensichtlich nicht traute, schwang sich dann aber dennoch mit seiner Eierlikör-Flasche über die Straße und erreichte den Gehsteig unbeschadet.

Das ist Nachts in Berlin keine seltene Geschichte. Man tut als Autofahrer wirklich gut daran, mit wachsamem Blick durch die City zu cruisen. Dann ist das halb so wild, und man erlangt mit der Zeit eine erstaunliche Mildtätigkeit gegenüber Drogenopfern und Verkehrssündern aller Art. Sehr hilfreich bei dem Job.

Was die Fahrt aber so absurd machte, war die Tatsache, dass mein Fahrgast – ein junger Mann, den ich am Matrix aufgegabelt habe – mit der Geschichte gar nicht klar kam. Zunächst wirkte auch er eher verärgert (allerdings über den Typen, der da so frech auf der Straße rumsteht), dann aber hat sich seine Laune schlagartig verbessert.

Die Tatsache nämlich, dass der Kerl Eierlikör dabei hatte, hat ihm sehr zu schaffen gemacht. Minutenlang hat er sich kaputt gelacht, dass es tatsächlich Leute – und dann auch noch unter 60 – gibt, die sich tatsächlich mit Eierlikör betrinken. Er kam überhaupt nicht mehr klar, und bis zum Ende der Strecke (war ’ne ganz ordentliche Tour) gab es kein größeres Thema mehr als dieses. Selbst als ich eine Anekdote über andere Betrunkene erzählt habe, gelang es ihm nicht, am Ende auf den Satz zu verzichten:

„Und dann ist er wohl heim und hat sich (*prust*) ne Flasche Eierlikör, Eierlikör!, geschnappt. Haha…“

Schon interessant, was einem plötzlich witzig vorkommen kann…

6 Kommentare bis “Eierlikör”

  1. sys sagt:

    Und ich dachte immer bevor man von dem Zeug besoffen wird, erliegt man an nem Zucker- oder Cholesterinschock…

  2. David sagt:

    Ich find schon, ne gewisse Komik hat das, wenn man sich auch nicht unbedingt so kaputtlachen muss wie dein Fahrgast.

  3. Taxi224 sagt:

    David :
    Ich find schon, ne gewisse Komik hat das, wenn man sich auch nicht unbedingt so kaputtlachen muss wie dein Fahrgast.

    Dir fehlt halt eine gewisse Promillegrenze. Wenn man die erreicht hat lacht man über alles…

  4. Ingmar sagt:

    HAHAHAHAHA Eierlikör! Hier im Norden sagt man auch „Klötenköm“ (von Klöten = Eier und Köm = Schnaps), das hätte er vermutlich noch lustiger gefunden.

  5. Uschi sagt:

    mmhh eierlikör mit sprite aufgespritzt kann schon ganz lecker sein – aber wie sys schon sagt der zuckerschock lässt einem nach dem ersten oder zweiten schon wieder aufhören damit 🙂

  6. Anise sagt:

    Widerliches Zeug.
    Aber Eierlikörkuchen schmeckt ganz gut.

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