Simply the Best (13)

Hier noch einmal Sashs eigene Rekorde beim Taxifahren. Der / die Neue(n) sind fett gedruckt.

Geld:

  • Höchster Umsatz pro Schicht: 297,00 €
  • Höchster Umsatz pro Tour (ohne Trinkgeld): 55,00 €
  • Höchstes Trinkgeld pro Tour: 40,60 €
  • Originellstes Trinkgeld: 4,90 € + 2 Flaschen Prosecco
  • Höchstes Trinkgeld pro Schicht: 62,10 €
  • Höchste Einnahmen pro Tour (inkl. Trinkgeld): 65,00 €
  • Höchste Einnahmen durch Zuschläge pro Schicht: 14,50 €

Touren:

  • Die meisten Touren pro Schicht: 24

Strecke:

  • Die längste Strecke pro Schicht: 291,2 km
  • Die kürzeste Strecke pro Tour: ca. 300 m
  • Die längste Strecke pro Tour: ca. 52,0 km

Zeit:

  • Die längste Schicht (Pausen nicht eingerechnet): 12:00 Std.
  • Die längste Standzeit: 3:30 Std.
  • Die längste Wartezeit mit laufender Uhr (eine Tour): 0:25 Stunden

Eiszeit, Zeitnot und Notfall

Vorerst mal wieder kurz:

Ich hab erst um 8 Uhr Feierabend gemacht (doofe Winker!) und dabei so ziemlich alles überboten, was ich diesen Monat noch schaffen wollte. Ich hatte einen Haufen schöne Touren, einiges erwähnenswertes, und nach 12 Stunden im Auto hatte ich mit 297,00 € sogar locker meine Silvesterschicht überboten. Das wiederum lag eher an der „miesen“ Silvesterschicht. Draußen war es saumäßig kalt, und teilweise ist das Gefälle zwischen City und Umland bei 5°C. Mich hat es trotzdem in Friedrichshain auf die Schnauze gelegt, nachdem ich das Auto abgestellt habe. Naja, alles noch dran – und Schmerzensgeld gab es ja den Arbeitstag über genug 😉

Zur Feier des Tages gibt es also später ein Rekorde-Update – das erste seit zig Monaten. Und irgendwann tröpfeln dann auch die Wochenend-Erlebnisse hier ein. Aber irgendwie hatte ich bisher für nix Zeit…

Grund zum Heimfahren

Da winkt doch mitten auf der Oranienstraße eine Frau. Winker sind das Salz in der Suppe beim Taxifahren, die unplanbaren Fahrten, der Bonus, die Garanten für den guten Gesamtumsatz und den perfekten Kilometerschnitt. Wenn man für jede Fahrt anstehen müsste, käme man kaum auf 200 € Umsatz pro Schicht.

Was sich also wie der Traum in Hunderter-Grün liest war der Beginn einer Katastrophe.

Die Frau stieg ins Auto und das tat sie, während sie ohne Unterlass brüllte. Sie schimpfte vor sich hin, ganz üble Ausdrücke. Zwischenrein nannte sie mir ruhig „Postbank“ als Fahrtziel und verlegte sich wieder in Schimpftiraden, bei denen mir zusätzlich zu Unerträglichkeit ihrer Ausdrucksweise auch noch aufstieß, dass ich die Hälfte gar nicht erst verstanden habe, weil sie ziemlich grottigen Dialekt sprach.

Zuerst dachte ich, sie wäre sauer, weil der Kollege vor mir sie nicht mitgenommen hat.

Dann dachte ich, sie telefoniert mit einer Freundin.

Dem war aber nicht so.

Ganz offensichtlich litt die Frau schwer unter einer psychischen Störung, und als Laie würde ich sagen, ich hatte es mit einer wunderbaren Paarung aus Tourette und Schizophrenie zu tun. Nach kaum mehr als zwei Minuten war mir klar, dass sie nicht mich anfauchte, sondern… sich selbst. Sie nannte sich selbst „asoziale Hure“, bezichtigte sich einiger wirklich unschöner Dinge, drohte ihrem zweiten Ich mehrfach den Tod an und unterstrich das Ganze mit der ein oder anderen Ohrfeige gegen sich selbst.

Glaubt mir, kein Besoffener bringt einen so in Verlegenheit!

Richtig hart war es allerdings, dass sie gelegentlich dennoch für ein paar Sekunden klar zu sein schien, wo sie mir dann auch freundliche Hinweise zum Fahrtweg machte, nur dass das eben irgendwann unterbrochen wurde zugunsten immer schlimmerer Hasstiraden.

Aber klar: Sie hatte ganz offensichtlich ein Problem, es war nicht einfach eine Unverschämtheit. In solchen Fällen sollte man einfach professionell ruhig und höflich bleiben. Es hilft enorm zu wissen, dass das alles in 5 Minuten vorbei ist, und man sich danach nie wieder sieht…

…aber mein Schutzengel hat wohl Freitags seine Dates und war unabkömmlich. Denn ich hatte die Frau mit 2 Fahrtunterbrechungen eine gute halbe Stunde im Auto und jede Minute war etwa doppelt so schlimm wie die vorherige. Und die erste war schon unerträglich…

Also wenn ich schon – trotz der Wahrnehmung, dass sie nichts dafür kann – drauf und dran bin, sie aus dem Auto zu werfen, dann möchte ich nicht wissen, wie sich ihr Sozialleben sonst so gestaltet. 🙁

Schlimmer geht immer!

Ich bin im Laufe der Nacht an der Oranienburger vorbeigefahren. Das mache ich mit anderen Absichten als viele andere Menschen zu dieser Uhrzeit. Mir geht es ja eher ums Verdienen von Geld, und nicht darum, es zusammen mit ein wenig Körperflüssigkeit wieder loszuwerden. In den frühen Morgenstunden kommt es zwar durchaus vor, dass ich die selben Damen im Auto habe wie die anderen, die so langsam vom Hackeschen Markt zum Oranienburger Tor schleichen, aber es ist definitiv anders gemeint, wenn ich sage, ich hab mit den Damen des horizontalen Gewerbes eher gute Erfahrungen gemacht.

So, unnötige Einleitung, aber als Blogger muss man ja auch ein bisschen die Google-Kundschaft anlocken. Und was zieht da besser, als Prostituierte und Straßenstrich? 😉

Also, was wollte ich eigentlich schreiben? Ach ja, mir ist ein Geschäftsmann im Auto gelandet und wollte zu einem Hotel am Gendarmenmarkt. Das Hotel selbst hat mir vom Namen nichts gesagt, aber die Ortsangabe war so eindeutig, dass ich mir keine Sorgen gemacht habe. Also zum Gendarmenmarkt sollte man als Taxifahrer ja gerade noch hinfinden 🙂

So sind wir ein bisschen über Ortskunde ins Gespräch gekommen und ich hab ihm obigen Satz auch etwa so mitgeteilt. Er schien da mehr der Pragmatiker zu sein und meinte, dass es am wichtigsten sei, überhaupt anzukommen und so kam ich nicht umhin, ihn zu fragen, ob es ihm denn mal anders ergangen sei.

Dann erzählte er mir die Geschichte einer Taxifahrt, die wirklich beschämend ist und bei der man wirklich ins Grübeln kommt, wie sehr dieses Geschäft dubiose Gestalten anzieht. Mein Kunde war in einer anderen Großstadt am Flughafen angekommen und wollte ein Taxi zu seinem Hotel nehmen. Er ist eingestiegen und traf dort auf einen völlig panischen Schwarzafrikaner, der kein Wort Deutsch verstand. Da er selbst fließend Französisch spricht, haben sie eine Verständigung dennoch gut zustande gebracht. Das Fahrtziel gab der junge Mann in ein Navi ein und das war der Start einer halbstündigen Irrfahrt, die im Nirgendwo endete, wo der Fahrgast letztlich beschloss, ein anderes Taxi zu nehmen.

Wie es dazu kommen konnte, hat er während der Fahrt allerdings auch rausgefunden: Der völlig überforderte Kerl aus Afrika ist erst 2 Tage vorher irgendwie ins Land geschmuggelt worden. Der Ausweis des Fahrers war natürlich von einer anderen Person, die da irgendwie mit drin steckte. Ja, und die dubiosen Gestalten, die ihm das gelobte Land versprochen haben, haben ihn ins Taxi gesetzt und ihm gesagt, er müsse jetzt seine Schulden abarbeiten. Zu diesem Zeitpunkt – keine 24 Stunden vor Antritt besagter Fahrt – hat er wahrscheinlich noch nicht einmal den Namen der Stadt richtig schreiben können. Geschweige denn, sich irgendwie dort ausgekannt.

Ob die Geschichte nun zu hundert Prozent stimmt, weiss ich natürlich nicht. Glaubhaft war sie allemal. Traurigerweise war ich fast schon überrascht, dass das meinen Kunden gar nicht zu Gemecker animiert hat, sondern dass ihm der Typ in erster Linie leid tat.

Ich bin da auch mehr als zwiegespalten. Natürlich darf man die Leute so nicht auf Kunden loslassen. Aber was hätte der Fahrer machen sollen? Tolle Welt… 🙁

Späte Nachfrage – Problem dennoch gelöst

Er ist mir am Ostbahnhof zusgestiegen und war polnischer Pilot. Am frühen Morgen sollte es losgehen vom Flughafen aus, also wollte er jetzt – am späten Abend – in sein Hotel in Schönefeld gebracht werden. Ein wenig abenteuerlich fing es bereits an, da es sich um ein kleines Hotel handelte, dass ich nicht kannte und ich derzeit auch kein Nachschlagewerk für Hotels außerhalb Berlins mit mir führe.

Er machte mir aber Mut und meinte, es sei nur ein paar hundert Meter vom Terminal entfernt an der „Main Road“ und wir würden das schon finden, ich solle einfach mal nach Schönefeld fahren. Sein Kollege wüsste vielleicht die genaue Addresse. Wusste er natürlich nicht, aber die Beschreibung war ja so schlecht nicht. Trial an Error!

Als wir dann irgendwo mitten in Treptow waren, meinte er mehr so als Nebeninformation:

„I’ll pay you with credit card, this is ok, isn’t it?“

Irgendein Haken musste ja sein an einer 30€-Tour am Montag Abend.

„Äh, I’m really sorry, I don’t have a card reader…“

Tja, und er natürlich kein Bargeld. Besser noch: Er konnte von seiner Firmen-Karte auch kein Geld bar abheben. Wir haben das übers Hotel gelöst. Die haben ihm 30 € auf die Rechnung gesetzt und mir mein Geld ausbezahlt. Er bekam die Quittung dafür und rechnet das dann mit seiner Firma ab. Gut zu wissen, dass das so einfach gehen kann!

4 Minuten…

Auf gute Touren wartet man bisweilen ein Bisschen. Sogar recht gerne. Wenn es sich lohnt…

Etwas seltsam dagegen war folgendes:

Ich stand am Bahnhof wie fast immer – und das schon 20 Minuten –  und 5 Leute fragten mich durcheinander, in alphabetischer Reihenfolge, laut, leise und dann nochmal alle zusammen, ob ich sie alle mitnehmen könnte. Klar doch.

Offensichtlich waren es Holländer, die nicht nur der deutschen, sondern auch der englischen Sprache nur in nüchternem Zustand folgen konnten – also nicht an diesem Abend! Als ich nämlich – notgedrungen lautstark – die Rückbank leeren wollte, um den Zusatzsitz auszuklappen… rannten 3 von ihnen zu einem anderen Taxi.

Das mag jetzt prinzipiell nicht so toll für mich selbst sein, aber ich kann damit leben. Klappe ich die Sitze eben nicht aus und kriege ich eben keine 1,50 € dafür…

Aber wo soll es nun hingehen?

„Follow that taxi!“

Na meinetwegen.

Der Kollege aber guckt mich an und zuckt mit den Schultern. Kurzes Gespräch:

„Wohin soll es gehen?“

„Keine Ahnung, ich soll dir folgen!“

„Ja, das haben meine zu mir auch schon gesagt…“

Kaum 4 Minuten später war dann klar, dass es zum Pegasus gehen sollte. Das sind mit weitläufigem Abbiegen beim einzigen Richtungswechsel vielleicht 800 Meter.

Aber wir haben sie beidevor dem Hostel abgesetzt und sind weiter gefahren… und besser 0,40 € Trinkgeld als keines!

4 Minuten Diskussion und Planlosigkeit wirken dabei allerdings reichlich überdimesioniert…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

Abonniert doch den RSS-Feed von GNIT. Mehr von Sash gibt es außerdem bei Facebook und bei Twitter.

Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Tasse Kaffee

„Der Rest ist für ’ne Tasse Kaffee!“

hörte ich am Hotel von meinem Fahrgast beim Bezahlen. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich froh, dass ich mich nicht in Lokalitäten aufhalte, in denen eine Tasse Kaffee 4 € kostet…

Dann werden es halt 2. Oder 3. Oder 4… 🙂