„Gott sei Dank isses so gelaufen!“
Mehr hab ich mir nicht gedacht. Ehrlich.
Ich war wirklich froh, dass ich eine nette Truppe an Bord hatte. Am Ostbahnhof eingestiegen, das Fahrtziel lag in Baumschulenweg. Die Truppe war zu fünft, gemischtgeschlechtlich, in Feierlaune aber zurechnungsfähig. Ein Deutscher, der ein paar Engländer noch zu sich eingeladen hat. Klasse Sache.
Dass ausgerechnet das Mädel in der Mitte etwas von „I’m sick…“ anfing zu erzählen, mischte das heitere Treiben dann ein wenig auf:
Blitzstop an der rechten Seite. Aufruf des Beifahrers, der links Sitzende möge aussteigen, Fluch auf die Kindersicherung, Hechtsprung des rechts Sitzenden und künstlerisch wertvolles Kotzen der Mittelsitzerin aus der rechten Tür. Kein Fleck im oder am Wagen! Perfekt! Wenn schon kotzen, dann doch so!
Man sollte meinen, es sei alles in Ordnung…
Weit gefehlt!
Die junge Dame, der ich mit stoischer Gelassenheit ein paar Blatt meiner Küchenrolle zum Abwischen gereicht habe, war mit der Situation geringfügig überfordert. Naja, überfordert… die ganze Sache war ihr so peinlich, dass sie in Tränen ausbracht, und sich geschlagene 5 Minuten geweigert hat, wieder ins Auto einzusteigen. Die Begründung ist dabei mehr als logisch ausgefallen: Was ich jetzt schließlich von ihr denken würde, und sie würde doch lieber ein anderes Taxi zur Heimfahrt nehmen.
Und dem Gedanken, dass ich mir jetzt ernsthaft auf den letzten 2 Kilometern krude Dinge über eine durchschnittlich ruhige junge Frau mache, die nach ein wenig zu viel Alkohol kotzen musste, war einfach nicht so leicht beizukommen. Dass das nicht angenehm ist, verstehe ich ja. Aber dieser Terz um ein paar Magensäfte, die niemanden irgendwie ernsthaft gestört haben… boah tragisch, echt jetzt!
Naja, sie hat es überlebt und 5 Minuten sind auch 2 €…
Die Krönung kam dann aber mit dem Trinkgeld. Der Mitreisende hinter mir flüsterte meinem Beifahrer zum Ende hin zu, er solle doch ein ordentliches Trinkgeld geben. Die Uhr blieb auf 17,10 € stehen. Der Beifahrer kramte in seinem Geldbeutel umher und förderte 16 € ans Tageslicht. Er reichte sie mir mit einem verschwörerischen Grinsen und meinte, ich solle einfach alles einstecken.
Mir war klar, dass er mich nicht verarschen wollte, und so tat ich mich etwas schwer mit der Aussage, dass da leider so oder so noch 1,10 € fehlen. Das hat ihn echt peinlich berührt, und dann hat er einfach noch einen Fünfer hinterher geschoben. Vielen Dank!
Netter Dialog zu diesem Zeitpunkt:
Fahrgast: „That was the cheapest taxi I ever took!“
Sash: „I guess you’re from England…“
Fahrgast: „Ireland. That’s the worst…“
Während nach und nach alle das Taxi verließen, ließ der Hintermann noch ein paar Münzen zum Beifahrer kullern und forderte ihn auf, mir diese auch noch zu geben. Der lamentierte, er hätte mir schon mehr als genug gegeben – wogegen ich gar nichts einwenden wollte. Dank des Drucks von der Rückbank legte er nochmals demütig 4 € in Münzen dazu, sodass ich letztlich mit 25,00 € von dannen gezogen bin, wo die Fahrt ohne alle Unwägbarkeiten gerademal 15 € gekostet hätte. Manchmal liebe ich meine Fahrgäste ja ein wenig…
PS:
Sollte irgendein Anwohner in Baumschulenweg sich über Schreie in den frühen Morgenstunden des 26. September 2009 gewundert haben: Das war nur die würdige Verabschiedung vom „best taxi driver ever“. Manchmal könnte man flennen vor Rührung, ehrlich! 🙂
hi hi 🙂
@Aro:
Ich gebe zu, mich würde interessieren, auf welchen Teil der Geschichte sich dein Gekicher bezieht 🙂
Ich meinte das Gesamtkunstwerk.
@Aro:
Ach so… hihi! 🙂
[…] kotzt, nachdem man in letzter Not die Tür aufgerissen hat. Meiner Meinung nach muss man deswegen nicht in Tränen ausbrechen, es allerdings völlig normal zu finden, halte ich aber auch für eklige Arroganz. Und dann am Ende […]