Ah ja…

Es kommt schon öfter mal vor, dass Kunden am Stand zögernd sind – und dann fragen, ob es ok sei, wenn sie nur eine kurze Strecke fahren wollen. Ich finde das wirklich sehr nett – zeigt es doch auch irgendwo ein Verständnis für die Probleme von uns Taxifahrern. Ich antworte auf sowas immer mit „Ach, ist gar kein Thema – steigen sie ein!“ Meine Meinung zum Thema hab ich ja schon öfter geschrieben.

Aber manche haben dann doch noch ein schlechtes Gewissen, und versuchen, sich dafür zu rechtfertigen. Das ist meinetwegen auch ok. Wenn sie sich dann besser fühlen – ich fühle mich ja ohnehin nicht unwohl dabei!

Gestern hatte ich dann aber eine Kundin, die zu ihrem Auto, etwa einen Kilometer weit weg, wollte, und sagte:

„Ich wollte ja eigentlich laufen, aber jetzt mit dem schweren Koffer…“

Sie war laut eigener Aussage für einen Tag geschäftlich in einer anderen deutschen Stadt gewesen – also nichts mit Tonnen von Souvenirs oder so. Wie habe ich mir die Gedanken dieser Frau bei der Abreise vorzustellen?

Zufälle

Manchmal ist das mit dem Wechselgeld einfach Pech. Gestern Abend zahlte einer der ersten Gäste gleich mit einem Fünfziger. Passiert. Der nächste ist gleich eingestiegen, ich hab’s natürlich verpennt, ihn darauf hinzuweisen, dass es bei mir mit Wechseln schlecht aussieht. Womit zahlt er? Richtig! Auch ein Fünfziger. Er war dann so freundlich, und hat sogar noch in der Kneipe, in die er wollte, nachgefragt, ob die ihm das Geld wechseln könnten. Ging nicht. Ich hab in der Zeit mein letztes Kleingeld (also so fast)  zusammengesucht, und es letztlich doch noch geschafft, ihm das Rückgeld zu geben. Bevor ich irgendwas machen konnte, stieg schon wieder jemand ein (also 10 Meter weiter, ich hab noch nicht einmal die Fackel ausmachen können). Die haben aber gesagt, sie hätten die Kurzstrecke passend. Als sie dann ausgestiegen sind, kam gleich der nächste an…

Ich hab irgendwie an einen schlechten Running Gag gedacht, und ihm auch erklärt, dass ich gerade echt nicht wechseln könnte, weil ich nur zwei Fünfziger und einen Haufen Münzen im Portemonnaie hätte. Und, was antwortet der?

„Ist kein Problem, ich fahr eh in meine Bar, da kann ich dir alles wechseln…“

Hat er dann auch gemacht: 100 € in Zehner und Fünfer. Tja Murphy, nix war’s!

Na dann mal los!

So, die Woche hab ich mehr oder minder zu Hause verbracht. Zwei Tage hatte ich so oder so frei, zwei kamen spontan dazu. Ozie ist krank – mal wieder – und diese Virus-infektiv-grippale-Dingsbumsigkeit erweist sich als äußerst hartnäckig. Immerhin scheine ich davon verschont geblieben zu sein. Ich brauche dieses Jahr auch kein zweites Mal 40 Fieber – ganz im Ernst!

Naja, jetzt bin ich meiner eigenen Planung mal wieder voll hinterher und sollte dieses Wochenende richtig ranklotzen. Was meine Pläne sind, schreibe ich besser nicht, weil sie wahrscheinlich nicht erfüllbar sind. Aber man darf ja mal auf Madame Fortuna hoffen, oder? 😉 Ein wenig störend kommt die Tatsache hinzu, dass ich heute Nacht sage und schreibe 4,5 Stunden geschlafen habe. Super, oder?

Viel außer Schlafen und Arbeiten werde ich also aller Voraussicht nach bis zum Sonntag hin nicht machen, aber so gelegentlich ist das ja auch ganz nett. Was bin ich froh, meinen Job zu mögen…

Selektion mal andersrum

Die Schicht heute war gefühlt zu Ende. Ich wollte noch tanken gehen, das Auto oberflächlich abspritzen, und ansonsten: Heim! 11 Stunden Arbeit waren genug, aber natürlich lasse ich die Fackel leuchten. Wenn noch jemand reinspringen sollte, dann fahre ich ihn auch noch gerne. Und: Mehr Geld ist mehr Geld!

Ich fahr also gechillt aufs Kottbusser Tor zu, wo ich plötzlich angehalten werde. Ich bin auf der linken Spur (bereit zum Abbiegen), die Winker auf der rechten Seite. Nun zeigte sich, dass sie gar nicht selbst einsteigen wollten, sondern mich für jemand anders rangewunken haben. Der war allerdings außer Sichtweite hinter einem Pfeiler links von mir. Auf Zurufe seiner „Unterstützer“ kam er vor. Es war ein dicker, schwitzender Mann, der mir nicht sonderlich sympathisch erschien. Nicht wegen seiner Leibesfülle – die besitze ich ja auch – einfach vom Gesichtsausdruck. Er trat neben dem Auto an mich heran und musterte mich. Ich ließ ein freundliches „Hallo!“ vernehmen, woraufhin er nicht etwa einstieg, sondern folgendes tat:

Er rief seinen Helfern auf der anderen Straßenseite etwas auf türkisch zu, das mit hundertprozentiger Sicherheit sinngemäß bedeutete:  „Nein, ich will einen türkischen Taxifahrer!“ Denn auch wenn ich kein türkisch kann, so denke ich doch, dass „taxi“ und „turk“ etwa das bedeuten, was ich vermute… Dann hat er mich vorbeigewunken.

Ich hab es ihm nicht übel genommen.

Finanziell hätte ich eine Fahrt zwar noch gut brauchen können, aber wirklich scharf drauf war ich nicht. Zumal es im Falle von Sprachproblemen sicher sinnvoll ist, einen gleichsprachigen Kollegen abzuwarten.

Also: Alles kein Thema! Aber es ist wirklich ein komisches Gefühl, gemustert zu werden, und dann seiner Nationalität wegen abgelehnt zu werden! Ich bin ja nun als Deutscher in Deutschland nicht gerade die Person, der irgendwelche nationalistische oder rassistische Vorurteile persönlich begegnen. Selbst Arschlöcher, die sich freuen, dass „endlich mal ein Deutscher“ im Taxi sitzt, sind auch verschwindend wenige unterwegs.

Deswegen empfand ich diese Situation auch als äußerst interessant. Als Weißer in Mitteleuropa mal als „zweite Wahl“ betrachtet zu werden, ist sicher selten.

So sehr ich mich in dieser Situation auch immun gefühlt habe: Ich wünsche es wirklich einer Menge Leute, dass sie das mal erleben, um vielleicht festzustellen, was alltäglicher Rassismus ist. Wie gesagt: Der Kerl mag einfach nur schlecht deutsch gesprochen haben, und sein Wunsch nach einem türkischen Fahrer mag berechtigt gewesen sein – aber „unschuldig“ verdächtigt wurde ich trotzdem – da ich nicht einmal die Gelegenheit hatte, klarzustellen, dass ich auch (hypothetisch) türkisch spreche.

Und vielen meiner Kollegen wird es ständig so gehen, einfach weil sie südländisch aussehen. Erschreckend!

14,40€/km – Tarifwahnsinn in Berlin!

Boah, ist das eine Bild-mäßige Überschrift! *stolzbin*

Nachdem ich gerade die fünfte Taxi-Dialog-Folge online gestellt habe, dachte ich mir, es könne wahrscheinlich niemand verstehen, weswegen mich sowas nicht aufregt. Naja, es war das Ende der Fahrt – und wie die gelaufen ist, das könnt ihr hier nachlesen:

Es war eine kleine Dreiergruppe an Fahrgästen am Ostbahnhof, wahrscheinlich Polen. Der Sprache nach irgendwas östliches, so gut kenne ich mich da nicht aus. Naja, sie waren also zu einem Techno-Event da. Westbam ist unter anderem am Start gewesen – der sagt ja sogar mir was. Nur wo? Ganz in der Nähe: Kopenickenstraße – also Köpenicker Str. Und dort in einem Club. Na klasse! Ich hab die Jungs und Mädels aufgeklärt, dass ich neu bin, nicht alles kenne, mir nur zwei Clubs einfallen, ich aber leider nicht wisse, ob einer davon der richtige ist: Tresor und Spindler&Klatt. Gut gelaunt sind sie eingestiegen, und wollten, dass ich sie zum Tresor fahre. Dort angekommen, mit 5,20 € oder so auf der Uhr, stellten sie natürlich fest, dass es der falsche Club ist.

Nummer 112 sollte es sein! Äh, ok! Mein Navi kapiert die Hausnummern an der Köpenicker nicht, es springt immer auf 143. Aber es soll hinter uns liegen. Na klasse, schließlich ist die Köpenicker seit geraumer Zeit just vor dem Tresor in diese Richtung gesperrt. Dann kam nochmal ein klärendes Gespräch mit einem Freund, der offenbar im Club war, und die Hausnummer auf 126 erhöhte. Naja. Meine (mit Tiefenentspannung gesegneten) Fahrgäste wollten erstmal das Spindler&Klatt sehen, ehe sie ernstlich auf den Rat des Freundes hörten. Warum auch immer! Also bin ich mords den Umweg zurück gefahren, quasi am Ostbahnhof vorbei, am Maria, um dann vor einem unbeleuchteten Spindler&Klatt zu stehen. Prima. Waren nun schon um die 10 € auf der Uhr, ich hab das Taxameter bei der nun folgenden Warte- und Überlegungszeit einfach mal zwischenzeitlich gestoppt.

Irgendwann war dann klar: Es geht weiter, wir suchen die 112 – oder 126, wie auch immer! Nächste Straße beim Maria sollte es sein… Köpenicker halt, soweit waren wir vor 20 Minuten schon. Immerhin durfte ich inzwischen auch den vermeintlichen Namen des Clubs wissen: Reifen! Oder Rai-Fen. Oder Rahi-Fehn. Wie auch immer.

Auf dem Weg zum Ziel beschlossen sie, noch einmal Rücksprache zu halten mit irgendwelchen Freunden, und so kam es, dass zwei von ihnen an einer Telefonzelle vor der Köpenicker Str. 127 – 129 ausstiegen, um zu telefonieren. Ca. 1 € später haben war dann endgültig klar, dass es Nummer 126 ist, und somit waren wir eigentlich ja genau da.

Der Club heisst übrigens „relais“, ist saumäßig unauffällig bei Nacht, und höchstens 1 km vom Ostbahnhof entfernt. Die Uhr zeigte 14,40 €. „15! Ist ok!“ haben sie gesagt, bevor das mit der Zeitung kam. Kein Stress, nicht einmal eine verzogene Miene. Immer nur Lachen und freundliches Kopfschütteln ob der obskuren Situation. So sollte es immer sein…

Aber mal im Ernst: Ich bin zwar der Überzeugung, dass man wenigstens wissen sollte, wo man hin will, wenn man ein Taxi nimmt – aber in dem Fall hätte ich wegen Eigenbeteiligung durchaus mit mir reden lassen, was den Preis angeht. Keine Frage! Aber irgendwie waren sie so zufrieden, als sie ausgestiegen sind, da wollte ich ihnen nun wirklich nicht noch dumm kommen 😉

PS: Weswegen das hier auch unter „Nicht so schönes“ eingeordnet ist: Mich stressen solche Fahrten! Wahnsinnig! Nicht, dass ich den Kunden was übelnehmen würde, es ist so ein unbestimmter Stress, nicht die Erwartungen erfüllen zu können, nicht helfen zu können. Vielleicht etwas übertrieben, aber bei mir sehr ausgeprägt…

Taxi-Dialoge (5)

Nachdem die Fahrgäste ausgestiegen sind, eine Zeitung liegt auf dem Rücksitz:

Sash: „Was ist mit der Zeitung?“

Fahrgast: „Kannst du später wegschmeissen…“

Sash: „Öh, klar…“

Hab ich schon mal erwähnt, dass mich Dreistigkeiten bisweilen überfordern?

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

Abonniert doch den RSS-Feed von GNIT. Mehr von Sash gibt es außerdem bei Facebook und bei Twitter.

Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.