Die wundersame Mittwochs-Schicht

Es gibt ja manches Mal so Tage, an denen läuft alles. Der vergangene Mittwoch ist da ein gutes Beispiel. Ich hab fast ausschließlich kuriose Leute im Auto gehabt oder zumindest gute Touren gehabt.
Angefangen hat es mit einer Fahrt zum Flughafen Schönefeld – inklusive verspätetem Entschluss, doch die Autobahn zu nehmen. Das bedeutet noch ein paar Kilometer Umweg. Dort habe ich dann beschlossen: Scheiss auf den Flughafen, ich fahr einfach so in die Stadt zurück. Prompt stieg in Rudow eine Frau nach Kreuzberg ein. Nach einer kurzen Tour durfte ich eine alte Frau nach Karlshorst fahren, die ununterbrochen geredet hat, und nachher beim Bezahlen echt den Vogel abgeschossen hat, indem sie mir 6,80 € Trinkgeld gab. Neuer Rekord! Dann ging es leer zurück, und es folgten ein paar kleine Touren. Erwähnenswert wäre vielleicht noch der Typ, der tatsächlich meint, die S-Bahn von Stuttgart nach Leonberg fahre im Gegensatz zu der nach Karlshorst rund um die Uhr…
Tja, irgendwann kam dann der Zeitpunkt, an dem ich Feierabend machen wollte, aber ich dachte mir: Komm, einmal stellste dich noch ans Watergate. Ich hatte143,80 € auf der Uhr und hoffte, mit einer Tour die 150 knacken zu können. Was bei 3 € Grundpreis so schwer echt nicht sein sollte. Als ich erster war, kam natürlich prompt ein Pärchen raus, das vor allem dadurch auffiel, dass sie sich unmittelbar vor dem Club ihrer Wahl übergeben hat. Nach ein paar Wiederholungen schienen sie aber wegzugehen. Dann reiherte sie doch nur auf der Brücke weiter und anschließend kamen sie auf mich zu.
Irgendwie glaubte ich, dass es das jetzt war und hab die Tour wieder bessere Vorsätze doch angenommen. Das Ziel war die Rigaer Str., also gerade so eine Tour, um die 150 vollzumachen. Na denn. Ich hab mir Mühe gegeben, moderat zu fahren, und bis 200 Meter vor dem Ziel hat das auch geklappt. Dann hörte ich es „Open the door, open the door!“ von hinter mir brüllen, und in dem Moment wurde mir klar, dass es ein Fehler war, zuzulassen, dass sie sich auf die linke Seite (Kindersicherung als Standard drin!) gesetzt hat. Ich trat auf die Bremse, die natürlich erstmal nur bedingt funktionierte, da die Straße völlig überfroren war. Nach endlos erscheinenden Metern, die ich in die Rigaer reingeschlittert bin, konnte ich mich rauswerfen um die Tür von außen zu öffnen. Da sie es tatsächlich geschafft hat, sich das Kotzen so lange zu verkneifen, und sich dann auch noch akkurat nach draussen entleerte, so dass weder das Auto, noch meine Schuhe in Mitleidenschaft gezogen wurden, hätte ich ihr eigentlich die Mitgliedschaft bei „Kontrolliert Kotzen“ anbieten können, jenem Verein, den Leini und ich nie zu Gründen hinbekommen haben. Die nun folgende Erholungsphase sorgte dann noch für ein zwei Euro mehr auf der Uhr und das Trinkgeld von 3,50 € am Ende halte ich zwar wegen meiner Risikobereitschaft für angemessen, aber gefreut hat es mich natürlich trotzdem. War insgesamt echt wieder eine Schicht mit Lerneffekt und Spaß.

6 Kommentare bis “Die wundersame Mittwochs-Schicht”

  1. Sica sagt:

    Ach, du liebe Zeit, sowas musst du also auch aushalten-kotzende Mitmenschen?
    Kann man solche Leute eigentlich ablehnen oder MUSS man die annehmen?
    Also, wenn ich jemanden kotzen sehe, muss ich auch kotzen… schon das Wort bereitet mir Übelkeit.
    Menschen benehmen sich oft schlimmer als…wollte gerade schreiben Tiere, aber Tiere benehmen sich selten so schlecht wie manche Menschen…finde ich

  2. Sash sagt:

    Naja, ich kann Leute ja auf jeden Fall ablehnen, wenn sie eine Gefahr darstellen. Ich denke, in gewisser Weise ist das auch aufs Auto – Sachbeschädigung – übertragbar. Und Kotze im Stoff (am Boden) kommt da schon hin. Wahrscheinlich hätte ich eher einen Krankenwagen rufen sollen, wobei er zumindest fit war und sich rührend gekümmert hat, und da ist Vor-der-Haustüre-Absetzen eigentlich doch das Beste, was einem passieren kann.
    Das mit dem Auch-Kotzen-Müssen habe ich irgendwie mit der Zeit überwunden. Mich schaudert eher der Gedanke, den Geruch danach im Auto zu haben…
    Was das Verhalten angeht, hast du schon recht. Beim Alkohol wie bei so vielem. Wobei ich es auch zur Genüge kennengelernt habe, dass man seine Grenzen irgendwann mal überschreitet. Und man darf an dieser Stelle nochmal anmerken: Sie war gefasst genug, nicht ins Auto zu reihern – das ist immerhin mal was…

  3. Sica sagt:

    Ja, da hast du recht…Das Beste wäre, in Taxis nur Kunststoffsitze zu haben, kann ja auch mal sein, dass jemand blutüberströmt von dir mitgenommen werden will…um ins nächste Krankenhaus gefahren zu werden. Oder eine Schwangere will ihr Baby partout in deinem Auto zur Welt bringen…Man kann ja wohl allerhand erleben als Taxifahrer, aber die meiste Zeit nehme ich an, wird es eher langweilig zugehen…

  4. Marcus sagt:

    Gibt es eigentlich so eine Art Leitfaden, was zutun ist……wenn wirklich mal eine Person ins Auto kotzt ?( passiert doch bestimmt ab und an ), gibt es da spezielle Anlaufstellen? habt ihr da Spezielle Reiniger, das der Dienst schnellst möglich weiter gehen kann? oder stellst du das Auto ganz einfach beim Arbeitgeber ab und fährst mit einem Ersatzfahrzeug weiter?

  5. Sash sagt:

    @Sica:
    Naja, ich hab ja Ledersitze, das sollte für die meisten Problematiken ausreichend sein. Ich bin durchaus gespannt, was da noch alles auf mich wartet, aber im Großen und Ganzen freue ich mich doch eher auf die „langweiligen“ Momente…

  6. Sash sagt:

    @Marcus:
    Also ich habe keinen Leitfaden oder etwas ähnliches bekommen, kann aber sein, dass das andere Firmen machen. Ich werde wahrscheinlich irgend einen erfahrenen Kollegen um Rat bitten. Soweit ich weiss, steht bei uns kein Ersatzauto standardmäßig rum – zudem muss das Zeug ja auch möglichst schnell raus. Und da sind wir dann auch beim Grund, warum es so teuer ist, ins Taxi zu kotzen: Wahrscheinlich fällt die Kiste mindestens bis zum Ende der Schicht (schon des Geruchs wegen) aus. Je nach Timing können das bis zu 150 € sein, was das kostet. Dazu kommen eventuell irgendwelche Spezial-Putzmittel, Wunderbäume oder dergleichen, keinen Plan.
    Wenn ich mich jetzt zurückerinnere, dass der Taxifahrer, bei dem ich einmal mitbekommen hab, wie jemand ins Auto gekotzt hat, uns „gerade mal“ (ist natürlich viel Kohle) 50 € abgenommen hat… dann finde ich das gar nicht mehr so viel.
    Ich hoffe, ich kann derartigen Stress weitestgehend verhindern. Eigentlich habe ich ja eine Rolle Müllbeutel zum Reinkotzen im Auto dabei…

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