Samstagnacht. Eine Zusammenfassung.

Und dann sitzt kurz vor Schichtende ein verstrahlter Typ mit einer viertelvollen 8-Liter-Wodkaflasche mit Zapfhahn neben einem auf dem Beifahrersitz und fragt unschuldig und mit russischem Akzent:

„Brauchsu Einsprietzung?“

Oder das Hawaii Europas …

„Wir würden gerne in die Scharnweberstraße.“

„Die in …“

„Die in Reinickendorf. Kennste? Reinickendorf, das Miami Preussens?“

Was willste darauf sagen? Vermutlich das klassische „Ja, aber …“ 😉

Das Köpfetauschspiel

Trotz dieses Blogs hier hab ich es mir nicht zur hauptamtlichen Aufgabe gemacht, den Fahrgästen zu lauschen. Man kriegt natürlich hier und da was mit, aber mich interessiert es meist nicht genug, um dem Gesprächsverlauf zu folgen. In dem Fall jedoch war es anders. Denn die Fahrgäste spielten nach ihrem Clubaufenthalt eine Art Spiel. Einer formulierte immer eine Frage, und alle mussten dann ehrlich darauf antworten.

Ja ja, ich hätte auch gedacht, dass das auf Fragen des Sexuallebens herauslaufen würde, aber die Jungs und Mädels hatten wesentlich abgefahrenere Sachen am Start:

„Wenn Du das Gesicht von jemandem aus unserer Gruppe haben könntest anstelle deines eigenen: Welches würdest Du wählen und warum?“

Und obwohl ich mit den Namen nix anfangen konnte, war es doch irgendwie „interessant“. 0.o

Zunächst dachte ich, dass es am Ende auch eine Hörspiel-Auflösung geben würde. Aber nein, das war wohl wirklich just for fun.

Sommertrinkgeld 2

Diesmal war’s etwas spartanischer:

"Wasser? Im Wasser vögeln die Fische!" Quelle: Sash

„Wasser? Im Wasser vögeln die Fische!“ Quelle: Sash

Auch die „Überreichung“ fiel ruhiger aus. Mit müder Stimme nuschelte mein Fahrgast:

„Ich lass‘ ne Flasche Wasser da. Ist noch zu, schmeckt auf jeden Fall.“

Man muss es ja auch nicht übertreiben mit netten Worten. 🙂

PS: Ich hab das polnische Apfelbier aus dem letzten Eintrag eben probiert. Und bei aller Skepsis gegenüber Bier-Mischgetränken: Holy Shit, was ist das für ein geiles Gesöff!? Zugegeben: Ein bisschen arg süß ist es, aber dank des Bieres eben auch herb. Schmeckt also wie irgendwas in Richtung „saure Apfelringe“. Die 4,5 Umdrehungen merkt man dem Zeug nicht an, ganz ehrlich. Ziemlich Alkopop-mäßig. Aber LECKER!

Das mit dem Alkoholgehalt überprüfe ich gerne auch, falls mir mal wer eine Palette des Zeugs zukommen lässt. Ich twittere dann auch den Abend live, versprochen. 🙂

Für heute ist es mit dem einen aber auch gut, schließlich geht’s heute Abend wieder auf die Straße!

Sommertrinkgeld 1

Die vergangene Woche war heiß. Da gab’s dann auch mal Trinkgeld im überwörtlichen Sinne. Sehr schön – wobei? Ich hab’s noch nicht probiert! – war das hier:

Polnisches Apfelbier – öfter mal was neues … Quelle: Sash

Öfter mal was neues … Quelle: Sash

Polnisches Apfelbier ist das. Wurde mir regelrecht aufgenötigt von ein paar Kerlen, die mich anschließend dreimal ermahnten, es nicht während der Arbeit zu trinken. Das gab es im Übrigen zusätzlich zu einem Euro Trinkgeld auf eine läppische Kurzstrecke. Sehr schön, sowas. Seit dem Fototermin eben liegt die Dose im Kühlschrank. Ich bin wirklich gespannt. 🙂

Ich und die Verkehrsregeln …

„KENNEN SIE DIE VERKEHRSREGELN!?“

plärrt mich eine alte Frau an, während ich mit dem Taxi an einer Tankstelle stehe und gerade einen Teil meiner Kundschaft entladen habe.

„KENNEN SIE DIE VERKEHRSREGELN!?“

wiederholt sie ihre Frage, ohne dass mir mehr als ein dümmlicher Blick als Antwort einfällt.

„SIE HABEN MICH EBEN FAST UMGEFAHREN! EINE FRECHHEIT! LAUT VERKEHRSREGELN HÄTTE ICH ALS FUSSGÄNGERIN VORFAHRT GEHABT, ALSO SOWAS GIBT’S JA WOHL NICHT, UNGLAUBLICH!“

Also mal abgesehen vom rüden Tonfall (die zwei Kinder im Auto haben schon ängstlich geguckt) bin ich da schon nachdenklich geworden. Wie leicht übersieht man mal was … zudem war es dunkel, die Straße war regennass, habe ich etwa wirklich …?

„Ach, die kenn‘ ich …“,

meint eine meiner Kundinnen.

„Die sitzt immer da vorne und trinkt und pöbelt Leute an. Und nein, ich hab sie auch nicht gesehen.“

Also war hier vermutlich nicht ich der Irre auf der Straße. Puh.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Der kurze Sommer, die Bahn und Arschlochkollegen

OK, ob der Sommer nun wirklich vorbei ist … es darf bezweifelt werden. 🙂

Vorbei aber ist zumindest diese erste wirklich sehr warme Woche. Ich denke, irgendwie beeinflusst hat sie uns alle, und da mache ich als Taxifahrer halt auch keine Ausnahme. Die ganz lockeren Kollegen haben mir am Stand erzählt, dass sie extra früh losgefahren sind, weil es im Auto sowieso kühler als zu Hause war. An der Logik ist freilich was dran. Klimaanlage olé!

Ich wiederum bin einfach kein Freund des allzu heißen Wetters. Ich schlaf dann (tagsüber!) nicht so gut, bin eher knautschig und lethargisch und hab zudem ja eh kaum Bock, vor Sonnenuntergang loszufahren. Das macht so ein Wetter natürlich nicht einfach. Aber für meine Verhältnisse hab ich die vier Tage jetzt gut rangerockt und das gute Geschäft hat da durchaus zu beigetragen.

Heute Nacht dann kam auch hier in Berlin das Gewitter an. Nicht mehr als Supi-Dupi-Unwetter, aber immerhin mit genügend Wind und Regen im Schlepptau, um mal eben die Temperaturen von 30 auf 20°C zu senken. Und alle so: Yeah! \o/

Alle? Nein: Ein paar tausend Reisende waren in/um und in Richtung Hannover gefangen, weil etliche Bahnverbindungen ausfielen. Neben dutzenden Veranstaltungen waren es vor allem die Bahnhöfe, die heute mehr Taxibedarf als üblich hatten. Züge waren verspätet, wurden umgeleitet – manch Reisender wurde gar wieder zurücktransportiert. Eine Goldgrube für uns Taxifahrer, inklusive vieler der beliebten DB-Gutscheine. Aber ach!

Lesen Sie nun einen Rant an manche Berliner „Kollegen“:

Bahnausfälle, liebe Kollegen, sind eine tolle Sache, nicht wahr? Endlich mal nicht nur die kurzen Touren ums Eck, sondern auch mal weite Fahrten ins nähere oder gar sehr ferne Umland. Mal dreistellige Umsätze mit einer Fahrt, endlich! Da sind wir uns einig.

Nicht einig sind wir uns bei der Frage, was das für uns Taxifahrer im Umgang mit Kunden und Kollegen bedeutet.

Selbst wenn 500 Touren zu 500 € an einem Bahnhof vergeben werden, ist es kein gangbares Verhalten, zu Massen die Taxihalten und Privatparkplätze zu belegen, das Auto zu verlassen und im Bahnhof direkt am Bahnschalter die lukrativsten Touren rauszufischen. Ja, wir alle wollen sie gerne bekommen, wir alle verdienen eine Chance darauf, aber Euch Arschlöcher sollte man anzeigen und abschleppen lassen. Jeden Einzelnen, jedes einzelne Mal. Da schreien wir bei jedem Falschparker am Stand Zeter und Mordio, aber wenn’s der eigenen Kasse dient, dann isses schon ok? Und kaum dass die Touren hochpreisig werden, haltet Ihr Euch auch nicht mehr an die Regel, dass Taxifahrer nicht um Kunden buhlen dürfen. Wobei ich wetten würde, dass die meisten gerade von Euch sonst immer die Klappe aufreißen, wenn mal ein Kunde nicht beim Ersten an der Halte einsteigt.
Statt nun aber auch nur einfach hilfsbereit zu sein, den Kunden also tatsächlich Arbeit abzunehmen oder den Andrang besser zu meistern, pickt Ihr Euch auch noch die Rosinen raus und schickt die Leute mit „kurzen“ Touren raus zu den paar ehrlichen Taxifahrern, die dort Slalom um Eure widerrechtlich abgestellten Dreckskisten fahren müssen.
Ihr seid keine Taxifahrer, Ihr seid widerliche, unkollegiale Aasgeier!

Meine Schicht heute war toll. Auch ohne Hannover-Tour. Mir hätte sowas vermutlich gar nicht reingepasst. Aber es gibt eine Menge ehrlicher Kollegen, denen ich sie mehr gegönnt hätte als Euch. Ich werde demnächst mal Bahn und Polizei anschreiben und dann schauen wir mal, wie das in Zukunft so läuft.

Nix zu danken,

Sash

PS: Trotz deutlicher Worte in die Richtung jener „Kollegen“ bin ich eigentlich mehr als zufrieden und gut gelaunt. So Wochen wir diese bräuchten wir öfter, aber gerne mit 5°C weniger. 🙂