Wie’s dann gestern weiter ging …

Nach dem Spamunfall gestern haben meine bessere Hälfte und ich erstaunt festgestellt, dass uns der Quatsch jeweils 4 Stunden Zeit gekostet hat. Unschön an einem Arbeitstag. Wobei, das ist ja auch so eine selten doofe Einstellung …
Naja, jedenfalls bin ich sehr sehr spät zur Arbeit losgekommen und von entspanntem Tagesbeginn konnte so ja auch keine Rede mehr sein. Ich bin jedenfalls etwas entmutigt in Richtung Firma gefahren, in den Stunden zuvor hatte ich ohnehin bereits die Sorge, die Schicht könnte ersatzlos gestrichen werden, weil uns das Problem bei GNIT bis nachts in Atem hält. Wäre nicht das erste Mal …

Es war fast 23 Uhr, als ich in Schöneweide den Motor startete und in der ersten Stunde passierte dann auch umgehend fast nix. Na vielen Dank auch! Ich rechnete nicht ernsthaft mit dem Hunni, den ich mir mal so als Wenigstens-etwas-Ziel ausgesonnen hatte. Auf fast schon wundersame Weise hatte ich den dann aber nach weiteren drei Stunden bereits eingefahren. 0.o

Olé! \o/

Und wie schön war erst, was dann kam. Ich hatte auf dem Weg zur Arbeit schon die Nicht-Panik-GNIT-ist-tot-Mails gecheckt und gesehen, dass eine Packstationssendung angekommen war. Und das konnte doch nur … und ich hatte recht. 🙂

Vor einiger Zeit hatte ich über das polnische Apfelbier geschrieben, dass ich als Trinkgeld bekommen hatte. Daraufhin hatte mir Super-Dauerleser Konrad (er liest seit der Taxischule hier mit!) angeboten, mir ein paar Dosen zu schicken, da er direkt an der Grenze wohnen würde. Und das hatte er nun eingelöst. Hach. Zunächst einmal durfte ich dann feststellen, dass er eine gesunde Ansicht vom Begriff „ein paar Dosen“ hat:

bierchen

Turmbau zu Babbela, Quelle: Sash

Neben den ohnehin beachtlichen 16 Dosen hat er mir nämlich auch noch je vier der beiden anderen Sorten der Firma mitgeschickt – einmal Himbeere (gruselt’s mich etwas vor) und einmal Birne-Chili (wo ich den Laden schon für die Idee umarmen könnte). Und als ob das nicht genug wäre, gab’s neben einem lustigen und netten Brief auch noch einen Frankfurter Kräuterlikör obenauf.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels werde ich mit einmal Apfel auf Konrad anstoßen. Danach ist allerdings Bettchen angesagt, denn die Natur meines Berufes verbietet es mir leider, heute mal eben auszuprobieren, wie viel von dem Zeug man hintereinander trinken kann. Schließlich will ich heute Abend fit und nüchtern sein. 😉

So endet nun also der Tag, der mit dem Horror von 25 Nachrichten à la „GNIT wurde gehackt!!!“ angefangen hat, äußerst entspannt mit einer halbwegs brauchbaren Kasse, einem kühlen polnischen Apfelbier und dem Wissen um die immer noch beste Leserschaft überhaupt. Habt Dank dafür! Und Konrad: Prost, auf die nächsten sieben Jahre! 😀

Kurze Info: Spam ist erledigt

Heute wurde bei GNIT leider einiges an Spam verbreitet. Durch eine Sicherheitslücke bei WordPress wurden einige Posts und Seiten um unsichtbare Bereiche erweitert, was dafür sorgte, dass sowohl im Feed als auch auf der Startseite einige Links zu fremden und vermutlich nicht sehr netten Seiten geführt haben. Das Problem ist behoben und die Posts sind gesäubert.

Ich danke Euch für die vielen Hinweise, das Beheben hat vor allem so lange gedauert, weil ich noch geschlafen hab.

So, damit wird die heutige Schicht wohl unverhofft kurz – dafür läuft hier wieder alles! 🙂

Hatte die Nase voll

Ich hab nur kurz jemanden am Ostkreuz abgesetzt, da winkte mich ein junger Kerl ran, dem ein blutiges Taschentuch in der Nase steckte. Und siehe da, er wollte zur Apotheke am Hauptbahnhof, die S-Bahn war mal wieder unterbrochen. Bei aller Kundenfreundlichkeit hab ich nicht angeboten, nun mal eben schnell zu googeln, ob es nicht eine nähere Notfallapotheke gäbe – was sehr sicher der Fall gewesen wäre. Aber er hatte sich wohl schon irgendwie erkundigt und ich will auch nicht unbedingt mehr Zeit investieren, um am Ende weniger Geld zu verdienen. Für ihn war die Fahrt so oder so ok. (Und am Hbf war sicher die Chance auf englische Beratung nochmal höher als sonstwo)

Ich erfuhr dann, dass er Norweger war, seit drei Tagen in der Stadt, volle Kanne Party und so. Und jetzt am letzten Tag hatte er „mal wieder“ eine Stunde lang Nasenbluten. Genetisch bedingt, seine Mutter hätte das auch. Und für ihn ein gutes Signal, das mit dem Feiern nun zu beenden. Irgendwann ist auch mal gut, das Wochenende war lang genug. Auch eine Philosophie.

Am Ende durfte ich ihn danach noch zum Generator-Hostel in der Storkower fahren, eine gute 30€-Tour. Und alles für ein paar Wattepfropfen, die während der Fahrt schon überflüssig wurden, weil die Blutung gestoppt war. Aber was will ich schon über Kunden sagen, die mal eben 30 € im Taxi liegen lassen, trotz blöder Rahmenbedingungen guter Laune und freundlich sind? Ach ja, natürlich:

„Thank you!“

🙂

Wo die Wirtschaft noch was lernen kann

Ein Gespräch über eher schwierige Themen unter den Fahrgästen. Zwei Frauen unterhielten sich darüber, warum eine von ihnen nicht mehr in Berlin lebt.

„Du weißt doch, dass ich hier keine Arbeit finde.“

„Aber Berlin ist so toll. Guck mal, selbst jetzt können wir noch schnell was zu Essen holen. Um 1 Uhr nachts!“

„Mag ja sein, aber wenn man keine Arbeit hat und deswegen kein Geld verdient, dann bringt das halt nix, dass man um 1 Uhr nachts noch einen Döner holen kann.“

Daraufhin meldete sich erstmals das kleine Mädchen aus dem Kindersitz zu Wort, das bis dato nicht eben durch Wachsamkeit aufgefallen war. Und es hat erstaunlich gut das Problem analysiert und für die schwierige Lage eine adäquate Lösung gefunden. Also, nun ja, aus Kindersicht zumindest:

„Aber dafür kriegt man doch immer das Rückgeld!“

Da ist natürlich was dran. 🙂

Not her Hotel!

Vorwort: Ich hab’s oft geschrieben: Man kennt als Taxifahrer in Berlin auch nicht alles. Schon gar nicht aus dem Stegreif – oder wenn die Ansagen etwas wirr sind.

Die Dame winkte mich in Prenzlauer Berg an den Straßenrand und war weit betrunkener als ihr Gehvermögen erwarten ließ. Im Laufe der Fahrt ließ sie mich dann auch wissen, dass sie irgendwas mit Bierbrauern zu tun hatte an dem Abend, selbst in dem Business sei und sicher um die 20 Bier intus hätte. Jaja, auch ein paar von den großen Nullfünfern.

0.o

Aber gut, Aufklärung über die Gefahren von Alkohol ist nicht meine Aufgabe. Ich musste sie heimbringen. Wohin genau? Dorthin:

„Sissis near Tiergarten. Hotel. You know Lsso? Is sie … well very near Lsso. Just there, thank you!“

Dem Englisch nach hätte sie auch von der Deutschen Bahn sein können. Aber gut, nahe dem Tiergarten Lsso …

„Lützow? Lützowstraße, Lützowufer?“

„Sisssis great! Giesrasse!“

Da hab ich mal kurz in den Bildschirm meines GPS-Trackers reingezoomt und die zu gießende Rasse gesucht. Aber klar, die Keithstraße, die erfüllte alle Bedingungen. Und weshalb ich das Vorwort geschrieben habe: Die Existenz des Hotel Lützow in jener Straße war mir in diesem Moment nicht bekannt. Aber ja, ist ja alles dicht beisammen und dann der Alkoholpegel …

Mir war das egal. Immerhin hatte die gute Frau offenbar Training, nach Brockenlachen sah das Ganze gar nicht aus. Also hab ich mal eben eine sowas von geniale Route in die Keithstraße ersonnen, dass es meinem Ortskundelehrer vor Stolz das T-Shirt zerreissen müsste. Sie war nämlich ohne jede Abstriche perfekt. Der allerallerkürzeste Weg, mir war in dem Moment selbst nicht bewusst, dass keine Alternative auch nur halb so elegant gewesen wäre. Oder, wie meine Kundin sagte:

„I know Berlin, sissis Bullshit. Snoddeway to my Hotel!“

Nun bin ich ja auch bei betrunkenen Brauereidamen ein Gentleman und hab ihr einfach nur versichert, dass das zur Keithstraße ein sehr guter Weg sei, ich für 100 Meter nicht die Hand ins Feuer legen würde, sie sich aber wirklich keine Sorgen machen müsse, dass ich irgendwie dreimal im Kreis mit ihr fahren würde. Sie entschuldigte sich für ihr Misstrauen und wir waren sowieso schon fast da. Ich befuhr die Keithstraße von Norden her und als ich das Hotel sah und mir wegen meines Unwissens wegen auf die Lippen biss, verkündete ich dennoch etwa stolz:

„Aaaand then I guess, THIS is your hotel …“

Pustekuchen.

„Sissis not mytel!“

Öhm. OK. Wat willste machen? Wir waren nahe des Tiergartens in der Keithstraße am Hotel Lützow. Arg viel näher konnte ich mich an ihre Beschreibung herantasten. Aber sie wusste Rat. Es wäre noch ein Stück die Straße runter. An der Kurfürstenstraße war es dann immer noch ein Stück die Straße runter. Und als die Keithstraße an der Kleiststraße endete, sollte es immer noch ein Stück die Straße runter sein. Tja, nun …

Sie schwor Stein und Bein, sich auszukennen, sichtbar erregt durch den U-Bahnhof Wittenbergplatz und versicherte mir, da hinten links ginge die Keithstraße (selbst über das Buchstabieren und die Aussprache waren wir uns inzwischen einig) weiter. Ich war – und bin heute noch – 100%ig überzeugt, dass sie ins Hotel Lützow wollte und es nur aus der Perspektive von Norden aus nicht erkannt hat. Sie saß ja auch ungünstig hinten rechts, während ich ihr das Hotel vorne links gezeigt hatte. Ich habe sie noch gebeten, nochmal zurückzufahren, gerne mit ausgeschalteter Uhr. Wirklich. Auch wenn’s nicht mein Fehler war. Aber sie bestand nun darauf, auszusteigen und den Rest des Weges zu gehen. 🙁

Man trifft solche Entscheidungen nicht leichtfertig, ganz ehrlich. Aber am Ende hab ich sie gelassen. Vermutlich hat sie am Ende noch eine halbe Stunde gebraucht, um zum Hotel zu kommen. Mit großzügiger Umrundung des Wittenbergplatzes zieht sich die Strecke dann ja in so einem Zustand doch etwas. Aber gut, die einen lernen so, die anderen eben so …

PS: Mich hat das alles ein wenig an den hier erinnert.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Reagieren im Straßenverkehr

Dank einer Bodenwelle und seiner schnellen Gangart tauchte er vielleicht 20 Meter vor mir erst im Scheinwerferlicht auf: Ein süßer kleiner Igel, ganz alleine hier draußen mit mir auf der B195 und voll auf Konfrontationskurs.

Ich hab dieses „richtig reagieren“ ja nirgends gelernt. Aber irgendwie klappt es dann halt doch meistens. Dabei hab ich noch nicht mal irgendwann ein Fahrsicherheitstraining gemacht. Nicht mal absichtlich, aber die drei Komponenten „Geld dafür“, „Zeit dafür“ und „dran denken“ sind während 13 Jahren Führerscheinbesitz einfach noch nie zusammengekommen.

Gut, wirklich brenzlige Situationen kommen auch nicht jeden Tag vor, aber ich habe das Gefühl, am Ende doch oft den richtigen Riecher oder zumindest mal Glück zu haben. Ich hab den Lenker nicht verrissen, als ich als Fahranfänger ohne Vorwarnung eine Ohrfeige von einer Taube bekommen hab, deren Flugbahn etwas zu dicht an meinem offenen Fenster vorbeiführte. Ein Cannstatter Fußgänger lebt nur noch, weil ich blind auf eine andere Spur ausgewichen bin, obwohl ich nicht wusste, ob dort jemand fuhr. Instinktiv hab ich lieber einen Blechschaden in Kauf genommen und es ging ohne alles aus, dass der Typ einfach auf die Straße gerannt war, wo dichter Verkehr bei Tempo 50 herrschte.

Dieses Mal hätte ich vergleichsweise wenig Ärger gehabt. So einen Igel würde die 2925 sicher verkraften. Ist ja nicht ganz das Kaliber eines Schäferhundes, der mit fernöstlicher Ausbildung so ein Opel-Taxi schon mal in den Ruhestand schicken kann
Nein, vermutlich wäre es ein lautes Knacken und ein unangenehmes Holpern für mich gewesen, mehr wohl aber nicht. Aber mal im Ernst: Wer will schon einen Igel erlegen? Für sowas haben wir in Berlin Füchse.

Wir waren wie gesagt alleine. weit und breit kein anderes Auto und die B195 lag dreispurig vor mir. Ich hab mich zwar weitgehend an die vorgeschriebenen 60 km/h gehalten, hab aber bei einem kurzen Antippen des Lenkrades gemerkt, dass ein wirklich sicheres Ausweichmanöver (der Igel war sich plötzlich auch nicht mehr sicher, wo er hinlaufen soll) mich eventuell wirklich ins Schleudern hätte bringen können. Also hab ich die Bremsen doch bis kurz vor Anschlag durchgetreten und durch sachtes Lenken versucht, den Herrn Igel genau zwischen die Reifen zu nehmen.

„Wenn Du schon die Körperform eines Fußballs hast, dann tunnel‘ dieses Scheiß-Taxi!“,

hab ich ihm in Gedanken zugebrüllt und bin mit immer noch rund 50 km/h über ihn drüber gerauscht. An dem Igel zog vermutlich sein ganzes Leben vorbei und zudem hat ihn vielleicht ein evolutionärer Geistesblitz getroffen, der ihm sagte, er solle sowas wie eine Lebensversicherung im Igelreich erfinden.

Ich hab kurz die Augen zusammengekniffen und auf das unschöne Knacken gewartet. Aber es lief alles gut. Während ich vorerst weiter bremste, sah ich im Rückspiegel bereits, dass mein gestachelter Freund nach einem Moment der Schockstarre, wo dieses hässlichfarbene Ding über ihn hinweggesegelt war, wieder zu Kräften fand und eifrig weiter in Richtung gegenüberliegender Straßenseite wuselte. Es hat also wieder mal gereicht. o/

Manchmal sind die kleinen Freuden ja auch gleichzeitig die ganz großen. 🙂