Überraschende Autowechsel

Cheffe wollte mir das neue Taxameter zeigen. Also laufe ich in der Firma ein, nehme mir schonmal den Schlüssel, gehe dann zu Christian und meine:

„Ich hab schon den Schlüssel für die 2925, wir können also …“

„Den kannste zurückhängen. Die 2925 hat’n Getriebeschaden.“

Oh. 0.0

„Du kannst aber dieses Wochenende die 2223 haben. Da kann Ben dir auch das Taxameter zeigen. Die steht aber nicht auf dem Hof. Ihr könntet also auch ein anderes Auto …“

„Ich hab unten die 1593 gesehen.“

„Ja, die hat auch das neue Taxameter …“

Also war ich mit der 5110 gekommen, um in der 2925 kurz das neue Taxameter erklärt zu bekommen. Da die außer Dienst war, bekam ich die 2223, hab mich aber anschließend aus Faulheitsgründen mit Ben in die 1593 gesetzt, um mir die Knöpfchen erklären zu lassen. So sehr ich auch immer die Unterschiede der Autos betone: Manchmal isses dann wirklich völlig egal. 😀

Januar: Neue Technik und alte Pläne

Wie erwartet läuft der Januar (mit Ausnahmen) schlecht. Ewiges Warten auf wenige Touren, größtenteils Langeweile. Bäh! Nachdem ich gestern wieder einmal völlig übertrieben in der Gegend rumgestanden bin, hab ich beschlossen, endlich mal wahr zu machen, was ich mir eigentlich seit etwa 5 Jahren vornehme: Im Januar besonders viel Urlaub zu nehmen. Also nicht, dass ich jetzt bis Ende des Monats freimachen werde – aber ich denke, ich mache nur noch die Wochenendschichten und fülle den Rest mit Urlaub auf. Der ist gerade dank der guten letzten Monate eh extra viel wert, es gibt einfach keinen Grund, das nicht zu tun.

Das kann natürlich dazu führen, dass es hier etwas ruhiger wird, aber es ist auch nicht so, dass es deswegen gar nix neues gibt. So bin ich heute Nacht zum Beispiel das erste Mal den neuen Zafira Tourer gefahren. Wie üblich bei neuen Autos ist meine Meinung geteilt. Neben viel positivem (um Klassen besseres Fahrgefühl) gab es fast ebenso viel negatives (noch bekloppteres Navi, dumme Rückbanklösung), über das ich mich vielleicht mal gesondert auslassen werde.

Hab ich also ein neues Auto?

Nein. 🙂

Zur Abwechslung war meines aber auch nicht kaputt oder nicht verfügbar: Ich konnte es einfach nicht fahren. Und da kommen wir zur eigentlich neuen Technik: Die Kiste hat ein neues Taxameter bekommen. Und da meine Chefs mich reichlich spät erst angerufen – und letztlich auch erreicht – haben, war keine Zeit mehr für eine Einweisung oder die Übergabe der neuen Keys, die ich dafür brauchen werde. Das steht dann heute auf dem Programm. Die neuen Taxameter werden übers Jahr hinweg in alle Autos eingebaut, immerhin sind es nicht einmal mehr 12 Monate, bis das Fiskaltaxameter Pflicht wird – und die neuen Modelle haben schon entsprechende Funktionalitäten. Abgesehen von der Umgewöhnung (nach über 7 Jahren das erste Mal ein anderes Taxameter!) bedeutet das für mich vor allem, dass ich mich nicht allzu bald von der 2925 verabschieden muss, wenn die das Ding dort eingebaut haben.

Was allerdings auch keine so große Überraschung ist, schließlich hat das Auto gerademal 217.000 km runter und wird zur Zeit nur zu ca. 50% der Zeit genutzt – da geht locker noch mehr als ein Jahr.

So, dann ist heute Nachmittag „frühes“ Aufstehen für die Einweisung an der neuen Uhr angesagt und dann klopfe ich wenigstens aus den nächsten beiden Schichten raus, was geht! Euch sei an dieser Stelle eher ein unterhaltsames und möglichst freies Wochenende gewünscht! 🙂

Mehr Geld, weniger Hirn

Ich ärgere mich ja selten über Fahrgäste. Sie bringen mir Geld und bei all ihren Eigenheiten haben sie ja auch alle ihre Geschichten und Hintergründe, über die man nicht vorschnell während 5 Minuten urteilen sollte. Und es gibt einfach völlig bescheuerte Vollidioten.

OK, ich will ehrlich sein: Ich war schon von der Fahrtstrecke wenig begeistert. Nach zwei schlechten Schichten lief diese eine endlich mal gut und ich war glücklich auf dem Heimweg. Noch vielleicht 5 Kilometer bis Zuhause. Als sie winkten, freute ich mich noch. Zwei junge Frauen, ganz offensichtlich feiernderweise hier im Osten unterwegs, müsste also ein Stich in die richtige Richtung sein. War es aber nicht:

„Was kost’n Mariendorf, Alter?“

Anfangs hatte ich noch gehofft, sie mit 30 bis 35 € überzeugen zu können, dass sie doch die Bahn nehmen, aber nein …

OK! Gute Miene zum bösen Spiel, es ist ja dann doch ein Haufen Geld und morgen warte ich vermutlich wieder ewig, bis ich so viel zusammenkriege!

Aber ach! Da waren die zwei durch die ganze Stadt in einen Laden gefahren, den ich nicht einmal als Club kannte. Von außen dachte ich immer, dass das ein Spielcasino sei. Gut, war es vermutlich auch hauptsächlich …

Die eine der beiden (es sind ja nie gleich alle doof) bemängelte dann, wie „asi“ und „voll schwul“ das alles gewesen sei. Während ihre Freundin mir mitteilte, dass sie eigentlich nur heimfahren würde, weil die Holde schon mehrmals schier mit dem Kopf auf den Tresen geknallt sei, so blau wäre sie.

Ich hab mich aus dem Gespräch ausgeklinkt, denn meistens ging es nur darum, welche Idioten jetzt wie dumm seien, wer scharf sei, aber einen kleinen Penis hätte, wie überteuert die Drinks und wie mies der Laden an sich wäre. Schon bei den kleinen Gesprächsfetzen hab ich mich gefragt, wie jemand so blöd sein kann, einen (sehr langen) Abend irgendwo zu verbringen, wo es einem nicht gefällt. Die meisten Locations haben Türen. Richtig substanzlos wurde es dann aber, als die beiden – warum bitte auch das noch? – anfingen, ein paar Worte über die Flüchtlingsmisere zu verlieren:

„Ey, ’schab kein Bock auf scheiß Asylanten!“

„Halt die Fresse! Du bist blau und selber nicht von hier!“

„Schweiß, aber die kotzen misch an, weil die ha’m ma voll die cooleren Handys als isch!“

Ich hab’s zu ignorieren versucht, aber sicher trotzdem schon beim Zuhören mehrere IQ-Punkte eingebüßt. Kurz vor dem Ziel hat sie dann auch noch angefangen, etwas kryptisch mitzuteilen, dass sie mir jetzt ja eigentlich nur nicht ins Auto kotzt, weil sie ja so eine tolle und zurückhaltende Person sei. Und Flecken am Fenster hat sie trotzdem noch großzügig hinterlassen. WTF, muss das denn alles auf einmal kurz vor’m Schlafengehen sein?

Ich hab selten Leute mit größerer Genugtuung aus dem Auto geschmissen, als die beiden, als wir am Ziel waren. Das Trinkgeld war sogar ganz ok, das muss man ihnen lassen. Tatsächlich aber war ich am Ende fast schon ein bisschen schadenfroh, als mir zu Hause aufgefallen ist, dass ich einen deutlich kürzeren Weg hätte wählen können, um ans Ziel zu kommen. Hab ich trotz Generve nicht absichtlich gemacht, aber mein schlechtes Gewissen ist bezüglich dieser Tour trotzdem erstaunlich ruhig.

Warum es geil ist, nachts zu fahren

Nehmen wir nur mal dieses Bild:

Mein neues Kartenprojekt: Annähernd-eine-Gera.de, Quelle: osrm.at

Mein neues Kartenprojekt: Annähernd-eine-Gera.de, Quelle: osrm.at

(Ja, schon wieder eine Karte. Aller guten Dinge sind drei … 😉 )

Kollegen erkennen darin zunächst vermutlich dasselbe wie ich bei der Aufnahme der Kunden auch: Eine Standard-Tour. Nur ein paar Hauptstraßen lang, alles kein Problem.

Nun: Die Tour startete ein paar Meter vor dem grünen Marker und ging nach dem roten noch etwas weiter. Was hier auf der Karte dargestellt ist, ist der Teil der Fahrt, den ich ohne jeden Stopp bei grüner Welle und ohne Stau einfach durchfahren konnte. Durchfahren! Immer mindestens dritter Gang!

Ich kann’s nur immer wieder sagen: Ich habe keinen Grund, die Tagfahrer-Kollegen zu beneiden. Umso mehr aber einen, ihnen Respekt zu zollen.

PS: Ja, natürlich poste ich das jetzt, weil mir dieses Glück so extrem auch nur selten zuteil wird. Also nur kein überbordender Neid bitte! 😉

Aus der Reihe: Zu kurz, um … ähm, ist aber wahr!

Ich bin ja nun der Letzte, der Kunden schilt, weil sie mal eine kurze Tour haben. Bei Winkern ist mir das nochmal mehr egal. Aber man fragt sich dann manchmal doch, wie sie auf die Idee kommen, für so eine Fahrt einen Fünfer (hier Kurzstrecke) zu verbraten:

618 Meter sagt das Navi. Quelle: osrm.at

618 Meter sagt das Navi. Quelle: osrm.at

Und Fußgänger hätten noch einmal abkürzen können!

Wieso ich mich nach 7 Jahren im Taxi überhaupt noch wundere …

Verwechslungen

So, liebe Leser, sieht der kürzeste Weg von der Zechliner Straße zur Zechliner Straße aus:

Der Weg? Pah! Der START ist das Ziel! Quelle: osrm.at

Der Weg? Pah! Der START ist das Ziel! Quelle: osrm.at

Also, natürlich nur, wenn man vor dem Aufbrechen zu einer Einweihungsparty nicht abklärt, zu WELCHER Zechliner Straße in Berlin es gehen soll. Kostet im Übrigen schnuckelige 21,90 € mit dem Taxi. Allerdings, das möchte ich auch anfügen: Es ist ja auch ein Dienst am Gastgeber der Party, ihn darauf hinzuweisen, dass er künftig trotz guter Wohnlage hier und da mal Ärger mit via Taxi anreisenden Kumpels oder Postlieferungen haben könnte … 😉

PS: Die Zechliner, zu der es gehen sollte, kannte ich bis dato auch nicht. Die andere ist Namensgeber für eine Haltestelle, an der ich lange Jahre auf dem Weg zum Taxi vorbeigefahren bin.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Immer höflich bleiben!

Da lief die Schicht (wie vom Januar erwartet) völlig unterirdisch – und was mache ich? Ich hab mir in Lichtenberg gesagt, dass ich jetzt lieber in Karlshorst nach Kundschaft gucken will als in Mitte. OK, Nichtberliner wundert das jetzt vielleicht nur minimal, aber in Karlshorst um 3 Uhr Winker zu bekommen, ist utopisch. Nun gut, ich bin also in den Süden gegurkt und hab … in Karlshorst eine Winkerin bekommen.

Tja, aber hallo! Einmal mit Profis arbeiten …

13 € nannte sie ihr eigen und wollte „so nahe wie möglich an Prenzlauer Berg ran“.

„Aber ich guck mal, ob ich noch mehr finde …“

Nun hat meine Ortskenntnis sich eingemischt und das ziemlich schnell verworfen. Also bis Prenzl’berg selber wird das nix. Nicht mal die südlichsten Ausläufer am alten Schlachthof hätte ich erreicht. Also ging es mehr so in Richtung Warschauer, damit sie mit der Bahn weiter könnte. Die inzwischen zusammengesammelten 16,80 € hätten da wohl gereicht – allerdings bei weitem nicht bis in die Paul-Robeson, wo sie eigentlich hinmusste. Zu allem Überfluss sah es mit der Reisetauglichkeit bezüglich Bahn eher mau aus. Zunächst hat sie noch ein paar nette Worte über ihr Studium und anschließend über mich verloren, dann gestand sie aber:

„Tut mir leid, ich bin viel zu besoffen, um mich zu unterhalten.“

Nun denn, so weit es geht. Das wäre in solchen Fällen bei 16,80 € also so ungefähr bis an die 20€-Grenze – vorausgesetzt, es ergibt sich dadurch ein Vorteil – wie z.B., dass man unterwegs die Bahn noch überholt und Wartezeit erspart. Aber noch bevor es soweit war, standen wir in Friedrichshain an einer Ampel und sie meinte:

„Oh, das ist praktisch. Ich mach kurz die Tür auf, ok?“

„Äh, weswegen das?“

„Ich würde mich gerne übergeben.“

Im Ernst jetzt? „Ich würde mich gerne übergeben“? So ganz sachlich, als kleiner Wunsch vorgetragen. Wie „Ich fahre da vorne immer gerne links, da sind weniger Ampeln.“ Ich hab noch nie so gefeiert, während ein Fahrgast gekotzt hat! 😀

Ich muss dazu sagen, dass ich bei der netten Anfrage ja auch gleich automatisch in den Dann-isses-nicht-so-wild-Modus verfallen war und gemeint hab:

„Dann einen Moment noch, ich fahr eben ein Stück weiter nach rechts …“

Wenn das mit dem Kotzen schon Zeit hat, dann sichere ich die Situation doch auch gegen potenzielle in diesem Moment rechts überholende Radfahrer ab. Wobei das sicher als ekligster Unfall in die Annalen Berlins eingegangen wäre. 😉

Die Kundin war nun während der ganzen Aktion natürlich nicht würdevoller als alle Menschen es sind, die sich würgenderweise ihr Essen nochmal durch den Kopf gehen lassen. Aber sie hat sich Zeit gelassen, keine Hektik, weil man ja schnell weiter muss oder so. Nachdem sie dann ein Tuch zum Abwischen angenommen und ein Bonbon abgelehnt hatte, war sogar ich sehr überzeugt davon, dass es das jetzt wirklich gewesen sei. Wobei der verbleibende Weg ja nun auch nicht mehr sehr weit war. Obwohl …

„Äh, sag mal? Kann ich auch mit Karte zahlen?“

„Sicher.“

„Ach, dann hab ich ja quasi so viel Geld wie ich will … dann bring mich mal heim. Paul-Robeson XY – und danke!“

In aller Regel bin ich ja nur mäßig begeistert, wenn bei Kotzern mal eben ein paar Kilometer obenauf kommen. Aber heute hab ich mich nur gefreut. Auf dem weiteren Weg ist dann das buchstäbliche Nichts passiert. Meine Kundin hat nur selten mal die Augen aufgemacht, von Reden und Kotzen wollen wir gar nicht erst anfangen …

Für so komplexe Aktionen, wie während der Kartenzahlung ein Trinkgeld anzusagen, war sie am Ende leider schon zu hinüber. Ich tröste meine sehr im Rahmen befindliche Stimmung jetzt halt damit, dass ich anscheinend „der netteste Taxifahrer aller Zeiten“ bin. Ich meine, bei anderen Kunden bleibt nicht mal das Auto sauber. Und, nicht vergessen: „Ich würde mich gerne übergeben.“ 😉