Mit dem Kunden hatte ich einen echten Glücksgriff gelandet. Er hatte zwar schon einen im Tee, war aber von der seichten alkoholschwangeren Euphorie abgesehen total umgänglich und zurechnungsfähig. Ein netter Fahrgast, der mir freundlich sagte, ich müsse wegen seiner kleinen Straße in einem Außenbezirk nicht das Navi anschmeißen, er würde mir das gerne zeigen, wenn ich wisse, wie ich bis zum nächstgrößeren Platz kommen würde – was nun wirklich kein Problem war. Eine vergleichsweise lange Fahrt über 25 €, mit absehbar gutem Trinkgeld und ohne Stress. Nur eines noch:
„Wenn wir dann am Bahnhof sind, lässt mich kurz noch Bier holen. Hab zwar’n Späti ums Eck, aber der ist viel teurer …“
Wie bei dem Auftakt nicht anders zu erwarten verlief auch der Zwischenstopp problemlos. Er ließ mir Jacke und Ausweis als Pfand da und kam nach kaum zwei Minuten wieder, anbei eine Tüte mit fünf Bier. Ach, wie schade es sei, dass er mir keines anbieten könne, da vorne geht’s übrigens links ab! Nachdem wir angekommen waren, gab es amtliche drei Euro Trinkgeld für mich, eine bessere Tour hatte ich weder davor noch danach.
Und dann stand er da an der Ecke und winkte mir noch zu. In dem Moment riss seine Tüte und keine einzige Flasche überlebte den Aufprall auf dem Asphalt. Während ich ihn noch bedauere, zuckt er mit den Schultern und stapfte los zum ach so teuren Späti, während mir schon der nächste Kunde ins Auto sprang. Als ich den Späti passierte und sah, dass er bereits zu hatte, hätte ich am liebsten umgedreht. Aber erklär das mal zahlender Kundschaft, die nur wortkarg einen Straßennamen eingeworfen und sich fortan dem Handy gewidmet hat …
