Am Ende war alles umsonst

Mit dem Kunden hatte ich einen echten Glücksgriff gelandet. Er hatte zwar schon einen im Tee, war aber von der seichten alkoholschwangeren Euphorie abgesehen total umgänglich und zurechnungsfähig. Ein netter Fahrgast, der mir freundlich sagte, ich müsse wegen seiner kleinen Straße in einem Außenbezirk nicht das Navi anschmeißen, er würde mir das gerne zeigen, wenn ich wisse, wie ich bis zum nächstgrößeren Platz kommen würde – was nun wirklich kein Problem war. Eine vergleichsweise lange Fahrt über 25 €, mit absehbar gutem Trinkgeld und ohne Stress. Nur eines noch:

„Wenn wir dann am Bahnhof sind, lässt mich kurz noch Bier holen. Hab zwar’n Späti ums Eck, aber der ist viel teurer …“

Wie bei dem Auftakt nicht anders zu erwarten verlief auch der Zwischenstopp problemlos. Er ließ mir Jacke und Ausweis als Pfand da und kam nach kaum zwei Minuten wieder, anbei eine Tüte mit fünf Bier. Ach, wie schade es sei, dass er mir keines anbieten könne, da vorne geht’s übrigens links ab! Nachdem wir angekommen waren, gab es amtliche drei Euro Trinkgeld für mich, eine bessere Tour hatte ich weder davor noch danach.

Und dann stand er da an der Ecke und winkte mir noch zu. In dem Moment riss seine Tüte und keine einzige Flasche überlebte den Aufprall auf dem Asphalt. Während ich ihn noch bedauere, zuckt er mit den Schultern und stapfte los zum ach so teuren Späti, während mir schon der nächste Kunde ins Auto sprang. Als ich den Späti passierte und sah, dass er bereits zu hatte, hätte ich am liebsten umgedreht. Aber erklär das mal zahlender Kundschaft, die nur wortkarg einen Straßennamen eingeworfen und sich fortan dem Handy gewidmet hat …

18 Kommentare bis “Am Ende war alles umsonst”

  1. Cliff McLane sagt:

    „amtliche drei Euro“ … mei! Wie lange habe ich „amtlich“ in diesem Zusammenhang schon nicht mehr gehört. Seit ich in 2002 die Hundeshauptstadt (sic!) verlassen habe vermutlich. Sind das echt bald 13 Jahre?

    Dein Buch ist übrigens bestellt, und Amazon hat’s verschickt, aber die Bundespost hat noch nicht geliefert.

  2. Ana sagt:

    Maßeinheit für betrunken sein: T, bzw. milli T
    Verwendung: „Boah, ich hab 1mT“

  3. Cliff McLane sagt:

    @Ana, die Maßeinheit fürs Betrunkensein ist Grad. Also, nicht Celsius, sondern Winkelgrad in Form von Abweichung von der Bordsteinkante. Vulgo auch „Torkeln“ genannt. Bis 20 Grad geht als nüchtern durch.

  4. Ana sagt:

    Und wie viel mT sind 20°?
    Oder fehlt da noch was in der Formel?

  5. hrururur sagt:

    Kann die Einheiten mal wer auf SI runterbrechen?

  6. Sam sagt:

    Ist doch ganz einfach: 1mT sind 20°, denn bis dahin geht man jeweils als nüchtern durch.

  7. Cliff McLane sagt:

    @hrur, ich kann dir das auch gerne auf Gon runtererbrechen, da hat der rechte Winkel 100 Grad und der Kreis 400. Das haben sich irgendwelche Franzosen mal ausgedacht, aber es hat sich nicht durchgesetzt.

    Alternativ könnte man „Torkeln“ auch als eine Überlagerung mehrerer Cosinus-Wellenfunktionen darstellen, so nach dem Motto, „Ich bin blau, mach mich jpeg“.

  8. El Nico sagt:

    … und dann stand der Bürgersteig auf und schlug mir ins Gesicht.

  9. elder taxidriver sagt:

    Ernest Hemingway:

    Betrunken bin ich erst dann , wenn ich lang am Boden liege und Halt suche um nicht zu fallen.

  10. Cliff McLane sagt:

    @elder:
    „As I grew older I became a drunk. Why? Because I like ecstasy of the mind.”
    (Jack Kerouac)

    Er schrieb auch:
    “I feel guilty for being a member of the human race.”

  11. Sash sagt:

    @all:
    OK, das ist jetzt ein Referenzbeispiel für absolut bekloppte aber liebenswerte Diskussionen unter Artikeln, die das nicht erwarten ließen. 😀

  12. Cliff McLane sagt:

    @Sash, gibt’s da ’ne amtliche Maßeinheit für? 😉

  13. Sash sagt:

    @Cliff McLane:
    Klar: BpBE (Bekloppte pro BlogEintrag) 😉

  14. El Nico sagt:

    Und wie viele BpBE müssen 1mT haben, damit die Rechnung aufgeht und man möglichst die Division durch Null vermeidet?

  15. Sebastian sagt:

    Für mich aus der Südwestecke unserer Republik kommend: ein Späti ist sowas wie ein Kiosk, kleiner Laden der lange aufhat aber bei dem es etwas teurer ist?!

  16. PMK74 sagt:

    42

    😉

  17. Ana sagt:

    Nicht alle sind wirklich teurer, also kein Vergleich zu Tankstellenpreisen. Aber im Grunde hast du recht, Sebastian.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Sp%C3%A4tkauf

  18. Sebastian sagt:

    Danke Ana! Das ist ja praktisch! Lustig, bei uns unten im Südwesten gibt es sowas gar nicht. Schade eigentlich…

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