Wie lange muss man als Taxifahrer arbeiten? (2)

Nachdem ich letzte Woche ja schon mal grob geschildert habe, wie lange, bzw. kurz, ich in der Regel arbeite, muss heute mal ein Kollege zur Beobachtung herhalten.

Ich hab ihn nur ein paar Mal getroffen – und selbst das ist schon länger her – und eigentlich schockiert er mich immer noch ein wenig, wenn ich darüber nachdenke. Wenn man so will ist der Kollege in etwa das, was man als das genaue Gegenteil von mir bezeichnen könnte.
Während ich den Job gerne mache, aber eben nur begrenzte Arbeitszeit investiere, findet der werte Kollege, wie ich etwa 30 Jahre alt, den Job ziemlich beschissen. Er würde lieber etwas ganz anderes machen, und spart sich mit dem Taxifahren nur das Geld zusammen, das er zur Erfüllung seiner weiteren beruflichen Laufbahn braucht.

Dabei ist er weit über die gesetzlichen Grenzen als Angestellter hinaus tätig und arbeitet seit Jahren stur 6 Tage die Woche für exakt 12,0 Stunden. Er kriegt das Auto um 16 Uhr gebracht und stellt es 12 Stunden später wieder ab. Dafür macht er natürlich auch wesentlich mehr Umsatz als ich, das ist klar.

„4.000 € solltest du als Nachtfahrer schon schaffen!“

hat er mir gesagt, als ich ihn vor 2 Jahren das erste Mal gesehen habe. Dass man die bei 72 Stunden Wochenarbeitszeit auch zusammenbekommt, bezweifel ich gar nicht. Dass er keine große Freude am Job hat bei den Vorgaben, braucht mir allerdings auch kein Psychologe ausufernd zu begründen.

Aber insbesondere in den Familienbetrieben scheint es einige Fahrer zu geben, die sich mit ihrer Schichtablösung einen Schlüssel teilen, und damit gezwungen sind, die 12 Stunden durchzuhalten. In meinen Augen eigentlich skandalös.

Im Nachhinein wenigstens lustig?

Aus Berlin gibt es von der Polizei über Taxifahrer leider nur das Übliche: Ein Kollege ist überfallen worden. Schon vor ein paar Tagen, ich hab es vergessen zu bloggen – soweit sind wir schon 🙁 . Das ist natürlich traurig und kein Bisschen lustig.

Dafür fand in Salzgitter ein vermeintlicher Überfall wohl gar nicht statt. Die Polizei fand dort ein verlassenes Taxi vor und vermutete gleich allerschlimmste Dinge, da selbst das Portemonnaie des Fahrers noch da war. Und wie allgemein bekannt ist, verlassen wir die Dinger nur selten. Die Sache hat sich dann allerdings recht bald aufgeklärt:

Der Fahrer des Taxi hatte mehrere Personen aufgenommen, die stark angetrunken in das Braunschweiger Vergnügungsviertel gefahren werden wollten. Als der Fahrgast auf dem Beifahrersitz plötzlich und unvermutet und sehr lautstark und aggressiv in einer fremden Sprache losbrüllte, nahm der Taxifahrer Reißaus. Die Fahrgäste waren wohl so verblüfft, das sie ebenfalls dann ausstiegen und den Pkw samt Geldbörse herrenlos zurückließen.

War sicher eine beschissene Situation. Ich hoffe aber, der Kollege kann im Nachhinein wenigstens drüber lachen, dass ihm doch offensichtlich niemand was böses wollte 🙂

„Der totale Taxi-GAU“

Es ist in diesen Tagen vielleicht nicht unbedingt angebracht, wegen solcher Kleinigkeiten wie dem Taxifahren von einem GAU zu sprechen, aber das ist die Wortwahl meiner Kundin. Die stand da, ich war noch gar nicht richtig losgefahren, am Straßenrand, konnte ihre aufgewickelten langen Dreads kaum bändigen (was sie mir im Übrigen sympathisch gemacht hat) und winkte. Einfach so. An einem miesen Mittwoch.

Im Übrigen sei angemerkt, dass ein GAU ja immerhin ein Ereignis ist, mit dem zu rechnen und das zu beherrschen ist. Da wird ja derzeit in der Berichterstattung um Japan auch viel Schindluder getrieben mit den Worten GAU und Super-GAU. Aber das nur nebenbei. In dem Fall hilft nämlich schon Wikipedia.

Bei meiner Kundin war es schon von der Sache her harmloser, denn bei allem Mist, den ich mit meinen Kollegen manchmal verzapfe: Mit havarierten Kernkraftwerken kann wahrscheinlich keiner von uns mithalten.

Was also war der Taxi-GAU?

Sie stieg bei mir ein, telefonierend, und fragte gleich:

„Du bist aber nicht bestellt, oder?“

„Nein…“

Daraufhin wandte sie sich dem Gesprächspartner zu und meinte:

„Nein, ist nicht das bestellte Taxi. Gut, ok. Dankeschön.“

Da bin ich ja erstmal hellhörig geworden. Fahrtenklau geht schließlich gar nicht, und auch wenn es verdammt schön ist, ein paar hundert Meter nach Schichtbeginn einen Winker zu haben: So kollegial, die Fahrt abzulehnen, muss man sein.

Also erzählte sie kurz, dass sie wie immer erst auf die Straße gegangen ist, weil dort ständig Taxen fahren würden. War auch eine große Hauptstraße. Natürlich kamen just jetzt keine Kollegen vorbei. Daraufhin hat sie einen Wagen bestellt.
Genau nachdem sie dies getan hat, tauchten zwei Kollegen auf. Jetzt kommt dann der Teil, weswegen ich sie so schätze:

„Da hab ich natürlich nicht gewunken. Ich hab Freunde, die selber Taxi fahren. Die haben mich erzogen, da artig zu sein!“

Und danach passierte – die Kollegen erahnen es bereits – nichts mehr. Das bestellte Taxi kam nicht. Ich weiss nun nicht genau, wie lange sie gewartet hat – allerdings hatte sie beim Einstieg in mein Auto just die Funkzentrale am Telefon, die die Fahrt abgeschrieben hat und nur kurz nachgefragt haben wollte, ob ich vielleicht der bestellte Fahrer bin. War also sicher nicht nur eine Minute her, dass sie bestellt hat.

Ich hab sie also mitgenommen. Mir sind im Umfeld auf Anhieb drei Taxihalten bekannt, von wo aus die Anfahrt niemals über 2 Minuten dauern kann, also nehme ich an, dass ein freier Kollege auf der Straße die Tour angenommen hat, und dabei – soll ja angeblich gelegentlich passieren – eine „etwas optimistische“ Zeit genannt hat, in der er es dann nicht geschafft hat. Die Halten selbst sind in diesem Fall sicher nicht direkt angesprochen worden, weil es sich um einen „Handy-Auftrag“ gehandelt hat.

Kurze Erklärung für die Unwissenden: Die Funkzentrale (im Falle vom Sprachfunk – für den Datenfunk kann das gerne ein Kollege in den Kommentaren erklären. Aro?) gibt den Auftrag normalerweise zunächst an den nächsten Taxistand weiter. Dort dürfen sich dann die Kollegen melden, die dort stehen. Derjenige, der an vorderster Position steht, bekommt den Auftrag. Meldet sich dort keiner, wird der Auftrag an den zweitnächsten Stand weitergegeben – hier dann das selbe Procedere.
Sollte dies erfolglos sein (Keine Taxen am Stand, bzw. kein Fahrer meldet sich) ODER es ist ein „Handy-Auftrag“ (also die Person steht schon an der Straße) kann sich theoretisch jeder Taxifahrer auf den Auftrag melden. Dabei muss er angeben, wie schnell er da sein kann. Auch hier erhält der „Nächste“ den Zuschlag. Wenn ein Fahrer sich meldet und seine Fahrtdauer zum Ort des Kunden nennt, dürfen sich nur noch Kollegen melden, die mindestens 3 Minuten schneller dort sind. Mit anderen Worten, wahrscheinlich ist die häufigst genannte Minutenzahl im Funk 3.
Denn wenn ein Kollege funkt

„Taxe xyz in 3“

dann bekommt er den Zuschlag. Also ist es – obwohl die Funkzentrale durchaus Sperren für mehrmalige Verstöße verhängt – natürlich beliebt, sich näher an die Kunden heranzulügen, denn ansonsten besteht ja die Gefahr, dass man den Auftrag an einen Kollegen in der Nähe verliert. Das Ganze geht dann nicht nur zu Last der betrogenen Kollegen, sondern natürlich auch des Kunden. Denn der bekommt natürlich mitgeteilt, dass sein Taxi in 3 Minuten da ist, und wenn der Kollege dann 10 Minuten braucht, ist der Frust natürlich groß.

Mit anderen Worten: Wenn es – was wahrscheinlich ist – in dem Fall so war, dann war es schon ok, dass ich die Kundin eingesackt habe. Die Zentrale hat dem Kollegen dann mitgeteilt, dass die Kundin weg ist und ihn ggf. noch gerügt für seine unwahre Zeitangabe.

Die Tour war dann furchtbar nett. Ganze 18 € hat sie gebracht, und ich hab wirklich selten so lange und ausführlich mit jemandem im Taxi geredet. War echt schade, dass es keine richtige Ferntour war 🙂

So viel also zum GAU der Kundin: 2 mal Geduld bewiesen und dann doch das falsche Taxi (mit dem immerhin hoffentlich genau richtigen Fahrer 😉 ) bekommen.

Ich möchte an dieser Stelle aber auch noch was zu der Problematik mit den geklauten Fahrten sagen. Ich hab da als Nichtnutzer meines Funkgerätes natürlich eigentlich nie was mit zu tun. Höchstens mal – wie jetzt – auf der „Gewinnerseite“. Aber da es ein Ärgernis für viele Kollegen ist, kann es hier ja ruhig auch mal Thema sein.

Berlin hat de facto noch 2 Funkzentralen. Die eine davon ist zwar auch wieder ein Zusammenschluss von mehreren, aber sie ist unter all diesen Nummern erreichbar. Abgesehen von der verurteilenswerten schamlosen Abzocker-Mentalität so mancher Kollegen scheint mir indes tatsächlich auch der Auftritt der Zentralen ein Problem zu sein. Gerade die zusammengewürfelte Große wirbt auf ihrer Seite beispielsweise mit „4100 Taxen in Berlin und Umland“. Und die andere hat natürlich auch den Hinweis darauf, dass das Taxi bei einem Anruf dort schnell vor Ort ist. Verständlich natürlich.

Was meines Erachtens nach ein wenig zu kurz kommt, ist der Hinweis darauf, dass diese ganzen Taxen, die für die schnelle Bestellung den Funk nutzen, ja keineswegs beliebig austauschbar sind. Im Gegensatz zu vielen kleineren Städten sind die Funkzentralen nämlich keineswegs mit den Unternehmen identisch. Während sich die Taxen also ca. 2500 (?) zu 4100 auf die Funkzentralen verteilen, gibt es in Berlin rund 7000 Taxen in 5000 Unternehmen.
Klar, die Funkzentralen weisen die Kunden darauf hin, dass sie nur in das eine bestellte Taxi einsteigen sollen – aber für viele gelegentliche Kunden ist es Jacke wie Hose, welches Taxi gerade kommt. Mir sind auch schon Leute eingestiegen und haben mal eben locker gesagt, ich solle doch kurz der Zentrale Bescheid sagen, sie würden jetzt mit mir fahren.

Anstatt klarzustellen, dass jeder einzelne Fahrer da draussen seine Arbeit zum Wohle der Kunden macht und durchaus mal irgendwo 2 Stunden auf diese eine Tour wartet, wird als Hauptkriterium die Schnelligkeit festgelegt. Die ist zweifelsohne wichtig in unserem Gewerbe und unterscheidet uns maßgeblich von den anderen öffentlichen Verkehrsmitteln – aber sie ist nicht alles!

Denn, ja: Auch ein Taxi braucht eine gewisse Zeit, um von A nach B zu kommen. Und das Gewerbe ist trotz offenbar nur zwei Zentralen sehr diversifiziert. Es bringt Kollege U. nichts, wenn Kollege T. jetzt die Fahrt macht. Im Gegenteil: Unter Umständen hat ihn das 3 Stunden Zeit gekostet, die er nicht bezahlt bekommt.

Sicher, im Grunde könnten es die Kunden auch einfach durch Nachdenken herausfinden. Ich persönlich finde aber, dass es ihnen bisweilen auch schwer gemacht wird…

Und nun…

finde ich, dass wir mal diskutieren sollten, was im Taxigewerbe notwendig (bzw. sinnvoll) ist, und was nicht.

Hammer-Kiste ;) Quelle: Sash

Hammer-Kiste 😉 Quelle: Sash

Im Übrigen finde ich an der Sache eines wirklich geil: Sie machen Werbung mit unseren Preisen: „Hummer fahren zum Taxipreis“ steht in der hinteren Seitenscheibe.

Von flatulierenden Taxen

Gleich vorweg: Lustige Überschriften bezüglich Gas zu finden, ist ein Minenfeld sondersgleichen.

Jetzt habe ich Wochenende. Das ist ein wenig seltsam, denn ich hab diese Woche letztlich nur einen einzigen Tag gearbeitet. Der Großteil des Urlaubs war geplant, gewollt und erfolgreich umgesetzt, mein Buchprojekt kommt mit jeder freien Nacht 3 Zeilen bis 20 Seiten voran.
Samstag jedoch wollte ich eigentlich mal wieder reinhauen. Das Auto stand bei mir vor der Türe, ich wollte mit meiner besseren Hälfte noch kurz zum Ikea, zum Netto und dann nix wie los! Schon vor dem Auto stellten wir fest, dass es ganz schön nach Gas riecht. Also eher nicht schön.

Einen leichten Geruch wie diesen hab ich durchaus schon mal am Auto wahrgenommen. Wenn es wärmer war und die Kiste einen ganzen Tag lang rumstand. Also hab ich die Bedenken erst einmal beiseite gewischt.

Als wir eine Stunde später mit einer Hand voll Möbel wieder am Wagen standen, stank es schon wieder gotterbärmlich. Als letzten Test haben wir nach 5 Minuten Einkauf abermals reingerochen und schon wieder roch die Kiste wie ein auslaufendes Feuerzeug.

Gleich vorweg: Ernste Sicherheitsbedenken hatte ich nicht. Das Erdgas verflüchtigt sich enorm schnell und ist erstmal auch nicht giftig. Man kann über den Zafira hier und da böse Worte verlieren, das mit dem Erdgas ist eine dufte Sache – wenngleich ich es jetzt alles andere als dufte fand…
Dumm ist vor allem, dass ich das ja keinem Kunden antun kann:

„Was riecht denn hier so?“

„Das ist Erdgas. Ist umweltfreundlicher als Benzin, nehmen sie doch eine Nase voll!“

Ich hab unseren Technik-Guru aus der Firma angerufen. Könnte ja sein, dass das öfter passiert und sich leicht beheben lässt. Für eine Samstagsschicht drehe ich gerne im Motorraum eine Schraube zu. Aber der Guru ging nicht ans Telefon.

Chef anrufen! Vielleicht gibt es ja Erfahrungen, Lösungsvorschläge, Ersatzwagen…
Chef geht nicht ans Telefon. Das war zwar eigentlich zu erwarten, aber normalerweise wird der Anruf wenigstens auf ein Handy umgeleitet.

Da stand ich dann, Samstag Abend kurz vor 21 Uhr.

„Ich fahr mal zum Abstellplatz. Wenn es besser wird, probier ich es mal!“

So hab ich mich verabschiedet. Bis zur Storkower hatte ich den Geruch noch nicht einmal aus der Nase – trotz zweier offener Fenster. Wie das nach einer halben Stunde am Stand riecht, hab ich mir leidlich vorstellen können. Und wenngleich der wirkliche Winter erst einmal vorbei zu sein scheint: 7°C schreien jetzt auch nicht danach, die Cabrio-Saison zu eröffnen.

Fuck!

Also hab ich meinem Tagfahrer noch Bescheid gesagt: Kiste riecht nach Gas, Montag Werkstatt! Ich hasse diese Rollenverteilung, dass ich meinem Kollegen Aufträge für seine Arbeitszeit erteile – aber was will ich machen? Opel bietet zwar einen Notservice bis recht spät – aber meist lassen wir die Kiste ja bei unserem Hausschrauber aufsäbeln.

Gestern dann Ernüchterung: Mein Tagfahrer meint, er rieche nix. Und was soll er zur Werkstatt, wenn da nichts ist? Er hat zwar zugegeben, dass er selber nicht gut riecht wegen Schnupfen und so, aber es hätte sich kein Kunde beschwert. Kunststück bei 6 Fahrgästen…
Also hab ich eine halbe Stunde rumdiskutiert mit dem Ergebnis, ich solle es doch mal probieren. Eine Stunde später saß ich mit meiner besser riechenden Hälfte auf einen Cheeseburger beim Burger King, und im gasumnebelten Taxi lag ein Zettel mit dem Hinweis, dass ein Werkstattbesuch wirklich nicht zu umgehen ist.

Und jetzt zu dieser Stunde wird nach dem Fehler gefahndet. Da ist wirklich mal alles schief gelaufen an diesem Wochenende. Ich kann nur hoffen, dass die Grüne Woche und die Bread and Butter den Januar am Ende noch aus dem Tief ziehen. Mein Chef ist diesbezüglich optimistisch.

Ich eigentlich auch. Schlimmer als dieses Wochenende kann das nächste auch nicht werden.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Kurztrip (2)*

oder: Wie Sash in Rostock ein Taxi nahm

Wenn man Berlin gewöhnt ist, ist Rostock eine beachtlich andere Größenordnung. Das fällt zum einen natürlich an der Größe der Stadt, des Bahnhofes etc. auf, aber auch beim Taxifahren. Es war nämlich gar nicht so leicht, eines zu finden.

Dass wir vom Bahnhof zum Familiendomizil ein Taxi nehmen, war eine spontane Entscheidung, mit dem Tarif oder der Taxiordnung hab ich mich also nicht schon davor auseinandergesetzt. Wie normale Touris eben 🙂

Das Problem bestand, wie eingangs erwähnt, an der Auffindbarkeit. Am Südausgang des Bahnhofs, von uns wegen der geplanten Strecke favorisiert, stand eines, das pünktlich zu unserem Eintreffen mit Kundschaft verschwand. Der Hauptausgang im Norden bot zunächst ein ähnliches Bild, dann herrschte auch dort Taxenmangel. Hmm…

Wir haben die Nummer einer Zentrale aufgetrieben und ein Taxi zum Bahnhof bestellt. Zum Nordausgang. Mein Gott, die paar Meter konnten wir uns gerade noch leisten. Die Zentrale gab an, der Wagen sei unterwegs. Eine Wagennummer, eine Auskunft, wie lange es dauern würde? Fehlanzeige. Naja, nicht so das Wahre.

Dann tauchte ein Taxi auf und fuhr an unserer 4 Personen starken Truppe mit massig Gepäck vorbei. Ich bin zum Taxistand hinterhergetrottet und hab den Fahrer gefragt, ob er den Auftrag angenommen habe.

„Nä!“

erhielt ich als patzige Antwort. Also weiter warten. Vielleicht ist ja des Winters wegen besonders viel los. Ist ja in Berlin zumindest so. Die Zeit verstrich und wir überlegten, ob wir nicht doch bei dem Fahrer… vielleicht kommt ja keiner mehr… da war er aber schon weg. Offenbar ein Funkauftrag.

Letztlich kam dann doch noch ein Wagen, und der Fahrer war nur unwesentlich freundlicher als der erste. Ob wir zu viert in seinem Wagen Platz hätten mit dem vielen Gepäck, fragte ich ihn, worauf ich etwas überrascht folgende Gegenfrage beantworten durfte:

„Wo soll’s denn hingehen?“

„In die Hastenichtgesehenstraße in der Südstadt.“

„Naja.“

Das war die Antwort. Also quasi so eine Art Zustimmung. So ganz verstanden hab ich es nicht, klar ist, dass er nicht sonderlich begeistert war von der Tour. Ob es jetzt an uns lag, daran, dass er aussteigen musste wegen des Gepäcks oder an der Länge der Tour? Keine Ahnung, zu den gesprächigsten Kandidaten hat er nicht gehört.

Während der etwa 5-minütigen Fahrt, bei der er eine vorbildliche Route gewählt hat (die uns nicht einmal eingefallen wäre) hat er auf meine Frage nach einer erhöhten Nachfrage wegen des Schnees und der Tatsache des leeren Standes am Bahnhof zwei Sätze fallen lassen, die in etwa

„Nö, is eigentlich gar nix los.“

und

„Man muss ja nich am Bahnhof stehen, man kann.“

lauteten. Der Rest der Konversation beschränkte sich auf seine Nachfragen nach der genauen Adresse. Dort hat er im Übrigen angenehmerweise so gewendet, dass wir prima auf den geräumten Fußweg kamen.

Der Preis schien mir erst relativ hoch zu sein, nachdem ich jetzt gerade nachgesehen habe, erklärt er sich allerdings mit dem Tarif. Die 2,40 € Einstiegspreis hab ich wahrgenommen, dass allerdings der erste Kilometer mit 2,10 € und die nächsten beiden mit 1,80 € zu Buche schlagen, hätte ich nicht erwartet. Mit unserer kurzen 2,5-km-Tour haben wir also nur die teuren Kilometer gut ausgeschöpft. Der Vierte wäre schon nur noch mit 1,30 € berechnet worden.

Abgesehen von seiner etwas unfreundlich wirkenden Spracharmut kann ich dem Fahrer attestieren, dass er einen guten Job gemacht hat. Er hat beim Ein- und Ausladen geholfen, eine vorbildliche Route genommen, uns ganz genau ans Ziel gebracht, war offenbar sehr ortskundig und auch das praktische Wenden wäre nicht wirklich nötig gewesen.

Folglich gab es für die 7,40 € einen Zehner und ein „Stimmt so“ von mir, den elften  Euro hätte er sich erquasseln müssen 😉

*die anderen Anekdoten zu meinem Rostock-Ausflug finden sich im privaten Blog.