Umgehende Belohnungen

Die letzten Arbeitstage vor Weihnachten waren stressig. Nicht nur, dass die Straßen ohnehin leergefegt waren und keine Sau ein Taxi haben wollte: Ich hatte zudem vor der Arbeit meist noch gut zu tun und kam somit allenfalls sehr spät und unmotiviert zum Arbeiten.

Und so hatte ich mich an dem Abend dank einer etwas längeren Fahrt gerade so auf 50 € Umsatz gequält. Natürlich kein angemessenes Schichtziel, eigentlich hatte ich eher 130 im Blick – aber da ich wieder erst um 23 Uhr losgefahren war, lag ein Aufgeben so langsam in Reichweite. Außerdem hatte die Tour bis auf etwa einen Kilometer genau an den vorübergehenden Abstellplatz des Autos herangeführt. Jetzt Feierabend, da wäre alles perfekt gewesen. Selbst der Kilometerschnitt, der ja sonst gerade bei schlechtem Umsatz extra mies ausfällt, hätte gepasst.

Aber ich hab meinen inneren Schweinehund gesattelt und ihm befohlen, in die Stadt zurück zu hecheln. Eine Tour noch, einmal Anstehen noch, eine Stunde noch, einen Zehner noch … also so in etwa.

Und dann passierte etwas seltenes für solche Nächte: Nach nur drei Kilometern winkte einer und wollte eine schnuckelige 20€-Fahrt machen. Noch besser: Er war ein netter Kerl und für nach der Tour hatte ich die Route über die Tanke zum Abstellplatz auch schon im Kopf. Nice!

Kaum dass ich ihn rausgelassen hatte, registrierte ich dann aber sogar noch, dass der @nachholer bereits via SMS angefragt hatte, ob ich noch im Dienst sei. Um es kurz zu machen: Das war dann noch eine gute 30€-Tour, und so stand ich eine Stunde später mit einem immerhin halbwegs plausiblen Hunni in der Prärie und hab mir ’nen Ast gefreut.

Ach, wäre es doch nur immer so, wenn man sich mal entschließt, tapfer zu sein!

Heimliche Gemeinsamkeiten

Mitten im Taxialltag kommt man bisweilen dazu, sich sonderbare Fragen über die Menschen an sich zu stellen. Zum Beispiel „Welche Sprache sprechen sie gerade?“, „Wie kommt’s, dass kaum jemand sein Limit für Alkohol kennt?“ oder aber auch: „Ist es vielleicht leichter für Menschen, ablehnend als zustimmend zu sein?“.

Die letzte Frage kam nicht von ungefähr, denn ich musste wirklich einen Moment darüber nachdenken, ob ich der Kundin vermitteln können würde, dass ich ihr voll und ganz zustimme. Aber nein, ich konnte es nicht. Es war bereits eine Stunde nach meinem geplanten Feierabend und grob 20 € über Soll, als ich eigentlich nur noch heim wollte. Aber man lässt Leute ja nicht stehen, wenn man am nächsten Tag wieder eine Stunde auf sie warten muss. Und es könnte ja in die richtige Richtung …

„XY-Straße bitte.“

„Uff. Moment, ich überlege kurz …“

„Ist in der Nähe vom Hohenzollerndamm.“

„Scheiße!“

Ich hab’s wirklich gesagt, aber sehr leise nur. OK, 25 € auf dem Silbertablett, aber der Heimweg verlängerte sich damit von 7 auf 35 km. Komplett falsche Richtung, noch dazu einmal durch die komplette Innenstadt. Aber gut, meine Schuld. Ich hätte ja die Fackel ausmachen oder sie sonstwie übersehen können. Also wollte ich erst ein bisschen gute Laune auflegen, aber jetzt fing sie an:

Die Fahrt sei total unnötig und nervig! Sie hätte nach der Weihnachtsfeier einfach mit einer Kurzstrecke heimfahren können: Von Kreuzberg nach Mitte. Aber dann hat sie sich überreden lassen, in einen doofen Club nach Prenzlauer Berg zu fahren, dort kam sie wegen eines blöden Spruchs eines Kollegen nicht rein – und musste nun, weil es so spät war, bei ihrer Schwester am anderen Ende der Stadt pennen. Eigentlich sollte es ja gut fürs Trinkgeld sein, den Kunden zustimmend zu begegnen. Aber wie?

„Ach, dann sind wir schon zwei: Ich hab auch keinen Bock, sie da hinzufahren!“

Kannste ja nicht machen.

Also hab ich während der Fahrt ein wenig überlegt, ob man vielleicht auch in anderen Fällen überwiegend nicht nett zu Menschen ist. Arg viel weiter als bis zu der Tatsache, dass ich schon mehr Menschen „Verpiss Dich, Du Arschloch!“ als „Ich liebe Dich!“ gesagt habe, bin ich aber nicht gekommen. Und an dem Punkt war mir dann auch klar, dass es Gründe gibt, den Feierabend nicht ewig hinauszuzögern – das ist nicht gerade förderlich für den Geist. 😉

Letzte Woche 2015! \o/

So langsam geht’s auf Weihnachten zu. Und da die Feiertage dieses Jahr mal wieder ungünstig in meine Arbeitszeit fallen (und ich natürlich wenigstens einmal auch zu Verwandtschaftsbesuch verpflichtet bin), hab ich mich entschlossen, es dieses Jahr etwas anders zu machen: Ich rocke jetzt vor Weihnachten nochmal richtig rein, nehme mir dann aber ab dem 24.12. frei, um anschließend erst an Neujahr, kurz nach 0 Uhr wieder ins Taxi zu steigen.

Guter Plan auf dem Papier, in der Realität bedeutet das leider, dass ich jetzt noch sechs Tage Arbeit am Stück vor mir habe. Wobei es dazwischen natürlich auch hier und da noch was zu tun gibt. Aber das kennt man ja von Weihnachten – ist halt die stressigste Zeit des Jahres.

Als lustige Nebenerscheinung werden aber sicher noch ein paar Fahrten abfallen, die GNIT-würdig sind. So ist dann am Ende doch allen geholfen.

Ach ja, was natürlich nicht fehlen darf an dieser Stelle: Der total uneigennützige (*pfeif* 😉 ) Hinweis, dass mein Buch auch supi gut als Last-Minute-Weihnachtsgeschenk geeignet ist. 😀

Wir hören die Tage auf jeden Fall noch voneinander, ich muss jetzt aber erstmal … hm, eigentlich ins Bett. Aber noch gibt’s Dinge zu tun …

Reif für die Weihnachtsfeier

Gut, heute ist natürlich nicht unsere Betriebsweihnachtsfeier. Die ist – taxigewerbegerecht – am kommenden Montagabend. Und bis dahin bleibt mir eigentlich noch ein ganz normales halbes Arbeitswochenende. Was aber auch ok ist, so lange es auch normal bleibt. Die erste Hälfte war dieses Mal nämlich (erwartbar) nicht normal gewesen.

Am Donnerstag bin ich ein paar Stunden vor dem Wecker aufgestanden, damit die Bude noch halbwegs besuchstauglich werden konnte – und damit ich früh wieder müde sein würde. Von der Sache her lief es gut, die Wohnung glänzte, die Familie flog ein, ich auch pünktlich zur Arbeit und früh wieder zurück. Mit mittelprächtig passablem Ergebnis. Dumm nur, dass ich rhythmusbedingt trotzdem erst nach 5 Uhr eingeschlafen bin …

Dann folgte der eigentliche Grund für all das: 9 Uhr aufstehen und nach Potsdam fahren. Beerdigung. Noch dazu nicht irgendeine, sondern die meines Schwiegervaters – im übrigen auch ein Berliner Ex-Taxifahrer. Unerwartetes Ableben mit 54 inklusive „nicht ganz einfacher“ Familiengeschichte. Was halt so passiert. Für eine Beerdigung war’s zweifelsohne schön, aber ich denke, es ist verständlich, dass sich der Jubel diesbezüglich trotzdem in Grenzen gehalten hat. Mit anschließendem Kaffee und allem was dazugehört war es am Ende 18.30 Uhr, als ich völlig übermüdet wieder zu Hause war. Und trotzdem hab ich’s anschließend nur auf anderthalb Stunden Schlaf gebracht. Kunststück, war’s doch eigentlich eher Aufstehenszeit für mich …

Letztlich war es 23 Uhr, als ich mich mit einer verbliebenen Rest-Coffee auf den Weg gemacht hab in eine regnerische und eigentlich gute Freitagsschicht, bei der von Beginn an klar war, dass alles über drei Stunden schon ziemlich gewagt wäre bezüglich der Verkehrssicherheit. Mit viel Glück hab ich’s aber bis nicht einmal 2 Uhr wirklich auf fast 100 € geschafft und damit sogar noch mein finanzielles Minimalziel erreicht. So gesehen will ich’s mal beim Stöhnen belassen und nicht ins Jammern abdriften.

Und die letzten Stunden hab ich mich einfach etwas krampfhaft am Schreibtisch wachgehalten, damit ab heute Abend dann wirklich wieder alles nach Plan laufen kann. Und wenn’s das tut, dann würde ich sagen, hab ich mir mein Bier am Montagabend auch verdient.

Work-Life-Balance

Es ist ja immer schön, wenn der Job private Interessen mit abdeckt. Wenn man also Dinge bei der Arbeit machen kann, für die man im Privaten eher nicht die Zeit oder Muße hat. Pyrotechniker kennen das vermutlich.

Bei mir isses natürlich andersrum. Ich muss zum Beispiel während meiner Arbeit immer den kürzesten Weg (oder was die Kunden dafür halten) nehmen. So ist es dann wenig verwunderlich, dass ich davon auch mal eine Auszeit brauche und mich privat so richtig ordentlich verfahre. Da meine Kapazitäten aber begrenzt sind, hab ich das gestern auf einem nur halbprivaten Weg – von der Firma nach Hause – und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht.

OK, eigentlich war ich nur so sehr ins Lesen vertieft, dass ich nicht darauf geachtet habe, in welche Bahn ich steige und es auch in der folgenden Viertelstunde nicht gerafft. Nun ja, Köpenick ist ja auch ein netter Stadtteil. Und auf dem Weg von dorthin nach Hause hatte ich dann nochmal mehr Zeit zum Lesen.

Aber gut, ab heute dann wieder Dienst im Auto. Und da fahre ich dann nicht von Niederschöneweide über Köpenick nach Marzahn. Versprochen. 😉

PS: Wer (wie ich) der Meinung ist, derartige Reallife-Verpeilung sei ein Zeichen dafür, dass ein Buch ausreichend spannend ist; es war das hier: Red Sky (Amazon-Partnerlink).

Spielkind!

Dass ich meinen Job ernst nehme und gerne mache, wisst Ihr inzwischen alle.

Trotzdem stand ich dieses Wochenende dann vor der Waschanlage, während Ozie draußen den „Tor-auf“-Knopf gedrückt hat. Da das Tor sich nur im Zeitlupentempo öffnete, ließ ich mehrmals den Motor aufheulen und bin letztlich mit quietschenden Reifen in die Waschanlage gebrettert. Mittig und vor dem Rotsignal stoppend. Ozie rief mir nach:

„Du Spielkind!“

Erwischt. 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Dienstleistungsgedanken abseits des Gewerbes

Als Taxifahrer wird man natürlich regelmäßig mit den Verfehlungen der Kollegen konfrontiert. Das mit den schwarzen Schafen überall, ich hatte es hier bei GNIT ja auch schon oft darüber. Entsprechend interessiert bin ich ja immer bei anderen Dienstleistungen, ich kenne ja nicht nur die Kundenseite, und ich würde sagen, dass ich deswegen auch fast jeden Fehler verzeihen kann. Man kann ja vieles nachvollziehen, wenn man mal drüber nachdenkt, wie es auf der anderen Seite so läuft.

Und es gibt unsere Postfiliale.

Jedes Mal denkt man sich: Geh einfach hin, ist ja nix Großes, wird schon. Ist meist auch so, für Leute mit schwachen Nerven oder einem fragilen Selbstwertgefühl ist der Tipp trotzdem gefährlich. Nach einem schönen Besuch dort am gestrigen Abend hab ich beschlossen, das was da passiert, mal mit mir im Taxi zu vergleichen.

Dass das schwierig sein könnte, dachte ich auch – immerhin haben wir im Taxi ganz besondere Kundenvergraul-Praktiken wie das Meckern über kurze Strecken. Aber ja, unsere Postfiliale kann auch das. Da kann man reingehen, ein Paket abholen und nebenbei einen frankierten Brief abgeben und wird zurechtgewiesen: „Na, ’n Brief könnense ja auch draußen einwerfen!“

Nun war es gestern ganz schlimm: Ich sollte ein Einschreiben und eine Packstationssendung für Ozie abholen. Die war in der Filiale gelandet weil die Station voll war. Oder so. War eine von drei Lieferungen, die sie erwartete – welche, hat die DHL natürlich nicht verraten. Falls manche das nicht kennen: Man muss dann mit seiner Packstationskarte zur Post gehen. Mit mehr nicht. Was insbesondere schwierig ist, wenn man jemanden beauftragt. Zumindest in unserer Filiale kann es sowohl passieren, dass sie die Herausgabe verweigern und eine Vollmacht haben wollen, als auch dass sie bei einer handschriftlichen Vollmacht bemängeln, dass es keine ordentliche Post-Vorlage ist. PS: Post-Vorlagen für diesen Fall gibt es – bei uns in der Filiale – für sowas natürlich auch nicht.

Um es kurz zu machen: Wir machen das mit der Packstation ja hauptsächlich, um nicht in diese Filiale zu müssen.

Als erstes das Einschreiben. Schön mit Vollmacht und Ausweis. Ich wurde skeptisch angeguckt und mir wurde eine reichlich zerknüllte Rücksendung in die Hand gedrückt:

„Warum dit zurückjeht, weeß ick nich, naja, jeht jedenfalls zurück!“

Ähm, danke!? Gut, war eine internationale Sendung und UPS hat in den USA wohl keinen Grund angegeben. Aber geht sowas vielleicht in nett? Ich meine, Ozie hat für die Zustellung dieses Briefes über 5 € gezahlt und die damit beauftragte Firma sagte jetzt: „Sorry, geht doch nicht.“ Ich als Taxifahrer hätte mich z.B. beim Nichtauffinden einer Adresse entschuldigt oder ggf. den Fahrpreis erlassen oder reduziert (In Wirklichkeit checke ich das natürlich vorher ab und trete die Fahrt notfalls nicht an).

Dann die Packstationssendung.

„Wann is dit jekomm?“

„Bin ich mir gerade nicht sicher.“

Woraufhin sie sich zu einer Kollegin wandte und meinte:

„Nu will er dit abholen, Packstation, is nichmal für ihn – und wann, weeß er ooch nich …“

Ein Pendant dazu kenne ich aus dem Taxi auch. Unangenehme Kundschaft, kurze Fahrt – und der Kollege brüllt über’n Stand hinweg, dass die anderen nix verpasst haben. Find ich eklig. Zumal ich – zurück zur Post – bis dato ja auch ganz nett und kooperativ war. Die Kollegin sprang auch gleich ein und als ich die Vermutung äußerte, dass die Sendung letzte Woche schon gekommen sei, winkte sie ab:

„Ja nee, wir heben dit ja ooch nur 7 Tage auf …“

Ich musste also erklären, dass die Frist noch nicht rum ist, es also vermutlich 5 oder 6 Tage her sei und ich das Datum jetzt auch erstmal ausrechnen müsste.

„Na, dann mal Adresse!“

„Ähm, Marzahner Promenade 26?“

Sie hackte im Computer rum:

„Nö, is nix!“

Da bin ich dann auch etwas genervt gewesen und hab gesagt:

„Das hatte ich schon vermutet, schließlich wurde es ja an die Packstation geschickt. An die 220.“

Im Taxi kenne ich solche Situationen ja auch. Kunde gibt eine Adresse an, die es mehrfach gibt. Da muss ich dann auch drauf hinweisen nochmal nähere Infos (Stadtteil, Postleitzahl etc.) erbitten, aber diese Gott-sei-dank-ich-dachte-schon-ich-müsse-sie-wirklich-bedienen-Haltung … also die traue ich selbst den meisten schlechten Taxifahrern nicht zu.

Auf meine Vermutung, die Sendung sei vermutlich Donnerstag oder Freitag gekommen, fluchte sie, dass sie das Packstationszeug nicht gesondert lagern und sie jetzt alles durchsehen müsse. Ähm, und das ist jetzt wieso genau nochmal meine Schuld? Was mich als Taxifahrer an der Sache besonders fasziniert ist die Tatsache, dass die Dienstleistung ja längst bezahlt war. Ich bin durch die regelmäßig erst am Ende erbrachte Bezahlung meist mit Problemen im Vorfeld beschäftigt. Und wenn es mal anstrengend ist, dann insbesondere, weil ich dem Fahrgast einen Umweg ersparen will, bzw. am Ende auch bezahlt werden. Bei mir geht’s da schnell mal um eine halbe Stunde Zeit und mittlere zweistellige Eurobeträge. Mir ist schon klar, dass sich bei der Post der Suchaufwand bei nur einem Stapel im Vergleich zu vieren oder fünfen drastisch senkt – aber zum einen ging es um eine Aufgabe von wenigen Minuten, zum anderen erspart diese verdammte Packstation (deren allernächste überdies ohne Info abgebaut wurde und nur online weiter angzeigt wird) den Mitarbeitern schon ständige Besuche von mir und wenn es auch nur den Hauch einer Option gäbe, die Sendung bei Überfüllung irgendwo anders hin als in diese Filiale schicken zu lassen, ich würd‘ ja Luftsprünge machen und den Laden nie wieder betreten. Aber nun stand ich das eine Mal pro Halbjahr da – weil ihr Unternehmen es nicht anders hingekriegt hatte. Meine Schuld? Hallo?

Von sowas bin ich im Taxi glücklicherweise komplett frei. Ja, natürlich, manch Kunde beschwert sich über schlimme Kollegen von mir oder das Leben an sich – aber all denen mit Verstand ist klar, dass es nicht wirklich meine Schuld war, wenn jemand anders den Weg nicht gefunden hat. Genau deswegen hätte ich der Postmitarbeiterin auch nie vorgeworfen, dass die Sendung jetzt in der Filiale gelandet war – ich versuche nur bis jetzt irgendwie zu begreifen, weswegen ich daran schuld sein soll …

Aber gut:

„Na, wat isset denn? Brief? Paket?“

„Das kann ich ihnen nicht sagen, sorry.“

„Na, so wird dit nüscht!“

Bitte was? Ich hab eingangs erwähnt, dass es eine von mehreren Sendungen war und die DHL uns im Unklaren gelassen hat, welche. Zumal Ozie später auch angemerkt hat: Woher sollten wir denn wissen, ob der Versender die Lieferung als Paket oder als Maxibrief schickt? Da war ich als Kunde doch der Illusion erlegen, dass das häufige Versenden und Empfangen unterschiedlicher Sendungen von unterschiedlichen und nicht nur persönlich bekannten Leuten irgendwie zur (obendrein gewünschten) Normalität für ein Logistikunternehmen gehört.

Sicher, uns Taxifahrern wird auch schnell mal vorgeworfen, wir hätten keine Ahnung von unserem Job, wenn wir den kleinen russischen Imbiss in einem Hinterhof in Marzahn nicht kennen. Aber ist die komplette Stadt mit allen Adressen wirklich vergleichbar mit dem Posteingang einer Filiale der Post? Obwohl wir Fahrer sicher mit den Navis und Google ganz gute Hilfsinstrumente haben, Dinge in Erfahrung zu bringen: Die Hauptaufgabe der Post ist es, Sendungen zu sortieren und zu verschicken. Das mit dem Verschicken war an dem Punkt schon schiefgelaufen (die Sendung war nunmal nicht dort, wo ich sie erwartet habe) und nun war es nicht möglich, sie anhand der Parameter Name und Zustellungsart zu finden? Bedeutet das dann, dass (zumindest in dieser Filiale) auch das mit dem Sortieren einfach mal einen Nullinger funktioniert?

Aber ja, das bedeutete es wohl: Die Angestellte hat missmutig zwei oder drei der Tageseingänge durchgeschaut (5 Minuten) und kam dann zurück und hat gesagt, dass sie mir leider vorerst nicht helfen könne. Ich versuchte dann etwas genervt, das in Perspektive zu rücken:

„Also Sie meinen: Gar nicht? Immerhin wissen wir ja, dass die Sendung hier in der Filiale ist …“

„Ja, das sagt die DHL! Aber nur weil die DHL das sagt …“

OK. Ich muss als Taxifahrer auch mal den schwarzen Peter weiterreichen. Es dauert mal länger, weil die Ampeln alle rot sind, es kostet mal mehr, weil Baustellen den besten Weg versperren. Aber wir reden dabei von Zeitverzögerungen oder Preisänderungen. Was die da gemacht hat, war wie wenn ich an einer Baustelle umdrehe und sage, dass der kürzeste Weg versperrt ist und ich deshalb wieder zurück zum Bahnhof fahren müsse. Mit Abrechnung nach Tarif natürlich. WTF? Sie hat jetzt halt nur drei von sieben Haufen durchgesehen und mir dann verkündet, dass das meine Schuld sei … oder die der DHL. Problem gelöst. Und selbst wenn man mal gelten lässt, dass die Post nicht identisch mit der DHL ist: Immerhin wurde die Post (genauer: Diese Filiale mit diesen Mitarbeitern) von der DHL beauftragt, die weiterführende „Zustellung“ durchzuführen. Aber gut, ging halt nicht, weil „alles bäh“. Oder so.

Da ich nach wie vor etwas zu positiv an die Sache rangegangen war, ist mir zum Abschluss auch echt nichts gehässigeres eingefallen als zu sagen:

„Ähm, na dann viel Spaß mit der Sendung!?“

Ich glaube, ich kann bei meinem (vorab vermuteten) Fazit bleiben:

So schnell findet sich kein Taxifahrer, der auch nur annähernd so beschissen ist wie der Kundenservice in meiner Postfiliale!

PS: Ich hab den Eintrag jetzt so vor mich hingeschrieben und immer nebenher nach den Vergleichen zum Taxigewerbe gesucht. Die sind sicher nicht immer perfekt geworden. Und ich bin natürlich auch aktuell etwas aufgebracht. Deswegen ganz deutlich zum Schluss: Natürlich gibt es miese Taxifahrer und verdammt motivierte Postmitarbeiter. Selbst in unserer Filiale sind nicht alle so schlimm. Aber überwiegend: „Etwas erst nach drei Tagen abholen? Gleich mal anmaulen.“ „Wir haben hier ein wichtiges Dokument einbehalten? Kann nicht sein – und falls doch (was richtig war), dann machen wir damit halt irgendwas, lassen Sie sich überraschen!“
So läuft das tagaus tagein, wir haben schon Workarounds, um Fehler oder Missmut der Post zu umgehen. Am Ende bleibt mir nur einmal mehr, Ozie zu zitieren, die darin eine gewisse Perfektion erreicht hat:

„Post, DHL … in den meisten Fällen läuft das ja problemlos. Aber wenn irgendwas ist: Möglichst den direkten Kontakt vermeiden!“

Und so schlimm, das kann ich guten Gewissens behaupten, steht’s ums Taxigewerbe dann halt wirklich noch nicht.