Extraschichten

Was ich am Taxigewerbe besonders mag, ist die Flexibilität. Man kann (je nach Unternehmen, schon klar), einfach mal relativ stressfrei mehr oder weniger arbeiten. In meinem Falle ist mehr gerade mehr, ich hab mich trotz Buchveröffentlichung gerade in in eine finanziell (sehr!) düstere Situation manövriert und da muss ich raus. Also mehr Arbeit!

Mittwochs arbeite ich eigentlich nicht, aber heute ist dann wohl eine der vielen regelbestätigenden Ausnahmen.

Ein – noch dazu „mein“ – Auto zu organisieren, hat dabei den wenigsten Aufwand gekostet. Ein Anruf, den Rest macht Cheffe schon, sehr angenehm.

Etwas bedauerlich ist, dass zeitgleich mit meinem Entschluss verkündet wurde, dass heute Abend Firmengrillen ist. 🙁

Aber gut, Cola statt Bier zu trinken ist ja nun kein Ding. Und so kann ich die heutige Schicht immerhin mit Steak zum Frühstück starten. Sowas passiert einem wohl wirklich nur als Nachtschichtler. 🙂

 

Nachgekuppelt

Es gibt interssante Neuigkeiten zur Kupplung – und die wollte ich Euch nicht vorenthalten. Die Kollegen trifft im Wesentlichen gar keine Schuld, es war mal wieder unser Herzchen von Mechaniker. Der hat vorgestern das Auto auf der Bühne gehabt und verkündet:

„Das hält noch’n paar Wochen!“

Irgendwann merken hoffentlich auch meine Chefs, dass andere Mechaniker ihren Job etwas besser beherrschen …

Mein Wochenende indes ist soweit gerettet. Ich werde von heute bis Sonntag die 1528 fahren, einen von den neuen Zafira Tourern. Ich hab mir die Kiste bei einem Kollegen schon mal angeschaut, scheint Vorteile, aber auch Nachteile gegenüber den B-Zafiras zu haben. Ich werd’s jetzt jedenfalls im Detail rausfinden … 🙂

Schlecht verkuppelt

Wie in jedem anderen Job kommt es auch beim Taxifahren mal dazu, dass die Dinge nicht so laufen, wie sie sollten. Eigentlich ungefähr jeden Tag, zumindest wenn man sich mal überlegt, dass ich auf die inzwischen ja wohl hochverdiente Hamburg-und-zurück-Tour bereits seit über sechs Jahren warte. 😉

Nein, im Ernst: Mit den Touren kann viel schief gehen. Ärgerlicher aber ist, wenn noch Stress mit dem Auto dazu kommt. Insbesondere in einer größeren Firma wie meiner kann das natürlich auch mal untergehen oder in Misverständnisse münden. Heute aber hab ich mich richtig geärgert.

Vor nunmehr drei Wochen hab ich gesagt, dass die Kupplung der 2925 langsam den Geist aufgibt. Langsam, wohlbemerkt. Mir ist es nur auf der Autobahn aufgefallen, dass die Kiste beim Beschleunigen manchmal ins Leere greift. Das kann man als Stadtfahrer eine Weile ignorieren. Aber wie zu erwarten war, wurde es schlimmer. Und am Montag habe ich Cheffe gesagt, dass das nicht mehr warten kann:

„Spätestens nächstes Wochenende bleibe ich mit der Kiste liegen!“

Er berichtete mir am Dienstag dann, dass einer der anderen Fahrer zur Inspektion fahren würde, „heute oder morgen“. Na also. Und heute steige ich ins Auto ein und es ist sichtbar nix gemacht worden. Ja ja, anfahren lässt sich die 2925 gut, aber in allen Gängen ab dem dritten greift sie sehr schnell ins Leere. Man kann da natürlich vorsichtig fahren und noch ein bisschen was rausholen, aber die 500 Kilometer, die ich an diesem Wochenenende so vorhabe, hält das nicht mehr. Ich hab die Kiste heute Nacht soweit runtergerockt wie irgend möglich. Zur Werkstatt sollte sie’s auch noch schaffen, aber dann ist Sense.

Für mich bedeutet das jetzt, dass ich eventuell andere Autos nehmen muss, damit mehr Anfahrtszeit etc. pp.
Sicher kein Weltuntergang. Aber es ist wesentlich stressiger, als einfach mal während einer Schicht zwei Stunden Pause an der Werkstatt zu machen – was ich nicht kann, weil ich nur außerhalb der Öffnungszeiten arbeite.

Ich weiß, ich würde die Pause auch ungern machen. Sowas nervt. Aber ich würde es tun, wenn es nötig wäre. Schließlich muss ich mit der Kiste rumfahren, da soll sie doch in Ordnung sein! Ich putze das Auto ja z.B. auch.

Scheinbar sehen das aber leider nicht alle Kollegen so. Und ich hab jetzt den Stress. 🙁

PS: Es kann natürlich sein, dass der Kollege zufällig jetzt krank war oder so. Kann sein; und dann will ich wirklich nix gesagt haben. Aber wenn trotz drei Wochen Vorwarnzeit am Ende das Auto kaputt ist … sowas sollte echt nicht sein. Ich bin gespannt auf die Lösung, die Cheffe mir vorschlägt …

Kollegen, die Fehlfahrtprobleme haben

Ich bin ja vielleicht jemand, der sich den Job Taxifahrer sehr leicht macht: Einfach rumcruisen und Kunden einsacken. Kein Funk, wenig sonstigen Stress – einfach nur die Fahrgäste und ich. Da gäbe es hier und da ein bisschen Optimierungspotenzial, das steht außer Frage. Aber ich bin im Großen und Ganzen ein Anhänger der 80/20-Theorie, die besagt, dass man mit 20% Einsatz 80% des Ergebnisses hinbekommt und die restlichen 80% Stress auf sich nimmt, um das Ergebnis um 20% zu verbessern. Natürlich stimmt das nicht immer und natürlich gibt es auch ganze Bereiche, auf die das nicht zutrifft. Aber beim Taxifahren spare ich mir die Energie und setze sie lieber in Freundlichkeit und vor allem Gemütsruhe um.

Das schafft dann auch einen freien Kopf, um zum Beispiel einfach mal mir völlig fremde Kollegen an der Halte darauf hinzuweisen, dass ihre Fackel ausgeschaltet ist. Das klingt böse, ist aber in Wirklichkeit hilfreich. Viele haben einfach vergessen, sie nach einer Bestellung wieder anzuschalten, andere bekommen dadurch erst mit, dass ein gerade nachts nicht unwichtiges Bauteil ihres Autos kaputt ist.

Heute Nacht stand wieder ein Kollege vor mir mit unbeleuchtetem Dachschild am Bahnhof, also hab ich’s ihm gesagt. Und obwohl ich das nun seit 6 Jahren ungefähr einmal pro Woche mache, kam mir diese Antwort noch nie unter:

„Ja, ich hab versehentlich eine Kurzstrecke eingetippt und wollte das jetzt noch wegkriegen. Weißt Du, wie das geht?“

„Naja, einfach ‚Kasse‘ drücken …“

„Ja, aber dann ist das ja abgespeichert.“

„Ja und?“

Natürlich: Es kann schon sein, dass er keinen toleranten Chef hat, der ihm eine Fehlfahrt abkauft. Dann sollte er sich vielleicht Gedanken über einen Firmenwechsel machen. Ich kann das sicher auch nicht zwanzig Mal monatlich machen – aber selbst zu Beginn ist mir das vielleicht ein- oder zweimal pro Monat passiert, dass ich den falschen Knopf gedrückt habe. Und wenn es ganz dumm läuft, dann zahlt man halt einmal für seinen Fauxpas. Ich vertippe mich z.B. gerne mal bei Zuschlägen, wenn ich bei einem Stopp die Uhr anhalte, es dann überraschend doch weiter geht und ich die Uhr wieder anstellen will. Da hab ich meinen Chefs in den letzten 6 Jahren halt insgesamt vielleicht einen Zehner geschenkt, weil es mir zu blöd war, die 50 Cent jedes Mal anzugeben. Niedriglohnjob hin oder her, ein bisschen Schwund ist immer.

Der Kollege heute Nacht jedenfalls wollte nicht ‚Kasse‘ drücken und ist weiter mit laufender Kurzstrecke und ausgeschalteter Fackel vorgerückt. Was immer er sich davon versprochen haben mag. Er kam sogar noch einmal zu mir und fragte, ob man nicht jetzt vielleicht noch in den Normaltarif wechseln könnte.

WTF?

Offensichtlich wollte er wirklich die nächste Tour mit dem bereits gedrückten Tarif beginnen. Was zweifelsohne völlig bescheuert ist, zumal er ja schon rund 200 Meter am Stand zurückgelegt hatte. Ich hab das Gegenreden irgendwann aufgegeben, obwohl’s natürlich in jedem Fall falsch gewesen wäre. Denn entweder hätte er unerlaubt Kunden vom Stand zum Kurzstreckentarif gefahren und sich im Falle einer kurzen Fahrt selbst um sein Geld gebracht, das er sonst mehr verdient hätte – oder aber er hätte den Kunden bei einer längeren Fahrt ein paar hundert Meter zu viel berechnet. Von den obskuren Möglichkeiten ganz abgesehen, die sich ergeben hätten, wenn die Fahrt entweder unter vier Euro gekostet hätte oder genau im Grenzbereich gelegen wäre, in dem das Taxameter nach Ende der Kurzstrecke schnell hochzählt. Wie kann man sich so einen Stress machen, wenn man ganz offensichtlich keine Ahnung hat?

Besonders kurios ist es dann am Ende geworden, als er Erster war. Er hatte Kunden, ich hatte Kunden. So sah es zumindest aus. Tatsächlich sind meine eingestiegen und hatten eine ultrakurze Fahrt in den Engeldamm im Programm. 5,00 € genau. Der Kollege wurde offenbar nur etwas gefragt und die Leute sind dann zu Fuß weitergegangen. Und da kommt der Töffel doch tatsächlich nochmal zu mir gelaufen und meint:

„Aber Kollege, eigentlich wäre ich doch dran!“

Mir ist darauf nur folgendes zu sagen eingefallen:

„Tja, siehste, sowas passiert auch manchmal!“

Also echt …

Neu im Gewerbe war ich auch mal. Und dumme Dinge gemacht oder dumme Fragen gestellt hab ich auch. Aber einem Kollegen das Taxameter, die Tarifbindung und die freie Taxiwahl der Kundschaft erklären muss ich auch nicht nebenher auf einen Rutsch machen. Für sowas gibt’s ja eben Chefs. Wobei es ironischerweise sogar witzig gewesen wäre, ihm gerade diese kurze Tour zu übergeben: bei der nämlich hätte er draufgezahlt und nicht die Kunden …

Wie man sich kennenlernt

Ich glaube, jeder kennt das: Man hört irgendwo ein Wort das erste Mal und es interessiert einen so arg, dass man es nachschlägt oder jemanden fragt, was es bedeutet – und am nächsten Abend taucht dieses Wort, das man über Jahrzehnte nicht wahrgenommen hat, plötzlich in einer Fernsehsendung auf. Das hat schon manche Leute zu Verschwörungstheoretikern werden lassen, weil einem dieser Zufall so unglaublich vorkommt – obwohl man’s wohl wahrscheinlich bis dahin einfach nur überhört hat.

Das kann natürlich auch mit allem anderen passieren: Musik, Bilder – und sogar mit Menschen.

Mir ist an jenem Abend zum Beispiel eine Kollegin aufgefallen. Ich hatte sie noch nie gesehen und die Anzahl der Taxifahrerinnen ist immer noch derart gering, dass man selbst in Berlin neue Gesichter tatsächlich noch bemerkt. Und das sage ich hier, mit meiner Gesichtsblindheit.

Gut, ein wirklich einschneidendes Erlebnis war das jetzt nicht, aber ich war schon reichlich verwundert, dass eben genau jene Kollegin dann ein paar Stunden und Fahrten, die uns beide sonstwohin hätten tragen können, plötzlich am Bahnhof neben meinem Auto stand und anklopfte. Sie begrüßte mich etwas unsicher, um mir dann zu erklären, dass sie Stress mit ihrem Auto und ihr Handy vergessen hätte. Bei Kollegen bin ich da ja dann wirklich nicht so. Ich hab ihr mein Handy angeboten, damit sie ihren Chef anrufen konnte. Ich weiß ja, wie nervig das ist, wenn man da verloren rumsteht und niemanden von der eigenen Firma findet.

Und, was soll ich sagen: Ich musste zwar noch kurz warten, aber immerhin konnte ich die Kollegin dann auch auf Kosten ihres Cheffes bis zu ihrer Firma bringen – was am Ende glatte 20 € waren, mehr als es mich zu meiner Bude gekostet hätte. 🙂

Die Kollegin übrigens war dann auch ein echtes Original. Rentnerin seit mehreren Jahren, also nur nebenberuflich im Taxi – „für bissche‘ Taschegeld“, wie sie mir mitteilte. Dazu wie ich überzeugte Nachtfahrerin, wegen der lockeren Kundschaft und des ruhigen Verkehrs. „Nix Hektik, Hektik, Hektik – habe genug gehabt in Leben!“
Und wie ich auch hat sie die – wenn auch nur kleine – Hilfe unter Kollegen sehr zu schätzen gewusst. Manchmal klappt’s dann ja doch noch in dem Gewerbe und man ist froh drum, ein Teil davon zu sein. Deswegen an dieser Stelle auch einmal mehr ein Dank an alle Kollegen, die mir mal eben schnell aus der Patsche geholfen haben!

Ich bekomme jetzt den Mindestlohn! \o/

Wie allgemein bekannt ist, ist mit dem Feuerwerk zum Jahreswechsel auch der flächendeckende Mindestlohn in Deutschland eingeführt worden. Es wurde viel darüber gestritten und debattiert – und es wird wohl auch weiter gestritten und debattiert werden. Jetzt aber ist er erst einmal da und ich als persönlich halbwegs betroffener Angestellter kann mich ja erst einmal darüber freuen.

\o/

Noch ist es freilich zu früh für irgendein Fazit oder irgendeinen fundierten Ausblick. Erst die nächsten Monate, wenn nicht Jahre, werden zeigen, ob das grundsätzlich eine gute Idee war. Uns Niedriglohnjobber kann’s aber vorerst einfach mal freuen.

Ich bin von mehreren Fahrgästen in der Silvesterschicht darauf angesprochen worden, überwiegend war der Tenor positiv. Wie das alles im Taxigewerbe laufen wird, ist indes natürlich noch eine mehr als offene Frage. Man hört wie erwartet vielfach von Kündigungen – aber ob das jetzt nur kleine Filterbubble-interne Ausschläge nach oben oder schon der das Gewerbe durchziehender Umbruchsprozess ist, das weiß vermutlich noch niemand. Ebenso ist völlig unklar, wie sich das Ganze auf das Gros der angestellten Fahrer auswirken wird. Denn das ist wieder von Person zu Person und von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Dem Hörensagen nach gibt es nämlich Chefs, die völlig umstrukturieren und ihre Fahrer zu Festlöhnen GPS-gestützt zielgenau durch die Stadt lotsen – während es in anderen Betrieben einfach Mindestumsätze geben soll, die die Fahrer halt in ihren Stunden zu erreichen haben. Ganz davon abgesehen, dass es auch etliche Unternehmen geben wird, die ggf. die Arbeitszeiten „kreativ“ aufschreiben.

Und das ist natürlich das, wovor jetzt alle Angst haben: Die illegalen Tricksereien. Dass da ein gewisses Potenzial da ist, ist schwer zu verleugnen – unser Gewerbe ist ja auch bisher nicht gerade ein Aushängeschild für durchgehend rechtssichere Beschäftigungsmodelle. Es gibt eine ungewisse aber existente Menge an Unternehmen, deren Geschäftsgebahren irgendwo zwischen hellgrau und dunkelschwarz angesiedelt ist. Dass die sich plötzlich fair verhalten, ist natürlich nicht unbedingt zu erwarten. Allerdings – und das sei den Ganzen Untergangsapologeten entgegengehalten – das ist beim Mindestlohn eine ganz andere Ausgangslage als beispielsweise bei der Schwarzarbeit. Die organisierte Schwarzarbeit hat (zumindest kurzfristig betrachtet) zwei Gewinner: Unternehmer und Fahrer. Bei einem Runterrechnen der Umsätze und Verdienste spielen Fahrer natürlich mit, weil sie am Ende mehr netto vom Brutto oder einen netten Nebenverdienst über die Bundesagentur haben. Warum sich Fahrer auf un- oder unterbezahlte Arbeit einlassen sollten, entzieht sich meinem Gespür für Logik ein wenig.

Und das mit der Schwarzarbeit kommt dann mit dem Fiskaltaxameter auf den Tisch … die Umsätze der nächsten Jahre werden auf wundersame Art und Weise steigen, für die Vorhersage braucht’s keine Aushilfsorakel.

Aber wie gesagt: Es wird noch dauern, bis da verbindliche Daten existieren. Noch wird das Gewerbe dominiert von Kollegen, die nicht einmal wissen, wie viel Umsatz sie so pro Stunde machen („Ich schreib mir doch meine Stunden nicht auf …“) und von denen, die nach wie vor erzählen, „dass das bei uns sowieso nicht klappt“.

Am meisten bedauere ich die Kollegen, die vermutlich fliegen werden, einfach weil sie mit weniger Verdienst zufrieden waren. Die Fahrer, die das alles noch eine Spur gemütlicher sehen als ich und (oft in den Randbezirken) einfach ihre paar Touren mitnehmen und mit dem Fuffi pro Tag zufrieden sind. Ob er sie nun 3 oder 8 Stunden Wartezeit kostet – was natürlich für Chefs künftig nicht mehr finanzierbar sein wird.

Und was ändert sich bei mir?

Aller Voraussicht nach nicht viel. Ich nehme zwar an, ich werde ein wenig mehr verdienen – das allerdings nur indirekt durch den Mindestlohn. Meine Bezahlung bleibt die gleiche, ich werde am Umsatz beteiligt und auch die Prozente ändern sich nicht. Die einzige Änderung ist die, dass ich künftig – wenn mein monatlich ermittelter Stundenlohn darunter fallen sollte – wenigstens die gesetzlich vorgeschriebenen 8,50 € bekommen werde. Momentan gehe ich allerdings davon aus, dass das nicht passieren wird, und wenn, dann nur in unbedeutendem Maße. Meine Statistik ist recht umfangreich, deswegen kann ich zwar nachvollziehen, dass ich den Mindestlohn seit November 2012 in 10 Monaten unterschritten habe, allerdings nur dreimal im vergangenen Jahr, und davon nur zweimal deutlich. Und im Vorjahr hatte ich noch wesentlich ineffizienter gearbeitet. Zudem gehe ich davon aus, dass die Umsätze gerade wegen des Mindestlohns deutlich steigen werden. Die größte Gefahr für mich also ist, dass meine Chefs wegen anderer Kollegen pleite gehen. An dem bei mir vielleicht anfallenden Fuffi Mehraufwand für 2015 wird’s vermutlich eher nicht scheitern.

Natürlich gibt es auch hier Unwägbarkeiten: Welche Fahrer werden wann welche neuen Muster fahren? Versuchen zwischenzeitlich mehrere, die Samstag-Nacht-Schicht zu bekommen? Bricht ein Großteil jeden schlecht laufenden Abend ab? Oder versuchen sie stattdessen auf Teufel komm raus, das wieder auszugleichen? Wie viele werden wirklich entlassen, wie viele tricksen wobei? Das weiß niemand und ich hab entsprechend auch keine Ahnung. Die nächsten Monate werden von einem Umwälzungsprozess geprägt sein, der sicher mal in die eine, mal in die andere Richtung ausschlägt. So gesehen wird es eine spannende und leider nicht für alle schöne Zeit.

Ich versuche indes einfach, weiterhin meine Kunden ans Ziel zu bringen und bin ziemlich sicher, dass das am Ende so schon passen wird. Mit etwas Glück ist es einfach etwas weniger ärgerlich, wenn der Tag mal schlecht läuft.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Mehr als nötig

Die heutige Nacht war sowas wie ein Brücken-Arbeitstag für mich. Wirklich Lust auf Arbeit hatte ich nicht, zumal ich sowieso ungewohnte 8 Tage am Stück arbeite diese Woche. Sicher, die Kohle kann ich brauchen – aber der letzte Tag macht weder einen guten Monat zum Überbringer noch einen schlechten Monat richtig gut. Der letzte Tag ist immer ein bisschen für’n Arsch. Aber dadurch, dass ich die Schicht heute unterwegs war, konnte ich fließend zum Silvesterauto wechseln. Sowohl meine eigentliche 2925 als auch die die letzten Tage gefahrene 2223 sind in der Nacht der Nächte mit anderen Fahrern besetzt. Also musste ich tauschen.

Die 871. Gut, hab ich nie gefahren, wird aber schon in Ordnung sein. Laut Schichtplan ist sie heute ab 7 Uhr verfügbar. Deswegen hatte ich die Nacht spät gestartet – ich wollte bis morgens fit sein, um das Auto an der Firma wechseln zu können. Spart mir zwei Bahnfahrten zu je ungefähr einer Stunde.

Dumm war halt, dass meine Arbeitslust ziemlich darnieder lag. Ich hab mich erst um 23 Uhr auf die Straße gequält und eigentlich ab 1:30 Uhr ständig ans Aufhören gedacht. Aber naja, hier noch eine Tour, da noch mit Kollegen quatschen …

Gegen 4 Uhr hab ich’s nicht mehr ausgehalten. Mir sind trotz ausreichender Koffeinzufuhr fast die Augen zugefallen. Also hab ich das bisherige Auto betankt und geputzt und war zudem eigentlich ganz zufrieden mit den knapp 100 €, die ich eingefahren hatte. Dass der mir unbekannte Kollege an einem Dienstag wirklich bis 7 Uhr arbeiten würde, glaubte ich ohnehin nicht. Lange würde ich nicht auf’s Auto warten, dachte ich mir, als ich auf den Hof rollte.

Es war sogar noch besser: Die 871 stand bereits auf dem Hof. Das Ärgerliche daran: Sie sah nicht gerade aus, als wäre in den letzten drei Tagen überhaupt jemand mit ihr gefahren. Und diesbezüglich ist die Beweislast erdrückend:

Wir hatten viel Schnee in den letzten 30 Minuten! Quelle: Sash

Wir hatten viel Schnee in den letzten 30 Minuten! Quelle: Sash

Ich hab’s sportlich genommen und mich gefreut, dass ich den Hunni Umsatz gemacht habe. Denn hätte ich abends gleich die Kisten getauscht, wäre ich viel früher heim. Insofern ist das jetzt schon ok. Schon gar keine Vorwürfe mache ich dem Kollegen, der seine eingetragene Schicht nicht gefahren ist – denn das hab ich selbst schon sicher fünfzig Mal gemacht. Damals hat das halt nur Harald und mich betroffen, weil wir uns das Auto zu zweit geteilt haben und niemand anders unsere Uralt-Kiste im Nordosten der Stadt haben wollte.

In solchen Fällen merkt man dann, dass nichts zu 100% perfekt ist und alles seine Vor- und Nachteile hat. In dem Fall, dass meine Chefs nicht viel von Arbeitspflicht halten und es zudem sehr locker sehen, wenn man nicht Bescheid sagt, dass man nicht fährt (obgleich sie’s natürlich gerne hätten, wenn wir es täten). Aber obwohl ich mich in dem Fall über eine rechtzeitige Info gefreut hätte, bin ich doch trotzdem froh, dass man bei uns nicht gleich einen Anschiss kriegt, nur weil man abends mal vergessen hat, Cheffe anzurufen.

Wie dem auch sei: Damit ist 2014 durch für mich und ich hab am Ende eine halbe Schicht mehr als geplant runtergerissen.

Jetzt jedenfalls werde ich in obigem Kistchen die Silvesterschicht rocken. Sie scheint vollkommen ok zu sein und fährt sich gut. Kleines Manko auch hier: ein Navi hat sie nicht. Und dieses Mal hab ich nicht einmal einen Ersatz – nur mein Handy für den Notfall. Aber wie sagt mein Chef so gerne:

„Du bist doch Taxifahrer, wozu brauchst Du’n Navi?“

Und obwohl ich das bei der riesigen Stadt und den tausenden Sonderzielen, die man niemals alle kennen kann, so nicht unterschreiben würde, stimmt’s andersrum dann halt doch wieder: Seit ich in der 2925 das nervige Aushilfsnavi drin habe, hab ich es für exakt eine einzige Fahrt benutzt. Ganz so schlecht scheint es um die Ortskunde meiner Wenigkeit dann ja doch nicht bestellt zu sein.

Aber das alles passiert erst 2015. Den heutigen Abend werde ich wie immer gemütlich mit Ozie zu Hause verbringen und mich erst mit Verstummen des Feuerwerks auf die Straße schmeißen. Ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch und eine fette Feier! Und ärgert mir die Taxifahrer auf der Straße nicht zu sehr, ok?