Trotz aller guten Vorsätze: Was für ein Jahresbeginn!
Der Januar hat härter zugeschlagen als jemals zuvor, ich kann mich zumindest nicht erinnern, wann ich das letzte Mal nach drei Stunden erst eine 8€-Tour zu verzeichnen hatte. Aber egal, nach der zweiten Tour konnte ich ohne Umwege unsere Packstation ansteuern und vielleicht gleich mal kurz ein Paket nach Hau … oh, Winker!
300 Meter vor der Haustüre, am Bahnhof Marzahn. Ein Pärchen. Weit sollte die Tour nicht gehen, es wäre eventuell für eine Kurzstrecke gegangen (wobei ich diesmal mehr denn je froh war, dass sie nicht danach gefragt haben), ein Stück weiter südlich. Auf halbem Weg dann kamen sie ins Diskutieren auf Russisch und ohne dass ich verstand, was genau Sache war, wurde ich gebeten, umzudrehen und das inzwischen eher streitende Paar wieder zum Ausgangspunkt zu bringen. Da mir der Endpunkt ohnehin egal war und er jetzt zudem noch näher an meinem Zwischenstopp Zuhause lag, gab es daran nix auszusetzen. An 2,70€ Trinkgeld ebenfalls, mal abgesehen davon, dass ich nun bei 30€ Umsatz schon den zweiten Fuffi bekommen habe.
Wie meistens unwissend, was ich gerade gemacht habe, bin ich heimgefahren. Paket abliefern, etwas reden, zwei Zigaretten, Ozie ins Bett bringen. Wenn man so will: Pause.
Eine halbe Stunde später habe ich eine sehr große Runde um den Block gedreht und bereits an der zweiten von acht potenziell aussichtsreichen Stellen Winker bekommen. Und wie sie da auf die Straße rennen, erkenne ich: Es ist das Pärchen von eben.
Ich würde jetzt gerne erklären können, was da passiert ist, aber ich hab keine Ahnung. Die beiden waren erfreut mich wiederzusehen, gaben die selbe Adresse an wie zuvor und wir fuhren dieses Mal auch bis dorthin. Die quasi eben gegebenen 40 € Rückgeld waren inzwischen wohl vernichtet (wo auch immer man das in Marzahn in 30 Minuten schafft!), also hielt ich vor der Tür und die Dame ging hoch, um Geld zu holen. Und ich Idiot habe die Uhr gestoppt.
Der als Pfand dagelassene Typ konnte wirklich kaum Deutsch. Er bestätigte mir nur hier und da, dass „alles ok“ sei und hat dabei sein etwa 20 Jahre altes Handy als eine Art Handschmeichler durchgenudelt. Dann ein Anruf von irgendeinem Typen, dann kam die Frau wieder runter. Mein Pfand ging zu ihr, sprach mit ihr, kam wieder zurück und verkündete ungefähr folgendes:
„Alles ok, sofort. Diese Frau etwas krank.“
Als ob das irgendwas erklärt hätte. So langsam nervte es mich, da mehrere Minuten unbezahlt rumzustehen. Neben dem Handybegrapschen hat er aber auch mal einen Blick auf die Uhr geworfen und hat just während uns langsam das erste Auto in der engen Einbahnstraße auf die Pelle gerückt ist, gefragt:
„Alt-Marzahn. Wenn kommen, Du bringen eine Frau für zwanzig?“
Um es verständlich (?) zu machen: Ich musste erst umparken und dann eine völlig andere Frau ohne Begleitung auch nur einer der beiden bisherigen Protagonisten zu einer anderen Adresse bringen. Und nein, natürlich nicht Alt-Marzahn, das wäre zu einfach gewesen. Das diente als Ansage nur, um wenigstens eine der vier Himmelsrichtungen auszuschließen.
Da die Uhr zwischendrin viel zu lange stillgestanden war, ist auch aus dem Zwanni nix geworden, da am Ende nach fast einer halben Stunde trotzdem nur 14,30€ angezeigt wurden und ich sie großzügig mit 15 beglichen bekam.
Was meine Fahrgäste im Laufe der Stunde alles erlebt haben: Keine Ahnung, aber es schien irgendwie spannend gewesen zu sein. Was ich erlebt habe? Vermutlich sowas wie den Prototypen einer Januarschicht.
Hast du an der Uhr keinen Knopf um die gestoppte wieder weiter laufen zu lassen? Hab das bisher bei jedem Modell gehabt, dachte das wäre Standard.
@Morgis:
Natürlich hab ich den. Aber wann genau schaltet man den denn dann ein? Nach 30 Sekunden, 2 Minuten, 5 oder 10?
Sobald ich merke, dass es länger dauert. OK bei eben kurz Geld holen lasse ich die aus aber wenn da dann doch mehrere Minuten daraus werden mach ich sie wieder an.
Oh man, die haben sich auch gedacht „Hey, die Uhr steht, dann können wir in aller Ruhe erstmal alles auseinander tüddeln …“. Oder so.
Vielleicht die Uhr mit Ansage wieder anschmeißen – also drauf hinweisen, dass man 5 Minuten fürs Geldholen kostenlos wartet und danach dann wieder die Uhr (kommentarlos) startet. Beschleunigt vielleicht so den ein oder anderen – oder macht ihm eben klar, dass am Ende vielleicht doch mehr auf der Uhr steht als er am Anfang sah.
@Morgis:
Da haste natürlich recht. Andererseits geht es mir auch so, dass ich nicht 20 Sekunden vor der Wiederkehr noch dringend die Uhr wieder anschalten will. Und es sah halt echt ewig so aus, als ob jetzt, also gleich, also wirklich gleich … 😉
@ednong:
Ja, hätte ich machen sollen. Aber was deinen Verdacht bezüglich der Fahrgäste angeht: Nein. Die hatten einfach überhaupt nix geplant oder bedacht oder so.