An sich war es eine stinknormale Fahrt. Zwei nette Jungs, nicht aus Berlin, und sie wollten nach Lichtenberg zu einer neuen Cluberöffnung. Das war vom Ostbahnhof aus nicht die kürzeste Tour und mit der Adresse „Rhinstraße 137“ konnte ich zumindest insofern was anfangen, als dass mir die Straße bekannt ist. Die Hausnummer war ein Fall fürs Navi, aber das passiert halt.
Und als ich die wirklich nur zu gut bekannte „Rhinstraße“ ins Navi eingebe, bemerkt der eine Kunde, dass das so nicht stimmen würde:
„Riehnstraße! R-I-E-H-N!“
Uff. Aber egal, hab ich das halt kurz mal eingegeb … ja, Pfeifendeckel! Gibt es nicht. Also zumindest nicht in meinem Navi.
Da der Fahrgast schon zuvor eine Karte im Handy offen hatte, bat ich ihn, sie mir nochmal zu zeigen. Was die Adresse anging, ergab das wenig Neuigkeiten, aber der von einem Kumpel gesendete GPS-Standpunkt war mir bekannt. Das Gewerbegebiet an der Landsberger und dort genau zwischen Globus-Baumarkt und Ikea. Mein Tracker verriet mir, dass Google Maps für die Straße bisher gar keinen Namen hatte. Komisch, aber warum sollte der nicht „Riehnstraße“ sein? Andererseits: Ich bin nun nicht in allen Belangen ein Ortskunde-Ass, aber obwohl ich die Autorität eines GPS-Signals als Navi-Nutzer schwer ignorieren konnte, sträubten sich mir ein wenig die Haare, denn wenn ich mir bei einem ziemlich sicher war, dann, dass zwischen Globus und Ikea genau eines ist: Nix. Bzw. Parkplätze.
Dass Clubs gerne mal in eher seltsamen Gebäuden aufgemacht werden: Sicher. Aber in Einkaufswagenunterständen von Ikea?
Aber abgesehen vom GPS wussten die beiden Kunden nix. Nicht einmal den Namen des Clubs, alles super konspirativ oder so. Aber der Kumpel mit dem Signal sei „vertrauenswürdig“.
Ich hab sie also hingebracht. An die kleine Straße zwischen Ikea und Globus, an der (außer eben Ikea und Globus) nur Parkplatz und Brache zu finden waren. Zu Beginn war ich noch erfreut zu sehen, dass dort ein Auto mit angeschaltetem Licht in der Prärie stand, weil ich dachte, es wäre besagter Kumpel. War aber wohl nicht so, denn meine Kunden ignorierten es völlig und sind nach mehrmaligem Nachfragen trotzdem ausgestiegen. Sie haben sogar noch einmal telefoniert und dass sie nachts vor einem Baumarkt stehen, sollte wohl korrekt sein.
Dank GPS und Telefonat mit dem Freund kann ich mir wohl zu 100% sicher sein, dass ich die Kundschaft an den richtigen Ort gebracht habe. Ohne jeden Zweifel. Andererseits war da nicht nur kein Club erkennbar (was passieren kann), sondern schlicht keine Möglichkeit, dass dort einer existiert. Noch weniger richtig konnte also auch nicht gehen. Und um meine Zweifel nach der Tour noch zu maximieren: Die „Rhinstraße“ 137 liegt nur rund 500 Meter Luftlinie entfernt. Definitiv zu weit für einen GPS-Fehler und auch unplausibel, weil der „Freund“ die Adresse angeblich auch nur kopiert und nicht aus dem Gedächtnis abgetippt haben wollte. Aber immerhin in einer Gegend mit Gebäuden.
Für mich war die Tour ok, ich hab meine 18 € nebst Trinkgeld bekommen. Aber ich werde heute mal etwas detaillierter als sonst die Polizei-Pressemeldungen durchlesen …