„Mach ma billig!“

Ich will mich für meine Menschenkenntnis nicht selbst beweihräuchern … aber meist merke ich schon, wann irgendwelche Ansagen schwierig für mich oder nur notwendiges Gebrabbel der Vortragenden sind.

Deswegen hab ich mir bei der Fünfertruppe Mädels, die ich nach einer halben Stunde am Ostbahnhof eingeladen hab, auch keine Sorgen gemacht. Sie hatten eine dabei, die klein genug für die letzte Reihe war, haben aus lauter Freude darüber, ein Großraumtaxi gefunden zu haben, aber gar nicht mehr zugehört. Pech, schließlich hatte ich gerade den Zuschlag und das mit der Tarifbindung erklärt. Und sie mir, dass es nur eben über die Spree, einmal zum Spindler und Klatt gehen würde.

Kaum, dass ich im Auto saß, begrüßte mich meine Beifahrerin für zwei Minuten sehr nett und bat mich:

„Mach ma billig. Also guter Preis, nicht zu teuer!“

Ich hab mehr in mich herein als zu ihr hinausgegrinst, als ich gesagt habe, dass ich die Preise nicht mache und einfach nach Tarif fahre. Als ich den Startknopf gedrückt hatte, kam gleich von der Rückbank:

„WAS, 3,90 EURO!?“

Ich bin da ja verständig und freue mich über den netten Austausch mit Kunden über die Tarifstruktur des Berliner Taxigewerbes. Also hab ich gleich mal angefangen, die Zuschläge einzugeben: 0,50 €, 1,00 €, 1,50 €, 2,00 € …

„Was, was, was machst Du denn? Zwei, äh drei, vier Euro?“

„Nein. Fünf Euro. Großraumzuschlag. Hatte ich gerade schon gesagt.“

„Alter, machst Du hier einen Euro pro Sekunde oder was?“

Ich verstehe es ja, wenn Kollegen das nervig finden. Ich fand es in diesem Fall einfach nur lustig. Ich mag zwar dieses „Mach ma billig!“ auch nicht und ich hab sogar Verständnis für die knappe Kasse von Kunden. Aber wenn ich für 6,70 € zum Spindler und Klatt fahre und dann den Fünfer Zuschlag reindrücke, ist das immer noch günstiger als zwei Taxis zu je 6,70 €.  Überhaupt landen wir am Ende bei Zweiirgendwas pro Person, trotz inzwischen teurem Großraumzuschlag nicht weit weg vom BVG-Preis. Und wenn wir schon dabei sind: 11,70 € verteilt auf 5 Mädels, die eine Nacht lang Party machen wollen … nee, da muss ich dann doch grinsen, wenn ich sie mit dem Preis negativ überrasche.

Und während ich ihnen die Freude machte, ihren Lieblingssender für eine Minute zu suchen und lautzustellen, hab ich ihnen auch alles oben genannte erklärt.

Natürlich wurden am Ziel erst einmal nur die 6,70 € bezahlt, ich war beim Verweis auf den Zuschlag „voll gemein“ und so weiter und so fort. Nicht einmal sonderlich ernst, eher ein wenig neckend sogar. Ich hab’s aber auch einfach nicht an mich rangelassen. Am Ende kam es wie immer: Ich hielt die 11,70 € passend in der Hand und eine der jungen Damen flötete von der Rückbank:

„Na, da haben Sie ja jetzt ein Schnäppchen gemacht mit uns, was?“

„Ach, ich hab ja immerhin auch eine halbe Stunde darauf gewartet.“

Ich hab dem Satz keine sonderliche Brisanz zugeordnet, es war mehr eine ebenso schnäppische Retourkutsche für das gespielte Gejammer in den zwei Minuten zuvor. Aber bei aller gesunden Verachtung der hedonistischen Jugend gegenüber: Auch da gibt es nachdenkliche Menschen! Der hinten rechts sitzenden Dame entgleisten für einen Moment beinahe die wohlgeschminkten Gesichtszüge und sie antwortete:

„Oh. Das tut mir leid.“

Und so bekam ich, obwohl ich „so gemein“ war und es nicht „billig“ gemacht hatte einen glatten Zweier Trinkgeld. Und aus Erfahrung kann ich inzwischen wohl sagen: Mehr ist bei solchen Touren wirklich so gut wie nie rauszuholen. Ich hab also am Ende doch ziemlich viel richtig gemacht. 🙂

22 Kommentare bis “„Mach ma billig!“”

  1. Henrik sagt:

    Wobei ich sagen muss, wenn ich bei den Erklärungen nicht zuhöre und der Kerl da vorne links tippt schön den Preis hoch, dann würde ich mich auch betrogen fühlen irgendwie. Das ist glaub ich genau das, wovor man als Taxikunde Angst hat, dass der Fahrer den Preis manipuliert und mir ganz locker (steht ja auf der Uhr) das Geld aus der Tasche ziehen kann.

  2. Hans Olo sagt:

    Musst du wirklich zehnmal drücken, um den 5,00 Euro Zuschlag zu bekommen? Das fänd ich als Fahrgast auch komisch

  3. Harald sagt:

    billig, billig, POPILLIG!!!! Das war bestimmt Studentengesocks…

  4. Joe sagt:

    Hi Harald.
    Du solltest doch mal besser an deiner Ausdrucksweise arbeiten.

  5. mathematikos sagt:

    ………das machmalbillig!gebrabbel darf man eh nicht ernst nehmen;
    in den allermeisten fällen gehts den referenten eher um den spaß,
    zu sehn,
    was denn nun DIESER taxifahrer drauf hat, mit solchen kecken reden umzugehn.
    freilich wohl auch klemmts bei manchen wirklich in der brieftasche
    und schon bei partyantritt rechnen die das taxi gegen die wodkacappies hoch,
    die ihnen dadurch entgehn.
    ich sag dann auf solche ansinnen immer: ok, ich höre, mach mal einen vorschlag.
    was auch immer ich dann angeboten kriege,
    befinde ich dann automatisch für gaaaaaanz super.
    Und dann schlag ich 2 euro drauf und sag, GENAU JETZT wären wir auf dem ultimativen superpreis und basta.
    wenn der typ eh schon von vornherein weiß, was die tour kosten wird,
    nimmt ers entweder mit humor oder er macht radau:
    dann bleibts halt beim dem, was auf dem ticktack steht:
    ist der kläffer ortsfremd, gafft er auf die uhr und fragt, wieso ja jetzt noch 2 euro dazukommen, die stünden ja nirgendwo. freilich, sag ich dann, ich hab ja auch nicht mehr VERLANGT, als auf der uhr steht,
    ABER DER ULTIMATIVE SUPERPREIS AUS MEINER SICHT wär halt die offizielle taxe +2.
    wie denn sonst soll ich meinen 5 enkelkinder bei laune halten?
    oft dann verlegenes gegrinse, abundzu bissi hintergrundgegrummel von wegen verarsche und so; und des öfteren dann das statement:
    was? so wenig verdient ihr? wirklich? dann nimms halt als trinkgeld.
    die moral von der geschicht: mit humor und bissi zyno geht die sache immer gut aus. für alle beteiligten.

    tschüs,
    werner aus der hochsteiermark

  6. Jule sagt:

    Ich hab auch eine Zeit lang einen Opel Zafira gefahren – allerdings als Tagfahrerin. Habe den Sitz also hinten eingeklappt gelassen, weil dieses Hin und Her ist mir zu stressig und außerdem muss ich sagen, dass ich es eine Zumutung finde, da hinten jemanden reinzuquetschen und dafür noch einen Zuschlag zu kassieren. Natürlich ist das dein Recht, aber ich finde das überzogen, da ich einen Opel Zafira nun mal nicht mit einem Vito oder anderen „Kleinbus“ vergleichen kann…..

  7. Sash sagt:

    @Hendrik:
    Das stimmt natürlich. Und in aller Regel bin ich ja auch der nette Erklärbär, der im Vorfeld über alles Bescheid gibt. Aber wenn das niemand hören will, dann kann ich halt auch mal ein wenig fies sein. Aber wie eingangs erwähnt: Ich seh schon zu, dass ich das nur bei Leuten mache, bei denen ich glaube zu wissen, ob es zumutbar ist.

    @Hans Olo:
    Ja, ist so. Es gibt nur eine Zuschlagtaste und die zählt 50 Cent. Bei derzeit drei verschiedenen Zuschlägen (0,50€, 1,50€ und 5,00€) läge eine feste Belegung meines Erachtens nach auch näher, aber so isses halt. Hab auch noch kein Taxameter gesehen, bei dem das anders wäre.

    @Harald:
    Gibt’s auch Kommentatorengesocks?

    @matehmatikos:
    Das stimmt: Humor zieht auch oft. 🙂

  8. Joern sagt:

    ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich lachen oder weinen soll, wenn im Jahr 2016 die Taxibranche immer noch auf Geräte setzt, die für den Kunden nicht nachvollziehbar arbeiten.

    Mal werden kurz nach dem Losfahren oder bei Fahrtende irgendwelche Knöpfchen gedrückt und der Preis steigt um wundersame Weise um 30%. Oder der Preis gilt einfach nicht, weil der Fahrer zum Schluss irgendwelche Zuschläge im Kopf drauf addiert, von denen vorher nicht die Rede war. Und weil das nicht mal einheitlich gehandhabt wird, und man ja betrunken als Gruppe nicht 100%ig konzentriert den Fahrer beobachtet, hat man immer noch die Frage im Hinterkopf, ob der Fahrer jetzt nicht beides gemacht hat (bei Fahrtantritt Zuschlag rein und beim Bezahlen nochmal im Kopf dazugerechnet).

    Und dann wundert man sich über den teilweise schlechten Ruf eines überteuerten Verkehrsmittels mit Kundenabzocke. Das ist keine Kritik an den Fahrern (die können ja am wenigsten dafür), aber hier ist m.E. die Branche selbst schuld, dass sie ihren Ruf nicht loswird.

    Ich erwarte ja gar keine mehrsprachige Einzelaufstellung von Grundpreis, Fahrstrecke, Gebühren usw. auf einem 7-Zoll-Digitalfunk-Taxameter-GPS-Kombigerät, entsprechende gedruckte Quittungen oder gar aufgeschlüsselte Rechnungen per E-Mail, wie es in technisch fortschrittlicheren Ländern nach und nach kommt.

    Aber zumindest eine klare Trennung in der Anzeige von Fahrpreis und Zuschlägen sollte heutzutage doch nun wirklich nicht zuviel verlangt sein, vermisse ich bei vielen Taxifahrten aber immer noch.

  9. Eloman sagt:

    @Joern

    In jedem Taxi gibt es einen Aufkleber mit dem gültigen Tarif und den Zuschlägen. Einfach mal durchlesen, dann weiß man auch Bescheid.

  10. Joern sagt:

    @Eloman: ich habe doch nirgends angezweifelt, dass die Zuschläge nicht korrekt sind.

  11. Sash sagt:

    @Joern:
    Naja, gerade DASS die Zuschläge transparent und gesondert am Taxameter angezeigt werden müssen, sorgt ja dafür, dass man sie extra eintippen muss. Wie schon kommentiert: Das mit dem mehrfachen Drücken ist vielleicht unsinnig, aber jetzt auch nicht fern jeder Logik.
    Dass es auch besser gehen könnte, ist richtig. Wie immer bei allem. Aber wie soll man es bitte schaffen, nicht zuhörende Leute nicht mit dem Preis zu überraschen? Kommunikation ist da ja nicht Selbstzweck. Gerade wenn man nicht so viel Geld hat oder ausgeben will, ist es doch nur naheliegend, sich irgendwie zu informieren. Ob jetzt beim Fahrer, im Netz oder sonstwo.

  12. Uwe sagt:

    Eure Zuschläge für Großraum lassen mich immer noch schmunzeln.
    Hier, im Landkreis Leer, kostet ein Großraumtaxi 9.-€ Grundgebühr + 2,30 € pro Kilometer!
    Normales Taxi 6.-€ Grundgebühr + 2.-€ pro Kilometer (beides Nachts, also 20-8 Uhr).
    Worüber regen sich die Berliner also auf?

  13. Arztsohn sagt:

    Bei Personen Zuschlag mit ordentlich sperrigen Gepäck zwei Hunden , Skie, Snowboard, muss er dann 25mal drücken.

  14. Benny sagt:

    3,90€ klingt doch toll, wie bereits letztens erwähnt (ohne rückmeldung) bei uns in 21680Stade startet das taxameter bei 5,50€ egal wie weit du gurkst…
    Ich habe für 2Km 9€ bezahlt, fand ich sehr teuer.

  15. SaltyCat sagt:

    Benny.. siehe Uwe zwei über dir.

    Sash.. das gesocks hat doch laut genug „hier“ geschrien 😉

  16. Sash sagt:

    @Uwe:
    Naja, also wenn man’s so betrachtet, kostet bei uns ein Großraumtaxi 8,90 € Grundgebühr (3,90 + 5,00 Zuschläge) und die Kilometer sind mit 2 € halt identisch zum Normalpreis. Sooo riesig ist der Unterschied da nicht mehr.
    Bis letztes Jahr war der Großraumzuschlag noch bei 1,50 € pro Person, da war’s dann entweder viel billiger oder etwas teurer als bei euch, je nach Gruppengröße.

    @Arztsohn: Naja, ein Großraumwagen mit so viel nicht in den Kofferraum passendem Gepäck muss man erstmal hinkriegen. Von der Sache her könnte etwas derartiges natürlich durchaus passieren. Aber denk doch mal an die 60 Cent (ist das noch aktuell) pro Koffer in München …

    @SaltyCat:
    Ich wollte nur mal einen kleinen psychologischen Test zur Eigenwahrnehmung starten. 😉

  17. Mic ha sagt:

    Also den 2-Euro Punkt deiner Geschichte, den kauf ich dir nicht ab. Für mich ist einfach nicht klar, warum die 30 Minuten Wartezeit eines fremden Taxifahrers einen feierenden Teenie die Gesichtsmuskeln gleich derart entgleisen lassen, dass sie zum vorab unfair geforderten Geld greift. Ich bin da kritisch.
    Aber sehr schön, dass die Einträge wieder länger werden.

  18. Sash sagt:

    @Mic ha:
    Ich schreib die Einträge je nach meiner Laune, meinen Umständen und nicht zuletzt der Erlebnisse recht spontan. Nicht tagesaktuell, aber doch so sehr, dass ich für irgendeine Länge nicht garantieren kann. Aber ich freue mich ehrlich, wenn Du lange Einträge magst. 🙂
    Was die 2 Euro angeht, war es in dem Fall so und ich kann mich nicht erinnern, bei so viel Stress wesentlich mehr bekommen zu haben. Und ja, auch die Fahrgästin war wirklich „geschockt“, arg viel näher an der Wahrheit ging dieses Mal nicht, sorry …

  19. Mic ha sagt:

    Klarklar. Ich darf, da bin ich bei dir sicher, mal kritisch sein.

    Ich mags unheimlich, wenn sich dein Talent voll und ganz entfaltet. Das hab ich dir irgendwo schon mal geschrieben, ich denke, dass bei dir ungezwungen beschriebenes Beobachten und auf deine Art Interpretiertes, für mich am feinsten ist. Wenn sich deine Einträge wie ein Tagebucheintrag lesen und du dich mit Fragen rumschlägst, die du fast unbeantwortet lässt, aber doch fein artikuliert zu Papier bringst.
    Tolerant, lässig und doch voll ausformuliert. Schwer zu beschreiben.
    Aber mal als Kompliment: Ich hör dir da sehr gerne bei zu. Auch gerade wenn es Zeit braucht.

  20. Sash sagt:

    @Mic ha:
    Na, wenn DAS die Kritik ist, dann kann ich auf jeden Fall damit umgehen. 😉
    Ich bin mir sicher, dass es unterschiedliche „beste“ Einträge gibt. Das mit dem ungezwungenen Beschreiben macht sicher die eine Sorte aus. Im Gegensatz zu manchen Kleinigkeiten, wo ich lange nach einem Dreh suchen muss, wie ich die jetzt lustig oder auch nur relevant rüberbringe, merkt man das oft. Auf der anderen Seite gibt es aber auch die eher seltene Sorte von Eintrag, die tatsächlich mal länger als eine Stunde zum Entstehen braucht, und bei der ich (ausnahmsweise, ehrlich!) schon am Anfang weiß, wie das Ende wird und worauf ich rauswill. Und zumindest, wenn man mal Likes und co. als Bewertung ranzieht, dann sind die auch sehr beliebt. Aber auch deutlich anstrengender als die aus superguten Vorlagen entstehenden lässigen Tagebuch-Einträge.
    Danke Dir für den Kommentar. Ich find’s wirklich interessant, zu hören, was „ihr“ im Detail mögt oder nicht.

  21. […] nett von mir, dass ich ihnen das vorher gesagt hatte. Ich bin ja im Normalfall nicht so wie bei der „Mach ma billig“-Tour. Super für mich war das Ganze aber nur bedingt, denn ich hab am Ende dann noch 20 weitere Minuten […]

  22. ThorstenV sagt:

    Verstand vs. nix-hören-nix-sehen-viel-sprechen = 1:4
    Na immerhin.

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