Überraschung!

Mein Kunde war, gelinde gesagt, dezent alkoholisiert. Er war mir schon ein paar Minuten vor dem Einstieg aufgefallen, wie er da am Bahnhof entlangschwankte. Als er dann letztlich im Auto saß, wolllte er zum Potsdamer Platz. Gut, nix leichter als das! Während wir da so durch die City gurkten, hab ich mal kurz nachgefragt, ob es direkt zum Platz oder in eine der Nebenstraßen gehen sollte. Und die Antwort war ein interessanter Monolog mit osteuropäischem Akzent:

„Maach bej Plaatz diirekt! Chaabe keine Ahnung, wo Freunde ankomm. Hier? Da? Egal, egal! Weijßtu, is Pegel von Alkohol ok, is alles lustich! Kommt woanders, dann: Überraaaaschung!“

Nee, dem konnte man den Abend auch nicht mehr versauen, wenn man ihn an der falschen Stelle absetzt. 🙂

Fundsachen-Overkill

Da hab ich neulich noch angemerkt, dass sich bei den Fundsachen eine Trendwende ergibt … und schon jetzt, wenige  Tage später, will ich rufen:

„Halt! Stopp! Bitte keine mehr!“

Während an Bargeld eher lächerliche 17 Cent übers Wochenende zutage getreten sind, hat sich die Samstagsschicht mit einem besonderen Schmankerl verabschiedet: Als ich das Auto abgestellt hab, prangte mittig auf der Rückbank ein bereits leicht ramponiertes iPhone 5. 🙁

Der Akku war natürlich leer und das Telefon aus. Aber egal wie: Es ist Extra-Stress. Während ich bei Kleinzeug wirklich konsequent die 10€-Grenze verinnerlicht hab und Zeug entsorge oder in Gebrauch nehme, ist das bei einem – noch dazu so teuren – Handy ja keine Option. Bereits zwei guten Freunden sind just bei ihrem Besuch hier in Berlin teure technische Geräte abhanden gekommen … an sowas hängt man. Ich hab echt kein Verständnis für Leute, die so einen Fund nicht melden.

Zuerst hab ich der Zentrale Bescheid gesagt. Inklusive Ortsangaben der letzten drei Touren. Dann kurz eine Meldung bei Twitter rausgehauen und das Abends nochmal wiederholt. Beides bis Mitternacht ohne Erfolg.

Da es mich in den kommenden Tagen noch mehr Arbeit gekostet hätte, zur Polizei oder zum Fundbüro zu fahren – oder letzterem einen Brief zu schreiben* – hab ich dann gleich während der Schicht bei den Cops gehalten. Und heute Nacht gab es sonst wohl nicht viel zu tun. Ich wurde umgehend reingebeten und hatte umgehend einen Beamten an der Seite, der fachmännisch festgestellt hat, dass das Telefon keine weiteren Informationen preisgab. Angeschaltet bekommen hab ich’s zwar noch einmal, aber natürlich war’s gesperrt.

„Und wenn ich jetzt ‚Notfall‘ drücke?“

fragte der Polizist.

„Können Sie einen Notruf absetzen.“

„Wählt der dann gleich?“

„Nein, es wird die Tastatur angezeigt.“

„Ah, stimmt! Weil dann kann ich jetzt die IMEI mit Raute und …“

„Ähm, die IMEI ist auf der Rückseite aufgedruckt.“

„Hmm, aber eigentlich müsste ich das hier … geht aber nicht.“

„Wie gesagt: Steht hinten drauf …“

„Wirklich? Orrr … das kann man ja nicht … und ich hab meine Brille doch schon auf!“

„Ich kann’s auch vorlesen.“

„Ist ja auch nur, dann könnte ich gleich abfragen, ob’s vermisst wird. Sonst machen wir normale Fundanzeige. Weil, ob das wirklich die IMEI ist  …“

„Naja, immerhin steht da: ‚IMEI:‘ …“

Also hab ich meine Adleraugen auch noch sinnvoll einsetzen können. 🙂

Leider gab es noch keine Anfrage nach dem Telefon. Tja. Dann wird es jetzt für den Besitzer wohl mindestens eine Woche dauern. So lange nämlich kann es dauern, bis die Sachen beim Fundbüro auftauchen. Ich hoffe, dass es am Ende wieder beim Besitzer ankommt, sonst war auch für mich der ganze Stress umsonst. OK, gut, ich könnte mir dann in 6 Monaten ein iPhone beim Fundbüro abholen – aber das ist bis dahin ja noch mehr veraltet als ohnehin schon seit der Einführung des iPhone 6. 😉

*Hab ich beim letzten Mal gelernt: Man ist nicht verpflichtet, seinen Fund gleich abzuliefern. Man ist nur verpflichtet, ihn anzuzeigen – was auch schriftlich erfolgen kann. Das kann nützlich sein, wenn man davon ausgeht, dass sich die Besitzer eh nicht ermitteln lassen werden und man den Fund in dem Fall gerne behalten würde und ihn dann nicht erst aufwändig wieder beim Fundbüro abholen will. Die können einen zwar zur Abgabe verpflichten (und sie erwecken im ersten Schreiben auch beinahe schon absichtlich den Eindruck, dass sie’s auf jeden Fall tun werden), aber das muss nicht passieren. Die Kamera von vor ein paar Jahren liegt immer noch hier …

Überbrückungsgelaber

Die erste Fahrt an dem Abend. Sie ging zu einem Restaurant.

„So, das heißt, der Abend fängt erst an bei ihnen?“

„Ja, so könnte man sagen. Aber gut, für die einen fängt er an. Andere gehen vielleicht jetzt schon heim, wer weiß das schon? Und wieder andere verwenden dann die entstehende Zeit nur, um irgendwas anderes zu überbrücken …“

Da mischte sich der zweite Fahrgast kopfschüttelnd ein:

„Alter, was laberst Du für einen Scheiß hier?“

Unterstützung

„So, dann …“

„Oh! Wir sind schon da? Wow! Na, da sind Sie aber sehr schnell gefahren!“

„Naja, war ja nur einmal links und dann ein paar hundert Meter …“

„Ach, dann hätte also Kurzstrecke auch fast reichen können?“

„Sicher, aber das geht halt nicht vom Stand aus …“

„Jajajajaja … woll’n wir auch gar nicht. Wir wollen voll zahlen! Die lokale Wirtschaft, die Taxizunft unterstützen!“

„Na, dann nehme ich die etwa 1,10 € – die’s gleich mehr sein werden – doch dankend an.“

„Jajajaja! Hier, stimmt so!“

Ein Zehner. Für eine 6,10€-Tour.

Wenn man sich jetzt noch überlegt, dass sie mich nach 3 Minuten Anstehen mitten (!) aus dem hintersten Nachrückebereich rausgefischt hatten, dann bleibt mir kaum mehr als ein Danke übrig. Obwohl, eher wohl so:

„Jajajajaja, danke.“

😉

Fundsachenhäufung

Fundsachen sind eine ganze Weile nicht mehr bei GNIT aufgetaucht – und das aus dem Grund, dass sie einfach im Taxi nicht aufgetaucht sind. Kein Cent Kleingeld, keine Klamotten, Schirme oder sonst irgendwas. Doch da sich alles ausgleicht: So langsam scheint sich ein Gegentrend zu etablieren. Angefangen hat es damit, dass Anfang letzter Woche von einem meiner Tagfahrer ein paar einfache Fleece-Handschuhe in die Fahrertüre geklemmt waren: Als eindeutiges Zeichen – „Mir gehören sie nicht, sind das deine?“

Und da es nicht meine waren, hat die wohl ein Kunde liegen lassen. Während ich die Handschuhe im Auto ließ und sie nach meiner Arbeitswoche weg waren, wurde ich aber noch Empfänger einer besonders gezielten Fundsache, denn eine Kundin fragte mich beim Aussteigen:

„Ach, Sie haben aber gesehen, dass hier eine Flasche Bier steht, oder?“

Ähm. Nein. Sehr gezielt war es deswegen, weil es eine 0,5er-Flasche Berliner Pilsener war, was ich gerne trinke.

Und als ob so ein Taxi in Punkto Fundsachen nicht einen ganzen Haushalt ausstatten könnte, wenn es gut läuft: Am Tag darauf fand ich während der Schicht in der Beifahrertüre eine Schachtel Zigaretten von Ozies Marke, aus der gerade mal ein oder zwei Stück gefehlt haben.

Keine Fundsache indes war diese Dose:

Da muss man vom Verzehr eher abraten … Quelle: Sash

Da muss man vom Verzehr eher abraten … Quelle: Sash

Die hat mir ein grenzenlos begeisterter Fahrgast zusätzlich zum Trinkgeld vermacht, während auf der Rückbank gequengelt wurde, dass er doch nicht all ihr Bier an irgendwelche Berliner verschenken könne.

Und ich muss ehrlich sein: Er hätte es auch lassen können.Ich weiß die Geste zu schätzen, aber es hat nicht geschmeckt. Ich hab das Gesöff nach artgerechter Lagerung im Kühlschrank zum Beginn meines Wochenendes geöffnet und war sowas von über alle Maßen enttäuscht. Ich trinke gerne Bier und Pilsener besonders gerne. Ich bin da aber nicht festgelegt und mag auch manches Bier mit eher ausgefallenem Geschmack. Es gibt eine Zeit für Augustiner, für Jever, für Rothaus und Flensburger. Ja, ich trinke gelegentlich sogar gerne Beck’s und hab früher in einer meiner Stammkneipen ausschließlich Schwarzbier von Schwabenbräu getrunken. Ich bin echt nicht eindimensional bei meinem alkoholischen Lieblingsgetränk. Aber das oben gezeigte Wolters hab ich nicht ganz leer gekriegt. Selten etwas erlebt, das gleichermaßen so frei von Eigengeschmack und so ungenießbar war. Gut, die Geschmäcker sind verschieden, eine Warnung scheint mir trotzdem vorsichtshalber angemessen zu sein …

Und was die Fundsachen angeht: Feuerzeuge wären mal wieder nett. Die gehen immer so schnell kaputt, wenn man dauernd Bier damit aufmacht. 😉

Taxiträume

Träume sind ja was wunderbares. Viele Leute finden Träume beängstigend, ich hingegen finde sogar Albträume grandios. Natürlich, während sie anhalten, sind sie furchtbar, aber nach dem Aufwachen stellt sich bei mir immer sehr schnell ein sehr wohliges Gefühl ein. Diese Erkenntnis, dass das Gehirn im Schlaf dazu in der Lage ist, einem den groteskesten Scheiß irgendwie als realistisch zu verkaufen, ist für mich einfach nur ein Grund für immerwährendes Staunen und Respekt vor der Natur. Ehrlich. Und man kann sich in Anbetracht dieses Phänomens auch ganz gut erden in Sachen Wahrnehmung und Sinnestäuschung. Wenn ich des Nachts hundertprozentig überzeugt bin, ich könne fliegen – dann könnte es doch vielleicht auch sein, dass ich da etwas als UFO uminterpretiert habe, das eigentlich auch ganz anders erklärbar wäre …

Aber gut, das ist ja ein Taxiblog hier.

Träume speisen sich letztlich auch aus dem Pool an Erfahrungen, die wir im Leben so machen – und da gehört der Beruf zweifelsohne dazu. So kommt es natürlich gelegentlich auch vor, dass ich vom Taxifahren träume. Ich kann mich da zugegebenermaßen an fast nix erinnern, aber letzte Woche ist mir das wieder mal passiert und das will ich niemandem vorenthalten. Erstaunlicherweise ging es nicht um Kunden.

Nein, es ging um das Auto selber. Das hatte ich – wie derzeit auch oft in Wirklichkeit – für mehrere Tage bei mir zuhause. Nicht, dass das im Traum wie mein Zuhause aussah, aber solche Dinge kommen vor. Jedenfalls hatte ich aus irgendeinem Grund – es ging wohl um den Transport von irgendwas großem – das Auto auseinandergebaut. Also so richtig. Obwohl es nur wenig Sinn ergibt, waren sämtliche äußeren Karosserieteile entfernt, mein kleiner Opel sah aus wie für ein Stock-Car-Rennen hergerichtet. Nun hatte ich aber auch im Traum Chefs und mir wurde bald klar, dass ich die Kiste, bevor ich sie bei ihnen abstelle, auch wieder halbwegs in den Normalzustand versetzen sollte. Das Problem fortan war: Ich fand viele Teile gar nicht mehr und einige waren zudem (warum auch immer!) kaputt. Eigentlich bestand der ganze Traum aus der Horror-Tortur, auf irgendwelchen Schrottplätzen verbogene Zafira-Teile zu suchen und sie behelfsmäßig am Rahmen des Autos anzubringen, was nur so mittel funktioniert hat und so eine Art Gaffa-Tape-Orgie wurde. Ich würde gerne einen Screenshot aus meinem Kopf anfügen, denn am Ende sah die Kiste ungefähr so aus wie ein Requisit, das in sämtlichen Schwarzenegger-Filmen vom Hauptdarsteller benutzt wurde.

Wie so oft gab es auch bei diesem Traum kein sinnvolles Ende, keine Pointe oder sowas. Ich hab noch nicht einmal eine Ahnung, an welches reale Ereignis das anknüpft. Daran, dass ich das Auto vorletzte Woche ungewaschen abgestellt habe? Wer weiß …

Auch wenn es jetzt wie ein billiger „Call to Action“ aussieht: Es würde mich wirklich verdammt interessieren, was Kollegen schon so alles bezüglich unseres Jobs geträumt haben!

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Die geilste Fahrt

Es gibt eine beachtliche Nebenwirkung des Schreibens bei mir: Da ich seit nun über 7 Jahren nahezu endlos viele Touren im Rahmen von Blogeinträgen oder meinem Buch niedergeschrieben habe, fällt es mir schwer, „die geilste Fahrt“ zu benennen. Ich schreibe über so viel wichtiges und unwichtiges, tolles und blödes, kaputtes und normales. Ich hab mir nicht einfach 10 besondere Fahrten gemerkt und immer die beste parat, wenn jemand fragt.

Aber nun war es wieder soweit. Ein Typ ist an einer Ampel eingestiegen, wollte eine ultrakurze Fahrt haben und hat nach meinem zerknirschten Eingeständnis, dass eine Kurzstrecke da wohl gereicht hätte, einfach angefangen, „die geilste Fahrt“ von mir erzählt zu bekommen. Ich hab gesagt, dass mir das schwerfällt, woraufhin er erzählt hat, dass irgendein anderer Taxifahrer sogar ein Buch geschrieben hätte. Leider eines, das mir nix sagte.

Denn als wir dann bei 5,70 € vor seiner Tür standen, hat er weiterhin die geilste Geschichte gefordert und gesagt:

„Davon hängt jetzt ab, ob ich Dir 6 oder 7 Euro gebe!“

Also hab ich mal eben den „definitiven Klassiker“ ausgegraben, einfach, weil mir der immer recht schnell einfällt. Und der Kunde? Sagt folgendes:

„Mal im Ernst: Das war echt lame. Aber egal, hier haste 8 Euro.“

Waren sieben. Hat er mir aber nicht glauben wollen. Immerhin isser dann ausgestiegen.