„Na, sagen Sie mal!“

Vielleicht war ich nur für einen Moment ironieunempfänglich, ich kann es nicht ausschließen. Die Augen (von der Kundin unbemerkt) verdreht habe ich trotzdem, als sie mir nicht nur die Libboldallee in Grünau als Ziel nannte, sondern auf mein durchaus spaßig-ironisches „Au, mit der Straße haben Sie mich aber erwischt!“ antwortete:

„Na sagen Sie mal! Was sind Sie denn für ein Taxifahrer?“

Das ist so ungefähr genau die Straße, die ich beim Bloggen immer suche, um klarzumachen, was man halt alles auch mal nicht kennen kann: eine völlig unbedeutende Sackgasse am Arsch der Welt.

Nix gegen den (wirklich sehr schönen) Stadtteil Grünau, nix gegen kleine Nebenstraßen! Wirklich nicht! Das ist eine Adresse in Berlin und ich muss Kundschaft da hinbringen können. Und tue genau dies auch sehr gerne. Aber das ist eine Adresse, für die Navis erfunden wurden, sowas muss ich nicht aus dem Kopf wissen.

Wer will, kann sich ja mal diese Karte anschauen, rauszoomen und eine Einschätzung davon bekommen, wie zentral oder wichtig die Straße ist oder – um die Ansprüche zu verschärfen – für einen Berliner Taxifahrer sein sollte. Je langsamer man zoomt, desto anschaulicher wird das. 🙂

Wie gesagt: Ich bin mir nicht sicher, ob meine Kundin das ernst gemeint hat. Ich hoffe aber ganz ehrlich, dass es nicht so war.

 

7 Kommentare bis “„Na, sagen Sie mal!“”

  1. Pascal sagt:

    „Arsch der Welt“ trifft es ganz gut. =)

  2. hrururur sagt:

    Solange du für den Stadtteil erstmal kein Navi brauchst, ist es ja okay.

    Ich wohne ja in einem Teil von Hamburg, der selber eine Großstadt wäre und ähnlich alt ist, wie Hamburg selber, aber erst vor achtzig Jahren eingemeindet wurde. Hier ist ganz viel Infrastruktur dadurch, die andere Stadtteile so nicht haben. Dazu gehört auch eine Funkzentrale(mittlerweile ist die aber verkauft und tut nur noch so, als wäre sie hier ansässig. Das Callcenter sitzt im Ruhrgebiet, was so gar nicht klappt). Auf jeden Fall tuckern die ja hauptsächlich hier rum. Zur Innenstadt braucht man halt auch ne halbe Stunde, dazwischen ist eh Wallapampa.

    Ich wollte innerhalb unseres elitären Stadtteils, der natürlich auch noch aufgeteilt ist, einen Bezirk weiter. Da führt sinnvoll auch nur eine Straße hin und auf der gelangt auch zu zwei weiteren Bezirken, wenn man keine Stadtrundfahrt machen will. Die heißt so wie der Bezirk und hat viele Ärzte und war keine hundert Meter von da entfernt, wo er mich aufgegabelt hat. Der hatte null komma gar keinen Schimmer, ob er das Wort überhaupt jemals gehört hat.

    Das fand ich schon bedenklich. Er fährt nach eigener Angabe schon ein paar Jahre nur hier und machte eigentlich nicht so einen desorientierten Eindruck. Und so besonders viele Bezirke haben wir jetzt auch nicht…

    Dass er die Straße nicht kennt, nehm ich ihm nicht übel. Das ist eine L-förmige Sackgasse, bei der das erste Stück anders heißt, als das zweite. Das kennen schon im Dorf selber die Leute nicht. Aber wenn man nichtmal den Bezirk weiß, sollte man seine Berufswahl nochmal überdenken, finde ich

  3. Luci sagt:

    „Ich wohne ja in einem Teil von Hamburg, der selber eine Großstadt wäre und ähnlich alt ist, wie Hamburg selber, aber erst vor achtzig Jahren eingemeindet wurde.“

    Klingt ja nahezu nach Spandau, nur dass wir schon seit 96 Jahren dazu gehören 😀

    Aber wenn ich „aus der Stadt“ nachts nach Hause möchte, sage ich zwar meine Adresse, aber so oft, wie ich ein hilfloses „öhm“ höre, einigen wir uns in der Regel auf „Spandau – Heerstr – den Rest klären wir dann“. Für 80-90% der Strecke ist damit alles geklärt und der Rest geht vor Ort dann eh am leichtesten. Aber ich erwarte von niemandem, dass er die Straße kennt. Zu meinen Grundschulzeiten, als man überwiegend mit Kindern „aus der Gegend“ zur Schule gegangen ist, kannten auch die wenigsten Eltern die Straße, teilweise wohnten sie selber nur ein paar Ecken weiter.

    Ich warte ja immernoch auf den Tag, an dem mir geantwortet wird „Na klar, die kenn ich!“, aber das wird der Tag sein, an dem ich den ein paar Häuser weiter wohnenden Quasinachbarn erwische 😉

    Hauptsache ist ja, dass man ohne unnötige Umwege ankommt, bisher hat das immer geklappt. Und dann ist die Luci zufrieden – ob mit Navi, Erklärungen oder Kennen der Adresse 🙂

  4. Sash sagt:

    @Pascal:
    Ist hier natürlich im Bezug aufs Zentrum Berlins zu verstehen. 🙂

    @hrhrurur:
    Mit Stadtteilen ist mir das bisher nur einmal passiert. Da habe ich hier gedanklich Kladow und Karow verwechselt – war aber noch ziemlich zu Beginn. Sonst finde ich schon, dass man Stadtteile kennen sollte. Das sind selbst in Berlin nur knapp 100.
    Wobei ich zugegebenermaßen im Falle von wirklich selten angefahrenen Stadtteilen das Navi zu schätzen weiß, weil ja doch manche Straßen so liegen können, dass man sie z.B. besser über einen Nachbarstadtteil als direkt erreicht. Das sind dann halt so Kleinigkeiten, die man als Taxifahrer gleich überlegt, wenn man sich etwas unsicher ist, den Kunden mitunter aber komisch vorkommt, weil „natürlich fährt man an meine Straße direkt ran!“ 😉

    @Luci:
    Solche Kunden wünsche ich mir. 🙂
    Mir isses ja auch egal, ob ich den kürzesten Weg mit Kundenhilfe oder Navi oder gar Stadtplan hinkriege. Ich muss es hinkriegen, ich kriege es hin, fertig. So lange mir das zugestanden wird, passt auch für mich alles.

  5. Aro sagt:

    Déjà vu! den Spruch kenne ich doch… Vom Treptower Park, Frau um die 40 in Kostüm und mit Köfferchen?

  6. Sash sagt:

    @Aro:
    Nicht von Treptow, hab sie an der Wuhlheide eingeladen – folglich auch ohne Koffer. Sonst könnte das Pi mal Daumen aber zutreffen. 🙂

  7. jule sagt:

    Ui, Freud lässt grüßen. Ich las „Libidoallee“…

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