Ich war ja zu Beginn mehr als nur froh. Ein Winker auf dem Weg in die Stadt! Insbesondere, da ich das Auto zu Hause gehabt hatte und die Leerkilometer am Anfang den Schnitt gerne drücken bei meiner Wohnlage am Stadtrand.
Aber was für ein Schichtanfang!
Der Fahrgast war ein hagerer Typ in meinem Alter und hatte optische Anleihen eines Inders. Und er war sauer. Stinksauer.
Natürlich nicht meinetwegen, sondern wegen eines Kollegen.
„DIESES ARSCHLOCH VON TAXIFAHRER!“
„Oh, was ist los?“
„DER WOLLTE MICH ABZOCKEN!“
Ich schreibe ungerne in Großbuchstaben, deswegen mal mit meinen Worten: Der Fahrgast wollte zur Warschauer Brücke, bzw. in ein angrenzendes Gebäude. Er hatte es eilig. Ziemlich. Er musste zur Arbeit, pünktlich, und hat deswegen ein Taxi gerufen. An sich prima, denn genau dafür sind wir da. War der Kollege wohl auch. Nur hat er dann einen, nun ja, fragwürdigen Weg eingeworfen.
Ich hab mal eine Karte erstellt. Das ist nicht der genaue Routenverlauf, aber die Karte zeigt in grün den Startpunkt, in rot das Ziel und in gelb die Position, an der ich den Fahrgast aufgegabelt habe, nachdem er offenbar das andere Taxi zum Anhalten gezwungen hatte und ausgestiegen war.
Nun kann man dem Fahrgast sicher ein hitziges Gemüt unterstellen, allerdings ist wirklich nicht ersichtlich, wie er an besagten Punkt der Karte gelangt sein könnte, wenn nicht durch viel Absicht. Ich kenne natürlich nur die Version des Kunden, die muss nicht unbedingt wahr sein, das ist mir bewusst. Aber er hat den Kollegen offenbar darauf hingewiesen, dass er in die falsche Richtung fahren würde und als Antwort bekommen, das sei der kürzeste Weg.
„ABER WOHIN?“
will der Fahrgast gefragt haben:
„WOHIN IST DAS DER KÜRZESTE WEG?“
Da musste ich dann sogar etwas schmunzeln. Die Frage wäre mir so pointiert bei der Geschichte nicht in den Sinn gekommen. 🙂
Ich hab übrhaupt gute Miene zum bösen Spiel gemacht und ihn sich ein bisschen aufregen lassen. War ja nicht gegen mich gerichtet. Und das hat er auch klargestellt und uns Taxifahrern allgemein ein gutes Zeugnis ausgestellt. Er schien sich tatsächlich eher aufzuregen, weil ihm sowas noch nie passiert war und ihn die Dreistigkeit des „Kollegen“ völlig überrascht hatte.
„Der hat mich vielleicht für ’nen Touri gehalten, keine Ahnung, was mit dem abging!“
Sollte seine Schilderung der Wahrheit entsprechen, dann ist der weitere Verlauf jedenfalls passend: der Fahrer hat kein Geld gekriegt, die Zentrale ist bereits informiert und der Anruf beim LABO inzwischen vermutlich auch.
Der Fahrgast kam am Ende drei Minuten zu spät, trotzdem hab zumindest ich noch ein dickes Trinkgeld bekommen. Und mit meinem offenen Ohr hoffentlich diesen Kunden für uns ehrliche Kollegen gerettet. Hoffe ich zumindest …
Der Fahrer hatte bestimmt nur gaaanz viel Angst vor den ganzen Einbahnstraßen da in der Ecke, deswegen düst er erstmal hoch und verpasst dann auch noch die Orlopp-Straße. Angst vor dem Finanzamt? [/Ironie]
Ansonsten natürlich ne super Tour für den Schichtanfang. 😉
Vielleicht hätte der Kollege mal einen Taxifahrer fragen sollen, wie man von dort in die Warchauer fährt.
Ob der Kollege die Polizei gerufen hat ob der nicht bezahlten Fahrt? Wenn er es nicht getan hat, kann man sich ja seinen Teil dazu denken …
LOL – einfach genial.
Wohin wußte wohl auch der Taxifahrer nicht. Vielleicht war es ja auch einer, der sonst Uber fährt …
Also der Taxifahrer, mein ich.
Der Taxifahrer hatte ein Blackout, oder Burnout:-)))
@Aro:
😀
@Jens Bonn:
Nur teilweise. Ich hab auch nicht wegen jedem Scheiß die Cops gerufen bisher – es ist ja oft den Aufwand nicht wert.
@ednong:
😉