„Dann wären wir insgesamt bei 22,40 €.“
„Na, das hat ja gerade noch gereicht! Hier haben sie meine 24 €.“
Obwohl ich mich moralisch für recht gefestigt halte: selbst mich hat es Überwindung gekostet, meiner Kundin zu sagen, dass ihr (bereits früher ausgestiegener) Begleiter einen nicht unerheblichen Anteil – 15 € – der Fahrt bereits bezahlt hatte. Womit dann nur noch 7,40 € offen waren.
Ich halte nichts davon, solche Situationen auszunutzen, aber es fällt auch schwer, es nicht zu tun. Wollte ich mal ganz ehrlich sagen.
Nachtrag: Es geht auch andersrum. 🙂
Mal ganz grundsätzlich finde ich dass man darauf als Fahrgast schon selbst achten sollte wer welchen Teil bezahlt (hat).
Auf der anderen Seite ist es aber in meinen Augen auch eine Selbstverständlichkeit, dass mich der Taxifahrer darauf hinweist sollte ich es selbst übersehen haben. Alles andere ist wohl ganz klarer Betrug und ist gesellschaftlich zu Recht nicht akzeptiert.
@Benedikt:
Schon klar. Macht’s aber nicht leichter.
Auch wenns recht abgedroschen klingt, irgendwann im Leben wird es Dir jemand danken. Ehrlich fährt am längsten.
Ich denke schon, dass Du (wenn das wörtlich so abgelaufen ist wie beschrieben) in dem Fall dazu verpflichtet warst. Wenn ein Verkäufer bzw. Dienstleister beim Kassieren eine Summe nennt, dann nimmt man natürlich an, dass das die Summe ist, die ihm zusteht. Wenn das nicht stimmt, und Du kassierst das Geld dann kommentarlos ein, kann man Dir das möglicherweise sogar als Betrug auslegen.
Etwas anderes ist, wenn jemand 8,40€ mit einem 50er und „stimmt so“ bezahlt. Da entscheidet dann das Gewissen, ob man darauf hinweist, dass das kein 10er war, oder sich klammheimlich über das fürstliche Trinkgeld freut…
Klar ist das verlockend, aber ich würde es eben auch niemals tun… Im Zweifelsfall freut sich der Kunde, dass er bei so einer ehrlichen Haut im Taxi gelandet ist und beim nächsten Mal auch wieder gerne in ein Taxi steigt, weil er Vertrauen hat. Und manchmal lohnt es sich trotzdem: Relativ kurze Fahrt, 8,10€ stehen am Ende auf der Uhr. Folgender Dialog entsteht:
Ich: „Soooo, das macht dann Acht Zehn“
Kunde (gibt mir 20€): „Das stimmt so!“
Ich: „Ernsthaft?!“
Kunde: „Ja, warum.. Sie sagten doch Achtzehn?“
Ich: „Taxifahren ist zwar nicht ganz billig, aber so teuer dann doch nicht… Ich meinte natürlich acht Euro zehn, sorry, wenn ich mich falsch ausgedrückt habe.“
Kunde: „Haha, kein Problem, dann machen Sie mal 15!“
Grandioses Trinkgeld und dabei noch ein gutes Gefühl 🙂
Ich hatte mal Fahrgäste im Auto, zwei Paare, die ersten haben einen Teil bezahlt, gegen den Willen des Zweiten Paares. Diese zahlten dann beim Aussteigen, trotz eindeutigem Hinweis dem gesamten Betrag, plus Trinkgeld.
Ich sag nur so viel, selten so eine rentable Tour gefahren.
@ChiefOfficer:
Ich weiß. 🙂
@Andreas:
In dem Fall interessiert mich die rechtliche Seite gar nicht so sehr.
@Ingmar:
Ja, besser geht es kaum! 😀
@D-EQAI:
DAS ist natürlich einer der wunderschönen Spezialfälle. So in der Art hatte ich das auch schon …
Das kenn ich, auch wenn ich nie im Taxigewerbe gearbeitet habe. Das gute Gefühl im Bauch ist einfach unbezahlbar und außerdem belohnt das Universum ehrlich Menschen (zumindest glaube ich ganz fest dran)
Ich habe im Büro mal einen Brief geöffnet, der allgemein an unseren Kundenservice verfasst war. Drinnen waren 1000€ und die Bitte, Packungen eines bestimmten Produktes im Wert von 1000€ direkt an den Schreiber (Endverbaucher) zu senden, bezahlt hätte er ja mit diesem Schreiben in bar. Mal abgesehen davon, dass meine Firma ihre Produkte ausschließlich über Zwischenhändler vertreibt und das somit nicht möglich war (nichtmal als Probe o.ä.), musste ich auch kurz schlucken. Und habe dann mit einer Kollegin als Zeugin das Geld bei meiner Chefin abgegeben (man weiß ja nie…). War wohl gar nicht so einfach, den Kunden zu kontaktieren, um ihm sein Geld zurück zu geben.
@ll:
Ich stimme mit Euch überein, in der Einschätzung, dass Sash hier schon auf die Diskrepanz aufmerksam hätte machen sollen (!) … Die andere Frage (auch eine moralische) ist es ob er es hätte machen „müssen“, denn die Ankündigung „dann nehmen Sie mal meine 24“ hätte auch bedeuten können, dass es ein bewusst gegebenes „Trinkgeld“ über den Fahrpreis hinaus gewesen wäre (wenn auch exorbitant).
Und ich denke, dass wir alle wissen, das Sash _keiner_ ist, der irgendjemanden „bescheissen“ will!
Ist IMHO insgesamt etwas unglücklich gelaufen, würd ich sagen. Für beide Seiten.
Und abgesehen davon, geht jeder Mitfahrer einen „eigenen“ Beförderungsvertrag“ ein, d.h. jeder zahlt grundsätzlich seine Strecke selbst! Mitfahrer A will nur 10 km Fahren, Mitfahrer B aber 30 km, auch wenn die ersten 10 km die gleiche Strecke beinhalten. Mitfahrer B muss also grundsätzlich erstmal für „seine Strecke“ auch den vollen Fahrpreis bezahlen.
@Sash:
vielleicht gibts Du mal das Problem an die Taxi-Innung weiter, denn es sollte doch möglich sein, dass die Taxameter per Softwareupdate so gehandelt werden können, dass vom angezeigten Fahrpeis dann eben die bereits gezahlte Summe abgezogen wird, wenn Mitfahrer ne Teilstrecke bezahlt haben.
Und hierzu ne Grundsätzliche Frage:
Rechtlich sieht es für mich dennoch so aus wie ich es oben geschilder habe, wobei sich das auf den Fall bezieht, wenn sich grundätzlich fremde Menschen ein Taxi teilen, weil zufällig deren Ziel auf der gleichen Strecke liegt. Wie siehts da bei den privaten „Freundes-Fahrtgemeinschaften“ aus? Eigentlich doch auch nicht anders, nach meinem Rechtsverständnis, oder?
Oder habt Ihr da ne eigene Regelung?
Nachtrag:
Noch was vom Rechtlichen her:
Würde man das Prinzip der „Mirfahrer“ auf den ÖNPV allgemein übertragen bzw. jetzt mal speziell auf die „deutsche Bahn“ …
… könnte ja jeder Fahrgast der von München nach Hamburg fährt im ICE verlangen, dass er nur den Preis für die Teilstrecke zu bezahlen hat, wo der letzte andere Mitfahrer im Zug vor seinem Endbahnhof ausgestiegen ist… . Darauf läuft das hinaus.
Also vom rechtlichen her hat sich Sash absolut gesetzeskonform verhalten – und (!) was auch nicht vergessen werden darf:
Er hat auch eine Treue- und Redlichkeitsplficht gegenüber seinem Arbeitgeber!
Würde er _nicht_ den vollen Fahrpreis verlangen, würde er sich der „Untreue“ schuldig machen!
Also bitte erst mal alle Aspekte _objektiv_ in Augenschein nehmen, bevor ein „Urteil“ über Sash gefällt wird!
@highwayfloh:
Deine Ausführungen in allen Ehren aber bezogen auf den Beförderungsvertrag im Taxi ist deine Auffassung weltfremd. Es ist wohl (lebensnaher) davon auszugehen, dass tatsächlich zwei Fahrgäste auch gesamtschuldnerisch einen Beförderungsvertrag eingehen können. Andernfalls wäre mit jedem Fahrgast gesondert abzurechnen, sodass der letzte Gast nicht nur den Preis ab der „Zwischenzahlung“, sondern den Preis für die komplette Strecke zu entrichten hätte. Das kann – wenn auch wirtschaftlich lukrativ – nicht ernsthaft gewollt sein.
@Sash:
Super Blog. Der hat mir beim Stöbern schon viele schöne Stunden beschert und in Bezug auf dein Gewerbe vieles klarer gemacht. Auch konnte ich feststellen, dass ich wohl bisher eher zu den angenehmeren Taxikunden zu zählen war.
JuraPunk
Das „Problem“ das hier einige sehen wär doch garkeins, wenn die Frühaussteigenden ihr Geld den Mitfahrern gäben statt dem Fahrer.
@all:
Das wird ja noch richtig spannend hier. 🙂
@JuraPunk:
Danke für das Lob!
Und große Freude farüber, einen angenehmen Kunden als Leser zu haben! \o/ 😉
@Ana:
Sicher, das verhindert alles. Aber die Menschen sind verschieden und im Alltag passiert halt so einiges. In Realität war es sogar noch schwieriger: eigentlich hatte er die bis dato aufgelaufenen 14,20 € bezahlt und „Mach mal 15“ gesagt. Ich habe also bei der Geschichte sogar noch Trinkgeld verloren – aber davor wusste ich noch nicht einmal, dass die Fahrt noch weitergehen sollte …
@JuraPunk:
Farüber! Super! Gleich noch ein neues Wort erfunden! 😀
Rein vom ethischen her gesehen würde ich schon sagen, wenn sich die Fahrgäste den Betrag auf diese Weise gerechtfertigterweise teilen, dass dann trotzdem jeder sein eigenes Trinkgeld gibt, aber das kommt nun auch der rektalen Ausscheidung von Korinthen gleich…
Wie auch immer, warum solche Situationen nicht einfach von vornherein ausschließen, indem man beim Aussteigen sowas sagt wie: „So, dann wären wir bei 22,40, aber der Kollege eben hat ja schon 14,20 bezahlt, macht also noch 8,20.“
In Griechenland ist es tatsächlich so, dass jeder Fahrgast den Preis beeinflusst und jeder entsprechend für sich zahlt. Da nimmt ein Taxi auch andere Leute mit, die in die selbe Richtung fahren. Im Gegenzug dazu ist Taxifahren echt günstig 😉
Aber die deutsche Regelung ist definitv eine andere.
Man sollte als Fahrer auch bedenken, dass da ja auch mal ein Test des letzten Fahrgasts sein könnte, ob der Fahrer so ehrlich ist, darauf hinzuweisen, dass ein Großteil der Fahrt eigentlich schon bezahlt ist.
Ich bitte meine verbliebenen Gäste bei solchen Vorzahlaktionen immer auch dran zu denken, dass schon xy€ bezahlt wurden, manchmal vergisst man das beim schnacken nämlich schlichtweg einfach…. Trotz Positionierung des Geldes in irgendnem Teil der Mittelkonsole…. Und ich nenne auch den Gesamtbetrag und was noch zu zahlen ist.
@JuraPunk:
Hier liegt offenbar ein Mißverständnis vor, da ich explitzit von zwei _unterschiedlichen_ Konstellationen ausgehe:
a) zufällige Fahrgemeinschaft, wobei die Personen aber _bewusst_ getrennte Kasse machen und haben wollen
Hier trifft das zu, dass mit _jedem Fahrgast_ – rein juristisch gesehen – ein eigener Beförderungsvertrag zustande kommt.
Fahrgast 1 hat also den vollen Betrag für die Teilstrecke zu bezahlen, Fahrgast 2 den Betrag vom Start bis zu seinem End-Teil-Ziel, Fahrgast 3 eben den gesamten Betrag für die volle Strecke. Hier kommt IMHO _keine_ „stillschweigende BGB-Gesellschaft“ zustande und der Knackpunkt ist dann der, dass man sich zwar ein Taxi teilt, dies aber sich eben _zufällig_ so ergeben hat. Es hätte ja jeder ein eingenes Taxi nehmen können und hätte dann ebenso jeweils den vollen Fahrpreis zu bezahlen.
Juristisch ein sehr interessanter Fall!
b) hier wird bewusst eine BGB-Gesellschaft (Fahrgemeinschaft) gebildet (Freundeskreis) und da ist es üblich dass man sich die Fahrtkosten teilt bzw. einer etwas mehr zahlt und der letzte dann den Rest.
Korrektur zum vorherigen Kommentar:
Richtig müsste es heissen Gesellschaft bürgerlichen Rechts: „GdBR“!
@Ingmar: ich hätte an der Stelle wohl trotzdem zwanzig gegeben. Quasi Bonus für die Ehrlichkeit. Offensichtlich war die Fahrt der Kundin ja zwanzig Euro wert. Ich wäre davon nicht wieder abgewichen als Kundin
An der Stelle möchte ich mal erwähnen, dass ich die in den Rückspiegel integrierten Taxameter echt blöd finde als Fahrgast, weil man die praktisch gar nicht ablesen kann als Fahrgast. Man kann nichtmal kontrollieren, ob zu Beginn null Taler auf der Uhr stehen.
@hrhrurur:
Das hängt aber stark davon ab, wo man sitzt und in welchem Winkel der Spiegel eingestellt ist. Wenn man hinten sitzt und sich nicht die Straße draußen spiegelt, ist es eigentlich recht komfortabel, finde ich. Da hab ich schon schlechtere Lösungen gesehen.
@Sash …
kleine Anregung:
Such mal nach nem Käfer .. brauchst zwar dann ein „H“ – Kennzeichen … aber im Zweifelsfalle: … „DuDu“ macht das schon… “ 😉
@highwayfloh:
Du vergisst den Umbau wegen der zweiten Tür rechts! 😉
Dudu macht das schon! 😉
Mach’s doch wie die Brasilianer früher … die fuhren Käfer-Taxis ohne Beifahrersitz.
@Panama Jack:
Es geht hier nicht um Bequemlichkeit, sondern um den gesetzlichen Wortlaut – wie das hier halt so ist. Und der verlangt in Deutschland 2 Türen auf der rechten Seite. 🙂
@Highwayfloh: Das ist, sorry, Unsinn. Nie und nimmer werden in einem deutschen Taxi mehrere Beförderungsverträge gleichzeitig abgearbeitet. Weil es schlicht verboten ist. Entweder einigen sich die Fahrgäste auf einen Beförderungsvertrag (der gerne kreuz und quer und meinetwegen wieder zurück führen kann). Oder sie nehmen verschiedene Taxen. Das ist einer der gewerberechtlichen Unterschiede zu (Anruf-)Sammeltaxen oder Bussen oder wasauchimmer. Der Fahrer/Kassierer darf dementsprechend auch nicht festlegen, wer bei welcher Strecke wieviel zu bezahlen hat, das ist immer Sache der „Bedarfsgemeinschaft“, die sich den Wagen teilt. Vorschläge darf er natürlich machen.
Im von Sash beschriebenen Fall halte ich es übrigens so, daß die „Teilzahlung“ gut sichtbar in den mittleren Lüftungsdüsen stecken oder bei Hartgeld in der Ablage darüber. Allzuleicht vergisst man als Fahrer im intensivem Gespräch nämlich selbst die Anzahlung. Ich bin da durchaus auch schon hinter Leuten hergerannt, weil ich erst beim Wegfahren das Geld wieder wahrgenommen habe… 😀 Und ja, das ist eine Frage des Anstands. Wie auch die dezente Rückfrage bei ungewöhnlich hohen Trinkgeldern.
@Torsten Bentrup:
Danke für diesen Hinweis, der war mir so nicht bewusst. Aber dann verstehe ich denn Sinn des Verbotes ehrlich nicht, da es ja gerade auch auf dem Lande diese Anfruf-Sammeltaxis gibt, die von don dortigen (gewerblichen) Taxibetreiben ebenso angeboten werden.
Anrufsammeltaxi ist rechtlich eine völlig andere Schiene und muß auch genehmigt werden.
Da ist das Wort Taxi im Namen eher irreführend, eigentlich sollte es Anrufbus heißen. Üblicherweise läuft das auch nicht unter der Regie des Taxiunternehmens sondern des örtlichen Busunternehmens, daß dann eben Fahrten weiterreicht.
AST hat ja auch feste Preise pro Fahrgast. Wird halt mit einem Fahrzeug durchgeführt, daß ansonsten als Taxi genutzt wird.