Wat’n Wochenende!

Ich muss hier mal wieder außerplanmäßig drauflos plaudern. Denn neben den ganzen Passagieren, von denen ich einige gesondert erwähnen werde, war das Wochenende – also meine Arbeitswoche – an sich einfach der Wahnsinn.

Donnerstag

Angefangen hat alles damit, dass ich am Donnerstag den Hinweis bekam, dass die 72 noch in der Werkstatt sei. Da ich Donnerstags ohnehin nur eine halbe Schicht fahre, hab ich gleich abgesagt. Nennt mich kleinlich, aber für 4 bis 5 Stunden auf der Straße eine An- und Abreise je über eine Stunde finde ich albern. Wie ich später erfahren sollte, hat mein Tagfahrer das Auto dennoch schon am Donnerstag Abend geholt, aber die Information kam bei mir nicht an. Schade eigentlich, denn ich hatte richtig Lust aufs Arbeiten.
Mein Leben wäre jedoch nicht mein Leben, wenn mir nicht auch noch Beschäftigungen für zu Hause eingefallen wären.

Freitag

Am Freitag begann meine Schicht ungewöhnlich früh um 18.30 Uhr. Aber nur auf dem Papier. Um die Zeit holte mein Tagfahrer mich zu Hause ab, woraufhin ich ihn heimfuhr. In die Nacht gestartet bin ich quasi pünktlich um 7 Uhr und diese Nacht begann in der ersten Hälfte  spitze. Winker wo ich nur hinfuhr! Aber als ich mich dann mal an den Bahnhof stellte, merkte ich, dass ich die große Ausnahme war. Alle Kollegen, die ich traf, hatten geradezu miese Umsätze. Für einen Freitag waren meine zwar auch nicht die Welt, aber die geplanten 170 € hab ich in 10 Stunden übererfüllt. Obwohl es ausgerechnet in der eigentlich besseren zweiten Nachthälfte schlechter lief.

Samstag

Ich startete die Samstagsschicht eine Stunde später, dafür mit drei Winkern in Folge und einem dicken Trinkgeld. Als ich mich dann an den Bahnhof stellte, erstarb jegliche Hoffnung. Während ein Kollege und GNIT-Leser nach einer halben Stunde Kundschaft bekam, stand ich am Ende über anderthalb Stunden. Das ist länger als es sich anhört!
Danach aber lief alles wie am Schnürchen, um 1 Uhr hatte ich deutlich mehr Umsatz als mancher Kollege. Der Clou des Tages aber sollte noch kommen, denn das war das Sisyphos, ein Elektro-Club in Rummelsburg. Ich bekam nur zufällig Winker dorthin, dann lief es wie von alleine. Vom Club selbst gingen die Touren zwar meist nur zum Ostkreuz (6,80 €), allerdings manchmal mit Kurzstreckenwinkern auf dem Rückweg. Und angestanden hab ich dann nie lange genug, um auch nur eine halbe Zigarette zu rauchen. Ich habe aberwitzige neun (!!!) Touren in anderthalb Stunden durchgezogen, und trotz der popeligen Länge der meisten kamen dabei rund 70 € Umsatz raus.
Der Tag war also erfolgreich gerettet und ich hatte den meines Wissens nach besten Kilometerschnitt aller Zeiten während einer Schicht. Wahnwitzige 1,56€/km. (Die kürzeste Schicht der Welt zählt da natürlich nicht)

Sonntag

Meine zweite halbe Schicht im Wochenplan. Nur kurz mal raus, 19 bis 24 Uhr. Dieses Mal sogar aus Gründen, denn es war Ersatzverkehr ab 1 Uhr bei meiner Bahn angesagt. Letzten Endes war mir das egal. Mein erster richtiger Versuch, das Berghain zu rocken, ist zwar misslungen, aber wie zu erwarten war, lief das Sisyphos immer noch.
Dieses Mal waren die Touren von dort aus weiter, was leider schnell dazu geführt hat, dass sich einige Arschlochkollegen einfanden, die gar nicht erst zum Ostkreuz gefahren sind von dort. Was für gehirnamputierte Vollhonks! Zwei Minuten Fahrt, 7 € in der Tasche und auf dem Rückweg eine 50/50-Chance auf eine Kurzstrecke. Ergo 11 € plus 2 x Trinkgeld binnen 5 Minuten und dann wieder eine Viertelstunde warten. Aber schon klar: Typen wie diese Arschgeigen fahren natürlich auch keine Kurzstrecke. -.-
Mir jedenfalls ging es wunderprächtig, ich hab sogar die halbe Schicht „überzogen“. Scheiß auf null Uhr, wenn ich Fahrten bis nach Bohnsdorf auf dem Silbertablett serviert bekomme!
Ich will’s nicht übertreiben … mit 6,5 Stunden war das letzte Nacht immer noch keine lange Schicht. Aber bei 130 € auf der Uhr will ich mich mal nicht beschweren. Vor allem, da 70 € der Plan waren.
Am Ende war sogar der Schienenersatzverkehr ungruselig, denn der Bus kam pünktlich und der Fahrer schaffte die angeblich 18 Minuten dauernde Strecke in 11. Also wie die Bahn …

Am Ende hab ich in drei Tagen mehr eingefahren, als ich mir für vier Tage vorgenommen hatte. Das ist alles noch weit jenseits aller Rekorde und kein Grund, anzugeben. Aber es ist im weitesten Sinne so gelaufen, wie ich mir das erhofft hatte. Und ganz ehrlich: an solchen Schichten hat es mir in den letzten Monaten massiv gemangelt.

9 Kommentare bis “Wat’n Wochenende!”

  1. […] Wat’n Wochenende! Wat’n Wochenende! […]

  2. Arno.nyhm sagt:

    Haben die A-G-Kollegen die Gäster wieder aus dem Taxi geschickt bei den Kurztouren?

  3. Arno.nyhm sagt:

    Btw: warum wurde mir eben plötzlich (ohne etwas anzuklicken) beim Öffnen von GNIT dann der App Store geöffnet und die bwin App angezeigt?

  4. Arno.nyhm sagt:

    (Auf den iphone)

  5. Sash sagt:

    @Arno.nyhm:
    Ja, die Kollegen haben sie weggeschickt. Für mich waren sie aber nie in Reichweite …
    Was die Sache mit dem App-Store angeht: 0.0
    Ich hab echt keine Ahnung! Ichh hab hier zwar ein paar WordPress-Plugins, bei denen ich nicht genau weiß, wie sie arbeiten – aber sowas sollte eigentlich nicht passieren.

  6. sepp sagt:

    Gratuliere zum geglückten Wochenende!
    Ganz OT zu dem Beitrag, aber weils mich grad interessiert:
    Könntest du dir vorstellen, in naher Zukunft mit einem elektrisch betriebenen Taxi zu fahren? Grad gesehen: http://www.spiegel.de/auto/aktuell/city-e-taxi-forschungsprojekt-zum-taxi-von-morgen-mit-e-motor-a-962660.html – OK, das ist kein Van, aber die gibts ja auch schon als Elektro-Autos, z.B. das Ding von Nissan, was auch als Taxi in NY rumfährt: http://www.env200.com/
    Was wäre an Infrastruktur nötig damit das realistisch wird? Würden (Schnell-) Ladesäulen an jedem Taxistand ausreichen? Dann könnte man jedes Mal ein bisserl nachladen. Wenn natürlich grad ein Winker den nächsten jagt, wird das irgendwann eng. Da wäre dann ein schneller Batteriewechsel toll, wie der Spiegelartikel andenkt. Für e-Busse soll es schon Induktionsspulen in der Straße geben, in einem Projekt in UK, glaub ich. Das ist sicher aufwendiger als ein Kabel anzustecken, aber schön bequem…

  7. Sash sagt:

    @sepp:
    Danke! 🙂
    Die Praktikabilität würde sich natürlich ja nach Unternehmen sehr unterscheiden. Für Selbständige Alleinfahrer würde ein Auto mit 200 km Reichweite und ein paar Stunden Ladezyklus ja durchaus schon funktionieren. Für die meisten im Doppelschichtbetrieb genutzten Wagen ist da halt mehr nötig. Ob ein Ladekabel am Stand reicht, ist fragwürdig. Auch am Stand rückt man ständig vor und die Halteplätze verlieren dank Apps und Datenfunk auch immer mehr an Bedeutung, so dass auch das wieder nur einen Teil der Fahrer zufriedenstellen würde.
    Eine gute Zwischenlösung wäre der flotte Batteriewechsel an der Tanke z.B. sicherlich, auf Dauer wäre Induktion natürlich bei so einem mobilen Gewerbe wie dem unseren eine viel geilere Idee.
    Ich persönlich hätte total Lust, mal ein Elektrotaxi zu fahren, aber ich vermute, da ich voraussichtlich immer nur Zweitnutzer eines Wagens sein werde, wird das mit einem reinen E-Mobil noch etwas dauern. Vielleicht kommt ja erst mal ein Hybrid, man wird sehen …

  8. sepp sagt:

    Zufällig gesehen, muss ich gleich verlinken:
    ein Elektrotaxi mit Range Extender, im klassischen englischen Stil, mit viel Platz.
    https://www.youtube.com/watch?v=gzWWgw-3WYs

    „MetroCab“ A new electric taxi for London’s diesel choked, particulate saturated streets. Bigger, smoother and cleaner, a delight to drive and so much more economic than the classic rattlers.
    http://www.newmetrocab.com/

  9. Sash sagt:

    @sepp:
    Oh danke.
    In der Tat ein sehr interessanter Beitrag. Irgendwie aber immer noch strange, diese London-Cabs. Also nicht, dass ich nicht mal eines fahren wollen würde. Aber der ganze große Raum da hinten wirkt irgendwie doch auch ein bisschen ungemütlich auf mich.

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