Ein Bier geht seinen Weg …

„Hey Sascha!“

Ach, immer wieder schön, wenn man nachts an einer Tanke irgendwo am Arsch der Welt einen Kollegen aus der Firma trifft!

„Sascha, trinkste Bier?“

„Äh, ja. Schon.“

„Dann warte mal kurz …“

Es ist hoffentlich klar, dass wir Taxifahrer auch nicht nachts an einer unbeobachteten Tanke einen picheln während der Schicht. Mir war schon klar, was der Kollege meinte, denn natürlich ging es um „Fundsachen“ im weitesten Sinne. Und ja, jemand hat bei ihm eine Flasche Bier verges … ähm, also: „Bier“ vergessen.

„Ist das dein Ernst!?“

„Sascha, sei ruhig! Besseres hab ich halt nicht!“

Sprach’s und drückte mir eine Flasche Sterni in die Hand.

Ja nun. Man ist ja nicht unhöflich. Ich dachte an den halben Kasten, den ich mir am Montag holen würde und daran, dass ein Sterni als sechstes ja irgendwie vielleicht … aber … wäh!

Schnitt.

Nach der Schicht stand ich dann so in Schöneweide am Bahnhof. Da tauchte ein Flaschensammler auf, der mir schon am Vortag aufgefallen war. Man kann es ja mal versuchen, mein Geschmack ist ja nicht die Messlatte!

„Entschuldigen Sie, sie sammeln Flaschen?“

„Äh, ja?“

„Nehmen Sie auch volle?“

„…“

„Ist keine Verarsche! Hab sie gefunden und ich trinke kein Sternburg …“

Ich selbst war mit dem Verlauf der Schicht ja schon zufrieden. Aber die Freude morgens am Bahnsteig – wegen einer kleinen Flasche mit einem Verkaufspreis von vielleicht 50 Cent – das sollte ich öfter mal machen.

2223

Wie ich gestern schon erwähnt hatte: Ich bin dieses Wochenende mal wieder ein anderes Auto gefahren. Früher (im Behindertenfahrdienst) war ich das gewohnt, inzwischen kommt es kaum mehr vor. Nicht alle bei uns in der Firma haben das Glück, dass sie immer ein festes Auto zur Verfügung haben, bei mir hat das aber geklappt. Erst die 1925, dann die 72 …

Aber letztere verbringt noch ein Wochenende in der Werkstatt. So ein Getriebeschaden ist ja nix, was man mal kurz beiseite schraubt.

Nun hatte ich dieses Wochendende also die 2223 (sprich: Zweiundzwanzig-Dreiundzwanzig), für Fotos leider ein langweiliger Ersatz, da es sich auch hier wieder um einen Opel Zafira B handelt, bei dem die äußeren Unterschiede zu meinen bisherigen Taxis mit der Lupe gesucht werden müssten. Aber holla, ist das eine andere Kiste!

Am augenscheinlichsten ist der Kilometerstand:

Ein "kleines Bisschen" jünger als die 72 … Quelle: Sash

Ein „kleines Bisschen“ jünger als die 72 … Quelle: Sash

Das ist kein Witz! Ich hab der Kiste in der ersten Schicht (mit der ersten Tour) die 1.000 Kilometer vollgemacht. Eine Woche zuvor waren es bei der 72 die 371.000. Bei aller Verteidigung meiner alten Möhren ist das natürlich ein Unterschied, ob man einen Neuwagen oder einen kurz vor Ende fährt. In dem Fall aber waren die Unterschiede bezüglich des Verschleißes noch die geringeren. Zum einen sind alle Zafira-Taxen anders. Der Knopf für den Taxameter-Key ist unterschiedlich angebracht, die Fußmatten sind unterschiedlich, man kann einen Sitz mehr oder weniger umklappen (der Beifahrersitz), wir haben verschiedene Einsätze für die Ablagen, die Anbringung des Funkgeräts/Mikros/Terminals ist unterschiedlich … zugegeben: Nix, was einem als Fahrgast auffällt. Außer vielleicht die Fensterheber hinten, die bei der 72 noch in Form von Kurbeln vorhanden sind.

(Zitat eines Fahrgastes: „Boah geil, voll retro!“)

Die 2223 aber …

Zum einen hat sie einen Turbo. Hui! Dann hat sie einen dieser unsäglich blöden Abstandswarner. Den Knopf zum Abstellen desselben zu finden, war eine meiner ersten Amtshandlungen. Schließlich fahre ich nicht besoffen im Tiefschlaf und fände so ein Teil nur hilfreich, wenn es erst dort zu piepen anfängt, wo es sonst einen durchgängigen Ton anstimmt. Wie zum Beispiel bei der Ausfahrt von der Firma. Brrr!

Schlimmer als das allerdings ist das Navi gewesen. Wobei „schlimm“ das falsche Wort ist. „Ungewohnt“ trifft es eigentlich eher, aber nicht all meine Kritik ist subjektiv. Es ist optisch wesentlich ansprechender und wohl inzwischen nicht mehr auf CD’s angewiesen. So weit, so gut. Auch der Umfang hat sich erweitert. So gesehen müsste es eigentlich per se besser sein als das der 72. Ist es aber nicht.
Es hat zum Beispiel einen (zumindest gefühlt) kleineren Bildschirm und ist in der Mittelkonsole gut 10 Zentimeter nach unten verrutscht. Mag besser aussehen, aber nun muss man wesentlich weiter von der Straße wegsehen. Dann ist – durch den Funktionszuwachs, zugegeben – die Bedienung erschwert worden. Gefühlt brauche ich mehr als doppelt so viele Klicks, um zu einer Routenanzeige zu kommen wie bisher. Das fängt schon damit an, dass ich am besten jedes Mal erneut die Stadt eingeben muss, während das vorher blieb, bis man es änderte. Gut für Fernreisende, schlecht für Taxifahrer.

Und wer dafür verantwortlich zeichnet, dass man jetzt ausgerechnet das Navi nicht mehr übers Lenkrad, sondern nur noch über den Touchscreen oder den Drehregler an der Konsole bedienen kann, der hat ohnehin die umgehende Arbeitslosigkeit verdient.

Aber um ehrlich zu sein: Ich könnte mich an all das gewöhnen. Als ob mich das Navi der 1925 damals nicht auch Einarbeitungszeit gekostet hätte. Aber jetzt war es eben nur für zwei Schichten. Da stresst das alles natürlich mehr als notwendig.

Aber so viel Spaß mir der Turbo-Motor und das erstaunlich geräuscharme Schalten auch macht: Ich bin tatsächlich froh, wenn die 72 wieder da ist. Ich bin nunmal inzwischen eines von diesen Gewohnheitstieren, ich gebe es ja zu. 🙂

Stundenklau!

So, kommende Nacht haben wir also wieder Zeitumstellung. Dieses inzwischen als nutzlos anerkannte Relikt früherer Zeiten. Außer Verwirrung bringt das Umstellen der Uhr nämlich offensichtlich nicht viel. Zumindest nicht im eigentlich anberaumten Sinne des Energiesparens. Aber da wir den Salat trotzdem sicher noch eine Weile haben werden, tun wir wohl gut daran, gelassen zu bleiben.

Mir persönlich hat das noch nie viel ausgemacht, da hab ich Glück im Gegensatz zu denen, denen es den Rhythmus voll zerschießt. In der kommenden Nacht werde allerdings auch ich ein wenig mehr als sonst leiden, denn dieses Mal frisst die Umstellung meine Arbeitszeit. Im Grunde hat sie das auch früher schon getan, aber an diesem Wochenende fahre ich ausnahmsweise nicht mein übliches Auto, sondern eines, das ich an der Firma hole (weil die 72 immer noch nicht ganz vom Getriebeschaden genesen ist). Und im Gegensatz zum Deal mit meinem Tagfahrer werden die Kisten an der Firma schon um 6.00, bzw. um 18.00 Uhr von Nacht- auf Tagschicht (und umgekehrt) gewechselt.

Nun fahre ich selten länger als bis 6 Uhr, aber das Auto heute Nacht zwingend um „5 Uhr“ (gefühlt) abstellen zu müssen, ist seltsam. Ehrlich gesagt: Auch heute morgen hab ich es um die Zeit abgestellt, aber da hätte ich halt locker noch überziehen und eine Tour anhängen können. Da muss ich heute Abend besser planen.

Aber wie sagt man so schön? Irgendwas ist immer …

Ich hoffe, Ihr leidet alle nicht zu sehr unter der Umstellung!

FAER kommt.

Ich bin erstaunt, wie wenig meine aktuelle Filterbubble zu einer der größten Reformen für Deutschlands Autofahrer bereithält. In rund einem Monat – ab dem ersten Mai 2014 – tritt das neue Fahrerlaubnisregister (FAER) in Kraft und damit werden die teils altbekannten Regeln der „Punkte in Flensburg“ völlig durcheinander geworfen.

Statt 18 Punkten braucht es nur noch 8, um den Lappen loszuwerden – im Gegenzug wurde an der Vergabepraxis und einigen anderen Dingen aber auch deutlich gedreht. So werden jetzt nur noch als „sicherheitsgefährdend“ eingestufte Verstöße dort eingetragen, „Punkteabbauseminare“ sind durchweg freiwillig, bringen aber auch nur noch einen Punkt; und jeder Punkt verjährt für sich alleine, es wird nix mehr aufaddiert.

Um ehrlich zu sein: Ich bin in Detailfragen (wie z.B. der Tilgungsfristen beim Übergang zum neuen System) trotz ein paar Recherchen immer noch etwas unbeleckt. Kunststück, da mich das kaum interessiert. Meine letzten Punkte sind lange verjährt und neue werde ich aller Voraussicht nach erst bekommen, wenn das neue System in Kraft tritt.

Darüber hinaus finde ich die grundsätzlichen Ideen nicht schlecht, die das FAER ausmachen. Sicher, der Mangel an Differenzierung (es gibt eben nur noch 1, 2 oder 3 Punkte pro Verstoß) ist vielleicht weniger toll. Aber die verlängerten Tilgungsfristen im Falle neuer Verstöße ist z.B. in meinen Augen sinnvoll. Und ja: auch wenn die Fristen insgesamt länger sein mögen. Es war schlicht absurd, dass es mir bisher zum Verhängnis hätte werden können, dass 3 Punkte eines Rotlichtverstoßes im Taxi mir 2 Jahre länger an der Backe kleben würden, weil ich anderthalb Jahre nach dem Vorfall mit einem Mietwagen ohne Plakette in einer Umweltzone erwischt worden wäre. Wo da der Zusammenhang besteht, verschloss sich wohl nicht nur mir.

(Rechtsanwalt Tobias Glienke hat ein paar Artikel zum Thema in den letzten Tagen geschrieben)

Fürs Taxifahren an sich ändert sich wohl kaum was. Unsere P-Scheine werden weiterhin nach persönlicher Bewertung der Referatsleiter entzogen oder nicht. Und mein Chef konnte mir auf Nachfrage auch nur bestätigen, dass es da bisher Fälle gab, in denen Fahrer trotz 15 Punkten den Schein behalten oder ihn mit nur 3 Punkten haben abgeben müssen.

Wie eingangs erwähnt: Über alle Aspekte (gerade beim Übergang der Systeme) hab ich auch noch nicht alle Infos gesammelt. Insgesamt aber scheint mir die Reform nicht die dümmste zu sein, da sie allenfalls wirklich hartnäckige Sünder übler trifft als bisher. Aber die Meinungen sind bekanntlich verschieden.

Was ist Euer Standpunkt zur Reform?

Dumme Idee und unnütze Änderung? Oder doch mal was halbwegs cleveres?

Wenn Unperfektsein hilft …

So wirklich super war die Tour nicht. Die Winker stiegen ein und meinten:

„Ist nicht weit. Sie können das nach Kurzstreckentarif machen …“

„Sie können“ ist schwierig formuliert. Ich muss. Wenn die Kunden es wünschen. Im Grunde verdiene ich am Normaltarif aber natürlich etwas mehr. Wenn ich mich einfach so egoistisch verhalten würde, würde ich wohl nie Kurzstrecke freiwillig reindrücken.

Aber so bin ich ja nicht und ich hab es einfach mal als Wunsch der Kundschaft interpretiert. Und war kurz darauf froh darum. Denn ich hatte keinen blassen Schimmer, als sie mir den Straßennamen sagten. Gut, sie war auch nicht sonderlich groß oder überragend wichtig, aber ich hatte zu viel mit dem Verkehr zu tun, um mal schnell nebenher das Navi zu programmieren. Bei langen Fahrten ist das einfacher. Die Stadtteile, die die Kunden nennen könnten, hab ich vollständig im Kopf, sind ja nicht mal hundert. Da hat man auf dem Weg die Zeit, mehr rauszufinden, das Navi einzustellen oder zu erkennen, ob die Kunden im Grunde total gerne selbst den Weg erklären.

(Manche sind echt geradezu niedlich stolz, wenn sie Taxifahrern den Weg weisen können, das ist total lustig.)

Aber hier sollte es innerhalb Tempelhofs bleiben und im Grunde hätte ja jede Straße die sein können, in die ich abbiegen muss. Also hab ich mich in meiner ganzen Ahnungslosigkeit outen müssen. Und noch dazu bei Kunden, die ich noch keine 20 Sekunden kannte und die sofort untereinander zu reden begonnen hatten. Das ist soweit natürlich ein Teil meines Alltags, über den ich nicht die Story vom Pferd erzählen müsste. Auf der anderen Seite sind das auch die Sekunden, in denen Kunden darüber entscheiden, ob der Taxifahrer gut, ok oder doof ist. Und letzteres riskiere ich ungern.

Die Kundschaft war schon älter, ich schätze, sie waren verheiratet. Er wies mir den Weg, aber unsere Kommunikation war holprig. Da hinten dann links, nicht hier, nein dort, warten Sie, nein nein nein!

Ich hab mir auf die Lippen gebissen, weil mir klar war, dass ich überhaupt keinen guten Eindruck machte. Auch wenn niemand irgendwas böses sagte, freute ich mich einfach auf das Ende der Fahrt. Wahrscheinlich würden wir uns nie wieder sehen und sie mich vergessen. Hoffentlich!

Die Zielanfahrt wurde dann durch das aufdringliche Piepen des Taxameters unterbrochen. „Ende der Kurzstrecke!“ mahnte es und ich drückte ungefähr 50 Meter vor der Bushaltestelle, an der ich sie rauslassen sollte, auf Kasse. Bei vier Euro und den 40-Cent-Intervallen seit der letzten Tariferhöhung wären das mal eben 10 bis 20% obenauf gewesen und da wollte ich schon wegen meines etwas peinlichen Rumsuchens kein Aufheben machen. Auch wenn ich die Kurzstrecke dieses Mal freiwillig genommen hatte.

Und auch wenn das immer als nette Geste aufgefasst wird, war ich in diesem Fall einfach froh, am Ziel zu sein.

Nun sind Kunden aber ein seltsames Völkchen und teilen nicht immer irgendwelche hintergründigen Sorgen des Taxifahrers. Das habe ich beim Bezahlen gemerkt. Die bisher stille Dame im Fond reichte mir einen Zwanziger nach vorne und sagte, während sie kurz zwinkerte:

„Machen sie bitte zehn.“

Verstehen muss ich das zwar nicht, aber ich denke, Freuen ist ausdrücklich erlaubt. 🙂

Was halt so passiert …

Ich stand mit einem Kollegen friedlich rauchend und schon seit viel zu langer Zeit am Ostbahnhof. Der Kollege musste einer Vorbestellung wegen bald weg, ich hoffte immer noch auf Kundschaft. Plötzlich hielt ein weiteres Taxi neben uns, eine E-Klasse älteren Baujahres. Die Scheibe der Beifahrertür surrte herunter und ich beugte mich zum Fenster herab. Ich erwartete, dass der Kollege nach einer Adresse in der Nähe fragt oder so. Zunächst sehe ich in die Augen einer lethargischen Kundin direkt an jenem Fenster. 30 Jahre vielleicht, klein und zierlich. Dann der Taxifahrer. Sicher schon 60, korpulent, mit Pollunder und einer Brille, die ungefähr seit 1965 nicht mehr in Mode sein konnte.

„Kollege …“

begann er das Gespräch:

„…ich weiß nicht mehr weiter. Ich fahre sie hier schon die ganze Zeit rum. Mal hierhin, mal dorthin und ich hab keine Ahnung, wo das Ganze enden soll. Geld hat sie nicht, aber inzwischen sind schon …“

Ich warf einen Blick aufs Taxameter und sah selbst die stolze Summe von 35,00 €. Ich musste an meine letzte Fehlfahrt denken, das war ja zufälligerweise auch eine Frau diesen Alters. Dank meiner Gesichtsblindheit hätte ich nicht einmal ausschließen können, dass es genau selbige war. Der Kollege war sichtlich verzweifelt und bat uns, doch wenigstens die Stellung zu halten, er würde jetzt die Polizei rufen. Auf Bitten meines Gesprächspartners (der ja gleich los musste) fuhr der offensichtlich geprellte Kollege vor mir an den Stand. Seine Kundin hatte zwar kurz eingeworfen, dass sie ja Geld holen könnten, aber Fluchttendenzen zeigte sie nicht. Leider auch keinen Anflug von Ideen, wo man ohne EC-Karte Geld holen könnte.

Nachdem es Zeit für die Vorbestellung war, ist der andere Kollege abgezischt und ich stand auf Position 1 und vor mir das seltsame Paar aus gleichgültiger Trulla und geprelltem Taxifahrer. Die Cops waren bald vor Ort und das Geschehen verlagerte sich schnell auf den Gehweg, wo die Beamten der Frau offenbar die ein oder andere unangenehme Frage stellten.

Was immer daraus auch werden sollte … viel konnte es nicht sein. Ich hab bei meinem oben verlinkten Superfang nicht ohne Grund auf die Kawallerie verzichtet, weil es den Aufwand oft nicht wert ist. So sehr es einen auch ärgert.

Dann kam Kundschaft. Fünf junge Leute. Sie gingen auf den Kollegen zu, der sie offenbar willkommen hieß, woraufhin sie einstiegen. Ich will ehrlich sein: In dem Moment hab ich mir gedacht:

„Was bist Du eigentlich für ein Kollegenschwein? Dass Du dich nach der Schlappe für eine Tour begeistern kannst, verstehe ich ja. Aber Du bist nicht erster an der Halte, das bin ich. Und ich warte hier seit verschissenen anderthalb Stunden!“

Zu meinem Glück war der Kollege aber auch nicht so skrupellos, vor den Augen der immer noch mit der Dame diskutierenden Ordnungshüter fünf Leute in seinen Daimler zu quetschen. Also kamen zwei davon zu mir. Gut, sie hätten eigentlich alle reingepasst, aber niemand hat danach gefragt. Ich bin gerne hilfsbereiter Dienstleister, aber für 1,50 € Zuschlag rede ich mir nicht ungeplant den Mund fusselig. Überhaupt wollte ich nach der ewigen Wartezeit vor allem weg von der Halte und wenn zwei junge Kerle das wollen, dann mache ich das halt.

So fuhr ich also dem Kollegen hinterher. Problemlos. Denn die Zieladresse in der Oranienburger war klar und der Kollege fuhr den kürzesten Weg. Gut, umsatzmäßig hat mich die Tour von 10,20 € auch nicht mehr retten können, aber das grandiose Finale war dann das Bezahlen:

„I have ten, do you have twenty?“

fragte einer der beiden den anderen. Na gut, sah es eben nicht nach Trinkgeld aus. Obwohl die Summe dafür prädestiniert schien. Dann folgte das übliche bedeutungsschwangere Klimpern des durchforsteten Portemonnaies und mir wurden ein paar Münzen in die Hand gedrückt. Nicht etwa 20 Cent in Rotgeld, sondern sage und schreibe 6 €.

Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, ob ich aus dem Verlauf des Abends irgendein Fazit ziehen könnte, aber mir ist echt keines eingefallen …

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Na also, geht doch!

Dieses Wochenende … ich sag’s Euch!

Sowas deprimierendes ist auch mir selten passiert. Die 10 geplanten Stunden am Freitag liefen völlig desaströs und selbst mit der zufällig noch hinzugefügten elften (die immerhin mal eben fast 40 € Umsatz brachte) kamen am Ende nur knappe 7 € Bruttostundenlohn raus. Der Samstag fing nochmal beschissener an, insbesondere war es traurig, dass ich während der ersten dreieinhalb Stunden nur zwei (!) Touren hatte. Zwei!

Aber gut, immerhin war eine längere dabei. Und so sollte der Abend – nach einer Pause – auch weitergehen: Wenige Touren, dafür aber lange. Kommt im Prinzip nicht arg viel schlechter als mehrere kurze Fahrten, aber wirklich genießen konnte ich die viele Wartezeit auch nicht. Ich möchte den Job nicht nur aus den Augen meines Geldbeutels sehen, aber ohne Kundschaft isser auch einfach recht langweilig.

Und dann stand ich am Berghain. Nach einer langen kundenlosen Rückfahrt in die City dauerte jetzt auch das Warten verhältnismäßig lange. Damn it! Um wenigstens noch irgendwas halbwegs brauchbares aus dieser Schicht rauszuholen, wären 20 € für die nächste Tour schon angemessen gewesen.

Und das war ABSOLUT UNMÖGLICH*. Vom Berghain kriegt man einfach keine Tour über 20 €. Die Fahrten von dort teilen sich auf in die ungeliebten Fahrten der Leute, die nicht reinkommen und nun einen anderen Club ums Eck oder ein Hotel aufsuchen – und denen, die nach dem Feiern dort nach Schöneberg fahren. Ob zu Toms Bar, einem Hotel oder ihrer Wohnung, egal: Das ist so zuverlässig, das hätte man gerne öfter im Taxigewerbe.

So auch mein Kunde. Ein zierlicher junger Mann, und er wollte in die Motzstraße. Schöneberg. Immerhin. Trotzdem halt „nur“ 16 €. Man könnte jetzt sagen: „Ja, es klappt halt nicht immer alles!“ und das wäre richtig. Aber an diesem Abend? Wo ich von der Halte nur Fahrten über 20 € und kürzere Touren allenfalls von unterwegs kannte?

Das Schicksal kann auch nett sein.

„Oh, fuck fuck fuck! Wir müssen zurück zum Berghain!“

meinte mein Fahrgast auf der Holzmarktstraße.

Was vergessen. Medikamente. Oder Drogen? Mir egal.

Ich hab dann „total uneigennützig“ angemerkt, dass es, wenn es schnell gehen sollte, deutlich günstiger wäre, wenn ich warte. Also im Gegensatz zu einem neuen Taxi vom Berghain aus. Und er hat angenommen. Das allerdings eher überraschend, denn er sprang nur raus, sagte, dass er gleich wiederkommen würde und sprintete davon. Für ein paar Momente hatte ich die Befürchtung, er wäre ohne zu bezahlen stiften gegangen, weil das so schnell ging, dass ich nicht einmal ein Pfand einfordern konnte.

Aber er kam wieder. Und wir fuhren bis nach Schöneberg. Dann mit rund 23 € auf der Uhr.

Und nun?

Konnte er nicht zahlen. 19 € in bar hatte er. Mit Karte wäre gegangen, aber ich hab ja keinen funktionierenden Kartenleser an Bord.

Alles dumm gelaufen? Geht so. Er wollte zu einem Automaten und ich hab gewendet, um hinzufahren. Hatte aber vergessen, dass ich schon „Kasse“ gedrückt hatte. Also verschwand der Betrag vom Taxameter. Dumm, denn eigentlich hätte ich das ja berechnen dürfen. Aber wie das Leben so ist: Ich hab’s nicht getan. Eine 23€-Tour vom Berghain in einer miesen Nacht … da kann man auch mal 700 Meter für umme fahren.

War so gesehen eine komplizierte Sache, aber hey: 23 € vom Berghain aus! 😉


*natürlich ist grundsätzlich alles möglich. Die Aussage des obigen Satzes ist als vernachlässigbar geringe Wahrscheinlichkeit zu verstehen. Genau genommen hatte ich ja bereits vor kurzem eine Tour über 20 € vom Berghain.