„Moin! Wo soll’s denn hingehen?“
„Thaerstraße 19.“
„Alles klar.“
Für einen Moment hatte ich überlegt, ob ich noch irgendwas fragen sollte. Vielleicht nach der Schreibweise oder so. Aber hey, ich hab ihn in Weißensee aufgegabelt, die Thaerstraße lag in der richtigen Richtung und mit vier Kilometern auch in einer sehr typischen Taxi-Entfernung für volltrunkene Kundschaft, die man aufsammelt, nachdem sie schon mal in die richtige Richtung losgelaufen sind. Und ich kannte keine andere, ehrlich.
Kenne ich bis jetzt immer noch nicht. Keine Teerstraße, Tärstraße, Tehrstraße oder sonst etwas plausibles. Dennoch verkündete mein Fahrgast, als ich die Straße von Beginn an befuhr:
„Du weißt aber schon, dass Du völlig falsch bist!?“
„Wie, falsch?“
„Thaerstraße 19!“
„Ja. Die müsste gleich da hinten kommen …“
„Alter, ich wohn da. Die kommt nicht jetzt hier gleich!“
Also habe ich nun halt etwas verspätet versucht, alles klarzustellen:
„OK, wir sprechen von der Thaerstraße. T-H-A-E-R-Straße. In Prenzlauer Berg?“
(der untere Teil liegt meines Wissens nach in Friedrichshain, aber egal!)
„Ja, genau!“
„Dann sind wir hier richtig. Und zwar absolut. Hier ist die 23, dann kommt die …“
„OK, is‘ egal. Halt‘ hier!“
„Nicht noch bis vor die Türe?“
„Nee, is‘ jetzt egal. Was krisse?“
„11,20 €.“
Das kam jetzt etwas unerwartet. Denn um ehrlich zu sein: er erweckte immer noch den etwas unzufriedenen Eindruck eines Typen, der im völlig falschen Stadtgebiet ausgesetzt wurde. Muss ja nun auch nicht sein. Aber nach allen Regeln jener Kunst, die man gemeinhin Ortskunde nennt, waren wir wirklich dort, wo er hinwollte. Also zumindest 20 Meter entfernt davon. Aber er hat mich dadurch beruhigen können, dass er satte 3,80 € Trinkgeld gab. Das tut man ja gemeinhin nicht einfach so, um sich für eine völlige Fehlfahrt zu bedanken.
Und dann?
Ist der Töffel in die falsche Richtung gelaufen.
Ich hab hart mit mir gerungen, nochmal anzuhalten und ihm den richtigen Weg zu weisen. Aber wer weiß: Vielleicht wollte er auch eben nochmal zum Späti, zu einem Kumpel, was auch immer. Im schlimmsten Fall hatte halt noch ein zweiter Kollege am heutigen Morgen die Ehre …
Woher kommt eigentlich das Wort „Töffel“? Also, von was ist es das Diminuitiv (heißt das so?)?
@Wahlberliner: Duden online (http://www.duden.de/rechtschreibung/Toeffel) verweist bzgl. der Wortherkunft auf Stoffel und sagt, dass das vom Vornamen Christoph kommt.
Apropos. Herbert Wehner hat mal zu Helmut Kohl gesagt : ‚Lassen Sie mich doch ausreden Sie Düffel-Doffel‘.
Und dann – ich kenne es nur aus der Persiflage auf Youtube von dem Kabarettisten Thomas Freitag-:
‚Ich bin nicht nachtragend, aber ICH VERGESSE NICHTS ‚.
Einer von vielen Gründen, warum ich Tagfahrer bin.
Unabhängig davon, dass ich sowieso kein Partytyp bin, stellt sich mir die Frage:
Warum muss man Alkohol trinken?
Um einen Grund zu haben, straffrei rumzupöbeln?
Weil man Extrawünsche einfacher erfüllt bekommt?
@Holger L.: Es gibt grundsätzlich keinen Party- oder Alkoholzwang. Es ist nicht einmal Pflicht Spaß am Leben zu haben.
Warum muss man sich über die Alkoholtrinker und Partygänger aufregen?
Weil das Leben sonst zu angenehm wäre?
@ Holger L.
Hääääää? Müssen Nachtfahrer „Partytypen“ sein? Und Alkohol trinken? Gibt es tagsüber keine Trüffelstoffel? Und was meinst Du mit den Extrawünschen?
Ts, ts,immer diese Tagfahrer… 😉
Der Unterschied zwischen Tag- und Nachtfahrer ist wie der Unterschied zwischen Tag und Nacht..
@ ichso:
Den Spaß am Leben habe ich auch ohne Alkohol. Seltsam nicht? Meine Frage ist wortwörtlich gemeint:
Warum muss man sich die Birne mit Alkohol zukippen, bis man nicht mehr weiß, wer man ist, wo man ist und was man macht, um das zu tun, was man tun möchte?
Wenn ich Dart spielen will, als Beispiel, stell ich mich auch nüchtern da hin und werfe die Pfeile, habe ich auch meinen Spaß.
Wenn ich durch die Stadt laufen will, weil ich Bock danach habe, brauche ich keine Bierflasche in der Hand halten.
Aber genug der langen Worte über mein „Spießerleben“.
Kurz und bündig: Das was man tut, kann man auch nüchtern tun und ebenso Spaß haben.
@ Aro: Wer als Taxifahrer die Tagesschicht fährt, braucht sich nur zusätzlich für Kneipen sperren lassen und hat sein Leben lang Ruhe vor Alkoholiker. 4 Jahre Taxifahrer, 3 Jahre davon für Kneipen gesperrt. In den 3 Jahren hatte ich 2 angetrunkene aber nicht sturzbetrunkene Fahrgäste.
Im Vergleich zum Nachtfahrer auch etwas weniger Umsatz, aber dafür lebt man sicherer. Ohne Scheiß.
Warum ist das so?
Aso, die Teerstraße gibt es, aber nicht in Berlin.
Teerstr. / Teerstraße 46537 Dinslaken, Lohberg (Nordrhein-Westfalen)
Wäre eine schöne Tour geworden. Vielleicht wollte sich dein Fahrgast das Zugticket sparen lol.
@ Holger L.
Ich will Dir ja Deine Begeisterung für Tagfahrten und Deinen Abscheu vor Alkoholikern nicht ausreden, ist ja Deine Sache.
Allerdings fahre ich selber seit über zehn Jahren nachts, auch Kneipen (bis auf 3, 4 Ausnahmen) und mir hat noch nie jemand ins Auto gekotzt und ich wurde auch noch nicht von ihnen angegriffen o.ä.
Ich habe auch keine Vorurteile gegenüber Alkoholikern. Solange jemand friedlich und trocken ist, haben sie auch das Recht, beföreert zu werden! Das ist unser Job. Das Problem sind eher die betrunkenen Nichtalkoholiker, aber auch diese diskriminiere ich nicht.
Deine These, dass man ohne alkoholisierte Fahrgäste sicherer lebt, ist für mich nicht nachvollziehbar. Die ärgsten Probleme hatte ich nicht mit alkoholisierten, sondern mit aggressiven Leuten.
Und zum verpeilt sein braucht man keinen Alkohol.
@Marco und Wahlberliner:
Ui, danke. Darüber hatte ich selbst noch nie nachgedacht. 🙂
@elder taxidriver:
„Düffel-Doffel“? OK. Auch hier: Wieder was, äh, gelernt. 😉
@Holger L. und Aro:
Die Diskussion über das für und wider von Drogenkonsum ist natürlich eine interessante, geht aber auch weit über das Thema Taxifahren raus. Ich halte es da eher mit Aro: Grundsätzlich ist die Tatsache, dass jemand angetrunken ist, für mich kein besonderes Kriterium (so lange es nicht völlig hinüber bedeutet) und ich hätte auch eine Menge tolle und interessante Fahrten verpasst. GNIT allein wäre um vieles ärmer ohne die vielen kleinen, teils niedlichen Verpeilungen, bei denen Alkohol und co. ihre Finger im Spiel hatten. Eine Verharmlosung von Drogen im Allgemeinen liegt mir fern, aber das ist in erster Linie ja auch ein Problem meiner Kundschaft. Zu meinem wird es nur, wenn sie sich danebenbenehmen. Und das, auch da hat Aro Recht, kann einem immer passieren. Sicher, die Wahrscheinlichkeit steigt mit der Promillezahl. Aber meist ist das Problem, dass es sich um Idioten handelt, die getrunken haben. Nicht um Leute, die nur betrunken idiotisch werden.
Na, mit ’ner Bierflasche rumzulaufen ist weniger ein Indiz für Alkoholismus als ein zeitgeisttypisches jugendliches Stil-Accessoire.. Von mir aus auch Zeit-ungeist-typisch, aber harmlos.
Das Alkoholproblem als solches wurde erst eines als es Ende des 19. Jahrhunderts produktionstechnisch möglich wurde die harten Sachen, Schnaps, Weinbrand und so weiter an große Bevölkerungsschichten zu verkaufen. In der Zeit davor wurde Bier und Wein getrunken , dazwischen liegen ( kulturelle) Welten.
@ elder taxidriver
Das Bierflaschenphänomen ist leicht zu erklären: Jugendliche auf Klassenfahrt in Berlin müssen eine Bierflasche in der Hand halten! Das ist ein Zeichen dafür, dass sie sich hier nicht auskennen und falls mal einer verloren geht, weiß man, dass man ihm helfen und ins nächste Hostel bringen soll.
Früher hatte man sone Zettel um den Hals, aber die sehen einfach zu uncool aus.
Das ganze hat also nix mit Alkoholismus zu tun!
@elder taxidriver: falls du damit meinst, dass man mit Bier und Wein nicht so betrunken werden kann wie mit den vermeintlich „harten“ Alkoholika, hätte ich das Gegenbeispiel, dass die betrunkensten Leute, denen ich in letzter Zeit begegnet bin, nichts als Rotwein getrunken hatten. Ich selbst hatte auch meinen schlimmsten Absturz mit Rotwein.
Hier wird gerade ein bisschen wenig differenziert zwischen Alkoholismus und übermäßigem Alkoholkonsum in bestimmten Situationen …
An anderer Stelle spricht man auch darüber Haschisch zu legalisieren. Bedenkt man die Folgen von zuviel Zucker und Coffein, dann ist auch Cola eine Droge 😀
Kann sein, dass ich zu blöd dafür bin, das zu begreifen, aber es geht mir nicht in den Sinn, warum man (es sind keine Einzelfälle, sondern Spießer wie ich sind die Einzelfälle) sein Leben unbedingt damit gestalten muss, dass man sich keine Gedanken mehr darüber macht, dass man das, was man tun möchte, auch ohne Alkoholkonsum tun kann. Und das würde irgendwann zu Alkoholismus führen und wenn man da erst mal drin ist, dann verspürt man einen Zwang bei jeder Gelegenheit zu trinken.
Vielleicht ist meine Meinung verständlicher zu begreifen, wenn ich sage:
Warum ist ein Großteil der Bevölkerung so leichtsinnig und gleichgültig Alkohol zu konsumieren, obwohl gar kein Zwang besteht?
Warum treten Gedanken auf, wie:
„Heute Abend Party, da wird ordentlich Bier gertrunken.“
„Nachher noch mit Freunden Fußball gucken, ein Kasten Bier muss noch gekauft werden.“
Wozu? Wo steht das geschrieben?
Die erste und einzigste Antwort auf diese Frage, die mir dazu einfällt, ist: „Um cool zu sein.“ „Um dazu zugehören.“
Ich habe das vorhin schon angedeutet, dass es bei allem, was wir konsumieren im Übermaß schädlich ist. Wer zuviel Wasser schluckt, ersäuft. Wer zuviel Süßes zu sich nimmt, läuft Gefahr zuckerkrank zu werden.
Aber: Alkohol ist eines der Drogen, welches einen Menschen in seinem Wesen verändert, gibt noch andere Drogen.
Ich habe mich aus Prinzip für Gaststätten sperren lassen. Dieses Prinzip begründe ich damit, dass sich Leute bewusst mit Alkohol die Kante geben und im Rausch als unzurechnungsfähig gelten. Wenn dann was passiert, werden diese Leute höchstwahrscheinlich straffrei davonkommen.
Ein Mensch, der im nüchternen Zustand eine anderen Menschen absticht, der ist weg vom Fenster, bekommt lebenslänglich.
Jemand der in Volltrunkenheit einen anderen absticht, bekommt was als Strafe? Bewährung?
Und jetzt diskutiert bitte nicht, wie schwer es ist, unter Volltrunkenheit ein Messer festzuhalten, geschweige denn zuzustechen. Das geht zuweit.
@ Holger L.
Deine Einstellung gegenüber Alkoholkonsum will ich Dir ja gar nicht absprechen, auch wenn ich sie für überzogen halte. Aber das Szenario, das Du am Ende beschreibst, ist schon reichlich übertrieben, findest Du nicht?
Ich trinke übrigens auch so gut wie nie Alkohol, trotzdem gestehe ich es anderen Menschen zu. Bin ja nicht der Messias oder ein Diktator.
Es gibt außerdem einen Unterschied zwischen Alkoholkonsum und Rausch/Volltrunkenheit.
Gaststätten für mich sperren zu lassen, käme mir aber nie in den Sinn, zumal ich dann auch um die Restaurants gebracht werden.
@Holger L.:
Es ist ja völlig ok, wenn Du keine Gaststättenfahrten machen willst. Und keine bewusstseinsverändernden Drogen sind sicher auch nicht die schlechteste Idee, was die Lebensgestaltung angeht.
Aber gerade wenn man auf Fahrten mit trinkenden Menschen weitgehend verzichtet, ist es auch ein bisschen vermessen, diesen Leuten alles Übel anzudichten, das es da draußen zweifellos gibt. Nicht jeder Betrunkene ist aggressiv oder völlig im Wahn, nicht einmal jeder Volltrunkene. Meist geht es da um Leute, die sich ein bisschen schwerer auf den Beinen und schwerer wachhalten können als andere – und das war’s im Wesentlichen. Und bei vermutlich gefährlichen Leuten erlaubt uns die Beförderungspflicht ja auch ein Schlupfloch.
Es ist natürlich immer schwer, Leute zu verstehen, die anders leben als man selbst. Ich halte Religionen für gefährlicher als alle Drogen des Planeten zusammen, ich verstehe Leute nicht, die nicht lesen. Und was schief läuft, wenn man sauer ist auf Menschen, die einen anderen Fußballclub gut finden, dürfte meiner Meinung auch mal medizinisch erforscht werden. Aber die meisten haben ihre Gründe, Dinge zu tun oder zu lassen. Die sind natürlich nicht immer rational, sondern vielfach emotionaler Natur, aber auch das macht den Menschen nunmal aus.
„Und was schief läuft, wenn man sauer ist auf Menschen, die einen anderen Fußballclub gut finden, dürfte meiner Meinung auch mal medizinisch erforscht werden.“
Genau! Wer einen anderen Verein als Hertha gut findet, muss echt krank sein 😉
@ Sash:
P.S. + OT
Warst Du das heute Abend am OBF im neuen Zafira-Modell?
@Aro:
😉
Wenn Du den ganz neuen meinst: Nein. Ich fahre derzeit die 72, und das ist der ganz normale B-Zafira, wie auch die 1925 einer war.
Es gibt noch eine dieser Straßen in Potsdam Nord-West. Nur falls der nächste Töffel vergisst, die Stadt mit anzusagen 😛
Was ist denn ein „Späti“? Sowas wie eine Trinkhalle?
@Andreas:
Quasi.
Ein „Spätverkauf“, hier in Berlin ein Teil der Grundversorgung … 😉
Zwei Frauen habe ich lang ist her an einem Spätkauf im Wedding abgeholt. Beide hatten eine offene Bierflasche in der Hand. Meinte ich so, dass mir offene Bierflaschen nicht in die Taxe kommen, da haben die Anstalten, wollten sich mit Bierflaschen ins Taxi setzen. Meinte ich, sie sollen die Flaschen stehenlassen oder ich fahre wieder weg. Nur widerstrebig sind sie der Aufforderung nachgekommen. Während der Fahrt haben sie geschlafen. Am Zielort haben sie sich in Ihre Wohnung verbarrikadiert und mich um 35 Euro geprellt, weil sie gesagt haben, das Geld liegt in der Wohnung. Deren Pech war es, dass Sie eine Tasche dabei hatten, die ich denen hochgetragen habe. Somit war ich im Treppenhaus und konnte am Klingelschild deren Namen ablesen.
Ein anderer Fahrgast war so hackedicht, dass ihn zwei Kumpels zum Taxi tragen mussten. Der hat so gelallt, dass ich den Zielort nicht verstehen konnte, mit Handzeichen oder etwas was danach aussah hat er mich dann gelotst.
Zu besoffen um den Zielort zu nennen, aber nüchtern genug mich während der gesamten Fahrt mit: „Bist du Russe? Doch du bist Russe!“ zu nerven.
Wer bei Fahrgästen die zum Taxi getragen werden müssen , sorry, aber wer da so doof ist nicht gleich wegzufahren ist sozusagen selber Schuld an dem was ihm danach passiert.
Zwei Männer etwas älter als ich habe ich den einen Tag in Siemensstadt aufgelesen, Winker, kein Name, keine Adresse. Der eine wollte kurz um die Ecke zur Tanke, fragt den anderen, ob er was mitbringen soll. Dieser wendet sich an mich und fragt: „Darf ich ein Bier trinken?“
Meine Antwort darauf: „Nein, das möchte ich nicht, der Geruch von Bier lenkt mich vom Verkehr ab.“
Der eine fing an zu grinsen und sagte nur: „Ich bin gleich wieder da.“ Der andere war sichtlich empört und meinte: „Sowas habe ich noch nie gehört.“ und schmollte.
Auf meine Frage, ob er eine Quittung möchte, antwortete er mit: „Ich will keine Quittung, ich wollt ein Bier trinken, du Idiot.“
Der zweite kam wieder zurück und meinte scherzhaft, ob er seine Cola öffnen darf.
„Ich habe nichts dagegen, wenn Fahrgäste Essen und Trinken“, sagte ich. „Aber Rauchen und Alkohol, vor allem offene Bierflaschen möchte ich hier drin nicht.“
Die Gemüter haben sich damit beruhigt. Nach gut einem Kilometer stieg der Lustige aus, verabschiedete sich vom anderen und dieser wiederum gab an, dass er ins Umland gefahren werden möchte. Später habe ich ausgerechnet, dass mir diese Tour 50 Euro eingebracht hätte, sie war bei 20 Euro frühzeitig beendet. Warum?
Zum Zeitpunkt als sich beide voneinander verabschiedeten habe ich um eine Anzahlung in Höhe von 50 Euro gebeten, weil ich mir solch eine Summe schon denken könnte.
Damit schaukelten sich die Gemüter wieder hoch.
„Was willst du, du Idiot?“ fing er an. Er griff in seine Tasche, zog ein Geldbündel hervor, blätterte darin rum, …
„Hier guckst du, ich habe Geld, du Idiot.“
Er zog 50 Euro raus und warf es auf den Beifahrersitz. Während der Fahrt nahm er sein Handy und telefonierte. Irgendwann sagte er dann: „Da vorn kannst du mich rauslassen, habe es mir überlegt.“ und ließ sich die Tour centgenau abrechnen.
Du bist aber auch ein Pechvogel. Wer nach ‚Du Idiot‘ noch weiter fährt: siehe meinen letzten Kommentar oben.
Dann gab es noch einen Typen von einer Kneipe, der für 20 Euro gefahren ist, eine Quittung für 25 Euro wollte und doch nur 20 bezahlt hat.
Dann einige Jugendliche, die dir mit Sprüche kommen: „Fahr mal schneller!“ „Mach die Musik lauter!“ „Das ist ein Umweg, ey geil wir kriegen die Fahrt umsonst.“
Und ein Fall, der panische Angst in mir ausgelöst hat. Ein Jahr nach diesem Vorfall habe ich gesehen, dass es diese Kneipe nicht mehr gibt. Auftragsbedingt bin ich die Straße langgefahren.
Es war morgens halb sechs, PDA klingelt, ich fahre zur Abholadresse, draußen stand keiner, ich in die Kneipe rein, gut gefüllt, deshalb rufe ich rein:
„Hat jemand ein Taxi bestellt?“
Von hinten schallt es zurück:
„Halt die Schnauze da vorne.“
Ich zum Tresen hin, zwei Barkeeper, Statur Muskelprotz, frage ich die beiden:
„Wissen Sie, ob jemand ein Taxi bestellt hat?“
„Das ist uns doch egal.“ kam als Antwort.
„Alles klar“ winkte ich damit ab und war auf den Weg zum Ausgang. Da hielt mich der Typ fest, der von hinten am lautesten geschrien hat und meinte: „Wir beide fahren, ich trinke nur noch aus.“
„Ich warte im Taxi.“ Ging dann raus und schilderte der Zentrale den Vorfall, musste mir von denen den Satz anhören: „Ja in solch einem Fall fährt man auch sofort weg.“
Doch gerade als ich den Motor starten wollte, kamen 6 Muskelprotze, die beiden Barkeeper mit inbegriffen, und umzingelten das Taxi, ich kam nicht weg.
Der, der mit mir fahren wollte, kam zur Fahrerseite ans Fenster und meinte, leicht gereizt: „Wo willst du denn hin?“
„Die Zentrale hat sich gerade bei mir gemeldet und einen anderen Auftrag vermittelt.“
Wutentbrannt beugt er sich zu mir runter und gröhlt mich an: „Verarsch mich nicht. Du hast überhaupt keinen Auftrag.“
Mit weinerlicher Stimme habe ich eingelenkt und gemeint:
„Ich verarsch dich wirklich nicht, ich soll jetzt unbedingt zum Kunden fahren.“
Er ließ vom Taxi ab, trat ein Schritt zurück und meinte: „Ok, dann fahr.“
Und das tat ich dann auch … Endlich.
10 Kilometer Leerfahrt war mir egal, ich wollte nur weg da.
Ihr könnt mich gerne als Feigling abstempeln, da würde ich nicht unbedingt widersprechen, aber mit nüchternen Fahrgästen habe ich solche Erlebnisse nicht.
Das ist mein Prinzip, was ich meinte. Das ist der Grund, warum ich mich für Kneipen sperren ließ.
Bißchen sensibel, würd ich sagen.
Ach so, desterwegen die ganzen Kurzromane hier.. Kneipen habe ich in den letzten Jahren auch nicht mehr angefahren.
Aber man kann das ja bei jedem Auftrag selbst immer wieder neu entscheiden, ob mans macht, oder zurückgibt.
@ Holger L.
Soll ich jetzt auch meine Hunderte von Gaststättenfahrten beschreiben, bei denen niemand aggressiv geworden ist?
Und ohne Dir das vorwerfen zu wollen, aber das Verhältnis zwischen Fahrer und Fahrgast hat meist mit dem Verhalten beider Seiten zu tun.
In meinen genannten Beispielen wurde keiner aggressiv, nur unangenehm. Den letzten Fall kann ich dem Typen auch keine Aggression unterstellen. Der war halt nur sauer und aufbrausend. Aggressiv ist für mich nur jemand, der Gewalt zeigt. Er hat mir ja nicht gedroht auch wenn ich sein Auftreten bedrohlich empfand. Das hätte ausarten können oder auch nicht. Mein Gott, das war 2 Wochen nach meiner bestandenen P-Schein-Prüfung. Da rechnet man nicht mit sowas. Vielleicht war es auch nur Jucks?
Fakt ist, jeder solcher Kneipen-Kunden sind mir negativ aufgefallen und das habe ich bei meinen jetzigen Kunden noch nie gehabt, dass man mich in meiner Persönlichkeit verletzt.
Man muss ein Taxifahrer nicht anpöbeln, erst recht nicht grundlos.
[…] Mich hat das alles ein wenig an den hier […]
Auch wenn das jetzt kaum jemand lesen wird: Bei der obigen Diskussion kann ich mich Holger L. nur anschließen!
Alkohol ist und bleibt eine schlimme Droge, die in der heutigen Gesellschaft erschreckend unterschätzt, nun ja – wirkungsvoll schöngeredet wird. Ich selber habe mit meinen fast 22 Jahren (ist nicht viel, ich weiß) noch keinen Tropfen Alkohol zu mir genommen, auch wenn mir das kaum einer glaubt. Und ich hoffe, es auch nie tun zu müssen. Bin halt so erzogen worden.
Und wenn ich Aussagen höre wie „Ist doch nur Bier!“, „So’n Feierabendbierchen schadet doch nicht“ oder „WEIN IST SOGAR GESUND!“ – da kann ich nur den Kopf schütteln. Lächerlich, widerlich, erschreckend – von allem ein bisschen. Es zeigt mal wieder auf eindrucksvollste Weise, wie Propaganda funktioniert.
Wäre ich Taxifahrer – uff, ich weiß echt nicht, wie ich damit umgehen würde. Schließlich bilden alkoholisierte Fahrgäste einen nicht unwesentlichen Teil der Einnahmen.
Fest steht jedoch: Jeder von jemandem getrunkene Schluck Alkohol ist einer zu viel!
Ich weiß, mit solch einer Meinung trifft man gerade in Deutschland auf nahezu Null Verständnis. Aber ich wollte es trotzdem einfach mal gesagt haben. 😉