Wenn ich ganz weit, bis fast zu den Anfangstagen meiner Zeit als Taxifahrer zurückgehe, dann komme ich auf ein noch ungünstigeres Weg-Preis-Verhältnis. Ich hab es damals nicht ohne Grund boulevardesk mit „Tarifwahnsinn in Berlin“ überschrieben.
Ähnlich weit sind heute Nacht drei Leute mit ihrer Kohle gekommen. Was aber einen handfesten Grund hat: Berlin.
Einige Clubs waren heute Nacht so extrem gut besucht – mir kommt mein Umsatz richtig lächerlich vor, wenn ich darüber nachdenke. Diese Menschenmassen! Als ich um halb eins heute Nacht vor dem Berghain war, war die Schlange so lang, dass man mit Picknickkörben wahrscheinlich Geld dort hätte verdienen können. Keine Ahnung, ob die Leute inzwischen alle drin sind. Am Sisyphos sah es nicht anders aus, nachdem sie erst mal aufgemacht hatten. Außerdem, und da kommen wir zu meiner Fahrt, am About Blank.
Die Dreiertruppe war schon etwas derangiert, sie waren zuerst im Kater Holzig, danach im Yaam. War offenbar beides nicht so ganz das, was sie suchten. Also hab ich sie um 4 Uhr morgens vom Ostbahnhof zum About Blank fahren sollen. Hab ich natürlich auch gemacht, bin ja schließlich Taxifahrer. Dort angekommen offenbarte sich uns eine Schlange, die bereits bis zur Bushaltestelle am Ostkreuz reichte. Da haben es sich die eigentlich schon recht fertigen Passagiere aber nochmal ziemlich gründlich überlegt, ob sie denn eigentlich wirklich in Feierlaune wären.
Die Antwort war – wenig überraschend: Eigentlich ja schon noch so ein bisschen, aber nochmal eine Stunde anstehen ginge gar nicht. Also sollte ich sie heimbringen. Das Ziel hörte ich gerne: Naumannstraße. Das wären schon vom Ostbahnhof aus irgendwas in Richtung 17 € gewesen, jetzt, nach einer Fahrt völlig entgegengesetzt dieser Richtung, hätte das die längste einer ganzen Serie langer Touren heute werden können. Richtig: Hätte werden können.
Denn kaum wieder auf der Piste, fanden sie plötzlich, dass so wirklich richtig und ganz in echt nach Hause zu fahren vielleicht auch ein wenig übertrieben sei, nur weil vor dem About Blank eine Schlange war. Immerhin hatten sie noch Stempel vom Kater Holzig, und sooo schlecht war die Musik ja auch nicht.
So kenne ich Berlin: Hier überlegt man sich zwei- oder auch dreimal, ob man um 4 Uhr wirklich schon heim will.
Also ging es doch nicht bis nach Schöneberg, sondern „nur“ zum Kater. Quasi genau dieselbe Strecke wieder zurück. Plus ein paar hundert Meter. Am Ende waren sie knapp über einen Kilometer von ihrem Startpunkt entfernt und auf der Uhr standen 15,00 €. Aus meiner Sicht darf das ruhig immer so laufen, ich freue mich, wenn mein Kilometerschnitt gut wird – oder, wie heute nacht, zumindest besser.
Trinkgeld gab es bei der runden Summe keines mehr, aber was will ausgerechnet ich meckern? 😉
Meh, wegen ner runden Summe kein Trinkgeld zu geben find ich plöth. :/
Dann lieber ne krumme Summe draus gemacht (das reimt sich auch noch so schön!), als nen krummen Rücken vom Knausern 😉
Finde Ich auch. Irgend ein paar Tacken hat man doch immer in der Hosentasche, oder? So kann man wenigstens sein Kleingeld loswerden.
Grüße aus Kaiserslautern
Philipp