Karma

Einen wunderbaren Sonntag allen GNIT-Lesern da draußen!

Meiner jedenfalls verspricht wunderbar zu werden: Ich hab mittelprächtig geschlafen, bin dennoch Stunden zu früh aus dem Bett gepurzelt und muss nachher arbeiten. Das ist vielleicht nicht der Optimalzustand, aber die gestrige Schicht war so schön, die wirkt noch ein bisschen nach. 🙂

Das es gut laufen würde, habe ich zwar von Anfang an gehofft, der Einstieg war dann jedoch eher so lala. Dass ich umgehend, also nach etwa drei Kilometern, eine Winkerin hatte, war schön. Ihr Wunsch hingegen schwierig:

„Ich müsste ungefähr zum Club der Visionäre und hab aber nur noch’n Fünfer …“

Das ist vom östlichen Ende der Boxhagener Straße schlicht nicht zu machen. Ich hab zwar glücklicherweise sofort daran gedacht, dass man über die Kynaststraße seit einiger Zeit wieder zur Elsenbrücke durchkommt, ohne eine blöde Schleife übers Ostkreuz machen zu müssen, gereicht hätte das aber allenfalls ansatzweise. Also hab ich erst einmal von mir aus eine Kurzstrecke vorgeschlagen. Muss ich nicht, kann man in so einer Situation ja aber mal machen. Geht ja auch um Dings, hier, ähm, zufriedene Kundschaft, genau!

Und – ach! – was war die zufrieden. Obwohl ich ihr gesagt hab, dass es trotzdem nicht ganz reichen wird.

„Das ist in Ordnung, ich kann ja ein Stückchen laufen. Ich bin ja schon so froh, dass sie gerade jetzt hier vorbeigekommen sind …“

Konnte sie auch sein. Als das Taxameter dann mit einem Piepsen das Ende der Kurzstrecke verkündet hat, hab ich die Uhr ausgemacht und das Auto noch ganz gemütlich bis zur nächsten Ecke ausrollen lassen. Am Ende hab ich sie rund 2,3 km von fast dreien gefahren. Zum ermäßigten 2-km-Preis. Alleine ihrer Ansage nach hätte ich sie nach 1,1 km zum Normalpreis von 5,00 € vor die Türe setzen können – und jetz standen nach dem großzügigsten Dehnen aller Regeln sogar nur 4,00 € auf dem Taxameter.

Auch wenn ich’s die Kundschaft nach wie vor nicht merken lasse: Ich war ziemlich sauer, dass sie sich unter den Umständen tatsächlich den einen Euro noch hat rausgeben lassen. Das ermutigt einen nicht gerade, solche Ausnahmen mal zu machen … 🙁

An verbalem Dank jedoch sollte es nicht mangeln:

„Total geil, ehrlich! Ey, ich wünsch Dir noch eine super entspannte Schicht, nur nette Fahrgäste, viel Glück und alles. Hast jetzt echt was gut auf deinem Karma-Konto!“

Während ich mir insgeheim „Na hoffentlich!“ dachte, schien das tatsächlich genau das Richtige gewesen zu sein.

(Nie vergessen: Am Ende bestimmt jede Tour, wo man am Ende landet …)

Der Freitag war schon „halbwegs ok“ gewesen, ich war eigentlich zufrieden. Jetzt hab ich gestern aber bei anderthalb Stunden weniger Arbeitszeit und der gleichen Fahrtsrtecke über 50 € mehr Umsatz und das Doppelte an Trinkgeld gemacht. Ich hab wirklich obskurste Touren bekommen, überdurchschnittlich lang und mit spendablen Fahrgästen obendrein. Ich hatte fast die ganze Schicht gute Laune, war fit, und und und.

Kein Wunder, dass Menschen dazu neigen, an so einen Quatsch wie Karma zu glauben.


PS: Für alle, die es noch nicht dank Facebook mitbekommen haben: GNIT hat die Marke von 2000 Artikeln irgendwann in der letzten Woche gerissen. Dies hier ist Nummer 2016. Feuerwerk!!! 😀

14 Kommentare bis “Karma”

  1. Sam sagt:

    Sich den Euro dann noch rausgeben zu lassen, lässt tatsächlich etwas an ihrer Dankbarkeit zweifeln x_x

    Aber schön, das ihr Karmaboost zumindest Wirkung gezeigt hat! 😀

  2. Katrin sagt:

    ich muß jetzt mal mosern. auf dem taxameter steht der preis und nicht taxameterpreis +trinkgeld…natürlich weiß man das ihr euch freut – tu ich in meinem job auch – aber wenn ich weiß mein gegenüber hat wenig geld und ist trotzdem auf mich angewiesen dann ist es das letzte ‚bei mir‘ ihm noch den letzten groschen zu nehmen oder als undankbar abzustempeln wenn es kein trinkgeld gibt. wer weiß für was das mädel den euro noch braucht.

  3. Sash sagt:

    @Sam:
    Irgendwas ist ja immer.

    @Katrin:
    Dann moser ich mal zurück: In der Taxiordnung steht, dass man als Kunde die Kurzstrecke ausführlich verlangen muss. Da steht auch nix von „Uhr früher ausschalten“, um die Kunden noch ein paar Meter weiter zu bringen. Eigentlich hätte sie die Fahrt bis dorthin ungefähr 7 € gekostet – und unter DEN Umständen find ich’s zum Kotzen. Ich hätte sie einen Kilometer vorher für 5 € rauslassen können, dann hätte ich den Euro auch gehabt …

  4. Aro sagt:

    Merkwürdig: Wie zahlt sie denn Eintritt und Getränke, wenn sie nur noch einen Euro übrig hat?

  5. Jens sagt:

    @Aro
    na das zahlt eineR von den Visionären 😉

  6. Bernd sagt:

    2016 Artikel sind echt `ne Hausnummer! Daß ich das auf Facebook nicht mitbekommen konnte ist kein Wunder, denn Facebook ist für mich in etwa dasselbe wie für dich ein Kuhfladen auf der Fußmatte. Aber du hast es ja auch „ordentlich“ berichtet. 😉

    @Aro
    Das ist doch ganz einfach: Die Fahrt bis vor die Tür muß sie allein bezahlen, denn sie ist ja noch allein. Aber vor dem ´Club der Visionäre´ – so hofft sie – wird sich schon eine spendable Seele finden, der ein paar schmachtende Augenaufschläge den Eintritt wert sind. Hier ist praktisch der Name Programm. Das erinnert mich an den Ausspruch eines Freundes: „Komisch! Immer wenn ein Mädchen jemand anlächelt, kriegt sie meist jeden Wunsch erfüllt. Wenn ich jemand anlächle, will der mir immer nur auf die Fresse hau´n!“

  7. Sash sagt:

    @Aro:
    Ich hab doch extra angefügt: „ungefähr zum Club der Visionäre“.

    @Jens:
    OK, der war gut! 😀

    @Bernd:
    Ich komm halt nicht dazu, immer alles überall zu posten. Wäre ja auch blöd. Naja, nun schauen wir mal, dass wir die 3.000 vollkriegen, was? 😉

  8. Katrin sagt:

    „Dann moser ich mal zurück: In der Taxiordnung steht, dass man als Kunde die Kurzstrecke ausführlich verlangen muss. Da steht auch nix von “Uhr früher ausschalten”, um die Kunden noch ein paar Meter weiter zu bringen. Eigentlich hätte sie die Fahrt bis dorthin ungefähr 7 € gekostet – und unter DEN Umständen find ich’s zum Kotzen. Ich hätte sie einen Kilometer vorher für 5 € rauslassen können, dann hätte ich den Euro auch gehabt …“

    ich will mich ja nicht streiten… wenn du ne bezahlung willst halte dich an eure regeln… wenn du dich dafür entscheidest freiwillig nett zu sein verlang keine belohnung – das ist nicht nett 🙂

  9. Athropos sagt:

    @Katrin: wo steht geschrieben (gerne auch zwischen den Zeilen), dass hier eine Belohnung „verlangt“ wird? Dass Sash enttäuscht ist (und dieser Enttäuschung im Rahmen seines Blogs auch Ausdruck verleiht), weil es keine (monetäre) Anerkennung für eine „über die Norm gehende (Mehr)Leistung“ gibt ist imho durchaus legitim.

  10. Sash sagt:

    @Katrin und Athropos:
    Es stimmt ja irgendwie beides. Und genervt bin ich trotzdem. So! 🙂

  11. Paul sagt:

    Am Ende bestimmt auch jede Tour, die man nicht macht, wo man schließlich landet….

  12. Sam sagt:

    Katrin hat soweit schon recht, wenn ich jedoch an einen Taxifahrer herantrete und „nur noch 5 Euro“ hab, dann hab ich diese 5 Euro ja offenkundig für die Taxifahrt eingeplant.
    Wenn dann der nette bärtige Herr dafür sorgt, das ich für sogar noch weniger noch weiter komme als geplant, wär’s zumindest mir dann der schon eingeplanten Euro wert, ihm meine Wertschätzung dafür zu zeigen 😉

    Aber jeder, wie er mag! Ich kann zumindest nachvollziehen, wenn Sash dann ein wenig enttäuscht ist 🙂

  13. renhoek sagt:

    Dass Trinkgelder in Taxis durchaus angebracht sind, musste ich auch erst lernen. Weil ein Taxi (abgesehen von der Fahrt im eigenen Rolls mit einem Supermodel als Chauffeurin) für den Endverbraucher so ziemlich die teuerste Verbindung zwischen zwei Punkten ist, denken viele Leute einfach nicht darüber nach, dass der Fahrer selbst bei permanenter Belegung nicht gerade zu den Spitzenverdienern zählen kann. Das gilt besonders für Fahrgäste, die BVG-Preise gewöhnt sind und eher durch Zufall in ein Taxi stolpern.

    Mittlerweile runde ich immer um 10-15 Prozent auf, bei netter Unterhaltung auch gerne mehr. Nur einmal habe ich mir auf den Cent genau rausgeben lassen, und das kam so: Der Fahrer hatte schon die ganze Fahrt gemeckert – über die doofen Kunden, die doofen Radfahrer, die doofen Straßen, die doofen Touristen und die doofen Kollegen. Als es ans Bezahlen ging, habe ich trotzdem von 10,20 auf 12 Euro aufgerundet. Ich dachte mir, dass er sich vielleicht freut und kurz das Meckern vergisst. Aber nein, Fehlanzeige: „Nicht mal ordentlich Trinkgeld, Scheiße!“. Da gab es dann nur noch eine richtige Reaktion: „Sie dürfen mir auch gerne passend rausgeben, wenn Ihnen das lieber ist“. Interessanterweise hat er das Wechselgeld anstandslos rausgerückt und kein einziges Wort mehr gesprochen.

  14. […] hab ich neulich rumgeschwafelt bezüglich Karma und so […]

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