Na dann halt nicht …

Über die Gründe, weswegen Kollegen Fahrten ablehnen, lässt sich ja manchmal nur spekulieren. Meistens ist Geld im Spiel, das heißt: Ihnen ist die Tour zu kurz. Manchmal ist sie auch zu lang – im Falle von Touren ins Umland ist das Ablehnen dann ja auch rechtlich in Ordnung. Selten ist hingegen, dass extrem lukrative kurze Touren weitergereicht werden. Was natürlich noch wesentlich seltener ist als diese Touren ohnehin.

Meine Fahrgäste jedenfalls näherten sich nur mit Bedacht, sie wurden vom Fahrer vor mir offenbar wenig freundlich abgewiesen. Vielleicht konnte er kein Englisch, vielleicht hatte er auch moralische Bedenken, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass die vier Jungs aus Dänemark trotz leichtem Schwips recht gut artikulieren konnten, dass sie Interesse daran hätten, viel Geld zu investieren, um sich mit unbekleideten Damen zu verlustieren. Und das kann für uns Taxifahrer ja bisweilen recht, ähm … einträglich, sein.

Es gibt einige Nachtclubs und Stripbars, die sich unsere Gunst sichern, indem sie die Eintrittsgelder unter der Hand und nicht wirklich legal an uns weiterleiten – was insbesondere bei gleich vier Kunden schnell mal unsere Schichteinnahmen verdoppeln kann.

Meines – sicher nicht umfassenden – Wissens nach liegen die wirklich üppig zahlenden Etablissements allesamt im Westen, weswegen ich nur recht selten in den Genuss dieser Zahlungen komme. In erster Linie bin ich nämlich Taxifahrer und hab trotz des ganzen zwielichtigen Gemauschels durchaus noch einen Rest Anstand, der es mir verbietet, Leute durch die ganze Stadt zu karren, bloß um mir ein paar Euro extra zu sichern. Ich fahre schließlich auch keine Umwege, bloß damit es bei mir auf dem Taxameter besser aussieht.

Aber wenn es die Kundeninteressen erlauben, dann würde ich sagen, dass ich ja blöd wäre, wenn ich die Kohle nicht annehmen würde. 🙂

Bis in den tiefsten Westen bin ich nicht gefahren. Es gibt schließlich Mittelwege. Dass ich keine Namen schreibe, sollte verständlich sein. Am Ende hatte ich jedenfalls einen Zehner auf der Uhr und das achtfache an „Trinkgeld“. Und bin weiterhin überzeugt davon, dass man sich keinen Gefallen damit tut, Fahrten abzulehnen …

17 Kommentare bis “Na dann halt nicht …”

  1. Zero the Hero sagt:

    Ich bin erschüttert (und ein klein wenig empört), daß DU, das leuchtende Beispiel unter den Kleinpersonenbeförderern aus niedrigen monetären Beweggründen der gewerblichen Unzucht Vorschub leistest!
    Hättest Du sie zum CVJM gebracht, so hätten die sich dort um die armen verirrten Seelen kümmern können und diese hätten nicht schnurstracks ein Ticket in die Hölle gebucht.

  2. Sash sagt:

    @Zero the Hero:
    😀

  3. Tino sagt:

    Du hast alles richtig gemacht 😀
    Kunden glücklich, reichlich Trinkgeld und die lokale Wirtschaft hat auch noch Umsatz. Bloß kein schlechtes gewissen einreden lassen 😉

  4. Zero the Hero sagt:

    Anders geht auch:
    Ich kann nach reiflicher Überlegung Deine Entscheidung, die 4 Personen in eine Lokalität zur Anbahnung erweiterter zwischenmenschlicher Kontakte zu verbringen nur gutheißen, hast Du doch den dortig tätigen alleinerziehenden Müttern somit indirekt ermöglicht, trotz ihrer ökonomisch prekären Lebensverhältnissen ihren Kindern ein Eis zu kaufen (und dadurch ein Lachen in Kinderaugen gezaubert) bzw den dortig verorteten Frauen mit Migrationshintergrund die Möglichkeit verschafft, Einkommen zu generieren, was sie direkt zu ihren bitterarmen Familien in den Heimatländern transferieren können (was dort auch bleibt), Du hast also praktisch einen Akt von Entwicklungshilfe auf Graswurzelniveau initiiert.
    Da ist der kleine Vermittlungsbonus, den Du erhalten hast, als nur fair anzusehen.

  5. Tino sagt:

    Sollten diese Beiträge ernst gemeint sein, dann muss ich ganz klar sagen: mehr Zero als hero :rolleyes:

  6. @ Tino – na komm, das ganze stinkt 1000 km weit nach Ironie… 😉

  7. breakpoint sagt:

    Das ist doch eine konstruktive Kooperation unterschiedlicher Dienstleistungsbranchen.

  8. Patrick sagt:

    wie bekommst du den das geld ? gehst du mit den kunden zum eingang und sagst : ich hab sie hergefahren ich will jetzt mein trinkgeld ?

  9. Sash sagt:

    @breakpoint:
    Jepp. Aber natürlich ist es eine Frage, wie man damit umgeht. Ich meine, natürlich ist die Versuchung groß, immer zu diesen Adressen zu fahren …

    @Patrick:
    Nein. Ich warte einfach. Die kommen von selbst. 🙂
    Zumindest an den Läden, an denen ich bislang war.

  10. Jens Bonn sagt:

    @Patrick – die Läden haben schon selber Interesse daran das der Fahrer sein Geld bekommt – es bremst nichts mehr den Umsatz ein wenn die Taxifahrer der Meinung sind nicht richtig bedient worden zu sein. Und diese „Belohnung“ gibt es ja nicht zuletzt weil es richtig Umsatz in die Kassen spülen kann.

    Letztendlich mag es halbseiden sein, aber auf der anderen Seite bezahlen die Kunden in der Regel den gleichen Eintritt egal ob mit Taxi oder zu Fuss. Von daher ist es ein zusätzliches Trinkgeld an den Fahrer.

    @Zero – Du hast komplett den Aspekt der Völkerverständigung ausser Acht gelassen – Dänen verbessern ihre Beziehungen zu Russinnen / Polinnen / Rumäninnen. Das ist in der heutigen Zeit nicht zu unterschätzen 🙂

  11. Aro sagt:

    Ich verstehe das alles nicht. Wo kriegt man denn im Schwulen Dreieck Geld für’s Ankarren der Kundschaft…???
    😉

  12. Sash sagt:

    @Aro:
    Da hab ich jetzt leider auch nicht die Infos. Aber lass es mich wissen, wenn Du eine zahlungsbereite Location kennst – Kundschaft gibt es ja genug.

  13. Sven-Erik sagt:

    Hier in Hamburg übertrumpfen sich die Clubs gerade.
    Damals gab es 20 bis 40 DM, je nach Club.
    Dann waren es 20 bis 30 Euro jahrelang und nun drehen die richtig durch.
    Leicht bekleidete Frauen ( bei dem Wetter… ) suchen die Taxistände auf. Es werden Karten verteilt und es gibt dazu Haribo, Snickers, Hanuta usw..
    Derzeit zahlt ein Club sagenhafte 60 Euro p. Fahrgast und viele liegen nun bei 50 Euro.
    Eine Tour werde ich nie vergessen: Ca. 2006 und ich fuhr ein Mercedes Vito Grossraumtaxi. 7 Fahrgäste steigen ein und diese wollen in ein Bordell. Ich bekam 280 Euro “ Prämie “ vom Türsteher und ich machte dann Feierabend. Bei dem 60 Euro Club wären es 420 Euro heutzutage.

  14. Sash sagt:

    @Sven-Erik:
    In München (glaub ich, hab da vor Ewigkeiten mal was im Fernsehen gesehen) sind die Preise wohl so hochgegangen, dass die Clubs sich das teilweise nicht mehr leisten können …

  15. Patrick sagt:

    schade ich dachte ich könnte mich einfahc vor die tür von so einem laden stellen und jedesmal wenn kundschat kommt sag ich ich wäre der taxifahrer

  16. leserin sagt:

    bitte was nehmen diese clubs die 60€ geben bzw 280(?!) denn durchschnittlich pro person ein?

  17. Sash sagt:

    @Patrick:
    Nette Idee. 🙂
    Geht aber auch andersrum. Mich hat mal einer zu ’nem Puff gelotst und gesagt, da gäbe es was zum Abstauben. Ich frag also noch und krieg als Antwort, dass der Typ Stammgast ist und ich für den sicher nix kriege … 🙁

    @leserin:
    Na was meinste wohl?
    Aber ich muss dazu sagen: Bei den Clubs, die ich kenne, ist das einfach der Eintrittspreis. Und für alles andere latzen die da aber gewaltig, da bin ich mir sicher … auf der anderen Seite sind mir die Läden immer noch sympathischer als die, bei denen man ohne Eintritt für 35 € mal eben 30 Minuten vögeln darf.

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