Es freut mich ehrlich gesagt oft, wenn Kunden von sich aus auf die Idee kommen, Kurzstrecke zu fahren. Nicht wirklich, weil ich darauf stehe, weniger Geld zu verdienen, sondern weil dann zumindest nicht mitten während der Fahrt noch der Einfall kommt. Dann kann ich schließlich das Taxameter nicht mehr umstellen und das Geschrei ist mitunter groß.
Jetzt aber stieg mir an der Greifswalder Straße einer ein, etwa Höhe Christburger. Und wollte zum Friedrichstadtpalast …
Ich hätte die Entfernung jetzt nicht auf Anhieb genau einschätzen können, aber dass es deutlich mehr als zwei Kilometer waren – um das zu erkennen, braucht man wahrlich nicht den Stadtplan auswendig lernen.
„Das wird nicht reichen.“
„Na ja, probier’s mal.“
„Ehrlich, das ist deutlich länger!“
„Is‘ ok. Ich hab auch noch mehr Geld.“
Er hat dann offenbar sein Smartphone gepackt und meinte irgendwann:
„Boah Fuck Digger! Das sin‘ ja echt noch vier Kilometer!“
Sag ich doch. 🙂
Also war die Kurzstrecke irgendwann zu Ende, das Taxameter piepte zweimal binnen 300 Metern (einmal bei 4,00 und einmal bei 7,00 €) und am Ende war die Chose mit unter zehn Tacken erledigt. Gab am Ende sogar noch gutes Trinkgeld, will mich also keinesfalls beschweren …
Ist die Kurzstrecke eigentlich nur eine Berliner-Erfindung? Haben andere Städte sowas?
Mh mir ist jetzt, zumindest in DE, keine weiter Stadt mit einem Speziellen Tarif für Kurzstrecken bekannt, der dann auch noch günstiger ist wie der normale Taxitarif.
Ja wenn es nach dem Augenmaß der Kunden ginge, dann läge Paris gleich um die Ecke 😉
@Busfahrer & Taxifahrer:
Siehe Kommentar von Sphen.
@Joaquin:
Ja, kleines bisschen verschätzt. Aber wenn ich mich recht erinnere, sollte Aro mal von Schöneberg nach Prenzlauer Berg mit Kurzstrecke fahren – da kommt der hier noch lange nicht ran. 🙂
@Busfahrer & Taxifahrer: Aber die Erfindung gibt es schon lange. Ich habe noch die Radiowerbung für den Kurzstreckentarif im Ohr – „Für 5 Mark bringen wir Sie um die Ecke!“ – Ja, damals wares es noch (D)Mark… 😀
Es ist aber echt erstaunlich, wie schnell der normale Fahrpreis eingeholt wird. Ich fuhr neulich von der Bülowstraße (so die Gegend) zum Bayerischen und wir hams mit ner Kurzstrecke versucht.
Szenenbeschreibung in der Grunewald: „Piep!“ „Dann halt doch hier gleich an“ *anhalt* „4,80€“
Der Fünfer wär so oder so bei dem Mann gelandet, aber dass nichtmal Zeit zum Anhalten ist, man man man.
Ana, das lässt sich wohl technisch und konzeptionell leider schwer anders machen. Was man in Deinem Fall hätte ändern können, war das Verhalten des Fahrers. Ich habe dann immer bei diesen plötzlichen Haltewünschen, blitzartig auf die Stopp-Taste des Taxameters gedrückt, um Fahrgästen diese blöden 60 Cent oder was , die da so schnell auflaufen zu ersparen. Das erfordert aber schon volle Konzentration: Lenken, eventuell noch Schalten ( das gib’ts ja wohl noch..) Den Verkehr im Blick haben und die Pfote die ganze Zeit auf der Aus-Taste.
Am Besten man klärt das vorher , was passieren soll, wenn’s nicht reicht. mit der Kurzstrecke. Noch besser der Fahrgast hat Erfahrung damit. Der Gesprächsbedarf und Erklärungsbedarf zu diesem Thema ist durchaus kurzstreckensprengend.
Ich habe es schon mal hier geschrieben: Einmal habe ich einem Journalisten die Sache nach Fahrtende erklärt, das hat wohl ne Viertelstunde gedauert…
Wenns dann mal irgendwie nicht geklappt hat, habe ich natürlich nur den Kurzstreckenbetrag gefordert, man soll ja nicht bösartig sein und wegen eines günstigen Sondertarifs die Fahrgäste auch noch reinlegen wenn die Bedingungen dafür ganz knapp nicht erfüllt sind . Wenn dann doch freiwillig mehr gegeben wurde habe ich allerdings nicht protestiert..
Am Kudamm reicht eine Kurzstrecke vom Europa-Center bis zum Adenauerplatz.( Vor der Ampel)
Und Unter den Linden Ecke Friedrichstraße über den Alexanderplatz hinaus bis knapp zur Karl -Liebknecht Ecke Mollstraße.
Oder UdL/ Friedrichstr. bis auf Höhe der Philharmonie.
Oder UdL/Friedrichstr. bis zur SPD Parteizentrale Stresemann/ Wilhelmstraße.
Oder UdL/ Friedrichstr. bis U-Bhf Naturkundemuseum.
Es ist allerdings schwer diese Referenzstrecken im Kopf auf andere Distanzen zu übertragen, weil sich da die gefühlten Entfernungen gern einmischen..
@Apotheker-Typ:
Ja, das kenne ich alles nur vom Hörensagen. Also nicht, dass es mal D-Mark gab, aber dass man damit im Taxi zahlen konnte … 😉
@Ana:
Ich kenn das – ich halte es da im Übrigen auch wie elder taxidriver: erst drücken und dann halten – die Vorstellung, dass anders zu machen, ist aber auch nicht viel besser. Denn wenn jetzt das Piepsen nach 1900 Metern schon kommen würde, dann würde man am Ende dann oftmals doch noch versuchen, die 2 km hinzukriegen, dann doch mal versehentlich drüber kommen … ich bin mir sicher, dass es am Ende immer irgendwann mit irgendwem mal nicht ganz so hinhaut wie geplant. Auf der Straße ist es halt doch etwas schwieriger, eine feste Grenze zu ziehen als im Falle der BVG.
@elder taxidriver:
Die gefühlten Entfernungen sind da wirklich böse. Ich hab schon mehrfach auf Kurzstrecken das Navi angemacht, um mal zu schauen, ob das passen wird oder nicht – und das dann ggf. rechtzeitig zu klären.