Wie viele Kollegen seid ihr denn?

Klaus vom cab-log hat in Anbetracht unseres Starts von taxi-weblog.de nachgefragt, wie viele Kollegen eigentlich bei mir mitlesen. Eine Frage, auf die ich wahrheitsgemäß mit „pffff“ oder so geantwortet habe. Aber interessieren tut es mich doch auch …

Deswegen kurz eine Umfrage (die ich Ende kommenden Sonntags wieder schließen werde):

Wer hier fährt denn auch Taxi?

  • Ich fahre nur als Kunde Taxi. (59%, 468 Votes)
  • Ich erinnere mich nicht, aber Umfragen sind toll! (30%, 241 Votes)
  • Ich fahre Taxi, aber in einer anderen Stadt. (6%, 44 Votes)
  • Ich fahre Taxi in Berlin. (3%, 25 Votes)
  • Ich war mal Taxifahrer, bin es aber nicht mehr. (3%, 22 Votes)

Total Voters: 800

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Zentrale vs. Nervenkostüm

Die Tour hier ist schon ein bisschen her. Es war am Wochenende, als die Biermeile mal wieder in Friedrichshain anstand. Und angestanden hat offenbar auch der Kunde, der mir ins Auto stieg:

„Sind Sie bestellt?“

Wenn man sichergehen will, dass man an dieser Stelle keine Fahrt klaut, muss man eiskalt gegenfragen:

„Hatten Sie ein Taxi bestellt?“

Denn viele Menschen in Eile sind Egoisten, fast alle sogar. Sagt man, man sei nicht bestellt, dann freut sich der Kunde, weil angeblich ein Kollege gerade da war, der leider nicht für ihn war – sagt man, dass man bestellt sei, dann war es eben genau er, der das Auto bestellt hat. Naja, seine Antwort auf meine Gegenfrage war so ehrlich wie erregt:

„Ja verdammt, aber das ist jetzt auch egal!“

Aber er konnte es erklären:

„Ich häng hier jetzt seit Ewigkeiten in der Warteschleife bei der Zentrale, weil mein Wagen nicht kommt, aber da nimmt keiner ab!“

Blöde Geschichte. Laut dem Kunden (wie gesagt: man sollte mit der Gutgläubigkeit vorsichtig sein!) stand er da seit fast 35 Minuten. Das Taxi wäre um 5 nach 0 Uhr bestellt worden, sollte in wenigen Minuten da sein und er hatte vor – mal gucken – 10 Minuten einen Geschäftstermin in Mitte. Großes Disaster! Termin geplatzt, weil das Taxi nicht gekommen ist.

Im Laufe der Fahrt ging die Zentrale auch mal ran und er erzählte haarklein die selbe Story und beschwor Tod, Teufel und Schadensersatzklagen ob des geplatzten Treffens. Auf jeden Fall hatte er vor, dem betreffenden Fahrer das Leben schwer zu machen. Wofür ich ein kleines Bisschen Verständnis habe, wenngleich mir der Kollege erstmal leid tut.

Das ist einer der Gründe, weswegen ich auf den Funk gerne verzichte: Es gibt immer Unwägbarkeiten und am Ende steckt da noch eine dritte Partei mit drin, die im Falle einer Nichterreichbarkeit eher störend als helfend sein kann. Vielleicht war der Fahrer ja tatsächlich aus guten Gründen verhindert, vielleicht hat er das auch rechtzeitig weitergegeben …

Auf der anderen Seite war in dieser Nacht die Chance auch groß, dass er vielleicht einfach einen näheren Kunden eingeladen hat und sich dachte, das würde schon alles klappen. Denn der Besteller stand direkt an der Karl-Marx-Allee, zu diesem Zeitpunkt prinzipiell voll mit Taxen (und Kunden eben). Mich hätte es in der Nacht auch kirre gemacht, an 5 Winkern vorbeizufahren auf dem Weg zu einem Kunden, der wahrscheinlich bereits in ein x-beliebiges anderes Taxi gestiegen ist. Es hat eben alles Vor- und Nachteile. Man hat als Fahrer mit Funk hier und da einen Auftrag mehr, auf der anderen Seite ist man an solche dann auch gebunden. Auch wenn man dadurch etwas anderes verpasst oder vielleicht eine Fehlfahrt riskiert.

Ich würde ja gerne wissen, was daraus geworden ist. Ich selbst hatte Glück, denn mein Fahrgast war eher froh, dass ich da war, als dass er seine schlechte Laune an mir ausließ. Unter normalen Umständen wahrscheinlich ein guter Kunde, in der Nacht aber dennoch eine Tour, bei der ich auch froh war, als sie beendet war …

Musste ja sein …

Die Oberbaumbrücke ist derzeit in Richtung Kreuzberg gesperrt. Das bedeutet für einige Touren einen Umweg – wobei das sich meist in relativ engen Grenzen hält. Es kann ja naturgemäß nur bei Adressen schlimm sein, die relativ Nahe an der Brücke liegen – die beiden nächsten Brücken, die Elsen- und die Schillingbrücke sind ja jeweils nur rund 1,5 km entfernt.

Aber es kam, wie es kommen musste: Ich bekam eine Tour, die fast nur aus der Oberbaumbrücke bestand. Meine Kundin hat wegen einer Verspätung extra auf die U-Bahn verzichtet und nun stieg sie ein und wollte von der Warschauer Straße (Höhe Helsingforser) zur Schlesischen Straße. Etwa in der Mitte. OK, es lesen auch Nicht-Berliner mit, also ein Kärtchen von Google:


Größere Kartenansicht

Mal ganz ehrlich: Solche Fahrten machen irgendwie trotz der Kohle nicht mal Spaß. Aber nachdem auch noch alle Ampeln rot waren, habe ich mit ihr ausführlich die Optionen erörtert, doch an der Ecke auszusteigen und über die Brücke zu laufen, usw.

Manchmal ist es einfach Mist mit den Baustellen, so ist es halt.

Liebe Berliner Kollegen,

einige von euch lesen hier mit, ich weiß das. Schließlich kommentieren ja auch ein paar und andere hab ich sogar schon getroffen. Dieser Artikel richtet sich mal ausnahmsweise hauptsächlich an euch.*

Wir haben ja alle mal Stress mit unserem Berlin-Wissen. Neue Straßen werden gebaut, alte umbenannt. Hotels wechseln ihre Namen öfter als deren Gäste die Unterwäsche und an der Baustelle, an der man gestern noch rechts abbiegen konnte, dürfen heute plötzlich nur noch einmotorige Flugzeuge mit Überschallgeschwindigkeit senkrecht starten. Sprich: Es passiert ja viel in der Stadt, das man nicht mitkriegt. Allerorten verschwinden und entstehen Zieladdressen oder Probleme – oder beides.

Manchmal steht man dann wie der sprichwörtliche Ochs vorm Berg, andererseits bekommt man auch viel mit. Mal erzählen einem die Fahrgäste interessante Neuerungen oder man kommt einfach an Stellen vorbei, die andere seit zwei Jahren nicht gesehen haben.

Aro von berlinstreet.de, Klaus vom Cab-log und meine Wenigkeit haben uns überlegt, dass es doch eine gute Idee wäre, solche Neuigkeiten mal zu bündeln. Sprich: Dass jeder von uns einfach mal auf eine einzige Seite schreibt, was es gerade neues gibt in der Stadt. Großes, Kleines, Dauerhaftes und Vorübergehendes.
Wir wissen natürlich, dass Berlin zu groß ist, um mit einem Blog wirklich alles abzudecken – aber wir dachten, man könne doch mal damit anfangen, die News zu sammeln, die wirklich für uns Taxifahrer relevant sind. Und wir sind ja einige!

Deswegen haben wir auf der ausrangierten Domain taxi-weblog.de mal einen Versuch in die Richtung gewagt und einfach angefangen:

taxi-weblog.de

Ich möchte hier allerdings nicht einfach nur Werbung für die Seite machen, sondern auffordern, mitzumachen! Jede zusätzliche Info ist gut, jeder kann dazu beitragen, dass die mitlesenden Kollegen auf dem Laufenden bleiben. Einfach eine Mail an die Adresse auf der Seite schicken und schon können wir alle davon profitieren.

Wer auf dem Laufenden bleiben will: Die Seite hat natürlich einen RSS-Feed, dessen Daten werden zudem auf eine eigens angelegte Facebook-Seite geleitet. Das sind bisher die Möglichkeiten, vielleicht kommen ja noch welche hinzu.

Also schaut euch die Seite mal an und denkt vielleicht beim nächsten Ärgern über eine neue Baustelle darüber nach, eine Mail zu schicken. Oder wenn ihr bemerkt, dass ein Hotel einen anderen Namen hat – ihr wisst ja mit am Besten, was so die Dinge sind, die uns dabei helfen, unsere Arbeit noch besser zu machen!

Und vielleicht fallen euch ja noch Kollegen ein, die auch mitmachen wollen. Mit einer Mail ist man dabei! 🙂

Ansonsten: Gute Kasse und allseits gute Fahrt!

*Jeder andere, der in Berlin irgendwas neues sieht, darf natürlich auch gerne eine Meldung machen. Die Seite selbst ist aber wahrscheinlich doch nur für Taxifahrer interessant.

Dann eben alleine …

Die Truppe war durchgehend nett. Feierwütige „Jugendliche“, gerade aus dem Fritz-Club kommend. Es gab keine Preisfeilscherei, kein Meckern über irgendwas, alles super. Also, wo soll es hingehen?

„Erst mal nach Pankow!“

Erst mal? Das klingt gut! Pankow ist ohnehin ein Stückchen vom Ostbahnhof weg, aber wenn es dann noch weitergehen soll …

Wenn!

Die Truppe tratschte lustig vor sich hin und das Hauptziel schien darin zu bestehen, mich nicht durchblicken zu lassen, wo wir hinfahren. Wer denn jetzt wie und wann bei wem wo pennen könnte, das war das Thema Nummer 1. Also im Grunde, die Taxifahrt möglichst preisgünstig zu gestalten und die Party ggf. noch fortzuführen. Allerdings waren alle Beteiligten unterschiedlicher Ver- und Auffassung, so dass da nie eine Einigung rausspringen konnte. Zumindest fast.

Denn der einzige, der keinen Bock hatte, wo anders als zuhause zu schlafen, war der mit dem am weitesten entfernten Fahrtziel. Mühlenbeck. Ein paar Kilometer hinter der Stadtgrenze, weit vorbei an den anderen Adressen, die ohnehin schon eine gute Tour bedeutet hätten.

Glücklicherweise blieb er bei seiner Einstellung, als wir kurz anhielten, weil eines der Mädels unbedingt pinkeln musste. Danach war das Geschrei nämlich erst groß, weil es ihr nicht gut ging – zu guter Letzt allerdings sollte ich eine stressfreie Tour ab Prenzl’berg haben. Dort beschloss der Rest, nicht weiter zu fahren, ich bekam allerdings die Order, den einzigen verbleibenden – der sich noch dazu auskannte und das Navi obsolet machte – bis nach Mühlenbeck zu bringen.

32,80 €.

Sehr schön. 🙂

Tierisch gut gepasst

hat mir eine Tour neulich.

Ein weiteres, heute morgen nicht angesprochenes Problem bei Vorbestellungen ist natürlich die Richtung. Wenn ich um 22 Uhr in Spandau sein soll – kann ich dann um 21 Uhr in Friedrichshain noch eine Fahrt annehmen? Ja? Und wenn die nach Hellersdorf geht? Und was mache ich, wenn die Fahrt um 20.30 Uhr nach Grünau geht? Ergo: Man ist immer schon lange vor der Fahrt eingeschränkt. Da Verspätungen bei mir nicht zum normalen Verhaltensrepertoire gehören, bin ich deswegen fast immer zu früh da, weil ich davor „nichts tun kann“.

An besagtem Freitag startete ich meine Schicht schon recht spät, 20.30 Uhr etwa. Ich wusste kaum, was ich mit der kurzen mir noch halbwegs zur Verfügung stehenden Zeit machen sollte. 22 Uhr Spandau, eine halbe Stunde Anfahrt sowieso von meinen östlichen Gefilden …

Aber das Glück kam mir zur Hilfe: Kurz nach dem Losfahren wurde ich von einer jungen Frau mit Hund herangewunken. Ob ich sie mitnehmen würde? Ob der Hundeblick von ihr oder ihrer englischen Bulldogge dabei niedlicher war, ist schlicht nicht zu entscheiden gewesen. Ausgerechnet diesem äußerst knuffig dreinschauenden Viech (ich meine den Hund!) wurde dreimal der Zutritt zur Straßenbahn verwehrt wegen fehlendem Maulkorb. Ich wusste gar nicht, dass die BVG so streng ist.
Naja, Hundi war nur zu Besuch, nur mit dem Auto unterwegs und darum war ein Maulkorb nicht vorhanden. Deswegen Taxi. Ich hatte mit dem braunen Tier schnell Freundschaft geschlossen, wir haben es wie immer im Beifahrer-Fußraum vor Frauchen untergebracht. Dass das der liebste Hund des Planeten ist, stand außer Frage. Wenngleich es durchaus bedrohlich aussehen kann, wenn so eine Bulldogge unbedingt zum Knuddeln auf den Schoß springen will.

Kurzum: Es war super! Sie war schon eine nette, aber der Hund hat alles getoppt. Zum Dank dafür, dass ich ihn beim Schalten zweimal versehentlich leicht in die Schnauze geboxt habe, hat er nur seine Zunge ausgestreckt, um mir die Hand zu lecken 🙂

Und wir hatten eine Weile miteinander zu tun – deswegen schreibe ich das ja eigentlich. Denn die Fahrt ging zum Adenauerplatz – also schonmal weit in den Westen rein, wo es mich sonst ja gar nicht so oft hinverschlägt. Also weitestgehend die richtige Richtung. Zu früh war ich zwar trotzdem, aber bei einem Umsatz von 25 € aus dem Stand lässt es sich natürlich auch mal locker darüber hinwegsehen, dass da noch ein bisschen Pause anfällt.

Und was passierte? Noch etwas sehr passendes. Als ich wartete, bekam ich noch eine kurze Tour innerhalb Spandaus. Damit war der Tag eigentlich schon gerettet – bevor er wirklich angefangen hat. 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Halten bei Bestellungen

Ich hab mit Bestellungen ja nun nicht so eine Erfahrung. Mein Funk ist aus, als einziges bleiben da die Fahrten mit euch Lesern. Am vergangenen Wochenende hat das wieder einmal geklappt, ich hatte eine nette Tour mit Rike von Spandau bis in den Ostteil der Stadt. Und geklappt hat eigentlich auch alles prima.

Aber ich habe wieder einmal festgestellt, wie stressig das ist, wenn man zu Veranstaltungen bestellt wird. In der Regel ist im Umfeld alles zugeparkt, manche Plätze sind gar abgesperrt für Polizei und Rettungswagen, Veranstalter, Tourbusse, was auch immer. Und je nach Location, klar.

Sich mit ausgeschalteter Fackel auf einen Taxihalteplatz zu stellen, ist nicht nur streng genommen nicht erlaubt (laut Taxiordnung darf dort nur stehen, wer sich bereithält), sondern auch nervig für die Kollegen, die dann ggf. einen Platz weniger haben, um einen herumfahren müssen oder hinter mir nicht gesehen werden. Außerdem wird man dort natürlich ständig angequatscht, ob man frei ist.

So hab ich bei den letzten drei Lesertouren immer im absoluten Halteverbot gewartet. Das ist glücklicherweise nie geahndet worden, aber so recht wohl fühle ich mich da auch nicht. Meist gibt es diese Verbote ja auch nicht ohne Grund. Ich kenne sicher auch gerade weil ich das so selten mache nicht alle Tricks und Geheimplätze an den Veranstaltungsorten – aber ich glaube, dass das wirklich ein Problem ist, an das noch niemand so recht gedacht hat.

Was meinen die funkenden Kollegen dazu?