Haha! Viele Frauen!

Manchen Fahrgästen sieht man ihren Unterhaltungswert nicht unbedingt an. So zum Beispiel den beiden Typen in Trainingsanzügen. Dem sehr stark ausgeprägten Akzent nach waren es Russen, ihr gesamtes Auftreten am Taxistand ließ mich – was nur selten passiert – hoffen, sie mögen vielleicht einen anderen Fahrer nehmen. Wie eigentlich immer waren die Sorgen unberechtigt.
Die beiden erwiesen sich als wirkliche Spaßvögel und fragten zunächst ganz höflich nach, ob sie bei mir im Auto ein Bier trinken dürften. Ich hab die übliche Ansage bezüglich Sauberkeit gehalten, kurz darauf standen wir vor einem Späti und ich hatte zwei sehr dankbare und vorsichtige Trinker im Wagen. Ach ja, wo sollte es eigentlich hingehen?

„Chennst du Park bei Chermannplaatz. Wo kaufen Drogen, da wir gehen!“

Na klar, Jungs!

Am Kotti haben wir diese Thematik dann näher erörtert:

„Weißt Duu, welche Eingang ist beste für kaufen Drogen?“

„Nee, sorry.“

„Du nimmst cheine Droogen?“

„Passt ja wohl schlecht zum Job, oder?“

„Wieso? Stell ich mir luustig vor, rumfahren und voll drauf sein …“

„Nee, is klar. Und dann Unfälle bauen oder erwischt werden? Nee, besser ein Taxi nehmen, wenn man schon Drogen nimmt!“

„Cheche! So wie wir! Chast Du sicher Familie.“

„Eine Frau.“

„Chacha! Chab ich viele Frauen!“

Ganz seltsamer Menschenschlag. Aber wirklich nett, man mag es kaum glauben. Am Ende der Fahrt sollte ich dann etwas sehr kurioses hören.

„Soll ich dann hier am Eck halten?“

„Nein. Faahrst Duu bisschen weiter. Bis Du zehn Euro chast oder so!“

Als ich Sie dann in den dunklen Park entlassen wollte, scherzte der eine noch, wir könnten ja einfach die Geldbeutel tauschen. Wäre ich da mal drauf eingegangen. Ich hätte mir zwar sicher noch irgendwo Kleingeld holen müssen, aber ich hätte in der Schicht sicher mehr Geld gemacht. Gegen solvente Drogeneinkäufer kann ich insbesondere zu Schichtbeginn nun wirklich nicht anstinken 😉

Die Taxifahrerin

Nachdem ich selbst ja nun seit Jahren übers Taxifahren schreibe, bin ich auch dazu übergegangen, nicht nur die inzwischen zahlreichen Blogs, sondern insbesondere auch die Bücher von Kollegen und Ex-Kollegen zu lesen. Meine bisherige Sammlung ist zwar im Grunde noch unbedeutend, aber natürlich habe ich inzwischen einige „Standard-Werke“ zum Thema gelesen.

Karen Duves „Taxi“ ist mir dabei ähnlich schwer rezensierbar erschienen wie Sabine Fabers „Ach, ’ne Dame„. Bei Frank Fischers „Der Japaner im Kofferraum“ habe ich mich indes dazu hinreissen lassen, meine Meinung zu sagen, ebenso bei Wilhelm Schusters „Ich bin Taxifahrer„.

Ich möchte es auf ein neues versuchen, so schwer es mir auch dieses Mal fällt. Der unter den Blogkommentatoren inzwischen wohlbekannte „elder taxidriver“ hat mir inzwischen eine Menge Bücher geschenkt, darunter unter anderem

„Die Taxifahrerin“ von Victoria Thérame

Im Wesentlichen trifft auf ihr Buch das zu, was ich über Wilhelm Schusters Werk geschrieben habe: Es ist ein interessanter Blick ins Gewerbe, wie es vor etlichen Jahren war. Noch dazu beschreibt Thérame ihr Leben als Taxifahrerin nicht als Deutsche, sondern als Französin in Paris der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts.

Und diese Tatsache ist wichtiger als ihr Beruf an sich.

Natürlich liefert Thérame wie jeder Fahrer und jede Fahrerin, wie jeder Blogger und jede Bloggerin einen Einblick ins Gewerbe, mehr noch ist ihr Buch aber eine Kampfschrift für sozialistische Politik und Feminismus. Ich möchte keineswegs leugnen, dass die Autorin damit in vielerlei Hinsicht auch meinen politischen Nerv trifft, aber selbst mein Lesevergnügen hat beträchtlich darunter gelitten.

Das Buch ist nahezu komplett unsortiert gehalten, manchmal fällt es sogar schwer, die Gedanken der Autorin von den Aussagen ihrer Fahrgäste zu trennen. Die Sprache, für damalige Verhältnisse wahrscheinlich geradezu revolutionär, wirkt zwar auch heute noch nicht altbacken, als Leser mit anderen Hintergründen erwischt man sich dennoch oftmals dabei, ein geistiges „WTF?“ einzufügen.

Das Buch ist zweifelsohne verdammt interessant. Es gibt einen mehr als intimen Einblick in ins Frankreich der 70er, in die damaligen Arbeitsverhältnisse und in den Kampf und zwischen Mann und Frau und die Zwischentöne desselben zu jener Zeit. Ich habe es sicher nicht bereut, das Buch gelesen zu haben und ich hab durchaus auch ein paar nette Kundengeschichten mitgenommen. Alles in allem ist es aber ein Buch, das sich wesentlich mehr für Historiker und Politikwissenschaftler eignet, die den Geist jener Epoche zu ergründen versuchen, als für Leser, die nach ein paar unterhaltsamen Geschichten gieren.

Die Taxifahrerin
von Victoria Thérame
ISBN-10: 349914235X
ISBN-13: 978-39914142352

Angewandter Optimismus

Nachdem ich mich gestern mal ein bisschen über die Zustände bei uns im Taxigewerbe ausgelassen habe, kann ich heute gleich damit aufwarten, wie man trotzdem nicht vom doch meist recht lustigen Pfad des Lebens abkommt. Aber bevor ich das mache, möchte ich mal den Lesern danken, die diesen Monat über meinen Amazon-Link eingekauft haben! Da kamen dieses Mal recht schnell ein paar Euro zusammen, danke!

Aber gut, weg von mir, hin zu meiner Fahrgästin. Als ich sie aufgegabelt habe, war noch fast April, dem Wetter nach sogar fast Februar. Ein kaltes und matschiges Regenwetter hatte Berlin in seinem Griff und sie hat mich an der Frankfurter Allee rangewunken. Durchnässt bis auf die (in diesem Falle ausnahmsweise ein unbestätigtes Gerücht) Unterwäsche stand sie da und wirkte, als würde sie die letzte verbleibende Kraft aufwenden, um den Arm ein paar Zentimeter zu heben. Ihre langen braunen Haare klebten an Kopf und Klamotten und an diesem Tag habe ich eindeutig bereut, dass ich dem Hitchhiker nicht brav folge und immer ein Handtuch dabei habe.

(A prospos: Übermorgen, 25. Mai, ist wieder Towel-Day! Wenigstens da will ich alle mit Handtuch sehen. Ich nehme meines wie immer mit!)

Wie ein begossener Pudel, gleichsam mit Rehaugen (kommt daher das Wort Püree?) sah sie mich an und fragte ernsthaft, ob sie einsteigen dürfe.

„Ja selbstverständlich, warum auch nicht?“

„Ich bin doch so …“

„Und ich hab nicht ohne Grund Ledersitze! Jetzt kommen Sie rein! Ich dreh die Heizung ein bisschen hoch, ok?“

„Würden Sie mich auch bis nach Steglitz bringen?“

Äh, nee! Das nun sicher nicht. Ich bringe meine Fahrgäste natürlich nie an ihr Ziel, wo kämen wir da hin? Noch dazu ein Ziel im Pflichtfahrgebiet. Völlig absurd!

Da brauchte jemand aber dringend mal ein bisschen Ego-Politur!

Übers miese Wetter scherzend sind wir recht schnell ins Gespräch gekommen und der Heizung wegen auch schnell miteinander warm geworden. Sag ich jetzt zumindest mal so, hört sich nämlich irgendwie logisch an.
Und so wie die Situation gleich von Beginn an aussah, war sie auch. Natürlich stand die engagierte, erfolgreiche und attraktive junge Frau nicht einfach so zum Spaß im Regen und hatte keine Ahnung davon, dass direkt ums Eck auch ein Taxistand gewesen wäre: sie hatte das natürlich nicht geplant. Während sie ihr Büro hütete und dort ihrer Arbeit nachging, hat ein bislang unbekannter Fahrer eines LKW’s ihr Auto einmal längs der Fahrerseite aufgeschrammt und beinahe der Fahruntauglichkeit zugeführt. Und zudem Fahrerflucht begangen. Deswegen stand sie nach einem langen Arbeitstag auf der Straße, durfte sich erst eine Weile mit den Cops auseinandersetzen, Formulare ausfüllen und anschließend ihre Kiste noch zur Werkstatt stottern lassen.

„Dass einem das den Tag vermiesen kann, glaube ich gerne!“

„Ach, wenn es das schon gewesen wäre …“

„Wieso? Noch mehr Ärger?“

„Ich hatte eigentlich den einzig freien Abend diese Woche, um mal mit meinem Umzug voranzukommen …“

„Hm, der ist jetzt natürlich eher vorbei.“

„Ja, und ein Auto dafür hab ich auch nicht …“

„Na das ist ja wirklich eine blöde Situation. Eilt es mit dem Umzug?“

„Wie man es nimmt. Mein Mann hat mich rausgeworfen …“

Nennt mich ein Weichei, aber ich war ja kurz davor, ihr anzubieten, mit dem Taxi beim Umzug zu helfen. So viel Pech kann doch ein Mensch in so kurzer Zeit gar nicht haben, oder?

Das Schöne aber war, dass sie  tatsächlich – wie man immer so schnulzig sagt – das Lachen nicht verlernt hat. Sie hat statt Herumdrückens auf der zweifelsohne prall gefüllten Tränendrüse ihren Optimismus durchscheinen lassen und die Sorgen beiseite gewischt mit ihrer Hoffnung auf einen Neuanfang und der Bemerkung, dass wohl jeder mal irgendwann so ein paar beschissene Momente in seinem Leben hat. Davon hätte sich nicht nur diese Kundin damals eine Scheibe abschneiden können, auch ich selbst konnte nur eine gewisse Bewunderung empfinden, da ich ja auch zu den Leuten gehöre, die bereits rumnölen, wenn ich beim Fernsehen wider Erwarten den Kanal wechseln muss.

Am Ende, nach kurzzeitiger Verwirrung, in welche Richtung der Zielstraße nun ihre neue Wohnung lag, ist sie angekommen und ich habe mir, wie ich es manchmal tue, eingeredet, ihr irgendwie tatsächlich geholfen zu haben an diesem wahrscheinlich blödesten Abend seit Ewigkeiten. Für mich war es zudem lukrativ und Touren wie diese werden immer der Grund sein, weswegen ich meinen Job liebe.

Arm. Doof. Wayne?

Ach, was bin ich doch froh, dass ich einen guten Job hab. Alles soweit geregelt, ich krieg Geld und …

Moooment!

Ich muss gelegentlich von den rosa Wölkchen runtersteigen und die Regenbogen pupsenden Einhörner alleine lassen, um mal hier unten auf der Erde ein paar drastische Worte zu verlieren. Es geht ums Taxigewerbe und damit zu nicht unerheblichen Teilen um mein Leben. Wichtiger noch: Es geht um das Leben von mindestens 10.000 Menschen (eher: 10.000 Familien) alleine hier in Berlin.

Wir machen überwiegend einen guten Job und das könnt ihr mir glauben, auch wenn ich hier und da mal ein Negativbeispiel nenne oder irgendwelche Vereine mal wieder ihre schlimmsten Taxi-Erlebnisse als wissenschaftliche Tests verkaufen. Allein mein einzelner Opel hat in absehbarer Zukunft die Distanz von der Erde zum Mond zurückgelegt (ich denke, ich werde berichten, wenn wir landen) und das schreibe ich nur, um klarzumachen, dass wir auch nicht nur ein paar eigenbrödtlerische Hansel mit Lust auf nette Stories sind, sondern eine Menge arbeiten und dass da eine Menge Leben dranhängen.

Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass das Taxigewerbe irgendwie kein Schwein interessiert. Sicher, wenn es mal Zoff gibt, wie jetzt um die Tarife am irgendwann in diesem Jahrtausend vermutlich mal fertiggestellten Flughafen BER, dann dürfen wir auch mal in der Zeitung meckern. Ansonsten müssen wir uns damit begnügen, dass wir den Job einfach zu gerne machen, um ihn zu schmeißen.

Dass unser Senat in Sachen Verkehr mit dem Flughafen und der S-Bahn beispielsweise ein paar echt dicke Dinger in Punkto Verkehr zu stemmen hat und wir da mal hintenanstehen, will ich nicht mal pauschal verurteilen. Aber man erhält wirklich den Eindruck, seitens der Politik passiert nichts, um die Probleme im Gewerbe zu beseitigen. Dazu kommt, dass wir uns auch noch den Luxus leisten, statt einer Interessenvertretung gleich mehrere miteinander mehr oder minder verfeindete zu unterhalten, von denen im Übrigen keine einzige sich explizit für die Angestellten einsetzt.

Während überall über Mindestlöhne diskutiert wird, liegen wir nicht nur weit unter all diesen Forderungen, sondern wissen nicht einmal, ob unserer derzeitige umsatzabhängige Bezahlung überhaupt legal ist – und wenn, wie man das mit einem Mindestlohn kombinieren könnte. Ich persönlich mag unser Modell und würde es ungerne aufgeben, weil es mir einige Freiheiten sichert, aber ich bin ja nicht der Nabel der Welt. Und glaubt mir: auch wenn ich nervlich nur sehr selten an meine Grenzen komme, finanziell tue ich das ständig, immer wieder. Sollte ich unerwartet Nachwuchs bekommen, wüsste ich nicht, ob ich mir das Schreiben weiterhin leisten könnte, wenn es wie jetzt kaum Geld abwirft – dann müsste ich nämlich mehr als normale Vollzeit arbeiten. Ironischerweise zu schlechteren Bedingungen, da ich derzeit ja zu den lukrativen Zeiten arbeite und sich mit jedem Tag mehr mein Stundenlohn senken würde …

Wir selbst – jetzt als Gewerbe an sich, wenn man das bei dem fragmentierten Haufen so sagen kann – schreiben unsere Probleme vor allem der vielen Schwarzarbeit und auch den zu vielen Taxen an sich zu. Damit schafft man es zwar immerhin manchmal in die Nachrichten und erntet hier und da ein Bedauern, dennoch bin ich als Taxifahrer hier jeden Tag in Versuchung, meine Kunden oder den Staat um ein paar Euro zu bescheissen, weil es eh keiner merken würde. An Polizeikontrollen werden wir durchgewunken, der P-Schein wird nicht kontrolliert und Fahrten ohne Uhr zu machen ist scheinbar kein Betrug, sondern ein lustiger Zeitvertreib, den sich ja jeder irgendwann mal gönnt.

Allein: Irgendwelche Konsequenzen? Fehlanzeige! Kontrolleure fürs Gewerbe sollen angeblich zu teuer sein, obwohl auf der anderen Seite enorme Steuermehreinnahmen und Strafzahlungen zu erwarten wären. Die Konzessionen werden weiterhin nicht nur unbegrenzt vergeben, sondern die Regelungen werden wie jetzt beim Flughafen sogar noch weiter aufgeweicht. Unser für Kunden einfach zu durchschauender Tarif wird wohl ebenso wegen BER einem Modell geopfert, dass weiterem Betrug Tür und Tor öffnet. Und die einzige regelmäßig bediente Stellschraube Taxitarif wird nicht nur einfach immer weiter erhöht, sondern inzwischen auch noch völlig an uns Betroffenen vorbei mit irgendwelchen kommerziellen Parkplatzbetreibern ausgehandelt, die für meinen Geschmack eigentlich beim öffentlichen Nahverkehr nicht wirklich ein Mitspracherecht haben sollten.

Ich bin kein Mensch, der überall nur das Schlimme sieht. Wie man hier bei GNIT gut lesen kann, mag ich den Job und ich mag auch gewisse schrullige Eigenheiten. Aber ich merke selbst, dass die Umsätze einen (bislang leichten) Trend nach unten haben und ich weiß von vielen – gerade den ehrlich arbeitenden – Kollegen, dass für sie ganz arg auf der Kippe steht, ob sie von diesem Job (alleine) weiter leben können. Wenn hier nicht in den nächsten Jahren mal irgendwer akzeptiert, dass wir zum einen ein Haufen Leute sind, die von ihrer Arbeit leben müssen und wir andererseits auch ein Aushängeschild der Stadt und des Landes sind und somit alle ein Interesse haben sollten, dass die Qualität der Dienstleistung Taxi nicht weiter sinkt, und daraus Schlüsse zieht, die in Handlungen münden, dann wird das noch ziemlich beschissen enden – das kann ich euch sagen.

Und nein: Das blöde Fiskaltaxameter, dessen Einführung wahrscheinlich zum zehnjährigen Jubiläum vom BER-Flughafen ansteht, löst kein einzelnes Problem umfassend, sondern ist allenfalls der erste Schritt.

Andere Richtung

Eine hervorragende Einstimmung auf den diesjährigen Herrentag waren die ersten Winker der besagten Schicht. Zeitgleich sind mir zwei Arme direkt nebeneinander entgegengeschnellt und ich hab neben den beiden gehalten. Männlein und Weiblein, beide etwa im gleichen Alter. Zunächst dachte ich, sie gehörten zusammen. Mit dieser ansonsten natürlich total verständlichen, geradezu professionellen Einschätzung musste ich brechen, als es ums Einsteigen ging. Sie rangelten ein Wenig und ich hörte nur ein paar Wortfetzen:

„Bersarin! Andrere Richtung! Ehrlich! Jaja! Was denn? Neihen!“

Letzten Endes blieb die Dame vor der Tür stehen und schmollte in ihre Latzhosen, während er sich quer über die halbe Rückbank schmiss und mir lässig zuwarf, ich solle ihn zum  Bersarinplatz bringen. Kein Problem, eine kurze Tour von 6 € mit null Chancen, irgendwie vom Weg abzukommen. Einmal abbiegen. Aus Neugier hab ich natürlich nachgefragt:

„Und? Das Mädel gerade? Wo wollte sie hin?“

„Warschauer. Hab ihr gesagt, das ist die falsche Richtung …“

Ich gehe ja immer vom Guten im Menschen aus und hab halb-diplomatisch eingeworfen:

„Klar, kommt ja darauf an, wohin in der Warschauer. Zum U-Bahnhof sicher.“

„Ist mir auch egal. Ich hab kein‘ Bock mehr!“

OK, er war doch ein Arschloch. Die Tour war zwar wohl ein paar Meter länger (was bei 6 € jetzt auch nicht gerade ein Pro-Argument ist), aber ich bereue es im Nachhinein, nicht sie mitgenommen zu haben.

Sicher, jeder hat das Recht zu entscheiden, mit wem zusammen er Taxi fährt – das will ich ihm nicht vorwerfen. Dass er sich danach allerdings die halbe Fahrt darüber belustigt hat, dass er „der Schnepfe“ erzählt hätte, ihr Ziel läge in die andere Richtung, sprach nicht wirklich für ihn. Entsprechend verhalten war die Unterhaltung, entsprechend war das Trinkgeld. Männer und Alkohol …

Guter Abschluss

Schon bei der vorherigen Tour hab ich den Abstellplatz meines Autos beinahe gestreift. Nicht nur die Sehnsucht nach dem Feierabend war groß, auch die Zeit schritt langsam voran. Ebenso die Müdigkeit. Von Pankow zurück nach Lichtenberg, möglichst viel durch kaum bewohntes Gebiet! Noch eine Tour musste an diesem Morgen eigentlich nicht … huch, da winkt einer!

Der Geldbeutel ist manchmal doch stärker als man selbst.

Ein etwas plüschig dreinguckender Endvierziger mit Halbglatze bedeutete mir mit einem freundlichen Sammelsurium an Gesten, dass ich ihm doch bitte den Beifahrersitz zurückstellen solle. Gegestet, getan und los ging es:

„In die WTF-wo-soll-die-denn-sein-Straße bitte.“

Meine Gedanken kreisten: Jetzt kommt’s gleich! Charlottenburg, Steglitz, Frohnau, Adlershof …

„Das is hier ganz um’s Eck, fast an der Indira-Gandhi-Str.!“

„Oh, super!“

Ungelogen, die Tour lag also direkt auf dem Heimweg. Da nimmt man ein paar Euro doch gerne noch mit. Zu arg viel Kommunikation war der Mensch nicht mehr fähig – obwohl nüchtern – er hat sich nur gefreut, dass wir uns „hier draußen“ getroffen hätten und ließ sich gleich an der Hauptstraße absetzen. Kurz war gar kein Ausdruck für die Tour, gerade einmal 5,20 € sind zusammengekommen. Als ich ihm diese Summe verkündete, wich der plüschige Blick kurz einer tiefen Sorgenfalte, ich stelle mir so den Blick eines Duracel-Häschens vor, wenn es merkt, dass die Batterie trotz allem nicht endlos Saft gibt. Ihm schien der Preis aber entweder zu niedrig oder zu krumm, keine Ahnung. Jedenfalls zückte er mit leichtem Unbehagen einen Fuffi.

Am Schichtende hab ich mit sowas ja mal gar kein Problem. Aber wie üblich folgte das Schönste erst noch:

„Machste zehne!“

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Wir sind ja nett.

Zumindest meistens. Aber es soll schon Leute gegeben haben, die Taxifahrern blöd gekommen sind und damit ihren „ganz kurzen“ Halt am Taxistand unnötig in die Länge gezogen haben … 😉

Zeit, das Beamen zu erfinden! Quelle: Sash

Der Kandidat auf dem Foto hat aber wahrscheinlich nicht mal mitbekommen, wie sehr er im Weg steht. Kurz danach war die Schlange auch schon wieder kürzer und sein „Parkplatz“ war wieder frei zugänglich. Aber im Ernst: Muss doch nicht sein!