Straßenkampf

Viele Leute sind ja sobald sie ins Auto steigen der Überzeugung, alle um sie herum haben nichts anderes vor, als sie zu nerven. Der blöde langsame Radfahrer? Blockiert ausgerechnet meine Spur! Der Typ, der auch nach dem Umschalten der Ampel noch stehen bleibt? Will offensichtlich, dass ich nicht mehr bei der Grünphase durchkomme. Die blutende Frau auf dem Gehweg? Liegt da natürlich nur, damit die Penner vom Rettungsdienst einen Stau verursachen!

Ich halte mich da eigentlich immer an Hanlon’s Razor:

„Schreibe nichts der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist.“

Aber in manchen – seltenen – Momenten kenne ich das: dass die Ganze Welt sich gegen einen verschworen hat. So gab es vor ein paar Tagen so ein typisches Drama in der Grünberger Straße, bei der alle drei außer mir beteiligten ganz offensichtlich nichts anderes im Sinn hatten, als mich um Glück, Geld und Geduld zu bringen.

In erster Linie war da ein potenzieller Fahrgast. Er hat recht spät gewinkt, noch dazu auf der anderen Straßenseite, aber etwa 15 Meter hinter ihm konnte ich vorsichtig anhalten. Mit Blinken, Rücksicht und allem.

Dann war da dieses Arschloch von LKW-Fahrer. Anders kann ich es in dem Fall wirklich nicht sagen. Er war sichtbar unerfreut über mein Anhalten auf offener Straße, was ich eigentlich albern finde, denn er hätte bequem überholen können. Breit genug für unsere Fahrzeuge war die Straße locker. Aber nein, er machte einen auf Aufstand und hupte sich da einen zusammen, dass wahrscheinlich noch am Ostkreuz ein paar Schwerhörige aus ihren Betten gefallen sind.

Da sich meine Lust auf Diskussionen mit Leuten, die eher hupen als blinken, in Grenzen hält, hab ich kurz Gas gegeben und 20 Meter weiter an der nächsten Kreuzung gewendet. Dadurch konnte der Spinner kurz vorbei und ich konnte direkt zum K…

Und dann war da der Kollege, der in diesem Augenblick die Straße entlanggefahren kam und den Kunden eingeladen hat.

Und so stand ich dann dumm in der Gegend rum, hab mich über einen LKW-Fahrer geärgert und das alles für nichts und wieder nichts. Unglaublich aufbauend, sowas! Aber wenigstens Weiß ich jetzt, wie sich manch andere scheinbar den ganzen Tag im Verkehr fühlen…

10 Kommentare bis “Straßenkampf”

  1. Apotheker-Typ sagt:

    Schon mein Fahrlehrer hat mir beigebracht: „Wer hupen kann, der kann auch bremsen!“ Seit dem halte ich es so (mit mir selber), und bremse lieber als zu hupen. Das schont meinen Blutdruck und die Ohren der Umstehenden, und wenn ich dann wirklich noch vor mich hinzetern will, mache ich das Fenster vorher zu! 😉

    Dass Radfahrer und Autofahrer allerdings mehr Hass als Liebe verbindet, ist wohl war. Spannend ist das insofern, als dass die selbe Person als Radfahrer auf alle Autofahrer flucht, und umgekehrt können können diese Verkehrsteilnehmer das genauso gut. Ich war mehrere Jahre lang Radfahrer in Berlin (und habe mir die Schönhauser runter durchaus Rennen mit Autos geliefert) – und ich habe meinen Führerschein seit 1993, ich kenne also beide Seiten.

    Ich persönlich versuche immer an §1 der StVO zu denken, und hoffe dann, dass man mir meine kleinen Fehler verzeiht, wenn ich andere Teilnehmer wegen kleiner Fehler nicht böse bin. Manchmal klappt es tatsächlich! 😀

  2. Maik aus Wilhelmshaven sagt:

    Wenn ich „dienstlich“ mit dem taxi irgendwo stehe, halte, parke, um einen Kunden rein oder rauszulassen, und in dem Moment meint jemand, das er mich anhupen oder anschreien muß, oder dergleichen, dann habe ich plötzlich sooooooooooooo viel Zeit…..
    Ein Autofahrer hatte es mal auf die Spitze getrieben, solange hinter mir gestanden und gehupt, obwohl der linke Fahrstreifen frei war, bis dann die Polizei stehen blieb. Sie haben mich nur kurz gefragt, ob ich einen Kunden abholen will, was ich bejahte (der war auch gerade in Sichtweite gekommen), und haben sich dann den Herren hinter mir „zur Brust genommen“ 🙂

  3. Wolfy sagt:

    @Apotheker:
    Dann lies mal Jules Blog. Man kann es zwar, aber es gibt Ärsche. Denn sie sitzt im Rolli, weil ihre autofahrende Unfallgegnerin lieber hupte anstatt zu bremsen oder auszuweichen.

    @Sash:

    Armes Tucktuck! :O Darauf solltest du dir was Gutes gönnen. Schokolade, Ozzy, Fleisch, … egal – Hauptsache Endorphine! 😉

  4. Sash sagt:

    @Apotheker-Typ:
    Über die Radler-Autofahrer-Beziehung hab ich ja nicht ohne Grund eigene Artikel geschrieben… 😉

    @Maik aus Wilhelmshaven:
    Ich gebe zu, da fehlt mir meist die Geduld für. 🙁

    @Wolfy:
    Ach, ist inzwischen ein paar Tage her. Soo lange nimmt mich sowas dann auch nicht mit…

  5. Wolfy sagt:

    Ob nun heute, gestern oder morgen – hilft trotzdem. 😛

  6. Nils sagt:

    Ich finde schon, dass es im Straßenverkehr noch etwas zwischen Dummheit und Böswilligkeit gibt: Nämlich Rücksichtslosigkeit. Manche Leute wollen einem nichts Böses, es ist ihnen aber auch egal, wenn sie einen behindern.
    Was mich in der letzten Zeit vermehrt stört: Wenn sich an einer Ampelkreuzung auf der Abbiegerspur bei Grün jeder noch so weit es geht mit auf die Kreuzung quetscht und dann nicht weg ist, ehe der Querverkehr Grün bekommt. Das führt dann stets zu einem kleinen „Chaos“ (je nach Kreuzung). Die Leute haben sicher nicht die Absicht, den Querverkehr aufzuhalten, aber es scheint ihnen auch egal – Hauptsache eine Grünphase eher die Ampel passiert…

  7. Sash sagt:

    @Nils:
    Natürlich ist Rücksichtslosigkeit auch Quelle vieler Probleme. Allerdings passen die meisten Fälle dann auch in die Kategorien blöd oder böse. Wenn ich auf die anderen scheiße, um schneller zu sein, bin ich ihnen feindlich gesonnen und wenn ich nicht mal merke, dass ich sie gefährde, verärgere oder was auch sonst bin ich zu blöd dafür. So gesehen passt das für mich 😀

  8. Aro sagt:

    @ Maik aus Wilhelmshaven
    Ja, das kenne ich auch: Wenn mich jemand aushupen oder extrem zur Seite drängeln will, dann werde ich plötzlich auch gaaanz ruhig. Und langsam. Ich finde es so lächerlich, wenn das HB-Männchen mal wieder ausflippt.

  9. Apotheker-Typ sagt:

    @ Wolfy

    Ich bemühe mich aktiv und redlich, kein Arsch zu sein (auch wenn meine Frau ab und an sagt, dass ich [angeblich] einen schönen habe). 😀

    Nichtsdesdotrotz wird mir öfter mal das Gegenteil unterstellt. Aber ich denke, dass geht uns allen so. 😉

  10. Wolfy sagt:

    @Apotheker:

    Das sagen sie alle. Und unter Rudelmitgliedern ist „Du Arsch!“ ja nichts, was unbedingt schlimm ist. Schon gar nicht wenn man bei dieser Aussage lacht, grinst oder rot anläuft. 😀

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: