Ausnahmen, lohnende

Auf der Schillingbrücke hielt mich ein junger Mann an und fragte, ob das mit der Kurzstrecke bis zur Kreuzung Andreasstraße / Karl-Marx-Allee reicht. Na klar: Das sind vielleicht 800 Meter, das ist locker drin. Eigentlich wollte ich zum Berghain, aber ein großer Umweg ist das ja nicht mal…

„Super! Ich hab mir extra die 3,50 € zur Seite gelegt…“

Oje. Seit nunmehr zweieinhalb Jahren kostet die Kurzstrecke in Berlin 4,00 €.

Ich hab es ja derletzt geschrieben: Ich bin kein Freund von Festpreisen. In dem Fall war es aber besonders ärgerlich. Nicht nur, dass der Kerl nett war – er hat es einfach verpennt. Auch wenn die Fahrt weit unter der Maximalstrecke von 2 Kilometern liegt, wäre der Normaltarif dennoch noch saftiger gewesen. Unter freundlichen Belehrungen über den „neuen“ Tarif hab ich ihm aber bedeutet, einzusteigen. Abgesehen davon, dass er nicht nach dem neuesten Tarif gegoogelt hat, hat der Kerl ja alles richtig gemacht: Extra Geld zurückgelegt, höflich angefragt und das mit der Kurzstrecke auch noch gleich zu Beginn gesagt. Außerdem war der Kerl verdammt nochmal bereit, 3,50 € für wirklich nur ein paar Meter Fahrtweg zu bezahlen!

Ein schlechtes Gewissen hatte ich dennoch, während ich ihn kurz einfach nur geradeaus zu seinem Ziel gefahren hab. Er hat auch gleich gemeint, ich solle noch vor der Kreuzung stoppen, dann käme ich leichter wieder weg, blabla. Auf der Suche nach solchen Kunden ist man manchmal die ganze Nacht erfolglos.

Ich sollte aber auch diese seltene Regelverletzung nicht bereuen. Als ich ihn nämlich an der Ampel entlassen habe, wurde er umgehend von 3 Typen zugetextet. Ich musste wegen des Rotlichts eh noch warten, also hab ich ihn – und vor allem die Typen – noch beobachtet. Ich konnte mir wirklich besseres vorstellen, als morgens in den Polizeipressemeldungen zu lesen, dass dort jemand überfallen wurde. Aber nein:

Die Typen waren aus Holland und irgendwie streunenderweise auf der Suche nach einem Club. Mein dankbarer Fahrgast hat sie dann davon überzeugt, dass das Berghain direkt ums Eck läge und dabei gleich sein neu erworbenes Wissen angewandt, indem er ihnen vorschlug, einfach für 4 € mit dem Taxi hier zu fahren. Zugegeben: Die Fahrt wäre ohne die Nennung des Kurzstreckentarifs etwas lukrativer gewesen – dann hätte ich sie allerdings wahrscheinlich gar nicht bekommen.

Die Jungs haben mich dann ungläubig gefragt, ob das stimme: Dass ich sie für 4 € zu einem echt geilen Club bringen könnte. Das konnte ich natürlich nur bejahen 😀

Und so steht am Ende ein kleiner Regelverstoß gegen 5 zufriedene Leute. Dafür zahle ich gerne die 50 Cent aus der Kasse, schließlich haben die Holländer alleine mir schon einen Euro Trinkgeld vermacht. Und am Berghain war ich nun auch.

3 Kommentare bis “Ausnahmen, lohnende”

  1. Micha sagt:

    da beweist es sich mal wieder: was der Mensch sät wird er ernten 🙂

  2. Sash sagt:

    @Micha:
    Ja, manchmal passt es dann eben doch 🙂

  3. […] Ausnahmen, lohnende » gestern-nacht-im-taxi.de […]

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