Ich habe einen Vorteil gegenüber den vielen selbständigen Kollegen im Gewerbe: Kein Papierkram! Ich kriege zwar nur einen Teil des erzielten Umsatzes und finanziere als Arbeitnehmer wie überall auch meine Chefs mit, dafür halten sie mir aber auch eine Menge Stress vom Hals. Was davon besser ist, ist schlicht nicht zu entscheiden, beide Modelle haben Vor- und Nachteile.
Jedenfalls kann ich zum Beispiel bedenkenlos Coupons annehmen.
Verschiedenste Unternehmen und Ämter geben an ihre Mitarbeiter Taxi-Coupons aus, um die Ausgaben letztlich gesammelt überweisen zu können. Das ist an und für sich eine gute Regelung, bei geschäftlichen Fahrten müssen die Beamten und Angestellten nicht immer die Taxikohle auslegen. Für Taxifahrer ist das ein zweischneidiges Schwert: Zunächst einmal haben wir natürlich statt Bargeld oder Geld auf dem Konto einen Gutschein, mit dem man nichts anfangen kann. Und am Ende kostet es Zeit, ihn einzusenden und auf die Überweisung zu warten. Von unklaren Problemfällen, wo eventuell sogar mal nicht bezahlt wird, ganz abgesehen.
Ich als Nachtfahrer hab recht selten Coupon-Fahrten, manchmal monatelang keine einzige. Da kann es dann schon nerven, wegen eines einzelnen Coupons über 7,60 € extra zusätzliche Arbeit zu haben. Meine Chefs im Taxihaus-Berlin hingegen haben mit ihren rund 20 Taxen natürlich ständig solche Zettel und können die routinemäßig und teilweise gebündelt abschicken. Deswegen muss ich am Stand keine Coupon-Fahrten ablehnen. Sehr schön.
So bin ich neulich zu einer Mitarbeiterin des Umweltministeriums gekommen, der ein anderer Fahrer verkündete, er könne die Fahrt nicht annehmen. Sie nahm es gelassen:
„Na, sie fahren ja ein Umwelt-Taxi. Passt sowieso viel besser!“
🙂
Da so viele Coupons von verschiedenen Firmen existieren, muss man beim Ausfüllen aufpassen. Jeder fehlende Stempel, jede fehlende Unterschrift könnte bedeuten, dass er wertlos ist. Die Kunden selbst gehen mit den Dingern jedenfalls ziemlich lässig um. Manche wollen gleich, dass man einen anderen Betrag draufschreibt und somit den Arbeitgeber gleich noch das Trinkgeld mitbezahlen lassen, andere winken gleich ab und überlassen es ganz dem Taxifahrer. Man sollte bei Couponfahrten also auch ein bisschen Moral mitbringen, um die Dinger nicht auszunutzen.
Besagte Frau indes meinte gleich zu mir:
„Ist nicht so, dass ich ihnen nicht vertraue, aber könnten sie bitte den Betrag gleich reinschreiben…“
Na logo. Obwohl es nicht weiter schwer gewesen wäre, aus 7,60 € 17,60 € zu machen – nur mal so nebenbei. Dass ihr Vertrauen allerdings etwas angeschlagen war, verstehe ich gut, denn sie war von ihrer Hausverwalterin angerufen worden, weil es einen Einbruch in ihre Wohnung gegeben haben könnte…
Die Kollegen, die Gutscheine des (vermeintlich geringeren) Trinkgeldes wegen nicht annehmen, kann ich indes auch beruhigen: Sie hat mir zwei Euro in bar obendrauf gelegt und war sonst auch eine sehr angenehme Kundin. Also alles ganz in Ordnung mit diesen grünen Zetteln! Aber gut, die Arbeit mit dem Scheinchen haben schließlich auch meine Chefs. 🙂
„Die beste Arbeit ist die, die man anderen aufs Auge drücken kann.“ – alte Weisheit von „Der Maskierte“ anno 2008.
Argh…reisekosten-Abrechnung…du glaubst ja nicht was manche meiner kollegen da alles raufschreiben wollen…:-D
@Der Maskierte:
Sehr weise. Tse-Tang der Ältere hätte es nicht besser formulieren können 😉
@kat:
Ich kann es mir SEHR gut vorstellen!
@ kat:
Argh – Reisekostenabrechnung. Aber aus der Sicht dessen, der sein Geld zurück haben möchte, wenn möglich innerhalb der nächsten zwei Wochen nach Abgabe. 😀
Ich habe überhaupt kein moralisches Problem das Trinkgeld für die Fahrt Wohnung-Flughafen und retour meine Firma und letzten Endes den Kunden zahlen zu lassen. Gemessen an Flug-, Hotel- und Arbeitskosten ist das ein Kleckerlesbetrag und richtig nachrechnen kann man es auch nicht. Dafür ist der Verkehr zu unstetig.