P-Schein-Verlängerung

Und nun ist es endlich soweit. Auch wenn es seit 3 Monaten nur davon abhing, dass ich es mal bis zum Amt schaffe:

Nötige Bestempelung, Quelle: Sash

Irgendwie ist es schon komisch, dass ausgerechnet der gar nicht so leicht zu bekommende P-Schein nach wie vor auf Papier serviert wird. Etwas zynischer könnte man natürlich dahingehend argumentierend, dass es auch egal sein kann, so lange sich ohnehin niemand für das Dokument interessiert.

Es ist schon komisch, abgesehen von 3 Sachbearbeitern, meinen Chefs und vielleicht 10 Freunden oder Kollegen seid ihr die einzigen, die das Ding überhaupt je zu Gesicht bekommen haben. Entsprechend hab ich mir auf dem Hinweg zum Amt auch gleich in der Bahn Genöle über einen Taxifahrer anhören dürfen, der nicht nur den Weg nicht kannte, sondern auf Wunsch nicht einmal sein Navi programmieren konnte. Derartiges ist mir ein einziges Mal passiert: Bei meiner allerersten Schicht…

Aber gut, wenigstens war der Amtsbesuch selbst von der eher netteren Sorte. 20 Minuten Wartezeit kann ich als unangemeldeter Besucher verkraften – und wenn man dann auch noch (trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit) einen wirklich gut gelaunten Beamten antrifft, der zu Scherzen aufgelegt ist und alles mal eben schnell aus dem Handgelenk erledigt, dann versöhnt man sich mit dem Gedanken, das in nicht einmal 5 Jahren wieder tun zu müssen. Abgesehen von Zeit und Nerven kostet der Schein einen am Ende gerademal 2 bis 3 Euro pro Monat – das ist eigentlich doch recht gut investiertes Geld. 🙂

Ich bin trotzdem froh, jetzt erst mal wieder ein bisschen Auszeit von Ämtern aller Art zu haben!

Enn-Öh!

Ganz frisch in der Birne hat der Typ nicht mehr gewirkt, der mich an der Frankfurter Allee unweit des Centers angehalten hat. Ich hab mich gefreut, für die Tour dorthin bin ich ewig am Ostbahnhof gestanden. Da passte mir eine zweite Tour ganz gut rein.

„Sachma, bringste mich nach Kaulsdorf?“

„Klar.“

„Für’n Zehner?“

„Nee, das wird etwas mehr kosten.“

„Aber es regnet. Mehr hab ich nicht. Machste oder machste nicht?“

Er ist schon mal zielstrebig auf die Türe hinten links zugegegangen in der Erwartung, sich gleich hinsetzen zu können. Festpreisanfragen sind das eine. Aber es dann auch noch als Selbstverständlichkeit auffassen, dass der Fahrer einwilligt? Nicht mit mir, sorry.

„Nö.“

„Nö?“

„Nö.“

„Ähm… is zum Bahnhof. Bahnhof Kaulsdorf.“

„Aber nicht für’n Zehner!“

„Nö?“

„Nö.“

„Ja, äh…“

„Ich wünsche dennoch einen schönen Abend.“

„Äh… ok. Dir auch.“

Ja, vielleicht kann man mal eine die Regel bestätigende Ausnahme machen. Aber ich sage es mal so: Es ist nicht so, dass ich nicht auch für manche Fahrten gerne das doppelte des Tarifs nehmen würde. Darf ich nicht, kann ich nicht, mach ich nicht. Nicht an beschissenen Montagen und auch nicht an Silvester. Deswegen bin ich auch relativ kaltherzig bei den gefühlten 30% der nächtlichen Fahrgäste, die der Meinung sind, ihre einzige Taxifahrt in 3 Jahren müsste ich jetzt aber selbstverständlich mit irgendeinem Rabatt belohnen.

Ganz abgesehen von der vielleicht auch manchmal recht unschönen rechtlichen Seite: Ich mach den Job ja gerne und ich bemühe mich, ihn auch gut zu machen. Aber ganz ehrlich: Ich muss auch ein bisschen Geld damit verdienen.

GNIT 2012, Nachwort

Ich wollte mich zunächst einmal bedanken für das doch ganz ansehnliche Feedback auf meinen GNIT 2012-Artikel.

Insbesondere bin ich fasziniert, dass es so wenige kritische Stimmen gegeben hat – ich hätte eher vermutet, dass der eine oder die andere mehr auszusetzen hätte. Was mich gefreut hat, dass so ziemlich alles in irgendeiner Form Zuspruch gefunden hat, was ich hier so schreibe. Natürlich mag nicht jeder alles, aber eine umfassende Ablehnung für bestimmte Artikel gab es auch nicht. Schön. 🙂

Ich wollte eine Rückmeldung geben, weil es auch kritische Stimmen zur Nachfrage an sich gab. Mir ist schon bewusst, dass ich diejenigen frage, denen es natürlich mehr oder minder gefällt. Andererseits seid ihr auch die einzigen, die sich ein Urteil erlauben können. Ich kann mir doch keine Aushilfskommentatoren einkaufen, die anhand von 3 Artikeln ein Urteil über meinen Blog fällen 😉
Vor allem aber: Ein Blog wie GNIT ist ohnehin nur schwer planbar. Einen Großteil machen die Geschichten aus – und die kommen mehr oder minder so hier raus, wie sie bei mir im Taxi reinkommen. Da hab ich kaum Einfluss drauf. Aber natürlich kann ich mich kürzer fassen, wenn einer Mehrheit das gefallen würde. Wenn bemängelt worden wäre, ich wäre zu vulgär, dann könnte ich das in meine Überlegungen beim Schreiben einfließen lassen… solche Dinge.

Was ich damit nicht sagen wollte, ist, dass ich wegen ein paar Kommentaren plötzlich alles umschmeiße. Mir ging es um kleine konstruktive Denkanstöße. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Was ich jetzt zum Beispiel mitgenommen habe, ist der Wunsch nach mehr Fotos. Ich hab in letzter Zeit sehr wenig fotografiert, das ist also tatsächlich was, was ich mal wieder mehr machen könnte. Deswegen braucht aber dennoch niemand befürchten, dass das jetzt ein Foto-Blog wird 🙂

Es hilft einfach ungemein, auch mal ein paar Meinungen zu hören, die man sonst nur sehr vereinzelt mitbekommt. Aber keine Sorge: Ich mach ansonsten so weiter wie bisher.

Und da ja Fotos gewünscht waren… gibt es hier eines von meinem Chef beim Tischkickern:

Arbeitsauftrag Torschuss. Quelle: Sash

Da ich in Kürze auch für Cheffe bloggen werde, ist das quasi in doppelter Hinsicht ein Ausblick auf 2012 hier bei GNIT.

Schlafstörung

Die von euch, die meinem Geschwurbel auch bei Facebook oder Twitter folgen, haben den folgenden Dialogfetzen bereits Ende letzten Jahres mitbekommen. Aber da er so schön war, wollte ich ihn auch hier im Blog nochmal aufgreifen.

Die Situation war folgende: An einer Ecke hab ich 3 Winker aufgenommen, allesamt weiblich. Ein durchgängiges Gespräch wollte sich weder unter ihnen, noch mit mir ergeben. So hat eine der drei Grazien irgendwann ihr Handy gezückt, um mit einer mir unbekannten Person zu telefonieren. Gleich zu Beginn sagte sie dann folgenden Satz, den man sich echt mal auf der Zunge zergehen lassen sollte:

„Hab ich dich gestört oder schläfst du schon?“

Schwarze Schafe

Ein bisschen klischeemäßig war die Tour vom Ostbahnhof zum BKA dann schon. Also bei Leuten in Polizeiuniform, die zum Bundeskriminalamt wollen, ist einfach kein Funken Kreativität mehr zu erkennen 😉

Ich hab den Textbaustein-Bastelkit in meinem Gehirn angeschmissen, was der Fahrt einen lockeren Start gab:

„BKA? Das kriegen wir hin. Wäre sonst ja auch eher nicht so gut, oder?“

„Wie meinen sie das?“

„Naja, wenn ich sie da nicht hinbringen könnte, würde ich wohl den falschen Beruf ausüben.“

„Haha! Kann sein…“

Das Schwierige an diesem Eröffnungszug ist, dass man recht schnell bei den schwarzen Schafen der Branche landet, die eine solche Fahrt dann eben nicht zur Zufriedenheit der Kunden durchziehen. Aber glücklicherweise war mein Fahrgast diesbezüglich doch eher unbeleckt:

„Also ich hab eigentlich immer nur gute Erfahrungen gemacht. Ich kann nichts gegen ihren Berufsstand sagen.“

Das konnte ich nun nicht unbedingt zurückgeben. Meiner sehr subjektiven Erfahrung nach arbeitet die Polizei irgendwie immer gegen mich. Im einfachsten Fall durch ein wenig Inkompetenz, in komplizierteren Zusammenhängen dann doch eher organisiert. Aber das war nicht Thema während der kurzen Fahrt. Ich hab diplomatisch den Kopf aus der Schlinge gezogen und gemeint:

„Das freut mich doch zu hören. Schließlich behält man die schwarzen Schafe doch wesentlich eher im Kopf. Und es ist ja keine Lüge, dass es die gibt.“

Und dann hat er einen einfachen Satz gesagt, der mich doch sehr erfreut hat:

„Da haben sie allerdings Recht! Die gibt es bei uns ja auch zur Genüge.“

Das hat mir gegenüber so direkt noch keiner aus dem Verein eingestanden.

GNIT 2012

So, der Januar ist inzwischen mehr als eine Woche alt und da wir alle hoffentlich nicht zu den Spaten gehören, die an den gefühlt achthundertsten Weltuntergang seit meiner Geburt glauben, können wir uns ja ein bisschen Gedanken über die Zukunft machen. Und deswegen wollte ich mal nachfragen, was ihr euch so für GNIT 2012 wünschen würdet.

Natürlich werde ich nicht nur wegen eines Wunsches nach mehr Kotzgeschichten künftig meine Kundschaft nach diesem Kriterium aussuchen, aber vielleicht gibt es ja andere Vorstellungen…

Mögt ihr mehr die kleinen Geschichtchen und Dialoge oder große Erzählungen? Lest ihr es vielleicht ganz gerne, wenn ich mich über unseriöse Medienberichte echauffiere oder seid ihr interessiert an mehr Aufklärung?

Oder gibt es gar Dinge, die euch total nerven? Bin ich zu nett oder zu fies?

Ich würde mich einfach freuen, ein bisschen Gesamt-Feedback zu bekommen, schließlich lernt man nicht nur als Taxifahrer, sondern auch als Blogger niemals aus.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

Abonniert doch den RSS-Feed von GNIT. Mehr von Sash gibt es außerdem bei Facebook und bei Twitter.

Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Verkehrsfluss

Es gibt immer wieder Situationen im Taxi, da stellen einen Fahrgäste vor Aufgaben, bei denen wir uns zwischen Kundenservice und Verkehrsregeln entscheiden müssen. Der klassische Fall ist natürlich der verspätete Fahrgast, der uns zu Geschwindigkeitsübertretungen animieren will, um den Zug, den Flug oder die Happy Hour noch zu erwischen.

Die Entscheidung fällt nicht immer leicht, denn es gibt zum einen verschiedene Verkehrsverstöße und zum anderen verschiedene Kunden. Auf der Stadtautobahn zum Flughafen Schönefeld auch mal 90 oder 95 km/h zu fahren statt der erlaubten 80, das passiert einem ja auch ohne Kundschaft mal. Und natürlich will ich meine Kundschaft zufriedenstellen! Denn auch wenn meistens stimmt, dass die Kunden sich selbst in die missliche Lage gebracht haben, so freut man sich als Dienstleister ja doch, wenn man es schafft, sie mit einem bisschen Extra-Engagement da rausholen zu können.

Die dabei versprochenen Trinkgelder erweisen sich zwar regelmäßig als infame Übertreibungen und Lügen, dennoch sind auch im Taxigewerbe die glücklichen Kunden die guten Kunden.

Und so hatte ich neulich mit mir zu kämpfen, als ich in der Warschauer Straße an einer Ampel stand und einer meiner Fahrgäste meinte:

„Oh! Cool! ‚Ne Volksbank! Kannste hier mal rechts halten?“

…und ich stand wirklich ganz vorne links an der Ampel.

Sicher: Mit einem Rotverstoß hätte ich rechts ranfahren können, ansonsten hätte ich den wie üblich aufgestauten Verkehr über Gebühr behindern müssen, um dieses Spielchen mitzuspielen. Also hab ich die Frage verneint. Ich hab angeboten, etwas weiter die Straße runter anzuhalten, bzw. bei der nächsten Gelegenheit eine Runde um den Block zu fahren. Aber klar: Das kostet natürlich ebenso wie das Abheben bei einer anderen Bank.

Da wir ohnehin die Revaler Straße als Ziel hatten, hab ich die dortige Sparkasse vorgeschlagen – ein Vorschlag, der für mich als Fahrer mit der Frage, in welche Richtung es gleich geht, ziemlich langsam entschieden wurde. Immerhin hat die Kundschaft es eingesehen, da sind nicht alle so locker drauf.

Hätte ich im Vorfeld schon gewusst, dass wir an einer Bank, einer Volksbank gar, anhalten müssten, dann hätten wir das natürlich auch hinbekommen. Aber so sehr man es sich im Einzelfall vielleicht als Kunde (oder auch Fahrer 😉 ) mal wünscht: Taxen haben keine Sonderrechte im Verkehr, abgesehen von der Benutzung der ein oder anderen Busspur und dem Anhalten an der rechten Straßenseite! Wir müssen uns auch an die Regeln halten und sind abgesehen von ein bisschen Routine im Umgang mit dem Verkehr sind auch wir nicht total unanfällig für Stress. Ich hoffe, das ist soweit verständlich.