Enn-Öh!

Ganz frisch in der Birne hat der Typ nicht mehr gewirkt, der mich an der Frankfurter Allee unweit des Centers angehalten hat. Ich hab mich gefreut, für die Tour dorthin bin ich ewig am Ostbahnhof gestanden. Da passte mir eine zweite Tour ganz gut rein.

„Sachma, bringste mich nach Kaulsdorf?“

„Klar.“

„Für’n Zehner?“

„Nee, das wird etwas mehr kosten.“

„Aber es regnet. Mehr hab ich nicht. Machste oder machste nicht?“

Er ist schon mal zielstrebig auf die Türe hinten links zugegegangen in der Erwartung, sich gleich hinsetzen zu können. Festpreisanfragen sind das eine. Aber es dann auch noch als Selbstverständlichkeit auffassen, dass der Fahrer einwilligt? Nicht mit mir, sorry.

„Nö.“

„Nö?“

„Nö.“

„Ähm… is zum Bahnhof. Bahnhof Kaulsdorf.“

„Aber nicht für’n Zehner!“

„Nö?“

„Nö.“

„Ja, äh…“

„Ich wünsche dennoch einen schönen Abend.“

„Äh… ok. Dir auch.“

Ja, vielleicht kann man mal eine die Regel bestätigende Ausnahme machen. Aber ich sage es mal so: Es ist nicht so, dass ich nicht auch für manche Fahrten gerne das doppelte des Tarifs nehmen würde. Darf ich nicht, kann ich nicht, mach ich nicht. Nicht an beschissenen Montagen und auch nicht an Silvester. Deswegen bin ich auch relativ kaltherzig bei den gefühlten 30% der nächtlichen Fahrgäste, die der Meinung sind, ihre einzige Taxifahrt in 3 Jahren müsste ich jetzt aber selbstverständlich mit irgendeinem Rabatt belohnen.

Ganz abgesehen von der vielleicht auch manchmal recht unschönen rechtlichen Seite: Ich mach den Job ja gerne und ich bemühe mich, ihn auch gut zu machen. Aber ganz ehrlich: Ich muss auch ein bisschen Geld damit verdienen.

15 Kommentare bis “Enn-Öh!”

  1. Daniel sagt:

    Verrate doch bitte mal einem weniger Ortskundigen, was die Fahrt vermutlich gekostet hätte.

  2. Falcon030 sagt:

    Herrje, da wird der Ärmste doch tatsächlich mit U5 und S5 fahren müssen, fast unzumutbar in Berlin…
    Ich kenn den Preis für die Strecke nicht (ich tipp mal auf 15 bis 18 Euro), aber glaube kaum, dass derselbe Typ auch im Mediamarkt versuchen würde, den Preis seines neuen Fernsehers um ein Drittel zu drücken.
    Warum dann beim Taxifahren?

  3. Felix sagt:

    Selbst in Berlin soll es an Wochentagen Uhrzeiten geben zu denen keine S-/U-Bahnen fahren. Natuerlich hat man trotzdem einfach Pech gehabt, wenn man sich das Taxi dann nicht mehr leisten kann.

  4. Sash sagt:

    @Daniel:
    Ich würde sagen, Falcon 030 hat es etwa auf den Punkt gebracht. Also es ging tatsächlich um einen Preisnachlass von 30 bis 40%, nicht so ein „Mach halt die Uhr schon an der Ecke vorher aus…“

    @Falcon030:
    Ich befürchte Gewohnheit als Motivation. Das ist mit einer der Gründe, weswegen ich da so hart bin. Das Geschäftsmodell vieler Kollegen scheint ja zu sein, diese Rabatte zu gewähren und auf anderen Touren durch Umwege wieder reinzuholen…

  5. anonym sagt:

    Jetzt mal ins Unreine gesprochen: Sollen diese Leute doch in den arabischen Raum ziehen, da können sie wahrscheinlich den ganzen Tag auf dem Basar feilschen.

    Nein, wie ich diese Handelei verabscheue. In unseren Breiten ist doch klar: Es gibt einen Preis. So gilt: Take it or leave it! Das mag auf dem Flohmarkt vielleicht noch teilweise etwas anders sein, aber das war es dann auch schon. Warum begreifen diese Figuren das nicht??!

  6. anonym sagt:

    Vom Ring-Center bis Bf. Kaulsdorf? Ich tippe auf 12, höchstens 13 Euro. Ich denke, das ist realistisch.

  7. anonym sagt:

    Was mir gerade auffällt: Hier hat letztes Jahr keine Zeitumstellung stattgefunden, d. h., alle haben eine Stunde früher kommentiert als angegeben.

  8. mm. sagt:

    “Sachma, bringste mich nach Kaulsdorf?” Ich dachte, Du bist Sash. Sachma ist Sachma… 😉

  9. Sash sagt:

    @anonym:
    Ich hab einfach keine Lust mehr, WordPress ständig umzustellen. Ist in der Regel ja egal 🙂
    Was die Strecke angeht: Hab Google befragt und komme auf 8,5 bis 9 Kilometer. Da reichen 12 bis 13 Euro nicht ganz.

    @mm.:
    Argh! Identitätsprobleme!!!
    (Musste allerdings ganz ehrlich auch meinen Freund denken, als ich das geschrieben hab 😉 )

  10. Aro sagt:

    @ Felix
    Wenn keine U-Bahn fährt, gibt’s immer noch den Nachtbus, der ja an den gleichen Bahnhöfen hält. Wenn er mit dem Bus bis Wuhletal fährt, kommt er von dort mit dem Taxi locker zum Bhf. Kaulsdorf und hat noch einen Euro übrig.

  11. Falcon030 sagt:

    @Aro: Sogar 3 € ;-).
    Ich bin vor kurzem von Wuhletal noch einen Kilometer weiter als S-Bahnhof Kaulsdorf gefahren und hätte 7,60 Euro bezahlen müssen.

  12. Und wie immer gilt auch das Prinzip: Versuchste beim Taxi zu sparen, versuchste auch beim Bus zu sparen. Ähnliche Rabattverhandlungen kommen gelegentlich auch im Bus vor 😉

  13. anonym sagt:

    @ Busfahrer Michael
    Das finde ich wirklich krank, also daß jemand dergleichen versucht. Und dann auch noch beim Bus! Beim Taxifahrer könnte man noch realistischerweise unterstellen, er ist Unternehmer. Aber welchem Busfahrer – im Stadtverkehr – gehört schon der Bus? Daher ist mein Urteil ziemlich hart: Das sind Leute ohne jede Peilung (wie mancher heute so schön formuliert).

  14. highwayfloh sagt:

    Hast Dich völlig korrekt verhalten…

    rechtlich gesehen wäre es „Untreue“ gegenüber Deinem Arbeitgeber, wenn Du Dich drauf eingelassen hättest. Hast mein vollstes Verständnis!

    Hier mal eine Begebenheit von mir bezüglich einer schon sehr lange zurückliegenden Taxifahrt:

    Ich fragte von vorne herein bei der Bestellung des Taxis, was der Preis für die Strecke wäre und dass ich nach ein paar Stundne auch wieder zurück fahren würde …

    … aus diversen Gründen war es mir aber nicht möglich, den kompletten Fahrpreis komplett zu begleichen.

    Der Unternehmer bat mich um meine Tel.-Nr. rief mich zurück und die Sache war geritzt. Er hat sich dann auch meine Daten notiert – was ja völlig legitim war – und dann mit ein paar Tagen Verzögerung sein Entgelt + Trinkgeld von mir bekommen.

    Letztendlich kommt es immer darauf an, wie man miteinander umgeht. Bei gutem Willen – die entsprechende Ehrlichkeit natürlich vorausgesetzt – lässt sich für alles eine Lösung finden.

  15. Sash sagt:

    @Busfahrer Michael:
    Ich muss zugeben, dass ich echt überrascht bin, dass das euch Busfahrer auch betrifft. Aber man lernt ja nie aus…

    @highwayflo:
    Dass es richtig war, weiß ich. Den meisten potenziellen Kunden ist das halt schwer vermittelbar, deswegen schreibe ich über diese Dinge dennoch ganz gerne.
    Und wenn das mit dem nachträglichen Bezahlen immer – oder wenigstens im Regelfall – so ablaufen würde, wie bei deiner Fahrt, dann würden da auch die wenigsten Fahrer Probleme mit haben. Tatsächlich hat wahrscheinlich jeder Unternehmer und jeder Fahrer eine nicht zu verachtende Sammlung an Personalausweisen in der Schublade liegen, weil es den Leuten vielmals völlig scheißegal ist…

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