Hundeblick

Ich glaube, Tom Gerhardt war es, der vor mindestens 20 Jahren einen strunzdummen Witz machte und über die „Eingeborenen in Mallorca, Spaniel oder so“ etwas sagte. Dass sich dieser Spruch irgendwie in meinem Gedächtnis halten konnte, liegt ausschließlich seinem unterirdischen Niveau. Dass er aber aus meinem Unterbewusstsein wieder hervorgepurzelt ist, hatte ich einer Truppe junger Spanier zu verdanken. Und eben einem Hund.

Die Spanier hab ich an meiner Stammhalte am Ostbahnhof mehr oder minder aufgesammelt. Es war eine fünfköpfige Gruppe, eine von denen die auf meine Aussage, ich könne schon fünf Leute mitnehmen, sofort zu viert auf die Rückbank springen. Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, ob es nicht sogar alle fünf waren. Das Spiel ist jedes Mal dasselbe: Ich warte ein paar Sekunden, bis sie ihre Beine sortiert haben, setze ein nettes Grinsen auf und verlange, dass alle wieder aussteigen. Anders kann ich nunmal nicht an den Zusatzsitz ran…

Sonderlich auffällig verhalten haben sie sich nicht. Sie wollten zum Weekend, und als ich ihnen gesagt habe, dass das auch mit dem letzten im Bunde unter 10 € bleibt, war ich sowieso der Held des Tages. Normalerweise setzen so große Truppen den größten Töffel ganz nach hinten, damit er ein bisschen an der Rückbank rumkauen kann, wo ich es nicht sehe (nicht lachen, ich hab tatsächlich mal ein wenig Sabber und sowas ähnliches wie Zahnabdrücke dort gefunden!), aber nicht diese. Die haben den größten Töffel direkt neben mich gesetzt, wo der junge Mann ein eindrucksvolles Studienobjekt für mich abgab.

Wieviel seiner Aussagen letztlich sinnvoll waren, kann ich als nicht spanischsprachiger Mensch nur bedingt beurteilen, aber schon seine insgesamt 3 Minuten Lebenszeit kostende Rechnung, wieviel jeder nun zu zahlen hätte (Wir erinnern uns: 5 Leute, 10 Euro…) wies mir in etwa den Weg bei meiner Beurteilung. Mit der Frage

„You’re really a cabdriver?“

hat er sich nicht gerade aus dieser Schublade befreien können, in die ich ihn vorschnell einsortiert hatte. Als wir dann die ersten Ausläufer des Alexanderplatzes in Sichtweite hatten, kam zusätzlich der Hund ins Spiel. Der befand sich im Kofferraum eines Autos vor uns und stand dort auch bei einem Ampelstopp träge in der Gegend herum und kümmerte sich nicht um uns. Verständlich: Ich hätte als Hund in einem Kofferraum auch besseres zu tun als mich um irgendeine x-beliebige Autobesatzung zu kümmern.

Den Töffel juckte das kein bisschen. Der winkte. Und winkte. Und winkte und winkte und winkte und war sich weder der Tatsache bewusst, dass der Hund gelangweilt seinen Blick abwandte, nein ganz offensichtlich war er sich vor allem nicht bewusst, was für ein doofes Grinsen er dabei aufsetzte. Die ganze Chose dauerte glücklicherweise ja nur eine Minute, denn dann standen wir schon vor dem Club. Es war auf jeden Fall einer der Kunden, den ich eigentlich gerne bei der anschließenden Balz gesehen hätte 🙂

4 Kommentare bis “Hundeblick”

  1. „Es war auf jeden Fall einer der Kunden, den ich eigentlich gerne bei der anschließenden Balz gesehen hätte.“ – Und er winkte, und winkte, und winkte, und winkte. Und sie drehte ihren gelangweilten Blick ob seines dämlichen Grinsens ab.

  2. ..oder er greift sich die hübschesten Mädels ab.. man weiß es nicht…

  3. scf sagt:

    Och, nach der Winkaktion finde ich den ja sogar schon fast knuffig. 🙂
    Immerhin kann er dann im Club mit seiner Tierliebe punkten.

  4. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    So stelle ich mir das auch vor 🙂

    @Altenheimblogger:
    Auch möglich. So erfahrungsgemäß.

    @scf:
    Aber irgendwie musste ich doch gehässig sein. Natürlich ist er irgendwie auch knuffig gewesen 🙂

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